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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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Apaturios
aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines
Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu-
len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer,
Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf
nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei
Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk
an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil-
lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte,
wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem
Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern
aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles
sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der
Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die
Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte
Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung
(VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack-
losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus-
rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius
revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der
vorliegenden Periode gelebt haben.

Aristobulos,
"Syrus," also ein Syrier (wie es auch einen König der
Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird
von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung
würdigen Malern angeführt.

Maler in Rhodos.

Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho-
her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler,
welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin-
den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe,
deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es
nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen
thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter
der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir
wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi-
ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung
in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig-
keit nachweisen lässt.

Apaturios
aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines
Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu-
len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer,
Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf
nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei
Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk
an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil-
lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte,
wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem
Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern
aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles
sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der
Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die
Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte
Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung
(VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack-
losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus-
rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius
revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der
vorliegenden Periode gelebt haben.

Aristobulos,
„Syrus,“ also ein Syrier (wie es auch einen König der
Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird
von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung
würdigen Malern angeführt.

Maler in Rhodos.

Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho-
her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler,
welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin-
den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe,
deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es
nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen
thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter
der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir
wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi-
ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung
in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig-
keit nachweisen lässt.

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[286/0294] Apaturios aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu- len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer, Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil- lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte, wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung (VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack- losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus- rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der vorliegenden Periode gelebt haben. Aristobulos, „Syrus,“ also ein Syrier (wie es auch einen König der Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung würdigen Malern angeführt. Maler in Rhodos. Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho- her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler, welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin- den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe, deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi- ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig- keit nachweisen lässt.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/294>, abgerufen am 19.03.2024.