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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung.
larien bedrohen die Heimsuchung mit der königlichen Bannbusse, die
von den Teilnehmern jeder zu zahlen hat, während nach friesischem
Volksrechte der Führer das friesische Wergeldsimplum, jeder Genosse
den fredus von 12 Solidi verbricht.

Neben der strafbaren Heimsuchung hatte es ursprünglich auch
eine erlaubte gegeben, die Heimsuchung in gerechter Fehde. Eine
angelsächsische Satzung erörtert den Fall, dass jemand seinen Feind
in dessen Behausung belagert, nachdem er ihn vergeblich um Recht
gebeten hat. Wenn die Belagerung sieben Nächte lang gedauert und
der Belagerte sich nicht ergeben hat, ist es erlaubt, Gewalt anzu-
wenden 26. Im fränkischen Reiche wurde zunächst die Tötung im
eigenen Hause unter volksrechtliche, dann die Heimsuchung schlecht-
weg unter königsrechtliche Strafe gestellt.

§ 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung.

Wilda, Strafrecht S. 940. v. Richthofen, Zur Lex Saxonum S. 305. Osen-
brüggen
, Strafrecht der Langobarden S. 154. Derselbe, Die Brandstiftung 1854,
S. 1 ff. Brandt, Forelaesninger II 115.

Neben der Brandstiftung 1 als absichtlicher Branderregung steht
die Feuerverwahrlosung als absichtslose Missethat gleichen Erfolgs.
Mit seltener Übereinstimmung rechnen es die Quellen zum That-
bestande der Brandstiftung, dass sie volens, voluntarie, asto animo,
per aliquam invidiam vel odium, mit Willen, mit feindlicher Hand
geschehe, oder sie bringen die Absicht durch die Worte focum
mittere, Feuer setzen, durch die Bezeichnung des Brandstifters als
blaesere (Bläser) zum Ausdruck 2.


26 Alfred 42. Vgl. Aethelred IV 4.
1 Ahd. brant, ags. brand oder auch baernet, lat. incendium.
2 Lex Sax. 38: qui domum alterius vel noctu vel interdiu suo tantum con-
silio volens incenderit ... Lex Fris. 5, 1: qui domum alterius incendere
volens facem manu tenet ... Sunesen 61: si quis voluntarie ignem inponat
domo aliene, ut ad iniuriam et dampnum domini domus incendio consumatur.
Sunesen 132: accusatus quispiam, quod voluntarie domum incenderit alienam.
Roth. 146: si quis casam alienam asto animo, quod est voluntarie, incenderit ...
Roth. 149: si quis molinum alterius asto incenderit, id est voluntarie. Lex
Baiuw. X 1: si quis per aliquam invidiam vel odium in nocte ignem inposuerit ...
A. O. I 6: si quis res ecclesiae igne cremaverit per invidiam more furtivo in
nocte ... Gulathingslög 98: heiftugri hendi. Skanelagen 214 (S. 199): Saetaer man
maeth wilia sinum eld j annars manz hus .. Vgl. auch die schwedischen Stellen bei
Wilda, Strafrecht S. 945. -- Lex Alam. 76: si quis ... foco in nocte miserit,

§ 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung.
larien bedrohen die Heimsuchung mit der königlichen Bannbuſse, die
von den Teilnehmern jeder zu zahlen hat, während nach friesischem
Volksrechte der Führer das friesische Wergeldsimplum, jeder Genosse
den fredus von 12 Solidi verbricht.

Neben der strafbaren Heimsuchung hatte es ursprünglich auch
eine erlaubte gegeben, die Heimsuchung in gerechter Fehde. Eine
angelsächsische Satzung erörtert den Fall, daſs jemand seinen Feind
in dessen Behausung belagert, nachdem er ihn vergeblich um Recht
gebeten hat. Wenn die Belagerung sieben Nächte lang gedauert und
der Belagerte sich nicht ergeben hat, ist es erlaubt, Gewalt anzu-
wenden 26. Im fränkischen Reiche wurde zunächst die Tötung im
eigenen Hause unter volksrechtliche, dann die Heimsuchung schlecht-
weg unter königsrechtliche Strafe gestellt.

§ 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung.

Wilda, Strafrecht S. 940. v. Richthofen, Zur Lex Saxonum S. 305. Osen-
brüggen
, Strafrecht der Langobarden S. 154. Derselbe, Die Brandstiftung 1854,
S. 1 ff. Brandt, Forelæsninger II 115.

Neben der Brandstiftung 1 als absichtlicher Branderregung steht
die Feuerverwahrlosung als absichtslose Missethat gleichen Erfolgs.
Mit seltener Übereinstimmung rechnen es die Quellen zum That-
bestande der Brandstiftung, daſs sie volens, voluntarie, asto animo,
per aliquam invidiam vel odium, mit Willen, mit feindlicher Hand
geschehe, oder sie bringen die Absicht durch die Worte focum
mittere, Feuer setzen, durch die Bezeichnung des Brandstifters als
blǽsere (Bläser) zum Ausdruck 2.


26 Alfred 42. Vgl. Aethelred IV 4.
1 Ahd. brant, ags. brand oder auch bærnet, lat. incendium.
2 Lex Sax. 38: qui domum alterius vel noctu vel interdiu suo tantum con-
silio volens incenderit … Lex Fris. 5, 1: qui domum alterius incendere
volens facem manu tenet … Sunesen 61: si quis voluntarie ignem inponat
domo aliene, ut ad iniuriam et dampnum domini domus incendio consumatur.
Sunesen 132: accusatus quispiam, quod voluntarie domum incenderit alienam.
Roth. 146: si quis casam alienam asto animo, quod est voluntarie, incenderit …
Roth. 149: si quis molinum alterius asto incenderit, id est voluntarie. Lex
Baiuw. X 1: si quis per aliquam invidiam vel odium in nocte ignem inposuerit …
A. O. I 6: si quis res ecclesiae igne cremaverit per invidiam more furtivo in
nocte … Gulaþíngslög 98: heiftugri hendi. Skånelagen 214 (S. 199): Sætær man
mæþ wilia sinum eld j annars manz hus .. Vgl. auch die schwedischen Stellen bei
Wilda, Strafrecht S. 945. — Lex Alam. 76: si quis … foco in nocte miserit,
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[654/0672] § 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung. larien bedrohen die Heimsuchung mit der königlichen Bannbuſse, die von den Teilnehmern jeder zu zahlen hat, während nach friesischem Volksrechte der Führer das friesische Wergeldsimplum, jeder Genosse den fredus von 12 Solidi verbricht. Neben der strafbaren Heimsuchung hatte es ursprünglich auch eine erlaubte gegeben, die Heimsuchung in gerechter Fehde. Eine angelsächsische Satzung erörtert den Fall, daſs jemand seinen Feind in dessen Behausung belagert, nachdem er ihn vergeblich um Recht gebeten hat. Wenn die Belagerung sieben Nächte lang gedauert und der Belagerte sich nicht ergeben hat, ist es erlaubt, Gewalt anzu- wenden 26. Im fränkischen Reiche wurde zunächst die Tötung im eigenen Hause unter volksrechtliche, dann die Heimsuchung schlecht- weg unter königsrechtliche Strafe gestellt. § 141. Brandstiftung und Feuerverwahrlosung. Wilda, Strafrecht S. 940. v. Richthofen, Zur Lex Saxonum S. 305. Osen- brüggen, Strafrecht der Langobarden S. 154. Derselbe, Die Brandstiftung 1854, S. 1 ff. Brandt, Forelæsninger II 115. Neben der Brandstiftung 1 als absichtlicher Branderregung steht die Feuerverwahrlosung als absichtslose Missethat gleichen Erfolgs. Mit seltener Übereinstimmung rechnen es die Quellen zum That- bestande der Brandstiftung, daſs sie volens, voluntarie, asto animo, per aliquam invidiam vel odium, mit Willen, mit feindlicher Hand geschehe, oder sie bringen die Absicht durch die Worte focum mittere, Feuer setzen, durch die Bezeichnung des Brandstifters als blǽsere (Bläser) zum Ausdruck 2. 26 Alfred 42. Vgl. Aethelred IV 4. 1 Ahd. brant, ags. brand oder auch bærnet, lat. incendium. 2 Lex Sax. 38: qui domum alterius vel noctu vel interdiu suo tantum con- silio volens incenderit … Lex Fris. 5, 1: qui domum alterius incendere volens facem manu tenet … Sunesen 61: si quis voluntarie ignem inponat domo aliene, ut ad iniuriam et dampnum domini domus incendio consumatur. Sunesen 132: accusatus quispiam, quod voluntarie domum incenderit alienam. Roth. 146: si quis casam alienam asto animo, quod est voluntarie, incenderit … Roth. 149: si quis molinum alterius asto incenderit, id est voluntarie. Lex Baiuw. X 1: si quis per aliquam invidiam vel odium in nocte ignem inposuerit … A. O. I 6: si quis res ecclesiae igne cremaverit per invidiam more furtivo in nocte … Gulaþíngslög 98: heiftugri hendi. Skånelagen 214 (S. 199): Sætær man mæþ wilia sinum eld j annars manz hus .. Vgl. auch die schwedischen Stellen bei Wilda, Strafrecht S. 945. — Lex Alam. 76: si quis … foco in nocte miserit,

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/672>, abgerufen am 28.03.2024.