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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Gott Lob! nun bin ich mit allem wol zufrieden/ und werde mit frölichem Angesicht dereins
wieder vor euren und meinen H. Vater treten können; Aber wie hat mein Bruder sich so
lange können verborgen halten? Fabius antwortete/ ich bin nicht allerdinge verborgen ge-
wesen/ sondern habe meinen Wandel geführet in Ketten und Banden/ unter Schlägen und
Streichen/ in Mühe und unflätiger Arbeit/ bald Leibeigen bald frey/ und zum andernmahl
mit meinem eigenen Gelde von mir selbst verkauft/ womit wir uns vordißmahl nicht wei-
ter betrüben wollen; nur freue ich mich/ daß mein abgesagter Feind Gobares/ der mich un-
terschiedlichemahl zuermorden gesucht/ unter meine Hände gerahten ist. So hat der
Schelm unser aller Feind und Mörder seyn wollen/ sagte Ladisla; O wann er nur mit ei-
nem Halse bezahlen könte! Das Fräulein wolte ihren lieben Herkules auch erfreuen/ setze-
te sich mit Euphrosynen und Libussen in eine Gutsche/ und fuhr geschwinde hin zu ihm.
Er gedachte bald/ was vor ein Schaz auff dem verdekten Wagen seyn würde/ und rante
ihr auff seinem Blänken frisch entgegen/ welches sie ersehend/ vom Wagen sprang/ und
seine Näherung mit liebscheinenden Auglein erwartete/ da er auch vom Pferde stieg/ und
ihr mit offenen Armen entgegen trat/ sie einander auch nicht anders empfingen/ ob währen
sie etliche Jahr lang geschieden gewesen/ und sagte sie mit trauriger Stimme zu ihm: Herz-
geliebter Schaz/ darff auch die geraubete Valiska sich kühnlich wie der zu ihrem Fürsten
hinbegeben? Ach mein Herz/ sagete er/ warumb fraget sie solches? ist euch etwa wieder eu-
ren Willen Schmach angeleget/ so schlaget es/ bitte ich/ aus dem Sinne/ nachdem der grund-
gütige Gott uns wieder zusammen gefüget hat. Ja freilich ist mir Schmach angetahn/
sagte sie/ aber Gott Lob/ ohn alle verletzung meiner Ehren/ welches ich bloß nur der barm-
herzigkeit Gottes zu danken habe/ welcher des Frevelers Muht und Macht gebrochen/ und
ihm alle Gelegenheit gehindert hat; wiewol er dannoch die Straffe außstehen sol/ weil ich
ihn in meiner Gewalt habe. Als Herkules diese angenehme Zeitung hörete/ küssete er sie
herzlich/ und sagete: Ey so bin mit meines lieben Gottes väterlicher Züchtigung ich wol
zu frieden/ nachdem Ehre und Keuscheit erhalten ist. Aber was treten dort vor schöne Frauen
her? die gewißlich dieser Landes Art nicht sind. Das Fräulein lachete/ wolte sie doch nicht
nennen/ sondern winkete ihnen/ fortzugehen. Fr. Euphrosyne und Libussa traten voran/
Brela und Agatha folgeten/ kehreten sich an das Fräulein nicht/ sondern stelleten sich mit
tieffer Neigung vor Herkules/ da die erste ihm die Hand küssen wolte/ welches er doch nicht
zugab/ sondern im umbfahen sie freundlich küssete/ und mit grosser Verwunderung zu ihr
sagete: O ihr meine geträue und werte Freundin/ was bewäget sie immermehr/ diese fer-
ne Reise zutuhn? Durchl. Groß Fürst/ antwortete sie/ die häupt Ursach unser aller ankunft
ist das Verlangen/ das aller volkommenste Menschen-Par dieser Welt zu sehen/ und uns
ihnen zu Dienste zuergeben. Meine neben Ursach ist/ daß ich das mir in verwarung gege-
bene Ringelein/ wieder einliefern möge/ ehe ichs verliere/ welches ich hiemit untertähnig
einreiche. Frl. Valiska kennete solches alsbald/ nam es ungeheissen zu sich/ und sagete: Ge-
liebte Freundin/ dieses stehet eigentlich mir zu/ drumb habe ich beydes vor gute Verwah-
rung und vor eure überkunft zu danken. Meine geliebte Wase Agatha/ fuhr jene fort/ nach
dem sie berichtet ist/ daß ein so teurer Fürst sie von dem kalten liebes Feur des alten Man-
nes/ und gar zu heissen Flammen der unverdienten Straffen erlöset/ hat sie ihre Schuldig-

keit
b

Fuͤnftes Buch.
Gott Lob! nun bin ich mit allem wol zufrieden/ und werde mit froͤlichem Angeſicht dereins
wieder vor euren und meinen H. Vater treten koͤnnen; Aber wie hat mein Bruder ſich ſo
lange koͤnnen verborgen halten? Fabius antwortete/ ich bin nicht allerdinge verborgen ge-
weſen/ ſondern habe meinen Wandel gefuͤhret in Ketten und Banden/ unter Schlaͤgen uñ
Streichen/ in Muͤhe und unflaͤtiger Arbeit/ bald Leibeigen bald frey/ und zum andernmahl
mit meinem eigenen Gelde von mir ſelbſt verkauft/ womit wir uns vordißmahl nicht wei-
ter betruͤben wollen; nur freue ich mich/ daß mein abgeſagter Feind Gobares/ der mich un-
terſchiedlichemahl zuermorden geſucht/ unter meine Haͤnde gerahten iſt. So hat der
Schelm unſer aller Feind und Moͤrder ſeyn wollen/ ſagte Ladiſla; O wann er nur mit ei-
nem Halſe bezahlen koͤnte! Das Fraͤulein wolte ihren lieben Herkules auch erfreuen/ ſetze-
te ſich mit Euphroſynen und Libuſſen in eine Gutſche/ und fuhr geſchwinde hin zu ihm.
Er gedachte bald/ was vor ein Schaz auff dem verdekten Wagen ſeyn wuͤrde/ und rante
ihr auff ſeinem Blaͤnken friſch entgegen/ welches ſie erſehend/ vom Wagen ſprang/ und
ſeine Naͤherung mit liebſcheinenden Auglein erwartete/ da er auch vom Pferde ſtieg/ und
ihr mit offenen Armen entgegen trat/ ſie einander auch nicht anders empfingen/ ob waͤhrẽ
ſie etliche Jahr lang geſchieden geweſen/ und ſagte ſie mit trauriger Stim̃e zu ihm: Herz-
geliebter Schaz/ darff auch die geraubete Valiſka ſich kuͤhnlich wie der zu ihrem Fuͤrſten
hinbegeben? Ach mein Herz/ ſagete er/ warumb fraget ſie ſolches? iſt euch etwa wieder eu-
ren Willẽ Schmach angeleget/ ſo ſchlaget es/ bitte ich/ aus dem Siñe/ nachdem der grund-
guͤtige Gott uns wieder zuſammen gefuͤget hat. Ja freilich iſt mir Schmach angetahn/
ſagte ſie/ aber Gott Lob/ ohn alle verletzung meiner Ehren/ welches ich bloß nur der barm-
herzigkeit Gottes zu danken habe/ welcher des Frevelers Muht und Macht gebrochen/ uñ
ihm alle Gelegenheit gehindert hat; wiewol er dannoch die Straffe außſtehen ſol/ weil ich
ihn in meiner Gewalt habe. Als Herkules dieſe angenehme Zeitung hoͤrete/ kuͤſſete er ſie
herzlich/ und ſagete: Ey ſo bin mit meines lieben Gottes vaͤterlicher Zuͤchtigung ich wol
zu friedẽ/ nachdem Ehre uñ Keuſcheit erhalten iſt. Aber was treten dort vor ſchoͤne Frauẽ
her? die gewißlich dieſer Landes Art nicht ſind. Das Fraͤulein lachete/ wolte ſie doch nicht
nennen/ ſondern winkete ihnen/ fortzugehen. Fr. Euphroſyne und Libuſſa traten voran/
Brela und Agatha folgeten/ kehreten ſich an das Fraͤulein nicht/ ſondern ſtelleten ſich mit
tieffer Neigung vor Herkules/ da die erſte ihm die Hand kuͤſſen wolte/ welches er doch nicht
zugab/ ſondern im umbfahen ſie freundlich kuͤſſete/ und mit groſſer Verwunderung zu ihr
ſagete: O ihr meine getraͤue und werte Freundin/ was bewaͤget ſie immermehr/ dieſe fer-
ne Reiſe zutuhn? Durchl. Groß Fuͤrſt/ antwortete ſie/ die haͤupt Urſach unſer aller ankunft
iſt das Verlangen/ das aller volkommenſte Menſchen-Par dieſer Welt zu ſehen/ und uns
ihnen zu Dienſte zuergeben. Meine neben Urſach iſt/ daß ich das mir in verwarung gege-
bene Ringelein/ wieder einliefern moͤge/ ehe ichs verliere/ welches ich hiemit untertaͤhnig
einreiche. Frl. Valiſka keñete ſolches alsbald/ nam es ungeheiſſen zu ſich/ und ſagete: Ge-
liebte Freundin/ dieſes ſtehet eigentlich mir zu/ drumb habe ich beydes vor gute Verwah-
rung und vor eure uͤberkunft zu danken. Meine geliebte Waſe Agatha/ fuhr jene fort/ nach
dem ſie berichtet iſt/ daß ein ſo teurer Fürſt ſie von dem kalten liebes Feur des alten Man-
nes/ und gar zu heiſſen Flammen der unverdientẽ Straffen erloͤſet/ hat ſie ihre Schuldig-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/15>, abgerufen am 19.04.2024.