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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
machete. So bald ich verbunden wahr/ nam ich meines Herkules Erlösung in acht/ und
setzete ein Schreiben auff an Herrn Dio/ in welchem ich untertähnig baht/ mir mit einer
Vorschrifft behülflich zuseyn/ daß mein zu Rom verkauffter naher Anverwanter mir gegen
Erlegung eines gnugsamen Lösegeldes/ unwegerlich möchte abgefolget werden/ weil er nit
im Streite gefangen/ sondern durch Räuberhand entführet wäre/ gleich da er mit mir auf
der Reise gewesen/ sich in Römische Dienste zubegeben. Worauff er mir einen offenen
Brie[f] an Käyserl. Hocheit zustellete/ dieses Inhalts:

Demnach zeiget dieses/ Winnibald/ Teutscher ädler Ritter einen verwägenen Pannonier im
absonderlichen Kampff ritterlich erleget/ und dadurch verdienet hat/ daß er nicht allein mit dem Rö-
mischen Bürgerrecht/ sondern auch andern Käyserlichen Gnaden angesehen werde/ und aber zur Er-
stattung seiner Dienste/ nur seines ohn ursach gefangenen und verkaufften Freundes Oedemeiers Er-
lös- und Befreyung bittet/ als wird Käyserl. Hocheit hiemit von mir untergezeichnetem allerunter-
tähnigst ersuchet/ ihm darin allergnädigste Hülffe zuleisten/ welche ich wol versichere/ daß Zeit meiner
Feld Herrschafft ein so grosser Trotzer und verwägener Pannonier sich nicht finden lassen/ als der
durch dieses ädlen Ritters sieghaffte Faust gebendiget und erschlagen ist; solte aber Käyserl. Hoch-
heit nicht belieben/ das Lösegeld aus gemeinem Seckel zuerlegen/ erbiete ich mich/ es von dem meinen
als eine schuldige Dankbarkeit auszuzahlen. Dio.

Als ich an meinen Wunden genesen wahr/ stellete Ekhard sich wieder ein/ berichtete/
wie höchlich Herkules über meiner unverrükten Liebe sich erfreuete/ und lieferte mir sein
Schreiben/ ohngefehr dieses Inhalts: Seine Seele hätte die höchste Erquickung aus mei-
ner beharlichen brüderlichen Gewogenheit eingenommen/ weil ihm doch unmöglich wäh-
re/ seinen Ladisla nicht zulieben. Daß ich seinen hellsamen Christlichen Glauben vor eine
Zauberey hielte/ legte er nicht meiner Bosheit/ sondern Unwissenheit zu/ welche sein HErr
JEsus mir gnädig verzeihen würde; dz er aber davon abzustehen/ von mir angesucht wäh-
re/ könte er nach meinem Willen nicht beantworten/ hätte doch seines Muhts und herzens
noch das allergeringste nicht verlohren/ sondern währe willens/ der Ritterschafft nachzu-
ziehen/ so bald ihm nur Antwort von seinem Herr Vater zukähme/ und möchte ich die Ge-
danken ja nicht fassen/ als ob ein Christ mit einem Un Christen nicht könte weltliche Ver-
trauligkeit haben; Ich solte nach belieben nur kommen/ dann würde ich spüren/ daß er kei-
ner Ungebührligkeit anhinge/ deren ich ihn beschuldigte/ und würde Ekhard mir eine Her-
berge/ gerade gegenseiner Wohnung über/ zeigen/ dahinein ich mich legenkönte. Ich bilde-
te mir ein/ mein Schreiben hätte ihn schon weicher gemacht/ daß er vom Christentuhm
könte abgebracht werden/ insonderheit/ weil Ekhard mich berichtete/ er hätte ihn etwas
milder als vorhin befunden; welches mich hoffen machete/ ich würde vor meiner
Ankunft zu Rom/ ihn gar davon abschrecken können/ und schickete ihm ein bedrauliches
Schreiben zu/ dieses Inhalts: Ich müste leider mit Schmerzen vernehmen/ wie er annoch
mit der neuen Tohrheit (ach so schrieb ich ja) behafftet/ seine vorige Liebe zu seinen Land-
Göttern nicht hervor suchen könte/ dessen ich mich zu ihm nicht versehen; seines Herrn
Vaters Antwort/ dafern er demselben seinen Glauben hätte kund getahn/ wolte ich ihm
wol vorher sagen/ nehmlich/ er würde ihn als einen Abtrünnigen und Verleugner seiner
Götter verfolgen/ und vor seiner Bekehrung ihn vor keinen Sohn erkennen/ so wenig ich
mich zu ihm einiger bestendigen vertrauligkeit versehen könte; wolte demnach hoffen/ er

würde

Fuͤnftes Buch.
machete. So bald ich verbunden wahr/ nam ich meines Herkules Erloͤſung in acht/ und
ſetzete ein Schreiben auff an Herrn Dio/ in welchem ich untertaͤhnig baht/ mir mit einer
Vorſchrifft behuͤlflich zuſeyn/ daß mein zu Rom verkauffter naher Anverwanter mir gegẽ
Erlegung eines gnugſamen Loͤſegeldes/ unwegerlich moͤchte abgefolget werden/ weil er nit
im Streite gefangen/ ſondern durch Raͤuberhand entfuͤhret waͤre/ gleich da er mit mir auf
der Reiſe geweſen/ ſich in Roͤmiſche Dienſte zubegeben. Worauff er mir einen offenen
Brie[f] an Kaͤyſerl. Hocheit zuſtellete/ dieſes Inhalts:

Demnach zeiget dieſes/ Winnibald/ Teutſcher aͤdler Ritter einen verwaͤgenen Pannonier im
abſonderlichen Kampff ritterlich erleget/ und dadurch verdienet hat/ daß er nicht allein mit dem Roͤ-
miſchen Buͤrgerrecht/ ſondern auch andern Kaͤyſerlichen Gnaden angeſehen werde/ und aber zur Er-
ſtattung ſeiner Dienſte/ nur ſeines ohn urſach gefangenen und verkaufften Freundes Oedemeiers Er-
loͤſ- und Befreyung bittet/ als wird Kaͤyſerl. Hocheit hiemit von mir untergezeichnetem allerunter-
taͤhnigſt erſuchet/ ihm darin allergnaͤdigſte Huͤlffe zuleiſten/ welche ich wol verſichere/ daß Zeit meiner
Feld Herrſchafft ein ſo groſſer Trotzer und verwaͤgener Pannonier ſich nicht finden laſſen/ als der
durch dieſes aͤdlen Ritters ſieghaffte Fauſt gebendiget und erſchlagen iſt; ſolte aber Kaͤyſerl. Hoch-
heit nicht belieben/ das Loͤſegeld aus gemeinem Seckel zuerlegen/ erbiete ich mich/ es von dem meinen
als eine ſchuldige Dankbarkeit auszuzahlen. Dio.

Als ich an meinen Wunden geneſen wahr/ ſtellete Ekhard ſich wieder ein/ berichtete/
wie hoͤchlich Herkules uͤber meiner unverruͤkten Liebe ſich erfreuete/ und lieferte mir ſein
Schreiben/ ohngefehr dieſes Inhalts: Seine Seele haͤtte die hoͤchſte Erquickung aus mei-
ner beharlichen bruͤderlichen Gewogenheit eingenommen/ weil ihm doch unmoͤglich waͤh-
re/ ſeinen Ladiſla nicht zulieben. Daß ich ſeinen hellſamen Chriſtlichen Glauben vor eine
Zauberey hielte/ legte er nicht meiner Bosheit/ ſondern Unwiſſenheit zu/ welche ſein HErr
JEſus mir gnaͤdig verzeihen wuͤrde; dz er aber davon abzuſtehen/ von mir angeſucht waͤh-
re/ koͤnte er nach meinem Willen nicht beantworten/ haͤtte doch ſeines Muhts und herzens
noch das allergeringſte nicht verlohren/ ſondern waͤhre willens/ der Ritterſchafft nachzu-
ziehen/ ſo bald ihm nur Antwort von ſeinem Herr Vater zukaͤhme/ und moͤchte ich die Ge-
danken ja nicht faſſen/ als ob ein Chriſt mit einem Un Chriſten nicht koͤnte weltliche Ver-
trauligkeit haben; Ich ſolte nach belieben nur kommen/ dann wuͤrde ich ſpuͤren/ daß er kei-
ner Ungebuͤhrligkeit anhinge/ deren ich ihn beſchuldigte/ und wuͤrde Ekhard mir eine Her-
berge/ gerade gegenſeiner Wohnung uͤber/ zeigen/ dahinein ich mich legenkoͤnte. Ich bilde-
te mir ein/ mein Schreiben haͤtte ihn ſchon weicher gemacht/ daß er vom Chriſtentuhm
koͤnte abgebracht werden/ inſonderheit/ weil Ekhard mich berichtete/ er haͤtte ihn etwas
milder als vorhin befunden; welches mich hoffen machete/ ich wuͤrde vor meiner
Ankunft zu Rom/ ihn gar davon abſchrecken koͤnnen/ und ſchickete ihm ein bedrauliches
Schreiben zu/ dieſes Inhalts: Ich muͤſte leider mit Schmerzen vernehmen/ wie er añoch
mit der neuen Tohrheit (ach ſo ſchrieb ich ja) behafftet/ ſeine vorige Liebe zu ſeinen Land-
Goͤttern nicht hervor ſuchen koͤnte/ deſſen ich mich zu ihm nicht verſehen; ſeines Herrn
Vaters Antwort/ dafern er demſelben ſeinen Glauben haͤtte kund getahn/ wolte ich ihm
wol vorher ſagen/ nehmlich/ er würde ihn als einen Abtruͤnnigen und Verleugner ſeiner
Goͤtter verfolgen/ und vor ſeiner Bekehrung ihn vor keinen Sohn erkennen/ ſo wenig ich
mich zu ihm einiger beſtendigen vertrauligkeit verſehen koͤnte; wolte demnach hoffen/ er

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[196/0202] Fuͤnftes Buch. machete. So bald ich verbunden wahr/ nam ich meines Herkules Erloͤſung in acht/ und ſetzete ein Schreiben auff an Herrn Dio/ in welchem ich untertaͤhnig baht/ mir mit einer Vorſchrifft behuͤlflich zuſeyn/ daß mein zu Rom verkauffter naher Anverwanter mir gegẽ Erlegung eines gnugſamen Loͤſegeldes/ unwegerlich moͤchte abgefolget werden/ weil er nit im Streite gefangen/ ſondern durch Raͤuberhand entfuͤhret waͤre/ gleich da er mit mir auf der Reiſe geweſen/ ſich in Roͤmiſche Dienſte zubegeben. Worauff er mir einen offenen Brief an Kaͤyſerl. Hocheit zuſtellete/ dieſes Inhalts: Demnach zeiget dieſes/ Winnibald/ Teutſcher aͤdler Ritter einen verwaͤgenen Pannonier im abſonderlichen Kampff ritterlich erleget/ und dadurch verdienet hat/ daß er nicht allein mit dem Roͤ- miſchen Buͤrgerrecht/ ſondern auch andern Kaͤyſerlichen Gnaden angeſehen werde/ und aber zur Er- ſtattung ſeiner Dienſte/ nur ſeines ohn urſach gefangenen und verkaufften Freundes Oedemeiers Er- loͤſ- und Befreyung bittet/ als wird Kaͤyſerl. Hocheit hiemit von mir untergezeichnetem allerunter- taͤhnigſt erſuchet/ ihm darin allergnaͤdigſte Huͤlffe zuleiſten/ welche ich wol verſichere/ daß Zeit meiner Feld Herrſchafft ein ſo groſſer Trotzer und verwaͤgener Pannonier ſich nicht finden laſſen/ als der durch dieſes aͤdlen Ritters ſieghaffte Fauſt gebendiget und erſchlagen iſt; ſolte aber Kaͤyſerl. Hoch- heit nicht belieben/ das Loͤſegeld aus gemeinem Seckel zuerlegen/ erbiete ich mich/ es von dem meinen als eine ſchuldige Dankbarkeit auszuzahlen. Dio. Als ich an meinen Wunden geneſen wahr/ ſtellete Ekhard ſich wieder ein/ berichtete/ wie hoͤchlich Herkules uͤber meiner unverruͤkten Liebe ſich erfreuete/ und lieferte mir ſein Schreiben/ ohngefehr dieſes Inhalts: Seine Seele haͤtte die hoͤchſte Erquickung aus mei- ner beharlichen bruͤderlichen Gewogenheit eingenommen/ weil ihm doch unmoͤglich waͤh- re/ ſeinen Ladiſla nicht zulieben. Daß ich ſeinen hellſamen Chriſtlichen Glauben vor eine Zauberey hielte/ legte er nicht meiner Bosheit/ ſondern Unwiſſenheit zu/ welche ſein HErr JEſus mir gnaͤdig verzeihen wuͤrde; dz er aber davon abzuſtehen/ von mir angeſucht waͤh- re/ koͤnte er nach meinem Willen nicht beantworten/ haͤtte doch ſeines Muhts und herzens noch das allergeringſte nicht verlohren/ ſondern waͤhre willens/ der Ritterſchafft nachzu- ziehen/ ſo bald ihm nur Antwort von ſeinem Herr Vater zukaͤhme/ und moͤchte ich die Ge- danken ja nicht faſſen/ als ob ein Chriſt mit einem Un Chriſten nicht koͤnte weltliche Ver- trauligkeit haben; Ich ſolte nach belieben nur kommen/ dann wuͤrde ich ſpuͤren/ daß er kei- ner Ungebuͤhrligkeit anhinge/ deren ich ihn beſchuldigte/ und wuͤrde Ekhard mir eine Her- berge/ gerade gegenſeiner Wohnung uͤber/ zeigen/ dahinein ich mich legenkoͤnte. Ich bilde- te mir ein/ mein Schreiben haͤtte ihn ſchon weicher gemacht/ daß er vom Chriſtentuhm koͤnte abgebracht werden/ inſonderheit/ weil Ekhard mich berichtete/ er haͤtte ihn etwas milder als vorhin befunden; welches mich hoffen machete/ ich wuͤrde vor meiner Ankunft zu Rom/ ihn gar davon abſchrecken koͤnnen/ und ſchickete ihm ein bedrauliches Schreiben zu/ dieſes Inhalts: Ich muͤſte leider mit Schmerzen vernehmen/ wie er añoch mit der neuen Tohrheit (ach ſo ſchrieb ich ja) behafftet/ ſeine vorige Liebe zu ſeinen Land- Goͤttern nicht hervor ſuchen koͤnte/ deſſen ich mich zu ihm nicht verſehen; ſeines Herrn Vaters Antwort/ dafern er demſelben ſeinen Glauben haͤtte kund getahn/ wolte ich ihm wol vorher ſagen/ nehmlich/ er würde ihn als einen Abtruͤnnigen und Verleugner ſeiner Goͤtter verfolgen/ und vor ſeiner Bekehrung ihn vor keinen Sohn erkennen/ ſo wenig ich mich zu ihm einiger beſtendigen vertrauligkeit verſehen koͤnte; wolte demnach hoffen/ er würde

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/202>, abgerufen am 18.04.2024.