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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
fer/ daß ich Oedemeier lieber Freund bin/ können weder er noch ich in abrede seyn; weil
ich dann seinen jetzigen knechtischen Zustand nach langer forschung endlich erfahren/ ha-
be in ansehung unser nahen Btutfreundschaft ich nicht umbhin gekunt/ mich hieher zu
machen/ damit er seiner Leibeigenschaft enthoben/ in seinen angebohrnen freien und Hoch-
ädlen Stand wieder gesezt werde. Sie antwortete mir kein Wort/ nur daß sie sagete: O
Oedemeier Oedemeier/ wie habt ihr mir eine Nase gemacht! muß man gute Freunde so
äffen? ging hiemit hin zu ihrem Vater/ und brachte vor/ es währe ein fremder Ritter an-
kommen/ welcher vorgeben dürste/ Oedemeier währe ein freigebohrner Herr von hohem
Adel/ den er wieder loß haben wolte kam auch bald wieder mit ihm her/ und fing Zinna mit
sauren Geberden an zu fragen/ wer so kühn währe/ seines Leibeigenen halben Einsprache
zu tuhn. Derselbe bin ich/ gab ich zur Antwort/ und hoffe leicht zuerhalten/ daß er mir ge-
gen darlegung seiner verschlossenen Gelder meinen geliebten Hochfreigebohrnen/ und durch
Räuber Hände entführeten Oheim folgen lasse. Er hingegen schnarchete immerfort/ ich
solte mich ja bey zeiten packen; er wüste schon mittel/ seine Diener vor dergleichen Anspren-
ger zu schützen; und da sein Oedemeier die guten Tage länger nicht ertragen könte/ solten
ihm schlimmere gnug folgen. Ich gab hierauf der freundlichen Worte auch nicht viel von
mir; Was? sagte ich/ bin ich ein Ansprenger? und dürffet meinem Oheim noch dräuen?
habt ihr ihn etwa gnädig gehalten/ seid ihr solches/ in ansehung seiner Tugend und hohen
Standes schuldig gewesen; und mache mein Herr mir nur nicht viel pochens; ich frage
ihn nur/ ob er von mir die außgelegeten Gelder wieder empfangen/ oder meinen Oheim
lieber durch Römische Käyserl. macht wil loßgesprochen haben? diese Wahl gebe ich ihm
aus blosser freig[e]bigkeit/ dessen er diesen Brieff/ von meinem Gn. Feld Herrn Dio selbst
geschrieben und untersiegelt/ zum Zeugnis lesen mag; reichete ihm denselben/ welchen er
mit grosser betrübnis lase/ auch alsbald nähern kauff gab und mir antwortete: Ich erken-
ne billich des Römischen Feld Herrn Vorschrifft/ bin auch nicht der Meynung/ mich euch/
als einem wolver dienten meines Vaterlandes/ zu wiedersetzen; weil ich aber gleich jetzo
einen auff der Gasse gesehen/ der mir diesen Jüngling vor leibeigen verkauft hat/ wil ich
schon wissen/ mich an ihm zuerhohlen. An diesem/ sagte ich/ werdet ihr wenig gewinnen/
als welcher in Römischen diensten/ und mein bestalter Reuter-Fähndrich ist/ sehe auch
nicht/ wie ihr dessen Ursach habt/ in dem ich mich schon erbohten die Gelder von dem mei-
nen willig zuerlegen/ und daß ihr euch nicht zubeschweren habt/ wil ich alles/ was er an
Kleidern und Zehrung euch gekostest/ vierdoppelt bezahlen/ damit ihr sehen möget/ ihr habt
keinen Betler an ihm gehabt/ sondern der euch mit allen euren Gütern von dem minsten-
teil seiner Auffkünfte leicht eigen kauffen solte; werdet ihr euch nun willig finden lassen/
könnet ihr die Gelder stündlich empfangen/ auff welchen fall ich nicht willens bin/ Käyserl.
Hocheit einigerley weise zubemühen. Als er dieses hörete/ gab er zur Antwort; Ihr seid
ungezweiffelt ein redlicher Ritter/ und gebet eure Liebe zu eurem Oheim gnugsam an den
Tag; wie gerne ich nun gleich meinen Oedemeier behielte/ müste mir doch von herzen leid
seyn/ daß ein so ädles Herz mit leibeigenschaft weiters solte belegt werden/ wurde mich auch
viel anders gegen ihn bezeiget haben/ wann seyn Hochädler Stand/ an welchem ich gar
nicht zweiffele/ mir währe bekant gewesen. Zwar was vor einen guten Willen ihm zube-

zeigen/

Fuͤnftes Buch.
fer/ daß ich Oedemeier lieber Freund bin/ koͤnnen weder er noch ich in abrede ſeyn; weil
ich dann ſeinen jetzigen knechtiſchen Zuſtand nach langer forſchung endlich erfahren/ ha-
be in anſehung unſer nahen Btutfreundſchaft ich nicht umbhin gekunt/ mich hieher zu
machen/ damit er ſeiner Leibeigenſchaft enthoben/ in ſeinen angebohrnen freien und Hoch-
aͤdlen Stand wieder geſezt werde. Sie antwortete mir kein Wort/ nur daß ſie ſagete: O
Oedemeier Oedemeier/ wie habt ihr mir eine Naſe gemacht! muß man gute Freunde ſo
aͤffen? ging hiemit hin zu ihrem Vater/ und brachte vor/ es waͤhre ein fremder Ritter an-
kommen/ welcher vorgeben duͤrſte/ Oedemeier waͤhre ein freigebohrner Herr von hohem
Adel/ den er wieder loß haben wolte kam auch bald wieder mit ihm her/ und fing Zinna mit
ſauren Geberden an zu fragen/ wer ſo kuͤhn waͤhre/ ſeines Leibeigenen halben Einſprache
zu tuhn. Derſelbe bin ich/ gab ich zur Antwort/ und hoffe leicht zuerhalten/ daß er mir ge-
gen darlegung ſeiner verſchloſſenen Gelder meinen geliebten Hochfreigebohrnen/ uñ durch
Raͤuber Haͤnde entfuͤhreten Oheim folgen laſſe. Er hingegen ſchnarchete immerfort/ ich
ſolte mich ja bey zeiten packen; er wuͤſte ſchon mittel/ ſeine Diener vor dergleichẽ Anſpren-
ger zu ſchuͤtzen; und da ſein Oedemeier die guten Tage laͤnger nicht ertragen koͤnte/ ſolten
ihm ſchlimmeꝛe gnug folgen. Ich gab hierauf der freundlichen Worte auch nicht viel von
mir; Was? ſagte ich/ bin ich ein Anſprenger? und dürffet meinem Oheim noch draͤuen?
habt ihr ihn etwa gnaͤdig gehalten/ ſeid ihr ſolches/ in anſehung ſeiner Tugend und hohen
Standes ſchuldig geweſen; und mache mein Herr mir nur nicht viel pochens; ich frage
ihn nur/ ob er von mir die außgelegeten Gelder wieder empfangen/ oder meinen Oheim
lieber durch Roͤmiſche Kaͤyſerl. macht wil loßgeſprochen haben? dieſe Wahl gebe ich ihm
aus bloſſer freig[e]bigkeit/ deſſen er dieſen Brieff/ von meinem Gn. Feld Herrn Dio ſelbſt
geſchrieben und unterſiegelt/ zum Zeugnis leſen mag; reichete ihm denſelben/ welchen er
mit groſſer betruͤbnis laſe/ auch alsbald naͤhern kauff gab und mir antwortete: Ich erken-
ne billich des Roͤmiſchen Feld Herrn Vorſchrifft/ bin auch nicht der Meynung/ mich euch/
als einem wolver dienten meines Vaterlandes/ zu wiederſetzen; weil ich aber gleich jetzo
einen auff der Gaſſe geſehen/ der mir dieſen Juͤngling vor leibeigen verkauft hat/ wil ich
ſchon wiſſen/ mich an ihm zuerhohlen. An dieſem/ ſagte ich/ werdet ihr wenig gewinnen/
als welcher in Roͤmiſchen dienſten/ und mein beſtalter Reuter-Faͤhndrich iſt/ ſehe auch
nicht/ wie ihr deſſen Urſach habt/ in dem ich mich ſchon erbohten die Gelder von dem mei-
nen willig zuerlegen/ und daß ihr euch nicht zubeſchweren habt/ wil ich alles/ was er an
Kleidern und Zehrung euch gekoſteſt/ vierdoppelt bezahlen/ damit ihr ſehen moͤget/ ihr habt
keinen Betler an ihm gehabt/ ſondern der euch mit allen euren Guͤtern von dem minſten-
teil ſeiner Auffkuͤnfte leicht eigen kauffen ſolte; werdet ihr euch nun willig finden laſſen/
koͤnnet ihr die Gelder ſtuͤndlich empfangen/ auff welchen fall ich nicht willens bin/ Kaͤyſerl.
Hocheit einigerley weiſe zubemuͤhen. Als er dieſes hoͤrete/ gab er zur Antwort; Ihr ſeid
ungezweiffelt ein redlicher Ritter/ und gebet eure Liebe zu eurem Oheim gnugſam an den
Tag; wie gerne ich nun gleich meinen Oedemeier behielte/ muͤſte mir doch von herzen leid
ſeyn/ daß ein ſo aͤdles Herz mit leibeigenſchaft weiteꝛs ſolte belegt werden/ wuꝛde mich auch
viel anders gegen ihn bezeiget haben/ wann ſeyn Hochaͤdler Stand/ an welchem ich gar
nicht zweiffele/ mir waͤhre bekant geweſen. Zwar was vor einen guten Willen ihm zube-

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[199/0205] Fuͤnftes Buch. fer/ daß ich Oedemeier lieber Freund bin/ koͤnnen weder er noch ich in abrede ſeyn; weil ich dann ſeinen jetzigen knechtiſchen Zuſtand nach langer forſchung endlich erfahren/ ha- be in anſehung unſer nahen Btutfreundſchaft ich nicht umbhin gekunt/ mich hieher zu machen/ damit er ſeiner Leibeigenſchaft enthoben/ in ſeinen angebohrnen freien und Hoch- aͤdlen Stand wieder geſezt werde. Sie antwortete mir kein Wort/ nur daß ſie ſagete: O Oedemeier Oedemeier/ wie habt ihr mir eine Naſe gemacht! muß man gute Freunde ſo aͤffen? ging hiemit hin zu ihrem Vater/ und brachte vor/ es waͤhre ein fremder Ritter an- kommen/ welcher vorgeben duͤrſte/ Oedemeier waͤhre ein freigebohrner Herr von hohem Adel/ den er wieder loß haben wolte kam auch bald wieder mit ihm her/ und fing Zinna mit ſauren Geberden an zu fragen/ wer ſo kuͤhn waͤhre/ ſeines Leibeigenen halben Einſprache zu tuhn. Derſelbe bin ich/ gab ich zur Antwort/ und hoffe leicht zuerhalten/ daß er mir ge- gen darlegung ſeiner verſchloſſenen Gelder meinen geliebten Hochfreigebohrnen/ uñ durch Raͤuber Haͤnde entfuͤhreten Oheim folgen laſſe. Er hingegen ſchnarchete immerfort/ ich ſolte mich ja bey zeiten packen; er wuͤſte ſchon mittel/ ſeine Diener vor dergleichẽ Anſpren- ger zu ſchuͤtzen; und da ſein Oedemeier die guten Tage laͤnger nicht ertragen koͤnte/ ſolten ihm ſchlimmeꝛe gnug folgen. Ich gab hierauf der freundlichen Worte auch nicht viel von mir; Was? ſagte ich/ bin ich ein Anſprenger? und dürffet meinem Oheim noch draͤuen? habt ihr ihn etwa gnaͤdig gehalten/ ſeid ihr ſolches/ in anſehung ſeiner Tugend und hohen Standes ſchuldig geweſen; und mache mein Herr mir nur nicht viel pochens; ich frage ihn nur/ ob er von mir die außgelegeten Gelder wieder empfangen/ oder meinen Oheim lieber durch Roͤmiſche Kaͤyſerl. macht wil loßgeſprochen haben? dieſe Wahl gebe ich ihm aus bloſſer freigebigkeit/ deſſen er dieſen Brieff/ von meinem Gn. Feld Herrn Dio ſelbſt geſchrieben und unterſiegelt/ zum Zeugnis leſen mag; reichete ihm denſelben/ welchen er mit groſſer betruͤbnis laſe/ auch alsbald naͤhern kauff gab und mir antwortete: Ich erken- ne billich des Roͤmiſchen Feld Herrn Vorſchrifft/ bin auch nicht der Meynung/ mich euch/ als einem wolver dienten meines Vaterlandes/ zu wiederſetzen; weil ich aber gleich jetzo einen auff der Gaſſe geſehen/ der mir dieſen Juͤngling vor leibeigen verkauft hat/ wil ich ſchon wiſſen/ mich an ihm zuerhohlen. An dieſem/ ſagte ich/ werdet ihr wenig gewinnen/ als welcher in Roͤmiſchen dienſten/ und mein beſtalter Reuter-Faͤhndrich iſt/ ſehe auch nicht/ wie ihr deſſen Urſach habt/ in dem ich mich ſchon erbohten die Gelder von dem mei- nen willig zuerlegen/ und daß ihr euch nicht zubeſchweren habt/ wil ich alles/ was er an Kleidern und Zehrung euch gekoſteſt/ vierdoppelt bezahlen/ damit ihr ſehen moͤget/ ihr habt keinen Betler an ihm gehabt/ ſondern der euch mit allen euren Guͤtern von dem minſten- teil ſeiner Auffkuͤnfte leicht eigen kauffen ſolte; werdet ihr euch nun willig finden laſſen/ koͤnnet ihr die Gelder ſtuͤndlich empfangen/ auff welchen fall ich nicht willens bin/ Kaͤyſerl. Hocheit einigerley weiſe zubemuͤhen. Als er dieſes hoͤrete/ gab er zur Antwort; Ihr ſeid ungezweiffelt ein redlicher Ritter/ und gebet eure Liebe zu eurem Oheim gnugſam an den Tag; wie gerne ich nun gleich meinen Oedemeier behielte/ muͤſte mir doch von herzen leid ſeyn/ daß ein ſo aͤdles Herz mit leibeigenſchaft weiteꝛs ſolte belegt werden/ wuꝛde mich auch viel anders gegen ihn bezeiget haben/ wann ſeyn Hochaͤdler Stand/ an welchem ich gar nicht zweiffele/ mir waͤhre bekant geweſen. Zwar was vor einen guten Willen ihm zube- zeigen/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/205>, abgerufen am 19.04.2024.