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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
stund/ welches Plautus lesen und verdolmetschen muste/ da sich dann befand/ das erschrek-
liche grausame Verfluchungen über Herkules und den Stathalter von den Juden daran
geschnitten wahren/ wiewol mit sehr kleiner und übel leserlicher Schrifft/ welches Herr
Pompejus gerne alsbald geeifert hätte/ aber auff Herkules Raht unterdrückete er seinen
Zorn/ und stellete etliche heimliche Schildwachten aus/ welche zu Tag und Nachte fleissi-
ge acht geben solten/ ob ein oder ander Jude bey solchen Kreuzen sich würde finden lassen;
welches kaum vier Stunde anstund/ massen 16 junge verwägene Juden hinzugingen und
nicht allein unterschiedliche neue Hiebe daran tahten/ sondern noch schlimmere Flüche
über Herkules/ den Stathalter/ und den Römischen Käyser selbst hinein schni[t]ten. Die
bestelleten Hüter nahmen dessen wahr/ sendeten einen ihres mittels nach dem Stathalter
und liessen ihm solches anmelden/ welcher unter Gallus anführung 30 bewehrte Mann
hinaus schickete/ denen obgedachte Juden begegneten und von ihnen gefangen angenom-
men wurden; auch besichtigte Plautus die Kreuze fleissig/ schrieb die neuen Buchstaben
ab/ und brachte sie dem Stathalter; welcher solches nicht unbillich empfand/ die Tähter
befragete/ auch auff ihr freimuhtiges Bekäntnis sie geisseln/ und als Auffrührer wieder die
höchste Obrigkeit kreuzigen ließ; welches die gesamte Judischeit hoch empfand/ und doch
dawider nichts vornehmen durfte. Bey spätem Abend/ da sie über Tische sassen/ und die
Stadthor schon verschlossen waren/ kam der Wachtmeister und meldete an/ es hielten
drey Reuter haussen vorm Thore/ begehreten eingelassen zu werden/ und gäben vor/ sie käh-
men aus Teutschland/ und währen von der Groß Fürstin Valiska auff ihre Wiederkunft
hieher bescheiden. Die Groß Fürstin bejahete/ daß es ihre Leute währen/ daher sie alsbald
eingelassen/ und zu ihr auff ein absonderliches Gemach geführet wurden/ da Neklam alle
begebnissen erzählete/ und nach gemeldetem Grusse die Schreiben einlieferte/ welche sie
brach/ und der alten Groß Fürstin Fr. Gertrud zu erst lase/ also lautend:

Herzallerliebste Fr. Tochter; deren gewünschete Erlösung und Heyraht mit meinem lieben
Sohn Herkules/ hat meine Seele höchlich ergetzet/ insonderheit/ weil euer Liebe gute Gewogenheit zu
meiner Fr. Tochter ich aus ihrem beliebten Schreiben überflüssig gesehen/ welches mit Elter- und
Schwesterlichem Herzen an unser Seite nach mögligkeit sol ersetzet werden; dafern auch der Durchl.
Fürst aus Meden das vorgetragene weiter gebührlich suchen wird/ wil ich äusserst mich bemühen/
euer Liebe zu gefallen/ es also zubefodern/ daß andern Freiern sie versaget/ und da es den Göttern also
gefallen solte/ diesem gefolget werde/ weil unsere Zuversicht nicht zweiffeln kan/ eure Liebe werde uns
keinen unwirdigen vorschlagen. Vor übergeschikte Kleinot wird freundlich gedanket/ und die Vergel-
tung versprochen; daß aber mein Gemahl selbst nicht geantwortet/ wird Einbringer dieses/ berichten
können. Lebet wol herzgeliebete Fr. Tochter mit eurem Gemahl meinem allerliebsten Sohn/ und nähst
Mütterlicher begrüssung dessen/ und eures Herrn Bruders/ meines auch herzgeliebten Sohns Köni-
ges Ladisla/ seid göttlicher Obhuet unter der Vermahnung befohlen/ daß ihr ingesamt mit eurer hoch-
gewünschten Gegenwart bald erfreuet/ eure geträueste Mutter Gertrud.

Bald hier auff durchsahe sie auch der Fräulein beyde Antwort Schreiben/ und ward
der übergeschikten Halskette an Arbianes sehr froh/ welche sie zu sich nam/ wieder zur Ge-
selschafft ging/ und den dreyfachen Gruß an Herkules und Ladisla ablegete/ welches Arbia-
nes mit sonderlicher begierde anhörete/ aber wol gedachte/ daß sie ihm seyn Glük oder Un-
glük in geheim melden wolte; wie sie dann/ da sie zu Bette gingen/ zu ihm sagete: Gelieb-

ter

Fuͤnftes Buch.
ſtund/ welches Plautus leſen und verdolmetſchen muſte/ da ſich dann befand/ das erſchrek-
liche grauſame Verfluchungen über Herkules und den Stathalter von den Juden daran
geſchnitten wahren/ wiewol mit ſehꝛ kleiner und uͤbel leſerlicher Schrifft/ welches Herr
Pompejus gerne alsbald geeifert haͤtte/ aber auff Herkules Raht unterdruͤckete er ſeinen
Zorn/ und ſtellete etliche heimliche Schildwachten aus/ welche zu Tag und Nachte fleiſſi-
ge acht geben ſolten/ ob ein oder ander Jude bey ſolchen Kreuzen ſich wuͤrde finden laſſen;
welches kaum vier Stunde anſtund/ maſſen 16 junge verwaͤgene Juden hinzugingen und
nicht allein unterſchiedliche neue Hiebe daran tahten/ ſondern noch ſchlimmere Fluͤche
über Herkules/ den Stathalter/ und den Roͤmiſchen Kaͤyſer ſelbſt hinein ſchni[t]ten. Die
beſtelleten Huͤter nahmen deſſen wahr/ ſendeten einen ihres mittels nach dem Stathalter
und lieſſen ihm ſolches anmelden/ welcher unter Gallus anführung 30 bewehrte Mann
hinaus ſchickete/ denen obgedachte Juden begegneten und von ihnen gefangen angenom-
men wurden; auch beſichtigte Plautus die Kreuze fleiſſig/ ſchrieb die neuen Buchſtaben
ab/ und brachte ſie dem Stathalter; welcher ſolches nicht unbillich empfand/ die Taͤhter
befragete/ auch auff ihr freimuhtiges Bekaͤntnis ſie geiſſeln/ und als Auffruͤhrer wieder die
hoͤchſte Obrigkeit kreuzigen ließ; welches die geſamte Judiſcheit hoch empfand/ und doch
dawider nichts vornehmen durfte. Bey ſpaͤtem Abend/ da ſie über Tiſche ſaſſen/ und die
Stadthor ſchon verſchloſſen waren/ kam der Wachtmeiſter und meldete an/ es hielten
drey Reuter hauſſen vorm Thore/ begehreten eingelaſſen zu werden/ uñ gaͤben vor/ ſie kaͤh-
men aus Teutſchland/ und waͤhren von der Groß Fuͤrſtin Valiſka auff ihre Wiederkunft
hieher beſcheiden. Die Groß Fürſtin bejahete/ daß es ihre Leute waͤhren/ daher ſie alsbald
eingelaſſen/ und zu ihr auff ein abſonderliches Gemach gefuͤhret wurden/ da Neklam alle
begebniſſen erzaͤhlete/ und nach gemeldetem Gruſſe die Schreiben einlieferte/ welche ſie
brach/ und der alten Groß Fuͤrſtin Fr. Gertrud zu erſt laſe/ alſo lautend:

Herzallerliebſte Fr. Tochter; deren gewuͤnſchete Erloͤſung und Heyraht mit meinem lieben
Sohn Herkules/ hat meine Seele hoͤchlich ergetzet/ inſonderheit/ weil euer Liebe gute Gewogenheit zu
meiner Fr. Tochter ich aus ihrem beliebten Schreiben uͤberfluͤſſig geſehen/ welches mit Elter- und
Schweſterlichem Herzen an unſer Seite nach moͤgligkeit ſol erſetzet werden; dafern auch der Durchl.
Fuͤrſt aus Meden das vorgetragene weiter gebuͤhrlich ſuchen wird/ wil ich aͤuſſerſt mich bemuͤhen/
euer Liebe zu gefallen/ es alſo zubefodern/ daß andern Freiern ſie verſaget/ und da es den Goͤttern alſo
gefallen ſolte/ dieſem gefolget werde/ weil unſere Zuverſicht nicht zweiffeln kan/ eure Liebe werde uns
keinen unwirdigen vorſchlagen. Vor uͤbergeſchikte Kleinot wird freundlich gedanket/ und die Vergel-
tung verſprochen; daß aber mein Gemahl ſelbſt nicht geantwortet/ wird Einbringer dieſes/ berichten
koͤnnen. Lebet wol herzgeliebete Fr. Tochter mit eurem Gemahl meinem allerliebſten Sohn/ uñ naͤhſt
Muͤtterlicher begruͤſſung deſſen/ und eures Herrn Bruders/ meines auch herzgeliebten Sohns Koͤni-
ges Ladiſla/ ſeid goͤttlicher Obhuet unter der Vermahnung befohlen/ daß ihr ingeſamt mit eurer hoch-
gewuͤnſchten Gegenwart bald erfreuet/ eure getraͤueſte Mutter Gertrud.

Bald hier auff durchſahe ſie auch der Fraͤulein beyde Antwort Schreiben/ und ward
der uͤbergeſchikten Halskette an Arbianes ſehr froh/ welche ſie zu ſich nam/ wieder zur Ge-
ſelſchafft ging/ und den dreyfachen Gruß an Herkules und Ladiſla ablegete/ welches Arbia-
nes mit ſonderlicher begierde anhoͤrete/ aber wol gedachte/ daß ſie ihm ſeyn Gluͤk oder Un-
glük in geheim melden wolte; wie ſie dann/ da ſie zu Bette gingen/ zu ihm ſagete: Gelieb-

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[238/0244] Fuͤnftes Buch. ſtund/ welches Plautus leſen und verdolmetſchen muſte/ da ſich dann befand/ das erſchrek- liche grauſame Verfluchungen über Herkules und den Stathalter von den Juden daran geſchnitten wahren/ wiewol mit ſehꝛ kleiner und uͤbel leſerlicher Schrifft/ welches Herr Pompejus gerne alsbald geeifert haͤtte/ aber auff Herkules Raht unterdruͤckete er ſeinen Zorn/ und ſtellete etliche heimliche Schildwachten aus/ welche zu Tag und Nachte fleiſſi- ge acht geben ſolten/ ob ein oder ander Jude bey ſolchen Kreuzen ſich wuͤrde finden laſſen; welches kaum vier Stunde anſtund/ maſſen 16 junge verwaͤgene Juden hinzugingen und nicht allein unterſchiedliche neue Hiebe daran tahten/ ſondern noch ſchlimmere Fluͤche über Herkules/ den Stathalter/ und den Roͤmiſchen Kaͤyſer ſelbſt hinein ſchnitten. Die beſtelleten Huͤter nahmen deſſen wahr/ ſendeten einen ihres mittels nach dem Stathalter und lieſſen ihm ſolches anmelden/ welcher unter Gallus anführung 30 bewehrte Mann hinaus ſchickete/ denen obgedachte Juden begegneten und von ihnen gefangen angenom- men wurden; auch beſichtigte Plautus die Kreuze fleiſſig/ ſchrieb die neuen Buchſtaben ab/ und brachte ſie dem Stathalter; welcher ſolches nicht unbillich empfand/ die Taͤhter befragete/ auch auff ihr freimuhtiges Bekaͤntnis ſie geiſſeln/ und als Auffruͤhrer wieder die hoͤchſte Obrigkeit kreuzigen ließ; welches die geſamte Judiſcheit hoch empfand/ und doch dawider nichts vornehmen durfte. Bey ſpaͤtem Abend/ da ſie über Tiſche ſaſſen/ und die Stadthor ſchon verſchloſſen waren/ kam der Wachtmeiſter und meldete an/ es hielten drey Reuter hauſſen vorm Thore/ begehreten eingelaſſen zu werden/ uñ gaͤben vor/ ſie kaͤh- men aus Teutſchland/ und waͤhren von der Groß Fuͤrſtin Valiſka auff ihre Wiederkunft hieher beſcheiden. Die Groß Fürſtin bejahete/ daß es ihre Leute waͤhren/ daher ſie alsbald eingelaſſen/ und zu ihr auff ein abſonderliches Gemach gefuͤhret wurden/ da Neklam alle begebniſſen erzaͤhlete/ und nach gemeldetem Gruſſe die Schreiben einlieferte/ welche ſie brach/ und der alten Groß Fuͤrſtin Fr. Gertrud zu erſt laſe/ alſo lautend: Herzallerliebſte Fr. Tochter; deren gewuͤnſchete Erloͤſung und Heyraht mit meinem lieben Sohn Herkules/ hat meine Seele hoͤchlich ergetzet/ inſonderheit/ weil euer Liebe gute Gewogenheit zu meiner Fr. Tochter ich aus ihrem beliebten Schreiben uͤberfluͤſſig geſehen/ welches mit Elter- und Schweſterlichem Herzen an unſer Seite nach moͤgligkeit ſol erſetzet werden; dafern auch der Durchl. Fuͤrſt aus Meden das vorgetragene weiter gebuͤhrlich ſuchen wird/ wil ich aͤuſſerſt mich bemuͤhen/ euer Liebe zu gefallen/ es alſo zubefodern/ daß andern Freiern ſie verſaget/ und da es den Goͤttern alſo gefallen ſolte/ dieſem gefolget werde/ weil unſere Zuverſicht nicht zweiffeln kan/ eure Liebe werde uns keinen unwirdigen vorſchlagen. Vor uͤbergeſchikte Kleinot wird freundlich gedanket/ und die Vergel- tung verſprochen; daß aber mein Gemahl ſelbſt nicht geantwortet/ wird Einbringer dieſes/ berichten koͤnnen. Lebet wol herzgeliebete Fr. Tochter mit eurem Gemahl meinem allerliebſten Sohn/ uñ naͤhſt Muͤtterlicher begruͤſſung deſſen/ und eures Herrn Bruders/ meines auch herzgeliebten Sohns Koͤni- ges Ladiſla/ ſeid goͤttlicher Obhuet unter der Vermahnung befohlen/ daß ihr ingeſamt mit eurer hoch- gewuͤnſchten Gegenwart bald erfreuet/ eure getraͤueſte Mutter Gertrud. Bald hier auff durchſahe ſie auch der Fraͤulein beyde Antwort Schreiben/ und ward der uͤbergeſchikten Halskette an Arbianes ſehr froh/ welche ſie zu ſich nam/ wieder zur Ge- ſelſchafft ging/ und den dreyfachen Gruß an Herkules und Ladiſla ablegete/ welches Arbia- nes mit ſonderlicher begierde anhoͤrete/ aber wol gedachte/ daß ſie ihm ſeyn Gluͤk oder Un- glük in geheim melden wolte; wie ſie dann/ da ſie zu Bette gingen/ zu ihm ſagete: Gelieb- ter

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/244>, abgerufen am 29.03.2024.