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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ter Herr Bruder/ morgen wil ich eure Liebe auch erfreuen/ weil sichs hinte nicht hat schicken
wollen; welches er mit grosser Hoffnung annam/ und daß er diese kurze Zeit gerne abwar-
ten wolte. Diese Nacht begehrete die Groß Fürstin Frl. Lukrezien zur Schlaffgesellin/ wel-
ches ihr überaus lieb wahr/ dann sie hatte sich dermassen in sie verliebet/ daß ihr dauchte
unmöglich seyn/ sich wieder von ihr trennen zu lassen. Des morgens früh wartete Arbia-
nes mit verlangen/ was vor Zeitung ihn erfreuen oder betrüben würde/ da die Groß Für-
stin ihn später als er wünschete/ fodern ließ/ und mit diesen Worten ihn empfing: Mein
Herr Bruder/ welcher gestalt eure Liebe ich allemahl zur beständigen Hoffnung angespor-
net/ ist ihm nicht unwissend/ und mag er sich wol versichern/ daß ich nicht zweiffele/ wir
werden unser Vorhaben zum gewünscheten Ende ausführen/ dessen ich dann in dem em-
pfangenem Schreiben gnugsame Zeugnis habe. Es lässet aber der Groß Fürst und sein
Gemahl eure Liebe freundlich grüssen/ und bedanket sich nicht allein meine Frl. Wase vor
übergeschikte Kleinot/ sondern übersendet zugleich euer Liebe dieses Halsketchen mit ih-
rem Brustbildichen/ unter der Zuversicht/ mein Herr Bruder werde es willig annehmen/
und als ein Zeichen ihres dankwilligen Gemühts ihr zum steten Gedächtnis tragen. Ar-
bianes wuste nicht/ mit was Ehrerbietigkeit er dieses annehmen und beantworten solte/ be-
dankete sich zum höchsten/ daß sie seinen Wunsch schon so weit fortgesetzet/ und erbot sich/
nach jhren willen alles zurichten. Nachgehends taht Valiska jhrem Herkules alles kund/
und daß sein Herr Vater sich keines Unwillen gegen die Abgesanten wieder jhn hätte ver-
merken lassen; sie begehrete auch von ihm/ daß der Morgenländischen Fürsten Geschenke
möchten abgeladen und besichtiget werden/ damit dieselben es nicht vor eine Verachtung
außlegeten/ wann sie dereins von Arbianes solche Unterlassung vernehmen solten. Also
wurden den ganzen Tag über alle Sachen von den 200 Wagen auff die Burg getragen/
da sie eine so überaus grosse Menge an gemünzetem Golde/ Kleinoten/ ädlen Steinen/
Perlen/ und köstlichen Tüchern sahen/ daß sie sich darüber entsetzeten und ganz unwillig
wurden/ daß sie sich gegen Arbianes vernehmen liessen/ wann sie nicht fürchteten daß die
vereinigte Fürsten es vor eine Beschimpfung auffnehmen würden/ wolten sie ihnen alles
wieder zurük senden/ dann sie müsten sich schämen/ so übermachte Schätze vor ihre geringe
Dienste anzunehmen; welches aber Arbianes höchlich verbaht/ und daneben beteurete/ dz/
da es geschehen würde/ er seinem Herr Vater nicht dürffte unter die Augen kommen. Weil
auch angezeiget ward/ daß etliche Juden die vergangene Nacht sich zwischen die Wagen
verstecket und dieselben zubestehlen vorgehabt/ wurden auch die übrigen Wagen abgela-
den/ und die Tähter nach empfangenem Staupbesem des Landes auff 20 Meile von Je-
rusalem/ verwiesen. Des folgenden Tages zogen die unsern samt dem Stathalter und den
seinen auff dem geputzeten Elefanten aus nach Bethlehem und andere örter/ allerhand
denkwirdiges in Augenschein zu nehmen/ und gelangeten des andern Tages umb den spä-
ten Abend wieder zu Jerusalem an/ dann sie durfften nicht weiter gehen/ weil die Groß-
Fürstin ihrem Herkules zu wissen taht/ daß sie die Geburtzeit heran nahen merkete; wie sie
dann von Gott des folgenden morgens umb sechs Uhr ihrer weiblichen Bürden entbun-
den ward/ und sie eines sehr wolgestalten Herrleins ohn sonderliche Schmerzen genase/
wuste auch die Geburtswehe dergestalt zuverbergen/ daß man gar geringe verenderungen

an

Fuͤnftes Buch.
ter Herr Bruder/ morgen wil ich eure Liebe auch erfreuen/ weil ſichs hinte nicht hat ſchickẽ
wollen; welches er mit groſſer Hoffnung annam/ und daß er dieſe kurze Zeit gerne abwar-
ten wolte. Dieſe Nacht begehrete die Groß Fuͤrſtin Frl. Lukrezien zur Schlaffgeſellin/ wel-
ches ihr uͤberaus lieb wahr/ dann ſie hatte ſich dermaſſen in ſie verliebet/ daß ihr dauchte
unmoͤglich ſeyn/ ſich wieder von ihr trennen zu laſſen. Des morgens fruͤh wartete Arbia-
nes mit verlangen/ was vor Zeitung ihn erfreuen oder betruͤben wuͤrde/ da die Groß Fuͤr-
ſtin ihn ſpaͤter als er wuͤnſchete/ fodern ließ/ und mit dieſen Worten ihn empfing: Mein
Herr Bruder/ welcher geſtalt eure Liebe ich allemahl zur beſtaͤndigen Hoffnung angeſpor-
net/ iſt ihm nicht unwiſſend/ und mag er ſich wol verſichern/ daß ich nicht zweiffele/ wir
werden unſer Vorhaben zum gewuͤnſcheten Ende ausfuͤhren/ deſſen ich dann in dem em-
pfangenem Schreiben gnugſame Zeugnis habe. Es laͤſſet aber der Groß Fuͤrſt und ſein
Gemahl eure Liebe freundlich grüſſen/ und bedanket ſich nicht allein meine Frl. Waſe vor
uͤbergeſchikte Kleinot/ ſondern überſendet zugleich euer Liebe dieſes Halsketchen mit ih-
rem Bruſtbildichen/ unter der Zuverſicht/ mein Herr Bruder werde es willig annehmen/
und als ein Zeichen ihres dankwilligen Gemuͤhts ihr zum ſteten Gedaͤchtnis tragen. Ar-
bianes wuſte nicht/ mit was Ehrerbietigkeit er dieſes annehmen und beantworten ſolte/ be-
dankete ſich zum hoͤchſten/ daß ſie ſeinen Wunſch ſchon ſo weit fortgeſetzet/ und erbot ſich/
nach jhren willen alles zurichten. Nachgehends taht Valiſka jhrem Herkules alles kund/
und daß ſein Herr Vater ſich keines Unwillen gegen die Abgeſanten wieder jhn haͤtte ver-
merken laſſen; ſie begehrete auch von ihm/ daß der Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten Geſchenke
moͤchten abgeladen und beſichtiget werden/ damit dieſelben es nicht vor eine Verachtung
außlegeten/ wann ſie dereins von Arbianes ſolche Unterlaſſung vernehmen ſolten. Alſo
wurden den ganzen Tag uͤber alle Sachen von den 200 Wagen auff die Burg getragen/
da ſie eine ſo uͤberaus groſſe Menge an gemuͤnzetem Golde/ Kleinoten/ aͤdlen Steinen/
Perlen/ und koͤſtlichen Tuͤchern ſahen/ daß ſie ſich daruͤber entſetzeten und ganz unwillig
wurden/ daß ſie ſich gegen Arbianes vernehmen lieſſen/ wann ſie nicht fuͤrchteten daß die
vereinigte Fuͤrſten es vor eine Beſchimpfung auffnehmen wuͤrden/ wolten ſie ihnen alles
wieder zuruͤk ſenden/ dann ſie muͤſten ſich ſchaͤmen/ ſo uͤbermachte Schaͤtze vor ihre geringe
Dienſte anzunehmen; welches aber Arbianes hoͤchlich verbaht/ und daneben beteurete/ dz/
da es geſchehen wuͤrde/ er ſeinem Herr Vater nicht duͤrffte unter die Augen kom̃en. Weil
auch angezeiget ward/ daß etliche Juden die vergangene Nacht ſich zwiſchen die Wagen
verſtecket und dieſelben zubeſtehlen vorgehabt/ wurden auch die uͤbrigen Wagen abgela-
den/ und die Taͤhter nach empfangenem Staupbeſem des Landes auff 20 Meile von Je-
ruſalem/ verwieſen. Des folgenden Tages zogen die unſern ſamt dem Stathalter und den
ſeinen auff dem geputzeten Elefanten aus nach Bethlehem und andere oͤrter/ allerhand
denkwirdiges in Augenſchein zu nehmen/ und gelangeten des andern Tages umb den ſpaͤ-
ten Abend wieder zu Jeruſalem an/ dann ſie durfften nicht weiter gehen/ weil die Groß-
Fuͤrſtin ihrem Herkules zu wiſſen taht/ daß ſie die Geburtzeit heran nahen merkete; wie ſie
dann von Gott des folgenden morgens umb ſechs Uhr ihrer weiblichen Buͤrden entbun-
den ward/ und ſie eines ſehr wolgeſtalten Herrleins ohn ſonderliche Schmerzen genaſe/
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[239/0245] Fuͤnftes Buch. ter Herr Bruder/ morgen wil ich eure Liebe auch erfreuen/ weil ſichs hinte nicht hat ſchickẽ wollen; welches er mit groſſer Hoffnung annam/ und daß er dieſe kurze Zeit gerne abwar- ten wolte. Dieſe Nacht begehrete die Groß Fuͤrſtin Frl. Lukrezien zur Schlaffgeſellin/ wel- ches ihr uͤberaus lieb wahr/ dann ſie hatte ſich dermaſſen in ſie verliebet/ daß ihr dauchte unmoͤglich ſeyn/ ſich wieder von ihr trennen zu laſſen. Des morgens fruͤh wartete Arbia- nes mit verlangen/ was vor Zeitung ihn erfreuen oder betruͤben wuͤrde/ da die Groß Fuͤr- ſtin ihn ſpaͤter als er wuͤnſchete/ fodern ließ/ und mit dieſen Worten ihn empfing: Mein Herr Bruder/ welcher geſtalt eure Liebe ich allemahl zur beſtaͤndigen Hoffnung angeſpor- net/ iſt ihm nicht unwiſſend/ und mag er ſich wol verſichern/ daß ich nicht zweiffele/ wir werden unſer Vorhaben zum gewuͤnſcheten Ende ausfuͤhren/ deſſen ich dann in dem em- pfangenem Schreiben gnugſame Zeugnis habe. Es laͤſſet aber der Groß Fuͤrſt und ſein Gemahl eure Liebe freundlich grüſſen/ und bedanket ſich nicht allein meine Frl. Waſe vor uͤbergeſchikte Kleinot/ ſondern überſendet zugleich euer Liebe dieſes Halsketchen mit ih- rem Bruſtbildichen/ unter der Zuverſicht/ mein Herr Bruder werde es willig annehmen/ und als ein Zeichen ihres dankwilligen Gemuͤhts ihr zum ſteten Gedaͤchtnis tragen. Ar- bianes wuſte nicht/ mit was Ehrerbietigkeit er dieſes annehmen und beantworten ſolte/ be- dankete ſich zum hoͤchſten/ daß ſie ſeinen Wunſch ſchon ſo weit fortgeſetzet/ und erbot ſich/ nach jhren willen alles zurichten. Nachgehends taht Valiſka jhrem Herkules alles kund/ und daß ſein Herr Vater ſich keines Unwillen gegen die Abgeſanten wieder jhn haͤtte ver- merken laſſen; ſie begehrete auch von ihm/ daß der Morgenlaͤndiſchen Fuͤrſten Geſchenke moͤchten abgeladen und beſichtiget werden/ damit dieſelben es nicht vor eine Verachtung außlegeten/ wann ſie dereins von Arbianes ſolche Unterlaſſung vernehmen ſolten. Alſo wurden den ganzen Tag uͤber alle Sachen von den 200 Wagen auff die Burg getragen/ da ſie eine ſo uͤberaus groſſe Menge an gemuͤnzetem Golde/ Kleinoten/ aͤdlen Steinen/ Perlen/ und koͤſtlichen Tuͤchern ſahen/ daß ſie ſich daruͤber entſetzeten und ganz unwillig wurden/ daß ſie ſich gegen Arbianes vernehmen lieſſen/ wann ſie nicht fuͤrchteten daß die vereinigte Fuͤrſten es vor eine Beſchimpfung auffnehmen wuͤrden/ wolten ſie ihnen alles wieder zuruͤk ſenden/ dann ſie muͤſten ſich ſchaͤmen/ ſo uͤbermachte Schaͤtze vor ihre geringe Dienſte anzunehmen; welches aber Arbianes hoͤchlich verbaht/ und daneben beteurete/ dz/ da es geſchehen wuͤrde/ er ſeinem Herr Vater nicht duͤrffte unter die Augen kom̃en. Weil auch angezeiget ward/ daß etliche Juden die vergangene Nacht ſich zwiſchen die Wagen verſtecket und dieſelben zubeſtehlen vorgehabt/ wurden auch die uͤbrigen Wagen abgela- den/ und die Taͤhter nach empfangenem Staupbeſem des Landes auff 20 Meile von Je- ruſalem/ verwieſen. Des folgenden Tages zogen die unſern ſamt dem Stathalter und den ſeinen auff dem geputzeten Elefanten aus nach Bethlehem und andere oͤrter/ allerhand denkwirdiges in Augenſchein zu nehmen/ und gelangeten des andern Tages umb den ſpaͤ- ten Abend wieder zu Jeruſalem an/ dann ſie durfften nicht weiter gehen/ weil die Groß- Fuͤrſtin ihrem Herkules zu wiſſen taht/ daß ſie die Geburtzeit heran nahen merkete; wie ſie dann von Gott des folgenden morgens umb ſechs Uhr ihrer weiblichen Buͤrden entbun- den ward/ und ſie eines ſehr wolgeſtalten Herrleins ohn ſonderliche Schmerzen genaſe/ wuſte auch die Geburtswehe dergeſtalt zuverbergen/ daß man gar geringe verenderungen an

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/245>, abgerufen am 25.04.2024.