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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
nach der Fürstlichen Geselschaft/ gaben den beyden Groß Fürsten die Schreiben zu verle-
sen/ welche sich deren gnug zulacheten; doch/ sagte Artaxerxes/ ist mirs lieb/ daß er durch
Schadenklug wird/ und Tugend besser achten lernet; hoffe daher/ er werde forthin seine
Kinder Ruhten ins Feur werffen/ und nach einem Säbel sich umbtuhn. Nach gehaltener
Mahlzeit baht Frl. Valiska die Groß Fürstin Saptina/ samt Fr. Roxanen und Frl. Bar-
senen/ mit ihr zugehen/ und ihre Kleider helffen außzulegen/ da sie zu Fr. Roxanen sagte:
Geliebte Freundin/ ihr beschweretet euch neulich wegen mangel der Kleidung zur Hochzeit/
die uns Gott in gutem überflusse bescheret hat; und hätte mein Bräutigamb Artabanus
mir dieselben zu mehr gelegener Zeit nicht schicken können; bekomme also mittel/ meiner
Freundin vor den Rok/ welchen sie mir nach Charas vertraulich mit gab/ einen andern
zuzustellen. Des folgenden Tages putzeten die Hochzeiterinnen sich treflich aus; Frl. Va-
liska legte ihr schneweisses Kleid an/ neben darzugehörigen Kleinoten/ welches Artabanus
ihr auff ihren Geburtstag verehret hatte; das neue überschikte Kleinot wahr ein Brust-
stük in gestalt einer Sonnen/ die grosse Strahlen von sich warff/ wann die rechte Sonne
darauff schien; nnd dieses sagte sie/ wolte sie an ihrem höchsten Ehrentage dem Könige
Artabanus zugefallen tragen. Herkules bekleidete sich auch ganz weiß/ und wolte Ladisla
seiner Gewohnheit nach/ ihm nicht ungleich seyn. Frl. Barsene muste von den Parthischen
Kleidern ein grün Güldenstük/ mit den schönsten Rubinen stark besetzet/ anlegen/ weil ihr
Bräutigamb sich in solche Farbe gekleidet hatte. Als sie miteinander nach dem grossen
Saal gingen/ liessen sie den Parthischen Gesanten/ aller Ursach ungemeldet/ fodern/ wel-
cher/ da er alle Anwesende so treflich gekleidet/ und Frl. Valisken neben Herkules in sol-
cher Pracht sahe/ sich dessen nicht wenig verwunderte; hatte doch niemand den er fragen
durfte/ sondern sahe/ daß unsere Helden/ und alle/ so des Christlichen Glaubens wahren/ in
ein Nebengemach traten/ biß Pharnabazus mit seinem Fräulein nach Heidnischem Ge-
brauch getrauet wahr; hernach sich in voriger Ordnung einstelleten/ und Herkules die An-
wesenden also anredete: Großmächtige/ Durchleuchtige/ Wolgebohrne/ auch ädle/ hoch-
werte Herren/ Freunde und Freundinnen; nachdem der grosse Gott Himmels und Er-
den mir unwirdigen mit so grosser Gnade erschienen/ daß ich das Durchleuchtigste Fräu-
lein/ Frl. Valisken/ gebohrnes Königliches Fräulein aus Böhmen/ aus dem fest verwah-
reten Schlosse ihrer Gefängnis zu Charas erlöset/ und aber schon über drey Jahr mit der-
selben ehelich versprochen bin/ als ist mein jetziger Vorsaz und Wille/ auff teils eingehoh-
lete/ teils gegenwärtige Bewilligung ihrer Fr. Mutter/ der Großmächtigsten Königin
in Böhmen/ und ihres Herrn Bruders/ des auch Großmächtigsten Königes daselbst/
heut diesen Tag mein hochzeitliches Ehren Fest anzustellen/ und solche unsere Ehe nach
Gebrauch unsers Glaubens durch einen Lehrer oder geistlichen Vater einsegnen zu lassen/
damit ich dem Parther Könige Artabanus in der Taht zeigen möge/ daß er unbilliger wei-
se dasselbe besitzen wolle/ welches keinem Menschen in dieser Welt/ als allein mir/ mit rech-
te zustehet; und er also dereins ablassen möge einem Gemahl nachzutrachten/ die einem an-
dern schon vermählet ist. Wann ich aber dieses alte Recht zu meiner längst versprochenen
Frl. Braut nicht hätte/ und König Artabanus nicht als ein Gewaltähtiger/ sondern als
ein höflicher König sie vor erst würde in freien Stand eingesetzet/ und nachgehends ihrer

Frau
e ij

Fuͤnftes Buch.
nach der Fuͤrſtlichen Geſelſchaft/ gaben den beyden Groß Fuͤrſten die Schreiben zu verle-
ſen/ welche ſich deren gnug zulacheten; doch/ ſagte Artaxerxes/ iſt mirs lieb/ daß er durch
Schadenklug wird/ und Tugend beſſer achten lernet; hoffe daher/ er werde forthin ſeine
Kinder Ruhten ins Feur werffen/ und nach einem Saͤbel ſich umbtuhn. Nach gehaltener
Mahlzeit baht Frl. Valiſka die Groß Fürſtin Saptina/ ſamt Fr. Roxanen und Frl. Baꝛ-
ſenen/ mit ihr zugehen/ und ihre Kleider helffen außzulegen/ da ſie zu Fr. Roxanen ſagte:
Geliebte Freundin/ ihr beſchweretet euch neulich wegẽ mangel der Kleidung zur Hochzeit/
die uns Gott in gutem uͤberfluſſe beſcheret hat; und haͤtte mein Braͤutigamb Artabanus
mir dieſelben zu mehr gelegener Zeit nicht ſchicken koͤnnen; bekomme alſo mittel/ meiner
Freundin vor den Rok/ welchen ſie mir nach Charas vertraulich mit gab/ einen andern
zuzuſtellen. Des folgenden Tages putzeten die Hochzeiterinnen ſich treflich aus; Frl. Va-
liſka legte ihr ſchneweiſſes Kleid an/ neben darzugehoͤrigen Kleinoten/ welches Artabanus
ihr auff ihren Geburtstag verehret hatte; das neue uͤberſchikte Kleinot wahr ein Bruſt-
ſtuͤk in geſtalt einer Sonnen/ die groſſe Strahlen von ſich warff/ wann die rechte Sonne
darauff ſchien; nnd dieſes ſagte ſie/ wolte ſie an ihrem hoͤchſten Ehrentage dem Koͤnige
Artabanus zugefallen tragen. Herkules bekleidete ſich auch ganz weiß/ und wolte Ladiſla
ſeiner Gewohnheit nach/ ihm nicht ungleich ſeyn. Frl. Barſene muſte von den Parthiſchẽ
Kleidern ein gruͤn Guͤldenſtuͤk/ mit den ſchoͤnſten Rubinen ſtark beſetzet/ anlegen/ weil ihr
Braͤutigamb ſich in ſolche Farbe gekleidet hatte. Als ſie miteinander nach dem groſſen
Saal gingen/ lieſſen ſie den Parthiſchen Geſanten/ aller Urſach ungemeldet/ fodern/ wel-
cher/ da er alle Anweſende ſo treflich gekleidet/ und Frl. Valiſken neben Herkules in ſol-
cher Pracht ſahe/ ſich deſſen nicht wenig verwunderte; hatte doch niemand den er fragen
durfte/ ſondern ſahe/ daß unſere Helden/ und alle/ ſo des Chriſtlichen Glaubens wahren/ in
ein Nebengemach traten/ biß Pharnabazus mit ſeinem Fraͤulein nach Heidniſchem Ge-
brauch getrauet wahr; hernach ſich in voriger Ordnung einſtelleten/ und Herkules die An-
weſenden alſo anredete: Großmaͤchtige/ Durchleuchtige/ Wolgebohrne/ auch aͤdle/ hoch-
werte Herren/ Freunde und Freundinnen; nachdem der groſſe Gott Himmels und Er-
den mir unwirdigen mit ſo groſſer Gnade erſchienen/ daß ich das Durchleuchtigſte Fraͤu-
lein/ Frl. Valiſken/ gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein aus Boͤhmen/ aus dem feſt verwah-
reten Schloſſe ihrer Gefaͤngnis zu Charas erloͤſet/ und aber ſchon uͤber drey Jahr mit der-
ſelben ehelich verſprochen bin/ als iſt mein jetziger Vorſaz und Wille/ auff teils eingehoh-
lete/ teils gegenwaͤrtige Bewilligung ihrer Fr. Mutter/ der Großmaͤchtigſten Koͤnigin
in Boͤhmen/ und ihres Herrn Bruders/ des auch Großmaͤchtigſten Koͤniges daſelbſt/
heut dieſen Tag mein hochzeitliches Ehren Feſt anzuſtellen/ und ſolche unſere Ehe nach
Gebrauch unſers Glaubens durch einen Lehrer oder geiſtlichen Vater einſegnen zu laſſen/
damit ich dem Parther Koͤnige Artabanus in der Taht zeigen moͤge/ daß er unbilliger wei-
ſe daſſelbe beſitzen wolle/ welches keinem Menſchen in dieſer Welt/ als allein mir/ mit rech-
te zuſtehet; und er alſo dereins ablaſſen moͤge einem Gemahl nachzutrachten/ die einem an-
dern ſchon vermaͤhlet iſt. Wann ich aber dieſes alte Recht zu meiner laͤngſt verſprochenẽ
Frl. Braut nicht haͤtte/ und Koͤnig Artabanus nicht als ein Gewaltaͤhtiger/ ſondern als
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[35/0041] Fuͤnftes Buch. nach der Fuͤrſtlichen Geſelſchaft/ gaben den beyden Groß Fuͤrſten die Schreiben zu verle- ſen/ welche ſich deren gnug zulacheten; doch/ ſagte Artaxerxes/ iſt mirs lieb/ daß er durch Schadenklug wird/ und Tugend beſſer achten lernet; hoffe daher/ er werde forthin ſeine Kinder Ruhten ins Feur werffen/ und nach einem Saͤbel ſich umbtuhn. Nach gehaltener Mahlzeit baht Frl. Valiſka die Groß Fürſtin Saptina/ ſamt Fr. Roxanen und Frl. Baꝛ- ſenen/ mit ihr zugehen/ und ihre Kleider helffen außzulegen/ da ſie zu Fr. Roxanen ſagte: Geliebte Freundin/ ihr beſchweretet euch neulich wegẽ mangel der Kleidung zur Hochzeit/ die uns Gott in gutem uͤberfluſſe beſcheret hat; und haͤtte mein Braͤutigamb Artabanus mir dieſelben zu mehr gelegener Zeit nicht ſchicken koͤnnen; bekomme alſo mittel/ meiner Freundin vor den Rok/ welchen ſie mir nach Charas vertraulich mit gab/ einen andern zuzuſtellen. Des folgenden Tages putzeten die Hochzeiterinnen ſich treflich aus; Frl. Va- liſka legte ihr ſchneweiſſes Kleid an/ neben darzugehoͤrigen Kleinoten/ welches Artabanus ihr auff ihren Geburtstag verehret hatte; das neue uͤberſchikte Kleinot wahr ein Bruſt- ſtuͤk in geſtalt einer Sonnen/ die groſſe Strahlen von ſich warff/ wann die rechte Sonne darauff ſchien; nnd dieſes ſagte ſie/ wolte ſie an ihrem hoͤchſten Ehrentage dem Koͤnige Artabanus zugefallen tragen. Herkules bekleidete ſich auch ganz weiß/ und wolte Ladiſla ſeiner Gewohnheit nach/ ihm nicht ungleich ſeyn. Frl. Barſene muſte von den Parthiſchẽ Kleidern ein gruͤn Guͤldenſtuͤk/ mit den ſchoͤnſten Rubinen ſtark beſetzet/ anlegen/ weil ihr Braͤutigamb ſich in ſolche Farbe gekleidet hatte. Als ſie miteinander nach dem groſſen Saal gingen/ lieſſen ſie den Parthiſchen Geſanten/ aller Urſach ungemeldet/ fodern/ wel- cher/ da er alle Anweſende ſo treflich gekleidet/ und Frl. Valiſken neben Herkules in ſol- cher Pracht ſahe/ ſich deſſen nicht wenig verwunderte; hatte doch niemand den er fragen durfte/ ſondern ſahe/ daß unſere Helden/ und alle/ ſo des Chriſtlichen Glaubens wahren/ in ein Nebengemach traten/ biß Pharnabazus mit ſeinem Fraͤulein nach Heidniſchem Ge- brauch getrauet wahr; hernach ſich in voriger Ordnung einſtelleten/ und Herkules die An- weſenden alſo anredete: Großmaͤchtige/ Durchleuchtige/ Wolgebohrne/ auch aͤdle/ hoch- werte Herren/ Freunde und Freundinnen; nachdem der groſſe Gott Himmels und Er- den mir unwirdigen mit ſo groſſer Gnade erſchienen/ daß ich das Durchleuchtigſte Fraͤu- lein/ Frl. Valiſken/ gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein aus Boͤhmen/ aus dem feſt verwah- reten Schloſſe ihrer Gefaͤngnis zu Charas erloͤſet/ und aber ſchon uͤber drey Jahr mit der- ſelben ehelich verſprochen bin/ als iſt mein jetziger Vorſaz und Wille/ auff teils eingehoh- lete/ teils gegenwaͤrtige Bewilligung ihrer Fr. Mutter/ der Großmaͤchtigſten Koͤnigin in Boͤhmen/ und ihres Herrn Bruders/ des auch Großmaͤchtigſten Koͤniges daſelbſt/ heut dieſen Tag mein hochzeitliches Ehren Feſt anzuſtellen/ und ſolche unſere Ehe nach Gebrauch unſers Glaubens durch einen Lehrer oder geiſtlichen Vater einſegnen zu laſſen/ damit ich dem Parther Koͤnige Artabanus in der Taht zeigen moͤge/ daß er unbilliger wei- ſe daſſelbe beſitzen wolle/ welches keinem Menſchen in dieſer Welt/ als allein mir/ mit rech- te zuſtehet; und er alſo dereins ablaſſen moͤge einem Gemahl nachzutrachten/ die einem an- dern ſchon vermaͤhlet iſt. Wann ich aber dieſes alte Recht zu meiner laͤngſt verſprochenẽ Frl. Braut nicht haͤtte/ und Koͤnig Artabanus nicht als ein Gewaltaͤhtiger/ ſondern als ein hoͤflicher Koͤnig ſie vor erſt wuͤrde in freien Stand eingeſetzet/ und nachgehends ihrer Frau e ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/41>, abgerufen am 28.03.2024.