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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Königl. Hocheit her; sie hatte nicht ein Fädemchen an ihrem Leibe/ den sie nicht aus den
mit überbrachten Laden entlihen hätte/ und ob gleich diese Außreisserin sich damit ein gros-
ses dünken lässet/ so ist es ihrer Königl. Hocheit doch ein geringer Verlust/ als welche noch
wol ihr ganzes Frauenzimmer auff solche Weise außputzen könte/ ohn einigen Abbruch ih-
res unermäßlichen Schatzes. Ey du einfältiger/ sagte Artabanus; bestehet dir die Schön-
heit dann in den Kleidern/ so laß dir ein wolgepuztes Leibes-heßliche Baurenstük oder Dir-
ne herzuführen/ alsdann wird sie dir schön genug seyn. Wir fragen nicht/ was vor Kleider
unser Fräulein am Leibe getragen/ sondern wie ihr dieselben angestanden; ja vielmehr was
vor Schönheit an dem entblösseten teile ihres unvergleichlichen Leibes sich sehen lassen.
Eure Königl. Hocheit/ antwortete er/ fodern von mir etwas/ dessen ich entweder keinen
Verstand habe/ oder doch mit euer Hocheit ungleicher Meynung bin. Doch vor erst hat
sie einen menschlichen Leib/ wie andere Weibesbilder/ nur daß die zarte Haut und weisse
Farbe/ sie bey uns Morgenländern selzam machet/ welches aber den Mitternächtigen nichts
neues ist/ als die von der Sonnen nicht gefärbet werden/ wie wir dieses Orts. Solte ich
nun meines Herzen Meynung von mir sagen/ so halte ich diese Farbe an ihr vielmehr vor
eine Unvolkommenheit/ als vor eine Zierde/ dann sie rühret anders nirgendher/ als von der
Unglükseligkeit ihres Vaterlandes/ da die Sonne/ als gar zu weit entfernet/ den Menschen
die gebührliche Farbe nicht anstreichen kan/ sondern sie erbleichen lässet. Man betrachte nur
einen Kirsch- oder Pflaumen-Baum/ dessen eine Seite durch stäter beschattung des zu
nahe stehenden Gebäues/ von der Sonnen abgekehret ist; ob nit daselbst die Früchte bleich
und ungefärbet blieben/ so daß man sie nicht eins geniessen kan. Ich halte davor/ es sey mit
den Menschen unterschiedlicher Landes Arten gleich also; aber die der Sonnen und ihrer
Wirkung geniessen/ sind ohnzweifel die volkommensten; und wird demnach mir kein Mensch
nicht einbilden/ daß mein Gemahl/ die fein bräunlich/ und an allen Gliedern gesetzt/ nicht
solte ungleich schöner/ als diese junge Groß Fürstin seyn. Ich werde aber auch ihre Sitten
und Geberden etwas berühren müssen; diese nun straff ich nicht/ nach dem äusserlichen An-
sehen/ und kan wol sein/ daß sie von ihrem wol unterwiesenen Frauenzimmer hieselbst/ sol-
che Höfligkeit gefasset; aber andere weibliche Tugenden finde ich in zimlicher sparsamkeit
bey ihr. Dann vor erst ist sie blutgierig; durfte nicht allein in ihrer Königl. Hocheit anwe-
senheit/ den berümten Fürsten/ Herrn Vologeses den jüngern erschiessen/ sondern sie berüm-
te sich offentlich/ in aller andern Gegenwart/ daß sie den treflichen Königlichen jungen H.
Herrn Gotarzes mit ihrem Brodmesser entleibet; ja wie sie ihre Königl. Hocheit selbst
im Braut Bette hätte auffopffern wollen/ wie solches ehmahls einem Assyrischen Feld-
Herrn Holofernes von einem Judischen Weibe/ nahmens Judith solte begegnet seyn.
Nun sind ja die ersten beyden Mordtahten ihr geglücket/ und grauet mir nicht wenig/ wann
ich an das dritte gedenke/ daß vielleicht hätte können ins Werk gerichtet werden; daher wir
den Parthischen Schuz Göttern billich danken/ daß sie dieses unaußsprechliche Ubel gnä-
dig abgewendet/ und ein solches mörderisches Fräulein aus unserm Lande verbannet ha-
ben. Mag demnach der weißmäulichte Herkules sich eine Zeitlang mit ihr schleppen/ biß
sie seiner müde wird/ wie sie mir dann sehr unbeständig vorkomt; hernach wird sie ihn schon
abschlachten/ und einen frischen Reuter suchen. Bagophanes sahe/ daß dieses lauter tödli-

che

Fuͤnftes Buch.
Koͤnigl. Hocheit her; ſie hatte nicht ein Faͤdemchen an ihrem Leibe/ den ſie nicht aus den
mit uͤberbrachten Laden entlihen haͤtte/ und ob gleich dieſe Außreiſſerin ſich damit ein groſ-
ſes duͤnken laͤſſet/ ſo iſt es ihrer Koͤnigl. Hocheit doch ein geringer Verluſt/ als welche noch
wol ihr ganzes Frauenzimmer auff ſolche Weiſe außputzen koͤnte/ ohn einigen Abbruch ih-
res unermaͤßlichen Schatzes. Ey du einfaͤltiger/ ſagte Artabanus; beſtehet dir die Schoͤn-
heit dañ in den Kleidern/ ſo laß dir ein wolgepuztes Leibes-heßliche Baurenſtuͤk oder Dir-
ne herzufuͤhren/ alsdañ wird ſie dir ſchoͤn genug ſeyn. Wir fragen nicht/ was vor Kleider
unſer Fraͤulein am Leibe getragen/ ſondern wie ihr dieſelben angeſtanden; ja vielmehr was
vor Schoͤnheit an dem entbloͤſſeten teile ihres unvergleichlichen Leibes ſich ſehen laſſen.
Eure Koͤnigl. Hocheit/ antwortete er/ fodern von mir etwas/ deſſen ich entweder keinen
Verſtand habe/ oder doch mit euer Hocheit ungleicher Meynung bin. Doch vor erſt hat
ſie einen menſchlichen Leib/ wie andere Weibesbilder/ nur daß die zarte Haut und weiſſe
Farbe/ ſie bey uns Morgenlaͤndern ſelzam machet/ welches aber den Mitternaͤchtigẽ nichts
neues iſt/ als die von der Sonnen nicht gefaͤrbet werden/ wie wir dieſes Orts. Solte ich
nun meines Herzen Meynung von mir ſagen/ ſo halte ich dieſe Farbe an ihr vielmehr vor
eine Unvolkommenheit/ als vor eine Zierde/ dann ſie ruͤhret anders nirgendher/ als von der
Ungluͤkſeligkeit ihres Vaterlandes/ da die Sonne/ als gar zu weit entfernet/ den Menſchen
die gebuͤhrliche Farbe nicht anſtreichen kan/ ſondern ſie erbleichẽ laͤſſet. Man betrachte nur
einen Kirſch- oder Pflaumen-Baum/ deſſen eine Seite durch ſtaͤter beſchattung des zu
nahe ſtehenden Gebaͤues/ von der Sonnen abgekehret iſt; ob nit daſelbſt die Fruͤchte bleich
und ungefaͤrbet blieben/ ſo daß man ſie nicht eins genieſſen kan. Ich halte davor/ es ſey mit
den Menſchen unterſchiedlicher Landes Arten gleich alſo; aber die der Sonnen und ihrer
Wirkung genieſſen/ ſind ohnzweifel die volkom̃enſten; uñ wird demnach mir kein Menſch
nicht einbilden/ daß mein Gemahl/ die fein braͤunlich/ und an allen Gliedern geſetzt/ nicht
ſolte ungleich ſchoͤner/ als dieſe junge Groß Fuͤrſtin ſeyn. Ich werde aber auch ihre Sitten
und Geberden etwas beruͤhren muͤſſen; dieſe nun ſtraff ich nicht/ nach dem aͤuſſerlichen An-
ſehen/ und kan wol ſein/ daß ſie von ihrem wol unterwieſenen Frauenzimmer hieſelbſt/ ſol-
che Hoͤfligkeit gefaſſet; aber andere weibliche Tugenden finde ich in zimlicher ſparſamkeit
bey ihr. Dann vor erſt iſt ſie blutgierig; durfte nicht allein in ihrer Koͤnigl. Hocheit anwe-
ſenheit/ den beruͤmten Fuͤrſten/ Herꝛn Vologeſes den jüngeꝛn erſchieſſen/ ſondern ſie beruͤm-
te ſich offentlich/ in aller andern Gegenwart/ daß ſie den treflichen Koͤniglichen jungen H.
Herrn Gotarzes mit ihrem Brodmeſſer entleibet; ja wie ſie ihre Koͤnigl. Hocheit ſelbſt
im Braut Bette haͤtte auffopffern wollen/ wie ſolches ehmahls einem Aſſyriſchen Feld-
Herrn Holofernes von einem Judiſchen Weibe/ nahmens Judith ſolte begegnet ſeyn.
Nun ſind ja die erſten beyden Mordtahten ihr gegluͤcket/ und grauet mir nicht wenig/ wañ
ich an das dritte gedenke/ daß vielleicht haͤtte koͤnnen ins Werk gerichtet werden; daher wir
den Parthiſchen Schuz Goͤttern billich danken/ daß ſie dieſes unaußſprechliche Ubel gnaͤ-
dig abgewendet/ und ein ſolches moͤrderiſches Fraͤulein aus unſerm Lande verbannet ha-
ben. Mag demnach der weißmaͤulichte Herkules ſich eine Zeitlang mit ihr ſchleppen/ biß
ſie ſeiner muͤde wird/ wie ſie mir dañ ſehr unbeſtaͤndig vorkomt; hernach wird ſie ihn ſchon
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/52>, abgerufen am 29.03.2024.