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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
recht wird/ sondern durch den Glauben an JEsus Christ/ so gläuben wir auch an JEsus
Christ/ auffdaß wir gerecht werden durch den Glauben an Christ/ und nicht durch des Ge-
setzes Werke/ dann durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht. Welches alles ei-
ne Erklärung ist des herlichen Kernspruchs/ welchen unser Heyland selbst anführet/ da er
zu Nicodemus saget: Also hat Gott die Welt geliebet/ daß er seinen eingebornen Sohn gab/
auffdz alle die an ihn gläuben/ nit verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Wer
an ihn gläubet/ der wird nicht gerichtet/ wer aber nicht gläubet/ der ist schon gerichtet.

XXIX. Welcher Mensch nun die Hoffnung haben wil zur Seligkeit/ derselbe muß mit
festem Glauben sich auff das teure Verdienst seines Heylandes verlassen/ auff daß ihm Gott
das Verdienst und die Gerechtigkeit seines JEsus durch den Glauben zurechnen oder
mitteilen möge. Und wann ein Mensch durch den Glauben ist gerecht worden/ so muß er
ja bey Leib und Leben nicht gedenken/ daß es nun mit seiner Seligkeit alles gute Richtigkeit
habe/ und Gott der Herr nichts mehr von ihm erfodere/ als nur solchen vertraulichen Gla-
ben an seinen Sohn. Nein O nein! fondern da muß ein Mensch der von Gott ist gerecht
gemacht/ derselbe sol und muß nohtwendig sich aller Christlichen geistlichen guten Werke
nach äusserstem Vermögen befleissigen/ so daß er nach Erfoderung der heiligen zehn Geboh-
te Gottes/ alle Boßheit und Ubeltaht meide/ und dagegen in allen Christlichen Tugenden
sich übe. Dann wer in Sünden verharret/ der verdirbet dadurch seinen Glauben/ und fäl-
let auß der Gnade Gottes/ ja er verleuret die durch den Glauben empfangene Gerechtig-
keit. Daher spricht abermahl Paulus: So ihr nach dem Fleische werdet leben/ so werdet
ihr müssen sterben; so ihr aber des Fleisches Werke durch den Geist tödtet/ so werdet ihr
leben. Dann wo eure Gerechtigkeit (welche ihr nach der durch den Glauben empfangenen
Gerechtigkeit/ in Ubung der Gottseligkeit leistet) nicht besser ist/ als der Schrifftgelehrten
und Phariseer (welche nur in Heucheley/ nicht in wahrer Ubung der Gotseligkeit bestund)
so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen; spricht unser Heyland selber. Dann nur allein
derselbe Glaube gilt vor Gott/ welcher durch die Liebe wirket/ oder sich kräfftig darstellet.
Der Glaube aber/ welcher ohn die Werke der Gottseligkeit ist/ derselbe ist ein todter Glau-
be. Dann ob wir gleich auß Gnaden selig worden sind durch den Glauben/ und nicht aus
den Werken/ wie Paulus aber mahl lehret in seinem Sende Schreiben an die Epheser; so
setzet er doch alsbald hinzu/ daß wir Gottes Werk sind/ geschaffen/ in JEsus Christ/ zu gu-
ten Werken/ zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat/ daß wir drinnen wandeln sollen. Und
allein diese erwachsene Christen/ welche solcher Gestalt alles ungötliche Wesen/ und die
weltlichen Lüste meiden/ und hingegen züchtig/ gerecht und gottselig in dieser Welt leben/
dieselben haben sich der künfftigen Seligkeit des ewigen Lebens zugetrösten/ wie auch die-
selben/ welche nach begangenen Sünden noch in der Gnadenzeit rechtschaffene Busse tuhn/
von Sünden ablassen/ und da ihre Lebenszeit es zulässet/ die Ubung der wahren Gotseligkeit
eiferig fortsetzen; Da sie aber nach geschehener Busse bald durch den Tod auß dieser Welt
Abscheid nehmen/ sie dannoch den steiffen Vorsaz der Lebens-Besserung biß an ihr En-
de im Herzen behalten. Diese alle können mit Paulus/ wann sie durch den zeitlichen Tod
abgefodert werden/ freudig sprechen: Ich habe einen guten Kampff gekämpffet/ ich habe
den Lauff vollendet/ ich habe Glauben gehalten/ hinfort ist mir bey gelegt die Kron der Ge-

rechtig-

Achtes Buch.
recht wird/ ſondern durch den Glauben an JEſus Chriſt/ ſo glaͤuben wir auch an JEſus
Chriſt/ auffdaß wir gerecht werden durch den Glauben an Chriſt/ und nicht durch des Ge-
ſetzes Werke/ dann durch des Geſetzes Werke wird kein Menſch gerecht. Welches alles ei-
ne Erklaͤrung iſt des herlichen Kernſpruchs/ welchen unſer Heyland ſelbſt anfuͤhret/ da er
zu Nicodemus ſaget: Alſo hat Gott die Welt geliebet/ daß er ſeinen eingebornen Sohn gab/
auffdz alle die an ihn glaͤuben/ nit verlohren werden/ ſondern das ewige Leben haben. Wer
an ihn glaͤubet/ der wird nicht gerichtet/ wer aber nicht glaͤubet/ der iſt ſchon gerichtet.

XXIX. Welcher Menſch nun die Hoffnung haben wil zur Seligkeit/ derſelbe muß mit
feſtem Glauben ſich auff das teure Verdienſt ſeines Heylandes verlaſſen/ auff daß ihm Gott
das Verdienſt und die Gerechtigkeit ſeines JEſus durch den Glauben zurechnen oder
mitteilen moͤge. Und wann ein Menſch durch den Glauben iſt gerecht worden/ ſo muß er
ja bey Leib und Leben nicht gedenken/ daß es nun mit ſeiner Seligkeit alles gute Richtigkeit
habe/ und Gott der Herr nichts mehr von ihm erfodere/ als nur ſolchen vertraulichen Gla-
ben an ſeinen Sohn. Nein O nein! fondern da muß ein Menſch der von Gott iſt gerecht
gemacht/ derſelbe ſol und muß nohtwendig ſich aller Chriſtlichen geiſtlichen guten Werke
nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen befleiſſigen/ ſo daß er nach Erfoderung der heiligen zehn Geboh-
te Gottes/ alle Boßheit und Ubeltaht meide/ und dagegen in allen Chriſtlichen Tugenden
ſich uͤbe. Dann wer in Suͤnden verharret/ der verdirbet dadurch ſeinen Glauben/ und faͤl-
let auß der Gnade Gottes/ ja er verleuret die durch den Glauben empfangene Gerechtig-
keit. Daher ſpricht abermahl Paulus: So ihr nach dem Fleiſche werdet leben/ ſo werdet
ihr muͤſſen ſterben; ſo ihr aber des Fleiſches Werke durch den Geiſt toͤdtet/ ſo werdet ihr
leben. Dann wo eure Gerechtigkeit (welche ihr nach der durch den Glauben empfangenen
Gerechtigkeit/ in Ubung der Gottſeligkeit leiſtet) nicht beſſer iſt/ als der Schrifftgelehrten
und Phariſeer (welche nur in Heucheley/ nicht in wahrer Ubung der Gotſeligkeit beſtund)
ſo werdet ihr nicht in das Him̃elreich kom̃en; ſpricht unſer Heyland ſelber. Dann nuꝛ allein
derſelbe Glaube gilt vor Gott/ welcher durch die Liebe wirket/ oder ſich kraͤfftig darſtellet.
Der Glaube aber/ welcher ohn die Werke der Gottſeligkeit iſt/ derſelbe iſt ein todter Glau-
be. Dann ob wir gleich auß Gnaden ſelig worden ſind durch den Glauben/ und nicht aus
den Werken/ wie Paulus aber mahl lehret in ſeinem Sende Schreiben an die Epheſer; ſo
ſetzet er doch alsbald hinzu/ daß wir Gottes Werk ſind/ geſchaffen/ in JEſus Chriſt/ zu gu-
ten Werken/ zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat/ daß wir drinnen wandeln ſollen. Und
allein dieſe erwachſene Chriſten/ welche ſolcher Geſtalt alles ungoͤtliche Weſen/ und die
weltlichen Luͤſte meiden/ und hingegen zuͤchtig/ gerecht und gottſelig in dieſer Welt leben/
dieſelben haben ſich der kuͤnfftigen Seligkeit des ewigen Lebens zugetroͤſten/ wie auch die-
ſelben/ welche nach begangenen Suͤnden noch in deꝛ Gnadenzeit rechtſchaffene Buſſe tuhn/
von Suͤnden ablaſſen/ uñ da ihre Lebenszeit es zulaͤſſet/ die Ubung der wahren Gotſeligkeit
eiferig fortſetzen; Da ſie aber nach geſchehener Buſſe bald durch den Tod auß dieſer Welt
Abſcheid nehmen/ ſie dannoch den ſteiffen Vorſaz der Lebens-Beſſerung biß an ihr En-
de im Herzen behalten. Dieſe alle koͤnnen mit Paulus/ wann ſie durch den zeitlichen Tod
abgefodert werden/ freudig ſprechen: Ich habe einen guten Kampff gekaͤmpffet/ ich habe
den Lauff vollendet/ ich habe Glauben gehalten/ hinfort iſt mir bey gelegt die Kron der Ge-

rechtig-
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[956/0962] Achtes Buch. recht wird/ ſondern durch den Glauben an JEſus Chriſt/ ſo glaͤuben wir auch an JEſus Chriſt/ auffdaß wir gerecht werden durch den Glauben an Chriſt/ und nicht durch des Ge- ſetzes Werke/ dann durch des Geſetzes Werke wird kein Menſch gerecht. Welches alles ei- ne Erklaͤrung iſt des herlichen Kernſpruchs/ welchen unſer Heyland ſelbſt anfuͤhret/ da er zu Nicodemus ſaget: Alſo hat Gott die Welt geliebet/ daß er ſeinen eingebornen Sohn gab/ auffdz alle die an ihn glaͤuben/ nit verlohren werden/ ſondern das ewige Leben haben. Wer an ihn glaͤubet/ der wird nicht gerichtet/ wer aber nicht glaͤubet/ der iſt ſchon gerichtet. XXIX. Welcher Menſch nun die Hoffnung haben wil zur Seligkeit/ derſelbe muß mit feſtem Glauben ſich auff das teure Verdienſt ſeines Heylandes verlaſſen/ auff daß ihm Gott das Verdienſt und die Gerechtigkeit ſeines JEſus durch den Glauben zurechnen oder mitteilen moͤge. Und wann ein Menſch durch den Glauben iſt gerecht worden/ ſo muß er ja bey Leib und Leben nicht gedenken/ daß es nun mit ſeiner Seligkeit alles gute Richtigkeit habe/ und Gott der Herr nichts mehr von ihm erfodere/ als nur ſolchen vertraulichen Gla- ben an ſeinen Sohn. Nein O nein! fondern da muß ein Menſch der von Gott iſt gerecht gemacht/ derſelbe ſol und muß nohtwendig ſich aller Chriſtlichen geiſtlichen guten Werke nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen befleiſſigen/ ſo daß er nach Erfoderung der heiligen zehn Geboh- te Gottes/ alle Boßheit und Ubeltaht meide/ und dagegen in allen Chriſtlichen Tugenden ſich uͤbe. Dann wer in Suͤnden verharret/ der verdirbet dadurch ſeinen Glauben/ und faͤl- let auß der Gnade Gottes/ ja er verleuret die durch den Glauben empfangene Gerechtig- keit. Daher ſpricht abermahl Paulus: So ihr nach dem Fleiſche werdet leben/ ſo werdet ihr muͤſſen ſterben; ſo ihr aber des Fleiſches Werke durch den Geiſt toͤdtet/ ſo werdet ihr leben. Dann wo eure Gerechtigkeit (welche ihr nach der durch den Glauben empfangenen Gerechtigkeit/ in Ubung der Gottſeligkeit leiſtet) nicht beſſer iſt/ als der Schrifftgelehrten und Phariſeer (welche nur in Heucheley/ nicht in wahrer Ubung der Gotſeligkeit beſtund) ſo werdet ihr nicht in das Him̃elreich kom̃en; ſpricht unſer Heyland ſelber. Dann nuꝛ allein derſelbe Glaube gilt vor Gott/ welcher durch die Liebe wirket/ oder ſich kraͤfftig darſtellet. Der Glaube aber/ welcher ohn die Werke der Gottſeligkeit iſt/ derſelbe iſt ein todter Glau- be. Dann ob wir gleich auß Gnaden ſelig worden ſind durch den Glauben/ und nicht aus den Werken/ wie Paulus aber mahl lehret in ſeinem Sende Schreiben an die Epheſer; ſo ſetzet er doch alsbald hinzu/ daß wir Gottes Werk ſind/ geſchaffen/ in JEſus Chriſt/ zu gu- ten Werken/ zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat/ daß wir drinnen wandeln ſollen. Und allein dieſe erwachſene Chriſten/ welche ſolcher Geſtalt alles ungoͤtliche Weſen/ und die weltlichen Luͤſte meiden/ und hingegen zuͤchtig/ gerecht und gottſelig in dieſer Welt leben/ dieſelben haben ſich der kuͤnfftigen Seligkeit des ewigen Lebens zugetroͤſten/ wie auch die- ſelben/ welche nach begangenen Suͤnden noch in deꝛ Gnadenzeit rechtſchaffene Buſſe tuhn/ von Suͤnden ablaſſen/ uñ da ihre Lebenszeit es zulaͤſſet/ die Ubung der wahren Gotſeligkeit eiferig fortſetzen; Da ſie aber nach geſchehener Buſſe bald durch den Tod auß dieſer Welt Abſcheid nehmen/ ſie dannoch den ſteiffen Vorſaz der Lebens-Beſſerung biß an ihr En- de im Herzen behalten. Dieſe alle koͤnnen mit Paulus/ wann ſie durch den zeitlichen Tod abgefodert werden/ freudig ſprechen: Ich habe einen guten Kampff gekaͤmpffet/ ich habe den Lauff vollendet/ ich habe Glauben gehalten/ hinfort iſt mir bey gelegt die Kron der Ge- rechtig-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 956. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/962>, abgerufen am 28.03.2024.