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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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meister oder Ingenieur vor Erbauung derselben allbereit berathschlaget hat.
Dannenhero ein Ingenieur in der Artillerie billich Praxin, oder doch zum we-
nigsten eine Theorische Wissenschafft haben soll/ wie der berühmte Ingenieur
Herr Johann Faulhaber seel. im andern Theil seiner Ingenieur-Kriegs-Kunst-
Schule pag. 3. angeführet. Doch ist zu wissen/ daß je höher die Stände/ je ge-
ringer die Geschütze seyn sollen/ damit der Wall desto weniger erschellert werde.
Und obgleich die schwächsten Oerter die gröste Beschirmung bedörffen/ so wird
doch derjenige Artillerie-Officirer/ deme dieselbe Post anvertrauet/ schon dahin
sehen/ wie er den Gegenstand durch andere Wege benehmen/ und dem Feinde Ab-
bruch thun könne/ welches allhier viel Zeit zu beschreiben erfordern/ und doch da-
raus schwerlich zu erlernen seyn würde.

Nachdem nun/ wie gedacht/ das Fundament jedes Orts ist/ so können auch/
und zwar auf den festen Pasteyen/ die stärcksten/ hingegen an den schwachen Or-
ten/ die geringsten Stücke/ in den Casematten und Streich-Wehren/ oder wo ge-
stürmet werden soll/ die Stein-Stücken/ zu jedes Defension (wiewol auf feste
und hohe Cavalire oder Ritter/ auch 16. und 18 pfündige Schlangen/ den Feind
in der Ferne darmit abzuhalten/ nebst den kleinen Stücken zu gebrauchen/) ge-
stellet werden.

Viel Haupt-Stücke/ als halbe 3/4 und gantze Carthaunen seynd/ nach Ge-
legenheit jedes Orts/ denen Vestungen nicht vortheilig/ indem nur Pulver und
Kugeln/ welche viel Geld kosten/ ohne Nutzen verschossen werden/ solche Schüs-
se gerathen wenig/ gehet auch sonsten mit dem Laden und Richten langsam zu/
erfordern auch viel Mannschafft.

Jch meines Orts halte auf 18. 16. und 12 pfündige Schlangen/ am mei-
sten/ wiewol die 8. und 4 pfündigen Faulconen (indem man solche öffters ge-
brauchen kan/ und nicht so viel Munition/ als bey grossen Stücken/ auch nicht
so viel Mannschafft vonnöthen) auch sehr nützlich seynd.

Kleinere/ als 2. und 1 pfündige Stücke/ können auf den Thürnen/ noch
kleinere zu 1/2 Lb. und 12. Loth auf den Mauren und sonsten gebraucht werden/ wor-
durch man denjenigen/ da man vermercket an ihme was gelegen/ in der Ferne
von Pferde/ oder an einem andern Ort fällen kan.

Wie weit ein Stücke von dem andern zu stellen/ und
deren Batterien.

Das allernötigste ist bey vielen Schüssen wol in acht zu nehmen/ daß jedes
Stücke seine rechte Stand-Weite/ von den andern habe/ damit der Dunst nicht
Schaden verursache/ insonderheit/ so in Casematten/ Streich-Wehren oder
Thürnen geschossen wird/ daß solche gute Lufftlöcher haben/ und der Dunst und
Rauch hinaus ziehen könne. Sonsten wenn etliche Stücke nebeneinander ge-
stellet werden/ muß der Stand eines Stücks zu den andern 16. biß 18. zum al-
lerwenigsten 14. Schuh weit seyn.

Was aber die Breite und Länge einer Haupt-Batterie im Felde anlanget/
kan man nichts eigentliches noch gewisses davon melden. Es würde dann zuvor
die Anzahl des Geschützes/ wie viel Stücken jeder Sorten darauf zu stellen/ kund
gethan/ da man sich dann nach der Stücken Länge/ und ihrem Zurücklauff/ auch
nach den Seiten-Raum richten muß. Wenn nun solche fertig/ alsdann kön-
nen die Bettungen verfertiget/ und die Stücken aufgebracht werden.

Eine einfache Batterie oder Bettung zu einem 18 pfündigen Stücke/ muß
vorn 8. und hinten 12. Schuh breit/ auch 24. Schuh lang seyn.

Nach dieser Proportion können so wol in-als vor denen Vestungen zu
grössern Stücken die Batterien ordiniret werden.

Kleinere Stücke aber/ bedörffen nur starcke Bretter/ oder 2 zöllige Pfo-
sten/ und nachdem das Stücke groß ist/ müssen erstlich zum Fundament starcke

Balcken
H



meiſter oder Ingenieur vor Erbauung derſelben allbereit berathſchlaget hat.
Dannenhero ein Ingenieur in der Artillerie billich Praxin, oder doch zum we-
nigſten eine Theoriſche Wiſſenſchafft haben ſoll/ wie der beruͤhmte Ingenieur
Herꝛ Johann Faulhaber ſeel. im andern Theil ſeiner Ingenieur-Kriegs-Kunſt-
Schule pag. 3. angefuͤhret. Doch iſt zu wiſſen/ daß je hoͤher die Staͤnde/ je ge-
ringer die Geſchuͤtze ſeyn ſollen/ damit der Wall deſto weniger erſchellert werde.
Und obgleich die ſchwaͤchſten Oerter die groͤſte Beſchirmung bedoͤrffen/ ſo wird
doch derjenige Artillerie-Officirer/ deme dieſelbe Poſt anvertrauet/ ſchon dahin
ſehen/ wie er den Gegenſtand durch andere Wege benehmen/ und dem Feinde Ab-
bruch thun koͤnne/ welches allhier viel Zeit zu beſchreiben erfordern/ und doch da-
raus ſchwerlich zu erlernen ſeyn wuͤrde.

Nachdem nun/ wie gedacht/ das Fundament jedes Orts iſt/ ſo koͤnnen auch/
und zwar auf den feſten Paſteyen/ die ſtaͤrckſten/ hingegen an den ſchwachen Or-
ten/ die geringſten Stuͤcke/ in den Caſematten und Streich-Wehren/ oder wo ge-
ſtuͤrmet werden ſoll/ die Stein-Stuͤcken/ zu jedes Defenſion (wiewol auf feſte
und hohe Cavalire oder Ritter/ auch 16. und 18 pfuͤndige Schlangen/ den Feind
in der Ferne darmit abzuhalten/ nebſt den kleinen Stuͤcken zu gebrauchen/) ge-
ſtellet werden.

Viel Haupt-Stuͤcke/ als halbe ¾ und gantze Carthaunen ſeynd/ nach Ge-
legenheit jedes Orts/ denen Veſtungen nicht vortheilig/ indem nur Pulver und
Kugeln/ welche viel Geld koſten/ ohne Nutzen verſchoſſen werden/ ſolche Schuͤſ-
ſe gerathen wenig/ gehet auch ſonſten mit dem Laden und Richten langſam zu/
erfordern auch viel Mannſchafft.

Jch meines Orts halte auf 18. 16. und 12 pfuͤndige Schlangen/ am mei-
ſten/ wiewol die 8. und 4 pfuͤndigen Faulconen (indem man ſolche oͤffters ge-
brauchen kan/ und nicht ſo viel Munition/ als bey groſſen Stuͤcken/ auch nicht
ſo viel Mannſchafft vonnoͤthen) auch ſehr nuͤtzlich ſeynd.

Kleinere/ als 2. und 1 pfuͤndige Stuͤcke/ koͤnnen auf den Thuͤrnen/ noch
kleinere zu ½ ℔. und 12. Loth auf den Mauren und ſonſten gebraucht werden/ wor-
durch man denjenigen/ da man vermercket an ihme was gelegen/ in der Ferne
von Pferde/ oder an einem andern Ort faͤllen kan.

Wie weit ein Stuͤcke von dem andern zu ſtellen/ und
deren Batterien.

Das allernoͤtigſte iſt bey vielen Schuͤſſen wol in acht zu nehmen/ daß jedes
Stuͤcke ſeine rechte Stand-Weite/ von den andern habe/ damit der Dunſt nicht
Schaden verurſache/ inſonderheit/ ſo in Caſematten/ Streich-Wehren oder
Thuͤrnen geſchoſſen wird/ daß ſolche gute Lufftloͤcher haben/ und der Dunſt und
Rauch hinaus ziehen koͤnne. Sonſten wenn etliche Stuͤcke nebeneinander ge-
ſtellet werden/ muß der Stand eines Stuͤcks zu den andern 16. biß 18. zum al-
lerwenigſten 14. Schuh weit ſeyn.

Was aber die Breite und Laͤnge einer Haupt-Batterie im Felde anlanget/
kan man nichts eigentliches noch gewiſſes davon melden. Es wuͤrde dann zuvor
die Anzahl des Geſchuͤtzes/ wie viel Stuͤcken jeder Sorten darauf zu ſtellen/ kund
gethan/ da man ſich dann nach der Stuͤcken Laͤnge/ und ihrem Zuruͤcklauff/ auch
nach den Seiten-Raum richten muß. Wenn nun ſolche fertig/ alsdann koͤn-
nen die Bettungen verfertiget/ und die Stuͤcken aufgebracht werden.

Eine einfache Batterie oder Bettung zu einem 18 pfuͤndigen Stuͤcke/ muß
vorn 8. und hinten 12. Schuh breit/ auch 24. Schuh lang ſeyn.

Nach dieſer Proportion koͤnnen ſo wol in-als vor denen Veſtungen zu
groͤſſern Stuͤcken die Batterien ordiniret werden.

Kleinere Stuͤcke aber/ bedoͤrffen nur ſtarcke Bretter/ oder 2 zoͤllige Pfo-
ſten/ und nachdem das Stuͤcke groß iſt/ muͤſſen erſtlich zum Fundament ſtarcke

Balcken
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[53/0069] meiſter oder Ingenieur vor Erbauung derſelben allbereit berathſchlaget hat. Dannenhero ein Ingenieur in der Artillerie billich Praxin, oder doch zum we- nigſten eine Theoriſche Wiſſenſchafft haben ſoll/ wie der beruͤhmte Ingenieur Herꝛ Johann Faulhaber ſeel. im andern Theil ſeiner Ingenieur-Kriegs-Kunſt- Schule pag. 3. angefuͤhret. Doch iſt zu wiſſen/ daß je hoͤher die Staͤnde/ je ge- ringer die Geſchuͤtze ſeyn ſollen/ damit der Wall deſto weniger erſchellert werde. Und obgleich die ſchwaͤchſten Oerter die groͤſte Beſchirmung bedoͤrffen/ ſo wird doch derjenige Artillerie-Officirer/ deme dieſelbe Poſt anvertrauet/ ſchon dahin ſehen/ wie er den Gegenſtand durch andere Wege benehmen/ und dem Feinde Ab- bruch thun koͤnne/ welches allhier viel Zeit zu beſchreiben erfordern/ und doch da- raus ſchwerlich zu erlernen ſeyn wuͤrde. Nachdem nun/ wie gedacht/ das Fundament jedes Orts iſt/ ſo koͤnnen auch/ und zwar auf den feſten Paſteyen/ die ſtaͤrckſten/ hingegen an den ſchwachen Or- ten/ die geringſten Stuͤcke/ in den Caſematten und Streich-Wehren/ oder wo ge- ſtuͤrmet werden ſoll/ die Stein-Stuͤcken/ zu jedes Defenſion (wiewol auf feſte und hohe Cavalire oder Ritter/ auch 16. und 18 pfuͤndige Schlangen/ den Feind in der Ferne darmit abzuhalten/ nebſt den kleinen Stuͤcken zu gebrauchen/) ge- ſtellet werden. Viel Haupt-Stuͤcke/ als halbe ¾ und gantze Carthaunen ſeynd/ nach Ge- legenheit jedes Orts/ denen Veſtungen nicht vortheilig/ indem nur Pulver und Kugeln/ welche viel Geld koſten/ ohne Nutzen verſchoſſen werden/ ſolche Schuͤſ- ſe gerathen wenig/ gehet auch ſonſten mit dem Laden und Richten langſam zu/ erfordern auch viel Mannſchafft. Jch meines Orts halte auf 18. 16. und 12 pfuͤndige Schlangen/ am mei- ſten/ wiewol die 8. und 4 pfuͤndigen Faulconen (indem man ſolche oͤffters ge- brauchen kan/ und nicht ſo viel Munition/ als bey groſſen Stuͤcken/ auch nicht ſo viel Mannſchafft vonnoͤthen) auch ſehr nuͤtzlich ſeynd. Kleinere/ als 2. und 1 pfuͤndige Stuͤcke/ koͤnnen auf den Thuͤrnen/ noch kleinere zu ½ ℔. und 12. Loth auf den Mauren und ſonſten gebraucht werden/ wor- durch man denjenigen/ da man vermercket an ihme was gelegen/ in der Ferne von Pferde/ oder an einem andern Ort faͤllen kan. Wie weit ein Stuͤcke von dem andern zu ſtellen/ und deren Batterien. Das allernoͤtigſte iſt bey vielen Schuͤſſen wol in acht zu nehmen/ daß jedes Stuͤcke ſeine rechte Stand-Weite/ von den andern habe/ damit der Dunſt nicht Schaden verurſache/ inſonderheit/ ſo in Caſematten/ Streich-Wehren oder Thuͤrnen geſchoſſen wird/ daß ſolche gute Lufftloͤcher haben/ und der Dunſt und Rauch hinaus ziehen koͤnne. Sonſten wenn etliche Stuͤcke nebeneinander ge- ſtellet werden/ muß der Stand eines Stuͤcks zu den andern 16. biß 18. zum al- lerwenigſten 14. Schuh weit ſeyn. Was aber die Breite und Laͤnge einer Haupt-Batterie im Felde anlanget/ kan man nichts eigentliches noch gewiſſes davon melden. Es wuͤrde dann zuvor die Anzahl des Geſchuͤtzes/ wie viel Stuͤcken jeder Sorten darauf zu ſtellen/ kund gethan/ da man ſich dann nach der Stuͤcken Laͤnge/ und ihrem Zuruͤcklauff/ auch nach den Seiten-Raum richten muß. Wenn nun ſolche fertig/ alsdann koͤn- nen die Bettungen verfertiget/ und die Stuͤcken aufgebracht werden. Eine einfache Batterie oder Bettung zu einem 18 pfuͤndigen Stuͤcke/ muß vorn 8. und hinten 12. Schuh breit/ auch 24. Schuh lang ſeyn. Nach dieſer Proportion koͤnnen ſo wol in-als vor denen Veſtungen zu groͤſſern Stuͤcken die Batterien ordiniret werden. Kleinere Stuͤcke aber/ bedoͤrffen nur ſtarcke Bretter/ oder 2 zoͤllige Pfo- ſten/ und nachdem das Stuͤcke groß iſt/ muͤſſen erſtlich zum Fundament ſtarcke Balcken H

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/69>, abgerufen am 28.03.2024.