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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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gehörige gradus gesencket/ und selbigen mit guten starcken Richtkeylen beyder-
seits unterleget/ damit er im Loßfeuern sich nicht verrücken möge. Letzlichen

Die Anfeuerung der Kugel oben aufgelüfftet/ und die angeheffteten Sto-
pi
nen fein auseinander gebreitet/ etwas am Feuerzeug oder Raqueten-Satz
darüber gestreuet/ inzwischen in das Zündloch gut Lauffpulver eingeräumet/ und
wenn man seine Gelegenheit ersiehet/ abfeuren lassen.

NOTA.

Wer gewisse Würffe aus dem Feuermörser thun will/ der muß erstlich 2.
oder 3. Würffe auf etliche Grad versuchen/ selbigen distantzen messen/ und sich
darnach eine Tabell vom ersten gradu an/ bis in die höchste elevation des 45.
gradaus machen. Wann nun der gegebene oder angewiesene Ort mit dem Jn-
strument gemessen/ und die distantz erkundiget worden; so ist es nur um den
ersten Wurff zu thun/ wornach man sich ferner in Senckung oder mehrerer La-
dung darnach richten/ oder/ nach gemachter Tabella in die Regul setzen/ und
die gradus oder distantz (welche man beyden verlanget) erfahren kan.

Jch lasse mich bedüncken/ daß mancher Feuerwercker die Art aus Dunst zu
werffen/ weil jeder Ernstkugel Brände oben gesetzt werden/ nicht vor genehm
achten wird. Hierauf nun gebe ich beliebend zu bedencken: ob es nicht wahr
sey/ daß die ströherne Vorschläge/ wann solche aus den Stücken mit der Kugel
ausfahren/ nicht glimmen/ ja öffters anfangen zu brennen? Wird dieses be-
jahet/ wie es auch nicht anderst ist/ wer will denn zweiffeln/ daß die Stopinen/
welche so brünstig zugerichtet werden/ nicht Feuer fangen/ und also die Grana-
ten/ Brandröhren/ oder andere Ernstkugeln/ ihre eingeschlagene Brandsätze nicht
angezündet werden sollten. Um mehrer Sicherheit willen/ kan ein Feuerwer-
cker in einem Pfenning-Schächtelein schon so viel Stopinen bey sich tragen/ da-
mit er wohl 30. Kugeln (wo etwan die Anfeuerungen im Führen Schaden ge-
litten) aufs neue einräumen kan; indem man zu jeder Kugel nur ein wenig/ und
solche etwan 2. oder 3. quer Finger lang herunter hängen lässet/ gebrauchet.
Darff sich also Niemand das Blindwerffen einbilden/ ist auch viel sicherer/ als
durch 1. oder 2. Feuer zu werffen! denn offt durch ein Feuer (weil der Spie-
gel ein Loch hat/ und selbiges mit Pulver ausgefüllet ist/ auch/ ihrer Meinung
nach/ auf der Kugel Brandloch respondiren muß) die Feuerkugeln oder Ballen
(desto ehe die Trenchee, Regen-Kege-lund Lustkugeln) entzwey geschlagen wer-
den/ deßwegen/ um Sicherheit willen/ auch nicht so viel Pulver/ als zum Dunst-
werffen/ geladen werden kan; dahero auch die lieben Alten das Werffen mit
2. Feuern deßwegen vor besser geachtet/ weil keine solche Gefahr/ der Zerspren-
gung halber/ zu befahren/ und auch die Kugel/ wegen stärckerer Ladung/ weiter
hinaus zu werffen gewesen.

Was aber das zwey Feuerwerffen vor eine Gefahr bey sich häget/ ist leider
mehr als zu offt und viel bekandt worden/ dessen beym Dunst werffen zu be-
fürchten. Es wird mir ein jeder Feuerwercker/ ja der geringste Büchsenmei-
ster/ Beyfall geben/ daß es offt den besten Meistern gefehlet/ sonderlich wann
viel und eylig geschossen oder geworffen worden/ mit dem Einräumen in die Zünd-
löcher verschleimet/ und im Einräumen des Pulvers gar verstopffet/ daß also
das Pulver von der Zündpfanne ab/ aber nicht hindurch gebrennet. Wann
man nun einen Granaten erstlich angezündet/ und dem Zündloche nicht recht ein-
geräumet hätte/ würden die Jenigen/ so darbey stehen/ nicht in Leib und Le-
bens-Gefahr gesetzet; und so sich selbige gleich/ so viel möglich/ an sichere Orte
salvirten/ würde nicht der Feuermörser gar zersprenget/ und dem Jenigen Für-
sten und Herrn/ dem man diente/ nicht Unkosten/ ja um so viel mehr/ wenn
man dergleichen Feuermörser nöthig hätte/ und nicht stracks ein anderer zu be-
kommen wäre/ Nachtheil zugezogen werden. Aus diesen Ursachen ist das
Dunstwerffen erfunden worden. Wer den Anbrand der Feuerkugel nicht oben

kehren



gehoͤrige gradus geſencket/ und ſelbigen mit guten ſtarcken Richtkeylen beyder-
ſeits unterleget/ damit er im Loßfeuern ſich nicht verruͤcken moͤge. Letzlichen

Die Anfeuerung der Kugel oben aufgeluͤfftet/ und die angeheffteten Sto-
pi
nen fein auseinander gebreitet/ etwas am Feuerzeug oder Raqueten-Satz
daruͤber geſtreuet/ inzwiſchen in das Zuͤndloch gut Lauffpulver eingeraͤumet/ und
wenn man ſeine Gelegenheit erſiehet/ abfeuren laſſen.

NOTA.

Wer gewiſſe Wuͤrffe aus dem Feuermoͤrſer thun will/ der muß erſtlich 2.
oder 3. Wuͤrffe auf etliche Grad verſuchen/ ſelbigen diſtantzen meſſen/ und ſich
darnach eine Tabell vom erſten gradu an/ bis in die hoͤchſte elevation des 45.
gradûs machen. Wann nun der gegebene oder angewieſene Ort mit dem Jn-
ſtrument gemeſſen/ und die diſtantz erkundiget worden; ſo iſt es nur um den
erſten Wurff zu thun/ wornach man ſich ferner in Senckung oder mehrerer La-
dung darnach richten/ oder/ nach gemachter Tabella in die Regul ſetzen/ und
die gradus oder diſtantz (welche man beyden verlanget) erfahren kan.

Jch laſſe mich beduͤncken/ daß mancher Feuerwercker die Art aus Dunſt zu
werffen/ weil jeder Ernſtkugel Braͤnde oben geſetzt werden/ nicht vor genehm
achten wird. Hierauf nun gebe ich beliebend zu bedencken: ob es nicht wahr
ſey/ daß die ſtroͤherne Vorſchlaͤge/ wann ſolche aus den Stuͤcken mit der Kugel
ausfahren/ nicht glimmen/ ja oͤffters anfangen zu brennen? Wird dieſes be-
jahet/ wie es auch nicht anderſt iſt/ wer will denn zweiffeln/ daß die Stopinen/
welche ſo bruͤnſtig zugerichtet werden/ nicht Feuer fangen/ und alſo die Grana-
ten/ Brandroͤhren/ oder andere Ernſtkugeln/ ihre eingeſchlagene Brandſaͤtze nicht
angezuͤndet werden ſollten. Um mehrer Sicherheit willen/ kan ein Feuerwer-
cker in einem Pfenning-Schaͤchtelein ſchon ſo viel Stopinen bey ſich tragen/ da-
mit er wohl 30. Kugeln (wo etwan die Anfeuerungen im Fuͤhren Schaden ge-
litten) aufs neue einraͤumen kan; indem man zu jeder Kugel nur ein wenig/ und
ſolche etwan 2. oder 3. quer Finger lang herunter haͤngen laͤſſet/ gebrauchet.
Darff ſich alſo Niemand das Blindwerffen einbilden/ iſt auch viel ſicherer/ als
durch 1. oder 2. Feuer zu werffen! denn offt durch ein Feuer (weil der Spie-
gel ein Loch hat/ und ſelbiges mit Pulver ausgefuͤllet iſt/ auch/ ihrer Meinung
nach/ auf der Kugel Brandloch reſpondiren muß) die Feuerkugeln oder Ballen
(deſto ehe die Trenchee, Regen-Kege-lund Luſtkugeln) entzwey geſchlagen wer-
den/ deßwegen/ um Sicherheit willen/ auch nicht ſo viel Pulver/ als zum Dunſt-
werffen/ geladen werden kan; dahero auch die lieben Alten das Werffen mit
2. Feuern deßwegen vor beſſer geachtet/ weil keine ſolche Gefahr/ der Zerſpren-
gung halber/ zu befahren/ und auch die Kugel/ wegen ſtaͤrckerer Ladung/ weiter
hinaus zu werffen geweſen.

Was aber das zwey Feuerwerffen vor eine Gefahr bey ſich haͤget/ iſt leider
mehr als zu offt und viel bekandt worden/ deſſen beym Dunſt werffen zu be-
fuͤrchten. Es wird mir ein jeder Feuerwercker/ ja der geringſte Buͤchſenmei-
ſter/ Beyfall geben/ daß es offt den beſten Meiſtern gefehlet/ ſonderlich wann
viel und eylig geſchoſſen oder geworffen worden/ mit dem Einraͤumen in die Zuͤnd-
loͤcher verſchleimet/ und im Einraͤumen des Pulvers gar verſtopffet/ daß alſo
das Pulver von der Zuͤndpfanne ab/ aber nicht hindurch gebrennet. Wann
man nun einen Granaten erſtlich angezuͤndet/ und dem Zuͤndloche nicht recht ein-
geraͤumet haͤtte/ wuͤrden die Jenigen/ ſo darbey ſtehen/ nicht in Leib und Le-
bens-Gefahr geſetzet; und ſo ſich ſelbige gleich/ ſo viel moͤglich/ an ſichere Orte
ſalvirten/ wuͤrde nicht der Feuermoͤrſer gar zerſprenget/ und dem Jenigen Fuͤr-
ſten und Herrn/ dem man diente/ nicht Unkoſten/ ja um ſo viel mehr/ wenn
man dergleichen Feuermoͤrſer noͤthig haͤtte/ und nicht ſtracks ein anderer zu be-
kommen waͤre/ Nachtheil zugezogen werden. Aus dieſen Urſachen iſt das
Dunſtwerffen erfunden worden. Wer den Anbrand der Feuerkugel nicht oben

kehren
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[82/0098] gehoͤrige gradus geſencket/ und ſelbigen mit guten ſtarcken Richtkeylen beyder- ſeits unterleget/ damit er im Loßfeuern ſich nicht verruͤcken moͤge. Letzlichen Die Anfeuerung der Kugel oben aufgeluͤfftet/ und die angeheffteten Sto- pinen fein auseinander gebreitet/ etwas am Feuerzeug oder Raqueten-Satz daruͤber geſtreuet/ inzwiſchen in das Zuͤndloch gut Lauffpulver eingeraͤumet/ und wenn man ſeine Gelegenheit erſiehet/ abfeuren laſſen. NOTA. Wer gewiſſe Wuͤrffe aus dem Feuermoͤrſer thun will/ der muß erſtlich 2. oder 3. Wuͤrffe auf etliche Grad verſuchen/ ſelbigen diſtantzen meſſen/ und ſich darnach eine Tabell vom erſten gradu an/ bis in die hoͤchſte elevation des 45. gradûs machen. Wann nun der gegebene oder angewieſene Ort mit dem Jn- ſtrument gemeſſen/ und die diſtantz erkundiget worden; ſo iſt es nur um den erſten Wurff zu thun/ wornach man ſich ferner in Senckung oder mehrerer La- dung darnach richten/ oder/ nach gemachter Tabella in die Regul ſetzen/ und die gradus oder diſtantz (welche man beyden verlanget) erfahren kan. Jch laſſe mich beduͤncken/ daß mancher Feuerwercker die Art aus Dunſt zu werffen/ weil jeder Ernſtkugel Braͤnde oben geſetzt werden/ nicht vor genehm achten wird. Hierauf nun gebe ich beliebend zu bedencken: ob es nicht wahr ſey/ daß die ſtroͤherne Vorſchlaͤge/ wann ſolche aus den Stuͤcken mit der Kugel ausfahren/ nicht glimmen/ ja oͤffters anfangen zu brennen? Wird dieſes be- jahet/ wie es auch nicht anderſt iſt/ wer will denn zweiffeln/ daß die Stopinen/ welche ſo bruͤnſtig zugerichtet werden/ nicht Feuer fangen/ und alſo die Grana- ten/ Brandroͤhren/ oder andere Ernſtkugeln/ ihre eingeſchlagene Brandſaͤtze nicht angezuͤndet werden ſollten. Um mehrer Sicherheit willen/ kan ein Feuerwer- cker in einem Pfenning-Schaͤchtelein ſchon ſo viel Stopinen bey ſich tragen/ da- mit er wohl 30. Kugeln (wo etwan die Anfeuerungen im Fuͤhren Schaden ge- litten) aufs neue einraͤumen kan; indem man zu jeder Kugel nur ein wenig/ und ſolche etwan 2. oder 3. quer Finger lang herunter haͤngen laͤſſet/ gebrauchet. Darff ſich alſo Niemand das Blindwerffen einbilden/ iſt auch viel ſicherer/ als durch 1. oder 2. Feuer zu werffen! denn offt durch ein Feuer (weil der Spie- gel ein Loch hat/ und ſelbiges mit Pulver ausgefuͤllet iſt/ auch/ ihrer Meinung nach/ auf der Kugel Brandloch reſpondiren muß) die Feuerkugeln oder Ballen (deſto ehe die Trenchee, Regen-Kege-lund Luſtkugeln) entzwey geſchlagen wer- den/ deßwegen/ um Sicherheit willen/ auch nicht ſo viel Pulver/ als zum Dunſt- werffen/ geladen werden kan; dahero auch die lieben Alten das Werffen mit 2. Feuern deßwegen vor beſſer geachtet/ weil keine ſolche Gefahr/ der Zerſpren- gung halber/ zu befahren/ und auch die Kugel/ wegen ſtaͤrckerer Ladung/ weiter hinaus zu werffen geweſen. Was aber das zwey Feuerwerffen vor eine Gefahr bey ſich haͤget/ iſt leider mehr als zu offt und viel bekandt worden/ deſſen beym Dunſt werffen zu be- fuͤrchten. Es wird mir ein jeder Feuerwercker/ ja der geringſte Buͤchſenmei- ſter/ Beyfall geben/ daß es offt den beſten Meiſtern gefehlet/ ſonderlich wann viel und eylig geſchoſſen oder geworffen worden/ mit dem Einraͤumen in die Zuͤnd- loͤcher verſchleimet/ und im Einraͤumen des Pulvers gar verſtopffet/ daß alſo das Pulver von der Zuͤndpfanne ab/ aber nicht hindurch gebrennet. Wann man nun einen Granaten erſtlich angezuͤndet/ und dem Zuͤndloche nicht recht ein- geraͤumet haͤtte/ wuͤrden die Jenigen/ ſo darbey ſtehen/ nicht in Leib und Le- bens-Gefahr geſetzet; und ſo ſich ſelbige gleich/ ſo viel moͤglich/ an ſichere Orte ſalvirten/ wuͤrde nicht der Feuermoͤrſer gar zerſprenget/ und dem Jenigen Fuͤr- ſten und Herrn/ dem man diente/ nicht Unkoſten/ ja um ſo viel mehr/ wenn man dergleichen Feuermoͤrſer noͤthig haͤtte/ und nicht ſtracks ein anderer zu be- kommen waͤre/ Nachtheil zugezogen werden. Aus dieſen Urſachen iſt das Dunſtwerffen erfunden worden. Wer den Anbrand der Feuerkugel nicht oben kehren

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/98>, abgerufen am 19.04.2024.