Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

fangen/ weil selbiges recht unter dem Brande verbrennen/ und consequenter
auch den Brand anzünden muß/ welches wenn die Anfeuerung nicht auf den
grossen ausgelochten Filtzspiegel geschüttet wäre/ dörffte es gar leicht kommen/
daß Anfangs nur die Stopinen Feuer fingen/ und also der Kugel-Brand/ sich
erstlich in halber Höhe davon entzündete; dahero auch die Kugel (der Brand
sey so juste als es immer seyn können/ auf ein tempo eingerichtet/) um so viel
wieder herunter fallen/ und alsdann erstlich effectuiren würde.

Die meisten Feuerwercker haben den Gebrauch/ daß sie auf die Pulver-
ladung einen hölzernen Spiegel mit einem in der Mitten habenden Loche anse-
tzen/ füllen hernach (wie erwähnt) die Cammer mit Stroh oder Filtzspiegeln
aus/ deren ein jeder ebenfalls in der Mitten ein Loch hat/ und alle auf den höl-
zernen Spiegel respondiren müssen. Dieses zusammen gesetzte lange Loch/ durch-
gemeldte Spiegel/ füllen sie mit Mehlpulver gantz luck er aus/ streuen noch zum
Uberfluß/ um besser Zündens willen/ Mehlpulver oder Anfeuerzeug darüber/
und setzen dann die Kugel auf durchlöcherten Spiegel/ im übrigen procediren
sie wie bräuchlich.

Es ist aber zu wissen/ daß diese Art zu werffen (welches man auch ein Feuer
nennet) der Lustkugel Zersprengung verursachet/ sintemahl ich es offt selbst an-
gemercket/ und dahero auf eine andere und vorherbeschriebene sichere Manier
gedacht/ welche/ wenn recht damit umgangen wird/ nicht leichtlich falliret.
Daß aber/ wie gedacht/ durch ein Feuer zu werffen/ der Kugel-Schaden oder
Zersprengung geschiehet/ entstehet daher/ weil der Brand von der Lustkugel
auf die Durchlöcherten Spiegel zu stehen kömmt/ und also von der Pulverla-
dung allzuhart getroffen/ auch der Brand/ von der hefftigen und gewaltsamen
Durchdringung/ stracks im Feurmörser entzwey geschlagen wird. Wann aber
auf diese Art zu werffen/ nicht mit Fleiß/ sondern in der Eyl geladen worden/
erfolget wol ehe/ daß die Lustkugel ihren erwünschet effect erweiset/ welches
dahero geschiehet/ weil der Brand im Einladen der Lustkugel nicht auf die Durch-
löcherten Spiegel/ sondern seitenwerts zu stehen kommen/ und also der Brand
von dem feurigen Pulverdunst nicht versehret worden. Dann man bedencke
doch/ wie weit das allerkleinste Büchsen-Röhrgen/ worein kaum 1/2. oder 1. Q.
Pulver geladen wird/ sein darauf gestossenes Kügelein hinaus treibet/ auch wol
in zimblicher Weite noch darzu ein Bret durchdringet/ wievielmehr/ und desto ehe
wird nun die/ von dem vielen Pulver entstandene feurige Dunst/ durch die Spie-
gel-löcher/ und also in den Papiernen Brand/ ja selbigen in Moment entzwey
schlagen/ dadurch dann die Kugel springen muß. Dieser Ursachen halber/ ha-
ben etliche Feuerwercker/ die Brände nicht in die Mitten/ sondern auf den Sei-
ten etwas schräge in die Kugeln gehend/ auch wol/ um besserer Sicherheit wil-
len/ 2. Brände darein gemacht/ welche Manier ich nicht practiciret.

Es sind auch Theils Feuerwercker/ welche keine papierne Brände in ihre
Lustkugeln machen/ sondern in einem jeden Lustkugel-Boden etwas Holtz/ wie
eine kleine Feuermörser-Cammer gestalt/ ausdrehen/ und dann vollends durch
den Boden ein Zündloch bohren lassen (wie in unterschiedlichen gedruckten Ar-
tillerie-Büchern zu ersehen) worein sie eine rasche Composition schlagen; ver-
hoffen also ihren vermeinenden effect zu erlangen; ich meines Orts habe diese
Manier nicht probiret/ sehe aber nicht/ wie ein solcher Brand auf ein recht tem-
po einzurichten/ und die Gewißheit zu erlangen sey. Doch lasse ich einen je-
den/ wer diese meine vorbeschriebene Manier nicht gebrauchen will/ bey der sei-
nen verharren.

NOTA.

Die Feuermörser/ wenn solche mit Schemmeln/ oder Füssen
seynd/ dürffen bey dem Werffen der Lustkugeln nicht gesencket werden. Die
jenigen Feuermörser aber/ die in Laveten liegen/ kan man etwan 6. Grad sen-

cken/

fangen/ weil ſelbiges recht unter dem Brande verbrennen/ und conſequenter
auch den Brand anzuͤnden muß/ welches wenn die Anfeuerung nicht auf den
groſſen ausgelochten Filtzſpiegel geſchuͤttet waͤre/ doͤrffte es gar leicht kommen/
daß Anfangs nur die Stopinen Feuer fingen/ und alſo der Kugel-Brand/ ſich
erſtlich in halber Hoͤhe davon entzuͤndete; dahero auch die Kugel (der Brand
ſey ſo juſte als es immer ſeyn koͤnnen/ auf ein tempo eingerichtet/) um ſo viel
wieder herunter fallen/ und alsdann erſtlich effectuiren wuͤrde.

Die meiſten Feuerwercker haben den Gebrauch/ daß ſie auf die Pulver-
ladung einen hoͤlzernen Spiegel mit einem in der Mitten habenden Loche anſe-
tzen/ fuͤllen hernach (wie erwaͤhnt) die Cammer mit Stroh oder Filtzſpiegeln
aus/ deren ein jeder ebenfalls in der Mitten ein Loch hat/ und alle auf den hoͤl-
zernen Spiegel reſpondiren muͤſſen. Dieſes zuſam̃en geſetzte lange Loch/ durch-
gemeldte Spiegel/ fuͤllen ſie mit Mehlpulver gantz luck er aus/ ſtreuen noch zum
Uberfluß/ um beſſer Zuͤndens willen/ Mehlpulver oder Anfeuerzeug daruͤber/
und ſetzen dann die Kugel auf durchloͤcherten Spiegel/ im uͤbrigen procediren
ſie wie braͤuchlich.

Es iſt aber zu wiſſen/ daß dieſe Art zu werffen (welches man auch ein Feuer
nennet) der Luſtkugel Zerſprengung verurſachet/ ſintemahl ich es offt ſelbſt an-
gemercket/ und dahero auf eine andere und vorherbeſchriebene ſichere Manier
gedacht/ welche/ wenn recht damit umgangen wird/ nicht leichtlich falliret.
Daß aber/ wie gedacht/ durch ein Feuer zu werffen/ der Kugel-Schaden oder
Zerſprengung geſchiehet/ entſtehet daher/ weil der Brand von der Luſtkugel
auf die Durchloͤcherten Spiegel zu ſtehen koͤmmt/ und alſo von der Pulverla-
dung allzuhart getroffen/ auch der Brand/ von der hefftigen und gewaltſamen
Durchdringung/ ſtracks im Feurmoͤrſer entzwey geſchlagen wird. Wann aber
auf dieſe Art zu werffen/ nicht mit Fleiß/ ſondern in der Eyl geladen worden/
erfolget wol ehe/ daß die Luſtkugel ihren erwuͤnſchet effect erweiſet/ welches
dahero geſchiehet/ weil der Brand im Einladen der Luſtkugel nicht auf die Durch-
loͤcherten Spiegel/ ſondern ſeitenwerts zu ſtehen kommen/ und alſo der Brand
von dem feurigen Pulverdunſt nicht verſehret worden. Dann man bedencke
doch/ wie weit das allerkleinſte Buͤchſen-Roͤhrgen/ worein kaum ½. oder 1. Q.
Pulver geladen wird/ ſein darauf geſtoſſenes Kuͤgelein hinaus treibet/ auch wol
in zimblicher Weite noch darzu ein Bret durchdringet/ wievielmehr/ und deſto ehe
wird nun die/ von dem vielen Pulver entſtandene feurige Dunſt/ durch die Spie-
gel-loͤcher/ und alſo in den Papiernen Brand/ ja ſelbigen in Moment entzwey
ſchlagen/ dadurch dann die Kugel ſpringen muß. Dieſer Urſachen halber/ ha-
ben etliche Feuerwercker/ die Braͤnde nicht in die Mitten/ ſondern auf den Sei-
ten etwas ſchraͤge in die Kugeln gehend/ auch wol/ um beſſerer Sicherheit wil-
len/ 2. Braͤnde darein gemacht/ welche Manier ich nicht practiciret.

Es ſind auch Theils Feuerwercker/ welche keine papierne Braͤnde in ihre
Luſtkugeln machen/ ſondern in einem jeden Luſtkugel-Boden etwas Holtz/ wie
eine kleine Feuermoͤrſer-Cammer geſtalt/ ausdrehen/ und dann vollends durch
den Boden ein Zuͤndloch bohren laſſen (wie in unterſchiedlichen gedruckten Ar-
tillerie-Buͤchern zu erſehen) worein ſie eine raſche Compoſition ſchlagen; ver-
hoffen alſo ihren vermeinenden effect zu erlangen; ich meines Orts habe dieſe
Manier nicht probiret/ ſehe aber nicht/ wie ein ſolcher Brand auf ein recht tem-
po einzurichten/ und die Gewißheit zu erlangen ſey. Doch laſſe ich einen je-
den/ wer dieſe meine vorbeſchriebene Manier nicht gebrauchen will/ bey der ſei-
nen verharren.

NOTA.

Die Feuermoͤrſer/ wenn ſolche mit Schemmeln/ oder Fuͤſſen
ſeynd/ duͤrffen bey dem Werffen der Luſtkugeln nicht geſencket werden. Die
jenigen Feuermoͤrſer aber/ die in Laveten liegen/ kan man etwan 6. Grad ſen-

cken/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0072" n="42"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
fangen/ weil &#x017F;elbiges recht unter dem Brande verbrennen/ und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equent</hi>er<lb/>
auch den Brand anzu&#x0364;nden muß/ welches wenn die Anfeuerung nicht auf den<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en ausgelochten Filtz&#x017F;piegel ge&#x017F;chu&#x0364;ttet wa&#x0364;re/ do&#x0364;rffte es gar leicht kommen/<lb/>
daß Anfangs nur die <hi rendition="#aq">Stopinen</hi> Feuer fingen/ und al&#x017F;o der Kugel-Brand/ &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;tlich in halber Ho&#x0364;he davon entzu&#x0364;ndete; dahero auch die Kugel (der Brand<lb/>
&#x017F;ey &#x017F;o ju&#x017F;te als es immer &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen/ auf ein <hi rendition="#aq">tempo</hi> eingerichtet/) um &#x017F;o viel<lb/>
wieder herunter fallen/ und alsdann er&#x017F;tlich <hi rendition="#aq">effectui</hi>ren wu&#x0364;rde.</item>
        </list><lb/>
        <p>Die mei&#x017F;ten Feuerwercker haben den Gebrauch/ daß &#x017F;ie auf die Pulver-<lb/>
ladung einen ho&#x0364;lzernen Spiegel mit einem in der Mitten habenden Loche an&#x017F;e-<lb/>
tzen/ fu&#x0364;llen hernach (wie erwa&#x0364;hnt) die Cammer mit Stroh oder Filtz&#x017F;piegeln<lb/>
aus/ deren ein jeder ebenfalls in der Mitten ein Loch hat/ und alle auf den ho&#x0364;l-<lb/>
zernen Spiegel <hi rendition="#aq">re&#x017F;pondi</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;es zu&#x017F;am&#x0303;en ge&#x017F;etzte lange Loch/ durch-<lb/>
gemeldte Spiegel/ fu&#x0364;llen &#x017F;ie mit Mehlpulver gantz luck er aus/ &#x017F;treuen noch zum<lb/>
Uberfluß/ um be&#x017F;&#x017F;er Zu&#x0364;ndens willen/ Mehlpulver oder Anfeuerzeug daru&#x0364;ber/<lb/>
und &#x017F;etzen dann die Kugel auf durchlo&#x0364;cherten Spiegel/ im u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">procedi</hi>ren<lb/>
&#x017F;ie wie bra&#x0364;uchlich.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t aber zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die&#x017F;e Art zu werffen (welches man auch ein Feuer<lb/>
nennet) der Lu&#x017F;tkugel Zer&#x017F;prengung verur&#x017F;achet/ &#x017F;intemahl ich es offt &#x017F;elb&#x017F;t an-<lb/>
gemercket/ und dahero auf eine andere und vorherbe&#x017F;chriebene &#x017F;ichere Manier<lb/>
gedacht/ welche/ wenn recht damit umgangen wird/ nicht leichtlich <hi rendition="#aq">falli</hi>ret.<lb/>
Daß aber/ wie gedacht/ durch ein Feuer zu werffen/ der Kugel-Schaden oder<lb/>
Zer&#x017F;prengung ge&#x017F;chiehet/ ent&#x017F;tehet daher/ weil der Brand von der Lu&#x017F;tkugel<lb/>
auf die Durchlo&#x0364;cherten Spiegel zu &#x017F;tehen ko&#x0364;mmt/ und al&#x017F;o von der Pulverla-<lb/>
dung allzuhart getroffen/ auch der Brand/ von der hefftigen und gewalt&#x017F;amen<lb/>
Durchdringung/ &#x017F;tracks im Feurmo&#x0364;r&#x017F;er entzwey ge&#x017F;chlagen wird. Wann aber<lb/>
auf die&#x017F;e Art zu werffen/ nicht mit Fleiß/ &#x017F;ondern in der Eyl geladen worden/<lb/>
erfolget wol ehe/ daß die Lu&#x017F;tkugel ihren erwu&#x0364;n&#x017F;chet <hi rendition="#aq">effect</hi> erwei&#x017F;et/ welches<lb/>
dahero ge&#x017F;chiehet/ weil der Brand im Einladen der Lu&#x017F;tkugel nicht auf die Durch-<lb/>
lo&#x0364;cherten Spiegel/ &#x017F;ondern &#x017F;eitenwerts zu &#x017F;tehen kommen/ und al&#x017F;o der Brand<lb/>
von dem feurigen Pulverdun&#x017F;t nicht ver&#x017F;ehret worden. Dann man bedencke<lb/>
doch/ wie weit das allerklein&#x017F;te Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Ro&#x0364;hrgen/ worein kaum ½. oder 1. Q.<lb/>
Pulver geladen wird/ &#x017F;ein darauf ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enes Ku&#x0364;gelein hinaus treibet/ auch wol<lb/>
in zimblicher Weite noch darzu ein Bret durchdringet/ wievielmehr/ und de&#x017F;to ehe<lb/>
wird nun die/ von dem vielen Pulver ent&#x017F;tandene feurige Dun&#x017F;t/ durch die Spie-<lb/>
gel-lo&#x0364;cher/ und al&#x017F;o in den Papiernen Brand/ ja &#x017F;elbigen in <hi rendition="#aq">Moment</hi> entzwey<lb/>
&#x017F;chlagen/ dadurch dann die Kugel &#x017F;pringen muß. Die&#x017F;er Ur&#x017F;achen halber/ ha-<lb/>
ben etliche Feuerwercker/ die Bra&#x0364;nde nicht in die Mitten/ &#x017F;ondern auf den Sei-<lb/>
ten etwas &#x017F;chra&#x0364;ge in die Kugeln gehend/ auch wol/ um be&#x017F;&#x017F;erer Sicherheit wil-<lb/>
len/ 2. Bra&#x0364;nde darein gemacht/ welche Manier ich nicht <hi rendition="#aq">practici</hi>ret.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;ind auch Theils Feuerwercker/ welche keine papierne Bra&#x0364;nde in ihre<lb/>
Lu&#x017F;tkugeln machen/ &#x017F;ondern in einem jeden Lu&#x017F;tkugel-Boden etwas Holtz/ wie<lb/>
eine kleine Feuermo&#x0364;r&#x017F;er-Cammer ge&#x017F;talt/ ausdrehen/ und dann vollends durch<lb/>
den Boden ein Zu&#x0364;ndloch bohren la&#x017F;&#x017F;en (wie in unter&#x017F;chiedlichen gedruckten <hi rendition="#aq">Ar-<lb/>
tillerie-</hi>Bu&#x0364;chern zu er&#x017F;ehen) worein &#x017F;ie eine ra&#x017F;che <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;ition</hi> &#x017F;chlagen; ver-<lb/>
hoffen al&#x017F;o ihren vermeinenden <hi rendition="#aq">effect</hi> zu erlangen; ich meines Orts habe die&#x017F;e<lb/>
Manier nicht probiret/ &#x017F;ehe aber nicht/ wie ein &#x017F;olcher Brand auf ein recht <hi rendition="#aq">tem-<lb/>
po</hi> einzurichten/ und die Gewißheit zu erlangen &#x017F;ey. Doch la&#x017F;&#x017F;e ich einen je-<lb/>
den/ wer die&#x017F;e meine vorbe&#x017F;chriebene Manier nicht gebrauchen will/ bey der &#x017F;ei-<lb/>
nen verharren.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NOTA</hi>.</hi> </head>
          <p>Die Feuermo&#x0364;r&#x017F;er/ wenn &#x017F;olche mit Schemmeln/ oder Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eynd/ du&#x0364;rffen bey dem Werffen der Lu&#x017F;tkugeln nicht ge&#x017F;encket werden. Die<lb/>
jenigen Feuermo&#x0364;r&#x017F;er aber/ die in Laveten liegen/ kan man etwan 6. Grad &#x017F;en-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cken/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0072] fangen/ weil ſelbiges recht unter dem Brande verbrennen/ und conſequenter auch den Brand anzuͤnden muß/ welches wenn die Anfeuerung nicht auf den groſſen ausgelochten Filtzſpiegel geſchuͤttet waͤre/ doͤrffte es gar leicht kommen/ daß Anfangs nur die Stopinen Feuer fingen/ und alſo der Kugel-Brand/ ſich erſtlich in halber Hoͤhe davon entzuͤndete; dahero auch die Kugel (der Brand ſey ſo juſte als es immer ſeyn koͤnnen/ auf ein tempo eingerichtet/) um ſo viel wieder herunter fallen/ und alsdann erſtlich effectuiren wuͤrde. Die meiſten Feuerwercker haben den Gebrauch/ daß ſie auf die Pulver- ladung einen hoͤlzernen Spiegel mit einem in der Mitten habenden Loche anſe- tzen/ fuͤllen hernach (wie erwaͤhnt) die Cammer mit Stroh oder Filtzſpiegeln aus/ deren ein jeder ebenfalls in der Mitten ein Loch hat/ und alle auf den hoͤl- zernen Spiegel reſpondiren muͤſſen. Dieſes zuſam̃en geſetzte lange Loch/ durch- gemeldte Spiegel/ fuͤllen ſie mit Mehlpulver gantz luck er aus/ ſtreuen noch zum Uberfluß/ um beſſer Zuͤndens willen/ Mehlpulver oder Anfeuerzeug daruͤber/ und ſetzen dann die Kugel auf durchloͤcherten Spiegel/ im uͤbrigen procediren ſie wie braͤuchlich. Es iſt aber zu wiſſen/ daß dieſe Art zu werffen (welches man auch ein Feuer nennet) der Luſtkugel Zerſprengung verurſachet/ ſintemahl ich es offt ſelbſt an- gemercket/ und dahero auf eine andere und vorherbeſchriebene ſichere Manier gedacht/ welche/ wenn recht damit umgangen wird/ nicht leichtlich falliret. Daß aber/ wie gedacht/ durch ein Feuer zu werffen/ der Kugel-Schaden oder Zerſprengung geſchiehet/ entſtehet daher/ weil der Brand von der Luſtkugel auf die Durchloͤcherten Spiegel zu ſtehen koͤmmt/ und alſo von der Pulverla- dung allzuhart getroffen/ auch der Brand/ von der hefftigen und gewaltſamen Durchdringung/ ſtracks im Feurmoͤrſer entzwey geſchlagen wird. Wann aber auf dieſe Art zu werffen/ nicht mit Fleiß/ ſondern in der Eyl geladen worden/ erfolget wol ehe/ daß die Luſtkugel ihren erwuͤnſchet effect erweiſet/ welches dahero geſchiehet/ weil der Brand im Einladen der Luſtkugel nicht auf die Durch- loͤcherten Spiegel/ ſondern ſeitenwerts zu ſtehen kommen/ und alſo der Brand von dem feurigen Pulverdunſt nicht verſehret worden. Dann man bedencke doch/ wie weit das allerkleinſte Buͤchſen-Roͤhrgen/ worein kaum ½. oder 1. Q. Pulver geladen wird/ ſein darauf geſtoſſenes Kuͤgelein hinaus treibet/ auch wol in zimblicher Weite noch darzu ein Bret durchdringet/ wievielmehr/ und deſto ehe wird nun die/ von dem vielen Pulver entſtandene feurige Dunſt/ durch die Spie- gel-loͤcher/ und alſo in den Papiernen Brand/ ja ſelbigen in Moment entzwey ſchlagen/ dadurch dann die Kugel ſpringen muß. Dieſer Urſachen halber/ ha- ben etliche Feuerwercker/ die Braͤnde nicht in die Mitten/ ſondern auf den Sei- ten etwas ſchraͤge in die Kugeln gehend/ auch wol/ um beſſerer Sicherheit wil- len/ 2. Braͤnde darein gemacht/ welche Manier ich nicht practiciret. Es ſind auch Theils Feuerwercker/ welche keine papierne Braͤnde in ihre Luſtkugeln machen/ ſondern in einem jeden Luſtkugel-Boden etwas Holtz/ wie eine kleine Feuermoͤrſer-Cammer geſtalt/ ausdrehen/ und dann vollends durch den Boden ein Zuͤndloch bohren laſſen (wie in unterſchiedlichen gedruckten Ar- tillerie-Buͤchern zu erſehen) worein ſie eine raſche Compoſition ſchlagen; ver- hoffen alſo ihren vermeinenden effect zu erlangen; ich meines Orts habe dieſe Manier nicht probiret/ ſehe aber nicht/ wie ein ſolcher Brand auf ein recht tem- po einzurichten/ und die Gewißheit zu erlangen ſey. Doch laſſe ich einen je- den/ wer dieſe meine vorbeſchriebene Manier nicht gebrauchen will/ bey der ſei- nen verharren. NOTA. Die Feuermoͤrſer/ wenn ſolche mit Schemmeln/ oder Fuͤſſen ſeynd/ duͤrffen bey dem Werffen der Luſtkugeln nicht geſencket werden. Die jenigen Feuermoͤrſer aber/ die in Laveten liegen/ kan man etwan 6. Grad ſen- cken/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/72
Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/72>, abgerufen am 19.04.2024.