XVIII. Jahrhundert rascher wieder von ihrer Höhe herunter- sank, als sie dieselbe erklommen hatte.
Heute ist die Stadt nicht mehr ein für sich abge- schlossenes Ganzes; sie ist ein dienendes Glied eines großen Organismus, der staatlich geordneten Gesellschaft. Und wenn sie als solches die glanzvollsten Resultate der gesell- schaftlichen Arbeit in sich vereinigt, so wollen wir doch nicht vergessen, daß sie auch die sozialen Gegensätze dieser Gesellschaft, ihre Unruhe und Unbefriedigung am schroffsten ausgeprägt hat, und wir wollen wünschen, daß es dieser modernen Gesellschaft gelingen möge, eine Organisation der Arbeit auszubilden, welche dem Einzelnen und der Gesamt- heit in gleichem Maße gerecht wird, wie für ihre Zeit die soziale Organisation der mittelalterlichen Stadt.
XVIII. Jahrhundert raſcher wieder von ihrer Höhe herunter- ſank, als ſie dieſelbe erklommen hatte.
Heute iſt die Stadt nicht mehr ein für ſich abge- ſchloſſenes Ganzes; ſie iſt ein dienendes Glied eines großen Organismus, der ſtaatlich geordneten Geſellſchaft. Und wenn ſie als ſolches die glanzvollſten Reſultate der geſell- ſchaftlichen Arbeit in ſich vereinigt, ſo wollen wir doch nicht vergeſſen, daß ſie auch die ſozialen Gegenſätze dieſer Geſellſchaft, ihre Unruhe und Unbefriedigung am ſchroffſten ausgeprägt hat, und wir wollen wünſchen, daß es dieſer modernen Geſellſchaft gelingen möge, eine Organiſation der Arbeit auszubilden, welche dem Einzelnen und der Geſamt- heit in gleichem Maße gerecht wird, wie für ihre Zeit die ſoziale Organiſation der mittelalterlichen Stadt.
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XVIII. Jahrhundert raſcher wieder von ihrer Höhe herunter-
ſank, als ſie dieſelbe erklommen hatte.
Heute iſt die Stadt nicht mehr ein für ſich abge-
ſchloſſenes Ganzes; ſie iſt ein dienendes Glied eines großen
Organismus, der ſtaatlich geordneten Geſellſchaft. Und
wenn ſie als ſolches die glanzvollſten Reſultate der geſell-
ſchaftlichen Arbeit in ſich vereinigt, ſo wollen wir doch
nicht vergeſſen, daß ſie auch die ſozialen Gegenſätze dieſer
Geſellſchaft, ihre Unruhe und Unbefriedigung am ſchroffſten
ausgeprägt hat, und wir wollen wünſchen, daß es dieſer
modernen Geſellſchaft gelingen möge, eine Organiſation der
Arbeit auszubilden, welche dem Einzelnen und der Geſamt-
heit in gleichem Maße gerecht wird, wie für ihre Zeit die
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/272>, abgerufen am 25.04.2024.
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