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Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

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anklagen, mögen hier erscheinen, und ich werde sie
mit Schande bedecken. Die Ausschüsse mögen sich
hierher begeben, ich werde nur vor ihnen antworten.
Ich habe sie als Kläger und als Zeugen nöthig.
Sie mögen sich zeigen. -- Übrigens, was liegt mir
an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch
schon gesagt: das Nichts wird bald mein Asyl sein;
-- das Leben ist mir zur Last, man mag mir es
entreißen, ich sehne mich danach, es abzuschütteln.
Hermann.
Danton, die Kühnheit ist dem Verbrecher, die
Ruhe der Unschuld eigen.
Danton.
Privatkühnheit ist ohne Zweifel zu tadeln, aber
jene Nationalkühnheit, die ich so oft gezeigt, mit
welcher ich so oft für die Freiheit gekämpft habe,
ist die verdienstvollste aller Tugenden. -- Sie ist
meine Kühnheit, sie ist es, der ich mich hier zum
Besten der Republik gegen meine erbärmlichen An-
kläger bediene. Kann ich mich fassen, wenn ich
mich auf eine so niedrige Weise verläumdet sehe?
-- Von einem Revolutionär, wie ich, darf man
keine kalte Vertheidigung erwarten. Männer meines
Schlages sind in Revolutionen unschätzbar, auf
anklagen, mögen hier erſcheinen, und ich werde ſie
mit Schande bedecken. Die Ausſchüſſe mögen ſich
hierher begeben, ich werde nur vor ihnen antworten.
Ich habe ſie als Kläger und als Zeugen nöthig.
Sie mögen ſich zeigen. — Übrigens, was liegt mir
an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch
ſchon geſagt: das Nichts wird bald mein Aſyl ſein;
— das Leben iſt mir zur Laſt, man mag mir es
entreißen, ich ſehne mich danach, es abzuſchütteln.
Hermann.
Danton, die Kühnheit iſt dem Verbrecher, die
Ruhe der Unſchuld eigen.
Danton.
Privatkühnheit iſt ohne Zweifel zu tadeln, aber
jene Nationalkühnheit, die ich ſo oft gezeigt, mit
welcher ich ſo oft für die Freiheit gekämpft habe,
iſt die verdienſtvollſte aller Tugenden. — Sie iſt
meine Kühnheit, ſie iſt es, der ich mich hier zum
Beſten der Republik gegen meine erbärmlichen An-
kläger bediene. Kann ich mich faſſen, wenn ich
mich auf eine ſo niedrige Weiſe verläumdet ſehe?
— Von einem Revolutionär, wie ich, darf man
keine kalte Vertheidigung erwarten. Männer meines
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[103/0107] anklagen, mögen hier erſcheinen, und ich werde ſie mit Schande bedecken. Die Ausſchüſſe mögen ſich hierher begeben, ich werde nur vor ihnen antworten. Ich habe ſie als Kläger und als Zeugen nöthig. Sie mögen ſich zeigen. — Übrigens, was liegt mir an Euch und Eurem Urtheil? Ich habe es Euch ſchon geſagt: das Nichts wird bald mein Aſyl ſein; — das Leben iſt mir zur Laſt, man mag mir es entreißen, ich ſehne mich danach, es abzuſchütteln. Hermann. Danton, die Kühnheit iſt dem Verbrecher, die Ruhe der Unſchuld eigen. Danton. Privatkühnheit iſt ohne Zweifel zu tadeln, aber jene Nationalkühnheit, die ich ſo oft gezeigt, mit welcher ich ſo oft für die Freiheit gekämpft habe, iſt die verdienſtvollſte aller Tugenden. — Sie iſt meine Kühnheit, ſie iſt es, der ich mich hier zum Beſten der Republik gegen meine erbärmlichen An- kläger bediene. Kann ich mich faſſen, wenn ich mich auf eine ſo niedrige Weiſe verläumdet ſehe? — Von einem Revolutionär, wie ich, darf man keine kalte Vertheidigung erwarten. Männer meines Schlages ſind in Revolutionen unſchätzbar, auf

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/107>, abgerufen am 25.04.2024.