Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Danton (zu Camille.)
Muthe mir nur nichts Ernsthaftes zu. Ich
begreife nicht, warum die Leute nicht auf der Gasse
stehen bleiben und einander in's Gesicht lachen.
Ich meine, sie müßten zu den Fenstern und zu den
Gräbern herauslachen, und der Himmel müsse
bersten und die Erde müsse sich wälzen vor Lachen.

(Gehen ab.)
Erster Herr.
Ich versichere Sie, eine ausserordentliche Ent-
deckung. Alle technischen Künste bekommen dadurch
eine andere Physiognomie. Die Menschheit eilt
mit Riesenschritten ihrer hohen Bestimmung entgegen.
Zweiter Herr.
Haben Sie das neue Stück gesehen? Ein baby-
lonischer Thurm, ein Gewirr von Gewölben, Trepp-
chen, Gängen und das Alles so leicht und kühn in
die Luft gesprengt. Man schwindelt bei jedem Tritt.
Ein bizarrer Kopf.
(Er bleibt verlegen stehen)
Erster Herr.
Was haben Sie denn?
Zweiter Herr.
Ach nichts! Ihre Hand, Herr! die Pfütze, so!
Ich danke Ihnen, kaum kann ich vorbei; das konnte
gefährlich werden.
Danton (zu Camille.)
Muthe mir nur nichts Ernſthaftes zu. Ich
begreife nicht, warum die Leute nicht auf der Gaſſe
ſtehen bleiben und einander in’s Geſicht lachen.
Ich meine, ſie müßten zu den Fenſtern und zu den
Gräbern herauslachen, und der Himmel müſſe
berſten und die Erde müſſe ſich wälzen vor Lachen.

(Gehen ab.)
Erſter Herr.
Ich verſichere Sie, eine auſſerordentliche Ent-
deckung. Alle techniſchen Künſte bekommen dadurch
eine andere Phyſiognomie. Die Menſchheit eilt
mit Rieſenſchritten ihrer hohen Beſtimmung entgegen.
Zweiter Herr.
Haben Sie das neue Stück geſehen? Ein baby-
loniſcher Thurm, ein Gewirr von Gewölben, Trepp-
chen, Gängen und das Alles ſo leicht und kühn in
die Luft geſprengt. Man ſchwindelt bei jedem Tritt.
Ein bizarrer Kopf.
(Er bleibt verlegen ſtehen)
Erſter Herr.
Was haben Sie denn?
Zweiter Herr.
Ach nichts! Ihre Hand, Herr! die Pfütze, ſo!
Ich danke Ihnen, kaum kann ich vorbei; das konnte
gefährlich werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0070" n="66"/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker> <hi rendition="#g">Danton</hi> </speaker>
            <stage>(zu Camille.)</stage><lb/>
            <p>Muthe mir nur nichts Ern&#x017F;thaftes zu. Ich<lb/>
begreife nicht, warum die Leute nicht auf der Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;tehen bleiben und einander in&#x2019;s Ge&#x017F;icht lachen.<lb/>
Ich meine, &#x017F;ie müßten zu den Fen&#x017F;tern und zu den<lb/>
Gräbern herauslachen, und der Himmel mü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ber&#x017F;ten und die Erde mü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich wälzen vor Lachen.</p><lb/>
            <stage>(Gehen ab.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERHERR">
            <speaker><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Herr</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich ver&#x017F;ichere Sie, eine au&#x017F;&#x017F;erordentliche Ent-<lb/>
deckung. Alle techni&#x017F;chen Kün&#x017F;te bekommen dadurch<lb/>
eine andere Phy&#x017F;iognomie. Die Men&#x017F;chheit eilt<lb/>
mit Rie&#x017F;en&#x017F;chritten ihrer hohen Be&#x017F;timmung entgegen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWEHER">
            <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Herr</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Haben Sie das neue Stück ge&#x017F;ehen? Ein baby-<lb/>
loni&#x017F;cher Thurm, ein Gewirr von Gewölben, Trepp-<lb/>
chen, Gängen und das Alles &#x017F;o leicht und kühn in<lb/>
die Luft ge&#x017F;prengt. Man &#x017F;chwindelt bei jedem Tritt.<lb/>
Ein bizarrer Kopf.</p>
            <stage>(Er bleibt verlegen &#x017F;tehen)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERHERR">
            <speaker><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Herr</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was haben Sie denn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWEHER">
            <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Herr</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ach nichts! Ihre Hand, Herr! die Pfütze, &#x017F;o!<lb/>
Ich danke Ihnen, kaum kann ich vorbei; das konnte<lb/>
gefährlich werden.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0070] Danton (zu Camille.) Muthe mir nur nichts Ernſthaftes zu. Ich begreife nicht, warum die Leute nicht auf der Gaſſe ſtehen bleiben und einander in’s Geſicht lachen. Ich meine, ſie müßten zu den Fenſtern und zu den Gräbern herauslachen, und der Himmel müſſe berſten und die Erde müſſe ſich wälzen vor Lachen. (Gehen ab.) Erſter Herr. Ich verſichere Sie, eine auſſerordentliche Ent- deckung. Alle techniſchen Künſte bekommen dadurch eine andere Phyſiognomie. Die Menſchheit eilt mit Rieſenſchritten ihrer hohen Beſtimmung entgegen. Zweiter Herr. Haben Sie das neue Stück geſehen? Ein baby- loniſcher Thurm, ein Gewirr von Gewölben, Trepp- chen, Gängen und das Alles ſo leicht und kühn in die Luft geſprengt. Man ſchwindelt bei jedem Tritt. Ein bizarrer Kopf.(Er bleibt verlegen ſtehen) Erſter Herr. Was haben Sie denn? Zweiter Herr. Ach nichts! Ihre Hand, Herr! die Pfütze, ſo! Ich danke Ihnen, kaum kann ich vorbei; das konnte gefährlich werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/70
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/70>, abgerufen am 19.04.2024.