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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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man die Höllenmaschine vergessen, und dann befindet sie sich
mit ihrem Gesetz einem Volke gegenüber, das seit mehreren
Jahren gewohnt ist, Alles, was ihm durch den Kopf kommt,
öffentlich zu sagen. Die feinsten Politiker reimen die Höllen-
maschine mit der Revue in Kalisch zusammen. Ich kann
ihnen nicht ganz Unrecht geben; die Höllenmaschine unter
Bonaparte! der Rastadter Gesandtenmord!! .....

Wenn man sieht, wie die absoluten Mächte Alles wieder
in die alte Unordnung zu bringen suchen, Polen, Italien,
Deutschland wieder unter den Füßen! es fehlt nur noch
Frankreich, es hängt ihnen immer, wie ein Schwerdt, über
dem Kopf. So zum Zeitvertreib wirft man doch die
Millionen in Kalisch nicht zum Fenster hinaus. Man hätte
die auf den Tod des Königs folgende Verwirrung benutzt
und hätte gerade nicht sehr viele Schritte gebraucht, um an
den Rhein zu kommen. Ich kann mir das Attentat auf
keine andere Weise erklären. Die Republikaner haben erstens
kein Geld und sind zweitens in einer so elenden Lage, daß
sie nichts hätten versuchen können, selbst wenn der König
gefallen wäre. Höchstens könnten einige Legitimisten hinein
verwickelt sein. Ich glaube nicht, daß die Justiz die Sache
aufklären wird. ......

32.


Von Umtrieben weiß ich nichts. Ich und meine
Freunde sind sämmtlich der Meinung, daß man für jetzt
Alles der Zeit überlassen muß; übrigens kann der Mißbrauch,
welchen die Fürsten mit ihrer wieder erlangten Gewalt
treiben, nur zu unserem Vortheil gereichen. Ihr müßt Euch

man die Höllenmaſchine vergeſſen, und dann befindet ſie ſich
mit ihrem Geſetz einem Volke gegenüber, das ſeit mehreren
Jahren gewohnt iſt, Alles, was ihm durch den Kopf kommt,
öffentlich zu ſagen. Die feinſten Politiker reimen die Höllen-
maſchine mit der Revue in Kaliſch zuſammen. Ich kann
ihnen nicht ganz Unrecht geben; die Höllenmaſchine unter
Bonaparte! der Raſtadter Geſandtenmord!! .....

Wenn man ſieht, wie die abſoluten Mächte Alles wieder
in die alte Unordnung zu bringen ſuchen, Polen, Italien,
Deutſchland wieder unter den Füßen! es fehlt nur noch
Frankreich, es hängt ihnen immer, wie ein Schwerdt, über
dem Kopf. So zum Zeitvertreib wirft man doch die
Millionen in Kaliſch nicht zum Fenſter hinaus. Man hätte
die auf den Tod des Königs folgende Verwirrung benutzt
und hätte gerade nicht ſehr viele Schritte gebraucht, um an
den Rhein zu kommen. Ich kann mir das Attentat auf
keine andere Weiſe erklären. Die Republikaner haben erſtens
kein Geld und ſind zweitens in einer ſo elenden Lage, daß
ſie nichts hätten verſuchen können, ſelbſt wenn der König
gefallen wäre. Höchſtens könnten einige Legitimiſten hinein
verwickelt ſein. Ich glaube nicht, daß die Juſtiz die Sache
aufklären wird. ......

32.


Von Umtrieben weiß ich nichts. Ich und meine
Freunde ſind ſämmtlich der Meinung, daß man für jetzt
Alles der Zeit überlaſſen muß; übrigens kann der Mißbrauch,
welchen die Fürſten mit ihrer wieder erlangten Gewalt
treiben, nur zu unſerem Vortheil gereichen. Ihr müßt Euch

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[358/0554] man die Höllenmaſchine vergeſſen, und dann befindet ſie ſich mit ihrem Geſetz einem Volke gegenüber, das ſeit mehreren Jahren gewohnt iſt, Alles, was ihm durch den Kopf kommt, öffentlich zu ſagen. Die feinſten Politiker reimen die Höllen- maſchine mit der Revue in Kaliſch zuſammen. Ich kann ihnen nicht ganz Unrecht geben; die Höllenmaſchine unter Bonaparte! der Raſtadter Geſandtenmord!! ..... Wenn man ſieht, wie die abſoluten Mächte Alles wieder in die alte Unordnung zu bringen ſuchen, Polen, Italien, Deutſchland wieder unter den Füßen! es fehlt nur noch Frankreich, es hängt ihnen immer, wie ein Schwerdt, über dem Kopf. So zum Zeitvertreib wirft man doch die Millionen in Kaliſch nicht zum Fenſter hinaus. Man hätte die auf den Tod des Königs folgende Verwirrung benutzt und hätte gerade nicht ſehr viele Schritte gebraucht, um an den Rhein zu kommen. Ich kann mir das Attentat auf keine andere Weiſe erklären. Die Republikaner haben erſtens kein Geld und ſind zweitens in einer ſo elenden Lage, daß ſie nichts hätten verſuchen können, ſelbſt wenn der König gefallen wäre. Höchſtens könnten einige Legitimiſten hinein verwickelt ſein. Ich glaube nicht, daß die Juſtiz die Sache aufklären wird. ...... 32. Straßburg, den 17. Auguſt 1835. Von Umtrieben weiß ich nichts. Ich und meine Freunde ſind ſämmtlich der Meinung, daß man für jetzt Alles der Zeit überlaſſen muß; übrigens kann der Mißbrauch, welchen die Fürſten mit ihrer wieder erlangten Gewalt treiben, nur zu unſerem Vortheil gereichen. Ihr müßt Euch

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/554>, abgerufen am 28.03.2024.