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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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versichert hatte, für die praktische Ausführung dieses Gedankens
zu wirken. Am 16. Mai 1875 feierte die "Gesellschaft
deutscher Studirender in Zürich", welche der schönen Tendenz
huldigt, im fremden Lande neben der deutschen Gemüthlich-
keit auch die Liebe für's deutsche Vaterland zu pflegen, ihr
zehnjähriges Stiftungsfest im Gasthof zur Sonne in Küs-
nacht; zahlreiche Gäste aus den Kreisen der deutschen Ge-
schäfts- und Gelehrtenwelt in Zürich waren dazu geladen.
Diese Gelegenheit benutzte Calmberg, um der festlich ge-
stimmten Versammlung die Bedeutung Georg Büchner's
an's Herz zu legen; er las einen Act von "Danton's Tod"
vor, welcher von zündender Wirkung war, und forderte so-
dann die Gesellschaft auf, ein Comite zu bilden, welches für
die Uebertragung der Gebeine an einen sicheren Ort und für
die Errichtung eines würdigen Denkmals sorgen solle. Der
Vorschlag fand lebhaften Anklang, der deutsche Reichskonsul
Ph. E. Merk sicherte dem patriotischen Unternehmen seine
eifrige Mitwirkung zu, ebenso der als Kämpfer und Märtyrer
für deutsche Geistesfreiheit bekannte Schriftsteller G. A.
Wislicenus; die "Gesellschaft deutscher Studirender" über-
nahm das Arrangement einer "Büchner-Feier".

Es wurde nun ein Comite bestellt, aus den ebenge-
nannten drei Herren und den Studirenden W. Umlauft,
A. Krupp und G. Steinmetz bestehend, welches durch
gedruckte Circulare sowie in öffentlichen Blättern eine "Ein-
ladung zur Gedenkfeier für Georg Büchner" erließ und als
den passendsten Ort für die Errichtung des "Büchner-Denk-
mals" einen kleinen Hügel auf dem westlichen Abhange des
Zürichbergs erkor, den sogenannten Germania-Hügel, auf
welchem zu Anfang der sechziger Jahre die Züricher Studenten-

verſichert hatte, für die praktiſche Ausführung dieſes Gedankens
zu wirken. Am 16. Mai 1875 feierte die "Geſellſchaft
deutſcher Studirender in Zürich", welche der ſchönen Tendenz
huldigt, im fremden Lande neben der deutſchen Gemüthlich-
keit auch die Liebe für's deutſche Vaterland zu pflegen, ihr
zehnjähriges Stiftungsfeſt im Gaſthof zur Sonne in Küs-
nacht; zahlreiche Gäſte aus den Kreiſen der deutſchen Ge-
ſchäfts- und Gelehrtenwelt in Zürich waren dazu geladen.
Dieſe Gelegenheit benutzte Calmberg, um der feſtlich ge-
ſtimmten Verſammlung die Bedeutung Georg Büchner's
an's Herz zu legen; er las einen Act von "Danton's Tod"
vor, welcher von zündender Wirkung war, und forderte ſo-
dann die Geſellſchaft auf, ein Comité zu bilden, welches für
die Uebertragung der Gebeine an einen ſicheren Ort und für
die Errichtung eines würdigen Denkmals ſorgen ſolle. Der
Vorſchlag fand lebhaften Anklang, der deutſche Reichskonſul
Ph. E. Merk ſicherte dem patriotiſchen Unternehmen ſeine
eifrige Mitwirkung zu, ebenſo der als Kämpfer und Märtyrer
für deutſche Geiſtesfreiheit bekannte Schriftſteller G. A.
Wislicenus; die "Geſellſchaft deutſcher Studirender" über-
nahm das Arrangement einer "Büchner-Feier".

Es wurde nun ein Comité beſtellt, aus den ebenge-
nannten drei Herren und den Studirenden W. Umlauft,
A. Krupp und G. Steinmetz beſtehend, welches durch
gedruckte Circulare ſowie in öffentlichen Blättern eine "Ein-
ladung zur Gedenkfeier für Georg Büchner" erließ und als
den paſſendſten Ort für die Errichtung des "Büchner-Denk-
mals" einen kleinen Hügel auf dem weſtlichen Abhange des
Zürichbergs erkor, den ſogenannten Germania-Hügel, auf
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[452/0648] verſichert hatte, für die praktiſche Ausführung dieſes Gedankens zu wirken. Am 16. Mai 1875 feierte die "Geſellſchaft deutſcher Studirender in Zürich", welche der ſchönen Tendenz huldigt, im fremden Lande neben der deutſchen Gemüthlich- keit auch die Liebe für's deutſche Vaterland zu pflegen, ihr zehnjähriges Stiftungsfeſt im Gaſthof zur Sonne in Küs- nacht; zahlreiche Gäſte aus den Kreiſen der deutſchen Ge- ſchäfts- und Gelehrtenwelt in Zürich waren dazu geladen. Dieſe Gelegenheit benutzte Calmberg, um der feſtlich ge- ſtimmten Verſammlung die Bedeutung Georg Büchner's an's Herz zu legen; er las einen Act von "Danton's Tod" vor, welcher von zündender Wirkung war, und forderte ſo- dann die Geſellſchaft auf, ein Comité zu bilden, welches für die Uebertragung der Gebeine an einen ſicheren Ort und für die Errichtung eines würdigen Denkmals ſorgen ſolle. Der Vorſchlag fand lebhaften Anklang, der deutſche Reichskonſul Ph. E. Merk ſicherte dem patriotiſchen Unternehmen ſeine eifrige Mitwirkung zu, ebenſo der als Kämpfer und Märtyrer für deutſche Geiſtesfreiheit bekannte Schriftſteller G. A. Wislicenus; die "Geſellſchaft deutſcher Studirender" über- nahm das Arrangement einer "Büchner-Feier". Es wurde nun ein Comité beſtellt, aus den ebenge- nannten drei Herren und den Studirenden W. Umlauft, A. Krupp und G. Steinmetz beſtehend, welches durch gedruckte Circulare ſowie in öffentlichen Blättern eine "Ein- ladung zur Gedenkfeier für Georg Büchner" erließ und als den paſſendſten Ort für die Errichtung des "Büchner-Denk- mals" einen kleinen Hügel auf dem weſtlichen Abhange des Zürichbergs erkor, den ſogenannten Germania-Hügel, auf welchem zu Anfang der ſechziger Jahre die Züricher Studenten-

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/648>, abgerufen am 28.03.2024.