Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
3. Buch. Verschiedene Arten der Handl.

Indessen haben viele Städte ihren alten Anmas-
sungen so sehr entsagt, daß der Transit-Handel nicht
nur erlaubt, sondern so gar begünstigt wird. Die
Stadt, in welcher ich lebe, giebt ein vorzügliches
Beispiel davon. Auf der andern Seite hat der in-
ländische Kaufmann die vielen Wege der Handlung
besser kennen gelernt. Er versucht es daher wenig-
stens auf allen, ob er seine Vorteile mehren könne,
und hält sich allererst dann, wann der Ausgang
seiner Erwartung nicht entspricht, in seinem Eignen
Handel wieder an den grossen Marktplaz.

§. 8.

Diesem aber entsteht eine Gefahr des Verlustes
aus den Speditionen, welche die blossen Ablager-
Pläze nicht kennen. Wenn, wie natürlich, ein
solcher Marktplaz auch ein grosser Wechselplaz ist,
und dessen Einwohner, die sich zu der blossen Spedi-
tion willig finden lassen, Kräfte haben, die der blosse
Speditör in jenen Städten selten hat, so sucht der
fremde Kaufmann für seinen Transit-Handel auch
gerne bei diesen Credit, und läßt auf sie den Wehrt
der aus der Ferne verschriebenen Waaren trassiren.
Das ist in der Taht zu viel Gefälligkeit gegen den
Fremden, der den Markplaz nur zum Behuf seines
Transit-Handels braucht, die dessen Bürger nicht für
ihn haben, wenigstens nicht Wechsel für ihn accep-

3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl.

Indeſſen haben viele Staͤdte ihren alten Anmaſ-
ſungen ſo ſehr entſagt, daß der Tranſit-Handel nicht
nur erlaubt, ſondern ſo gar beguͤnſtigt wird. Die
Stadt, in welcher ich lebe, giebt ein vorzuͤgliches
Beiſpiel davon. Auf der andern Seite hat der in-
laͤndiſche Kaufmann die vielen Wege der Handlung
beſſer kennen gelernt. Er verſucht es daher wenig-
ſtens auf allen, ob er ſeine Vorteile mehren koͤnne,
und haͤlt ſich allererſt dann, wann der Ausgang
ſeiner Erwartung nicht entſpricht, in ſeinem Eignen
Handel wieder an den groſſen Marktplaz.

§. 8.

Dieſem aber entſteht eine Gefahr des Verluſtes
aus den Speditionen, welche die bloſſen Ablager-
Plaͤze nicht kennen. Wenn, wie natuͤrlich, ein
ſolcher Marktplaz auch ein groſſer Wechſelplaz iſt,
und deſſen Einwohner, die ſich zu der bloſſen Spedi-
tion willig finden laſſen, Kraͤfte haben, die der bloſſe
Speditoͤr in jenen Staͤdten ſelten hat, ſo ſucht der
fremde Kaufmann fuͤr ſeinen Tranſit-Handel auch
gerne bei dieſen Credit, und laͤßt auf ſie den Wehrt
der aus der Ferne verſchriebenen Waaren traſſiren.
Das iſt in der Taht zu viel Gefaͤlligkeit gegen den
Fremden, der den Markplaz nur zum Behuf ſeines
Tranſit-Handels braucht, die deſſen Buͤrger nicht fuͤr
ihn haben, wenigſtens nicht Wechſel fuͤr ihn accep-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0260" n="238"/>
                <fw place="top" type="header">3. Buch. Ver&#x017F;chiedene Arten der Handl.</fw><lb/>
                <p>Inde&#x017F;&#x017F;en haben viele Sta&#x0364;dte ihren alten Anma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ungen &#x017F;o &#x017F;ehr ent&#x017F;agt, daß der Tran&#x017F;it-Handel nicht<lb/>
nur erlaubt, &#x017F;ondern &#x017F;o gar begu&#x0364;n&#x017F;tigt wird. Die<lb/>
Stadt, in welcher ich lebe, giebt ein vorzu&#x0364;gliches<lb/>
Bei&#x017F;piel davon. Auf der andern Seite hat der in-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che Kaufmann die vielen Wege der Handlung<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er kennen gelernt. Er ver&#x017F;ucht es daher wenig-<lb/>
&#x017F;tens auf allen, ob er &#x017F;eine Vorteile mehren ko&#x0364;nne,<lb/>
und ha&#x0364;lt &#x017F;ich allerer&#x017F;t dann, wann der Ausgang<lb/>
&#x017F;einer Erwartung nicht ent&#x017F;pricht, in &#x017F;einem Eignen<lb/>
Handel wieder an den gro&#x017F;&#x017F;en Marktplaz.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 8.</head><lb/>
                <p>Die&#x017F;em aber ent&#x017F;teht eine Gefahr des Verlu&#x017F;tes<lb/>
aus den Speditionen, welche die blo&#x017F;&#x017F;en Ablager-<lb/>
Pla&#x0364;ze nicht kennen. Wenn, wie natu&#x0364;rlich, ein<lb/>
&#x017F;olcher Marktplaz auch ein gro&#x017F;&#x017F;er Wech&#x017F;elplaz i&#x017F;t,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Einwohner, die &#x017F;ich zu der blo&#x017F;&#x017F;en Spedi-<lb/>
tion willig finden la&#x017F;&#x017F;en, Kra&#x0364;fte haben, die der blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Spedito&#x0364;r in jenen Sta&#x0364;dten &#x017F;elten hat, &#x017F;o &#x017F;ucht der<lb/>
fremde Kaufmann fu&#x0364;r &#x017F;einen Tran&#x017F;it-Handel auch<lb/>
gerne bei die&#x017F;en Credit, und la&#x0364;ßt auf &#x017F;ie den Wehrt<lb/>
der aus der Ferne ver&#x017F;chriebenen Waaren tra&#x017F;&#x017F;iren.<lb/>
Das i&#x017F;t in der Taht zu viel Gefa&#x0364;lligkeit gegen den<lb/>
Fremden, der den Markplaz nur zum Behuf &#x017F;eines<lb/>
Tran&#x017F;it-Handels braucht, die de&#x017F;&#x017F;en Bu&#x0364;rger nicht fu&#x0364;r<lb/>
ihn haben, wenig&#x017F;tens nicht Wech&#x017F;el fu&#x0364;r ihn accep-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0260] 3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl. Indeſſen haben viele Staͤdte ihren alten Anmaſ- ſungen ſo ſehr entſagt, daß der Tranſit-Handel nicht nur erlaubt, ſondern ſo gar beguͤnſtigt wird. Die Stadt, in welcher ich lebe, giebt ein vorzuͤgliches Beiſpiel davon. Auf der andern Seite hat der in- laͤndiſche Kaufmann die vielen Wege der Handlung beſſer kennen gelernt. Er verſucht es daher wenig- ſtens auf allen, ob er ſeine Vorteile mehren koͤnne, und haͤlt ſich allererſt dann, wann der Ausgang ſeiner Erwartung nicht entſpricht, in ſeinem Eignen Handel wieder an den groſſen Marktplaz. §. 8. Dieſem aber entſteht eine Gefahr des Verluſtes aus den Speditionen, welche die bloſſen Ablager- Plaͤze nicht kennen. Wenn, wie natuͤrlich, ein ſolcher Marktplaz auch ein groſſer Wechſelplaz iſt, und deſſen Einwohner, die ſich zu der bloſſen Spedi- tion willig finden laſſen, Kraͤfte haben, die der bloſſe Speditoͤr in jenen Staͤdten ſelten hat, ſo ſucht der fremde Kaufmann fuͤr ſeinen Tranſit-Handel auch gerne bei dieſen Credit, und laͤßt auf ſie den Wehrt der aus der Ferne verſchriebenen Waaren traſſiren. Das iſt in der Taht zu viel Gefaͤlligkeit gegen den Fremden, der den Markplaz nur zum Behuf ſeines Tranſit-Handels braucht, die deſſen Buͤrger nicht fuͤr ihn haben, wenigſtens nicht Wechſel fuͤr ihn accep-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/260
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/260>, abgerufen am 24.04.2024.