Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 5. Von Handlungs-Companien.
jenigen, dessen Güter unter grösserer Gefahr über
See gehen, einen verhältnismässig grössern Bei-
trag zuerkennte, als demjenigen, dessen Gut und
Schiff mindere Gefahr läuft. Man könnte auch
nach erfolgtem Verlust diesen Beitrag der nach jenen
Gründen beurteilten Gefahr gemäß bestimmen, und
dem, der den Ersaz fodert, von demselben abziehen.

§. 11.

Aber beides hat leicht zu erkennende Schwierig-
keiten. Denn 1) in dem lebhaften Gange der Hand-
lung
würde eine solche Untersuchung zu viel Zeit
wegnehmen, und in manchem Fall noch nicht geen-
digt sein, wenn der Verlust schon wirklich erfolgt
ist. 2) Die Schäzung der Gefahr nach schon ent-
standenem Verlust würde böse Händel machen, und
die Entscheider in manchen Fällen den Vorteil mis-
brauchen, daß sie den Mann, welchem sie den Scha-
den ersezen sollen, in Händen haben, wie man ge-
wöhnlich spricht, und dieser daher nie vorher bestimmt
wissen würde, wie viel er gewiß wieder bekommen
werde. Aber der Kaufmann muß in allen seinen
Rechnungen so gewiß gehen, als möglich, und trägt,
so wie die Sache nun ist, zum voraus in die Berech-
nung, auf welche sich seine Speculation gründet,
auch die Kosten der versicherten Seegefahr.

Cap. 5. Von Handlungs-Companien.
jenigen, deſſen Guͤter unter groͤſſerer Gefahr uͤber
See gehen, einen verhaͤltnismaͤſſig groͤſſern Bei-
trag zuerkennte, als demjenigen, deſſen Gut und
Schiff mindere Gefahr laͤuft. Man koͤnnte auch
nach erfolgtem Verluſt dieſen Beitrag der nach jenen
Gruͤnden beurteilten Gefahr gemaͤß beſtimmen, und
dem, der den Erſaz fodert, von demſelben abziehen.

§. 11.

Aber beides hat leicht zu erkennende Schwierig-
keiten. Denn 1) in dem lebhaften Gange der Hand-
lung
wuͤrde eine ſolche Unterſuchung zu viel Zeit
wegnehmen, und in manchem Fall noch nicht geen-
digt ſein, wenn der Verluſt ſchon wirklich erfolgt
iſt. 2) Die Schaͤzung der Gefahr nach ſchon ent-
ſtandenem Verluſt wuͤrde boͤſe Haͤndel machen, und
die Entſcheider in manchen Faͤllen den Vorteil mis-
brauchen, daß ſie den Mann, welchem ſie den Scha-
den erſezen ſollen, in Haͤnden haben, wie man ge-
woͤhnlich ſpricht, und dieſer daher nie vorher beſtimmt
wiſſen wuͤrde, wie viel er gewiß wieder bekommen
werde. Aber der Kaufmann muß in allen ſeinen
Rechnungen ſo gewiß gehen, als moͤglich, und traͤgt,
ſo wie die Sache nun iſt, zum voraus in die Berech-
nung, auf welche ſich ſeine Speculation gruͤndet,
auch die Koſten der verſicherten Seegefahr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0287" n="265"/><fw place="top" type="header">Cap. 5. Von Handlungs-Companien.</fw><lb/>
jenigen, de&#x017F;&#x017F;en Gu&#x0364;ter unter gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Gefahr u&#x0364;ber<lb/>
See gehen, einen verha&#x0364;ltnisma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Bei-<lb/>
trag zuerkennte, als demjenigen, de&#x017F;&#x017F;en Gut und<lb/>
Schiff mindere Gefahr la&#x0364;uft. Man ko&#x0364;nnte auch<lb/>
nach erfolgtem Verlu&#x017F;t die&#x017F;en Beitrag der nach jenen<lb/>
Gru&#x0364;nden beurteilten Gefahr gema&#x0364;ß be&#x017F;timmen, und<lb/>
dem, der den Er&#x017F;az fodert, von dem&#x017F;elben abziehen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 11.</head><lb/>
                <p>Aber beides hat leicht zu erkennende Schwierig-<lb/>
keiten. Denn 1) in dem lebhaften Gange der <choice><sic>Hand-<lb/>
lnng</sic><corr>Hand-<lb/>
lung</corr></choice> wu&#x0364;rde eine &#x017F;olche Unter&#x017F;uchung zu viel Zeit<lb/>
wegnehmen, und in manchem Fall noch nicht geen-<lb/>
digt &#x017F;ein, wenn der Verlu&#x017F;t &#x017F;chon wirklich erfolgt<lb/>
i&#x017F;t. 2) Die Scha&#x0364;zung der Gefahr nach &#x017F;chon ent-<lb/>
&#x017F;tandenem Verlu&#x017F;t wu&#x0364;rde bo&#x0364;&#x017F;e Ha&#x0364;ndel machen, und<lb/>
die Ent&#x017F;cheider in manchen Fa&#x0364;llen den Vorteil mis-<lb/>
brauchen, daß &#x017F;ie den Mann, welchem &#x017F;ie den Scha-<lb/>
den er&#x017F;ezen &#x017F;ollen, in Ha&#x0364;nden haben, wie man ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich &#x017F;pricht, und die&#x017F;er daher nie vorher be&#x017F;timmt<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde, wie viel er gewiß wieder bekommen<lb/>
werde. Aber der Kaufmann muß in allen &#x017F;einen<lb/>
Rechnungen &#x017F;o gewiß gehen, als mo&#x0364;glich, und tra&#x0364;gt,<lb/>
&#x017F;o wie die Sache nun i&#x017F;t, zum voraus in die Berech-<lb/>
nung, auf welche &#x017F;ich &#x017F;eine Speculation gru&#x0364;ndet,<lb/>
auch die Ko&#x017F;ten der ver&#x017F;icherten Seegefahr.</p>
              </div><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0287] Cap. 5. Von Handlungs-Companien. jenigen, deſſen Guͤter unter groͤſſerer Gefahr uͤber See gehen, einen verhaͤltnismaͤſſig groͤſſern Bei- trag zuerkennte, als demjenigen, deſſen Gut und Schiff mindere Gefahr laͤuft. Man koͤnnte auch nach erfolgtem Verluſt dieſen Beitrag der nach jenen Gruͤnden beurteilten Gefahr gemaͤß beſtimmen, und dem, der den Erſaz fodert, von demſelben abziehen. §. 11. Aber beides hat leicht zu erkennende Schwierig- keiten. Denn 1) in dem lebhaften Gange der Hand- lung wuͤrde eine ſolche Unterſuchung zu viel Zeit wegnehmen, und in manchem Fall noch nicht geen- digt ſein, wenn der Verluſt ſchon wirklich erfolgt iſt. 2) Die Schaͤzung der Gefahr nach ſchon ent- ſtandenem Verluſt wuͤrde boͤſe Haͤndel machen, und die Entſcheider in manchen Faͤllen den Vorteil mis- brauchen, daß ſie den Mann, welchem ſie den Scha- den erſezen ſollen, in Haͤnden haben, wie man ge- woͤhnlich ſpricht, und dieſer daher nie vorher beſtimmt wiſſen wuͤrde, wie viel er gewiß wieder bekommen werde. Aber der Kaufmann muß in allen ſeinen Rechnungen ſo gewiß gehen, als moͤglich, und traͤgt, ſo wie die Sache nun iſt, zum voraus in die Berech- nung, auf welche ſich ſeine Speculation gruͤndet, auch die Koſten der verſicherten Seegefahr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/287
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/287>, abgerufen am 19.04.2024.