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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

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Cap. 6. Von den Wechseln.
Absicht, um von dort nach Ostindien zu gehen. Er
führte einige Tausend Tahler mit sich, gab sie einem
hiesigen Kaufmann, und nahm einen Wechsel auf
Sicht, in Kopenhagen zahlbar. Der Hamburger
remittirte die Valuta sehr bald nach Kopenhagen,
wohin aber der Fremde nicht kam, weil er in Roskild
erfuhr, daß das Schiff schon bei Helsingör liege.
Nun brach eine Zeitlang nachher der Kopenhagener.
Jener Fremde kam nach zwei Jahren aus Indien
mit seinem Sichtwechsel zurük; und nun mußte der
Hamburger bezahlen. Denn der Wechsel lautete auf
Sicht, und diese Sicht hatte bis dahin nicht Statt
gebabt.

§. 17.

In kleinern Weiten, wohin der Wechsel bald
kommen kann, läßt das Uso eine Frist übrig, welche
dem Inhaber des Wechsels oft zu lang wird. Er
sucht ihn also entweder in Bezahlung einer Passiv-
Schuld anzubringen, oder er sucht Vorschuß der
Summe bei einem geldreichen Mann, oder bei einem
Kaufmann, der um eben die Zeit sein Geld bloß stehen
hat. Es versteht sich, daß in lezterem Fall für die
Zeit, die der Wechsel zu laufen hat, Zinsen berech-
net werden. Diese Zinsen heissen der Discont,
und werden von dem Vorschuß abgezogen.

Cap. 6. Von den Wechſeln.
Abſicht, um von dort nach Oſtindien zu gehen. Er
fuͤhrte einige Tauſend Tahler mit ſich, gab ſie einem
hieſigen Kaufmann, und nahm einen Wechſel auf
Sicht, in Kopenhagen zahlbar. Der Hamburger
remittirte die Valuta ſehr bald nach Kopenhagen,
wohin aber der Fremde nicht kam, weil er in Roſkild
erfuhr, daß das Schiff ſchon bei Helſingoͤr liege.
Nun brach eine Zeitlang nachher der Kopenhagener.
Jener Fremde kam nach zwei Jahren aus Indien
mit ſeinem Sichtwechſel zuruͤk; und nun mußte der
Hamburger bezahlen. Denn der Wechſel lautete auf
Sicht, und dieſe Sicht hatte bis dahin nicht Statt
gebabt.

§. 17.

In kleinern Weiten, wohin der Wechſel bald
kommen kann, laͤßt das Uſo eine Friſt uͤbrig, welche
dem Inhaber des Wechſels oft zu lang wird. Er
ſucht ihn alſo entweder in Bezahlung einer Paſſiv-
Schuld anzubringen, oder er ſucht Vorſchuß der
Summe bei einem geldreichen Mann, oder bei einem
Kaufmann, der um eben die Zeit ſein Geld bloß ſtehen
hat. Es verſteht ſich, daß in lezterem Fall fuͤr die
Zeit, die der Wechſel zu laufen hat, Zinſen berech-
net werden. Dieſe Zinſen heiſſen der Diſcont,
und werden von dem Vorſchuß abgezogen.

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[77/0099] Cap. 6. Von den Wechſeln. Abſicht, um von dort nach Oſtindien zu gehen. Er fuͤhrte einige Tauſend Tahler mit ſich, gab ſie einem hieſigen Kaufmann, und nahm einen Wechſel auf Sicht, in Kopenhagen zahlbar. Der Hamburger remittirte die Valuta ſehr bald nach Kopenhagen, wohin aber der Fremde nicht kam, weil er in Roſkild erfuhr, daß das Schiff ſchon bei Helſingoͤr liege. Nun brach eine Zeitlang nachher der Kopenhagener. Jener Fremde kam nach zwei Jahren aus Indien mit ſeinem Sichtwechſel zuruͤk; und nun mußte der Hamburger bezahlen. Denn der Wechſel lautete auf Sicht, und dieſe Sicht hatte bis dahin nicht Statt gebabt. §. 17. In kleinern Weiten, wohin der Wechſel bald kommen kann, laͤßt das Uſo eine Friſt uͤbrig, welche dem Inhaber des Wechſels oft zu lang wird. Er ſucht ihn alſo entweder in Bezahlung einer Paſſiv- Schuld anzubringen, oder er ſucht Vorſchuß der Summe bei einem geldreichen Mann, oder bei einem Kaufmann, der um eben die Zeit ſein Geld bloß ſtehen hat. Es verſteht ſich, daß in lezterem Fall fuͤr die Zeit, die der Wechſel zu laufen hat, Zinſen berech- net werden. Dieſe Zinſen heiſſen der Diſcont, und werden von dem Vorſchuß abgezogen.

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Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/99>, abgerufen am 28.03.2024.