Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Cap. 4. Von der Bodmerei.
haben hierin eine billigere Nachsicht, als welche sonst
dem Geiste der Handlungsgesezze dieser Nation, in
Rüksicht auf Ausländer, gemäß ist. Sie erlassen
den Zoll von solchen Waaren, die ein Schiffer in ei-
nem dergleichen Nohtfall verkauft. Indessen gibt
der Käufer gerne einen Preis, der dem durch die Zölle
erhöheten Preise wo nicht gleich, doch nahe kömmt,
welcher dann natürlich höher ist, als derjenige, wel-
cher dafür erlangt sein würde, wenn die Güter in
ihrem Bestimmungsorte angelangt wären, wo die
Zölle und Abgaben geringer sind. Es ist insonderheit
dies bei einer Ladung von Weinen manchem Schiffe
sehr vorteilhaft geworden, und mag auch wol von
Schiffern ohne eigentlichen Nohtfall benuzt worden
sein. Mir ist noch kein Seegesez bekannt, welches
für diesen Fall die richtige Verfügung träfe, daß der
daraus entstehende Vorteil nicht dem Eigner der
Waare zu Gute kommen, sondern zur Verminde-
rung der Grossen Averei angewandt werden müsse.

§. 8.

Aber in kleinen Häfen, die keine bedeutende
Handlung haben, wird ein Schiffer keinen Teil sei-
ner Ladung verkaufen können, ohne ihn zu verschleu-
dern. Dies ist der Fall mit den meisten Häfen im
südlichen Norwegen, welche freilich herrliche Zu-
fluchtsörter für die Schiffe sind, welche in der Nord-

Cap. 4. Von der Bodmerei.
haben hierin eine billigere Nachſicht, als welche ſonſt
dem Geiſte der Handlungsgeſezze dieſer Nation, in
Ruͤkſicht auf Auslaͤnder, gemaͤß iſt. Sie erlaſſen
den Zoll von ſolchen Waaren, die ein Schiffer in ei-
nem dergleichen Nohtfall verkauft. Indeſſen gibt
der Kaͤufer gerne einen Preis, der dem durch die Zoͤlle
erhoͤheten Preiſe wo nicht gleich, doch nahe koͤmmt,
welcher dann natuͤrlich hoͤher iſt, als derjenige, wel-
cher dafuͤr erlangt ſein wuͤrde, wenn die Guͤter in
ihrem Beſtimmungsorte angelangt waͤren, wo die
Zoͤlle und Abgaben geringer ſind. Es iſt inſonderheit
dies bei einer Ladung von Weinen manchem Schiffe
ſehr vorteilhaft geworden, und mag auch wol von
Schiffern ohne eigentlichen Nohtfall benuzt worden
ſein. Mir iſt noch kein Seegeſez bekannt, welches
fuͤr dieſen Fall die richtige Verfuͤgung traͤfe, daß der
daraus entſtehende Vorteil nicht dem Eigner der
Waare zu Gute kommen, ſondern zur Verminde-
rung der Groſſen Averei angewandt werden muͤſſe.

§. 8.

Aber in kleinen Haͤfen, die keine bedeutende
Handlung haben, wird ein Schiffer keinen Teil ſei-
ner Ladung verkaufen koͤnnen, ohne ihn zu verſchleu-
dern. Dies iſt der Fall mit den meiſten Haͤfen im
ſuͤdlichen Norwegen, welche freilich herrliche Zu-
fluchtsoͤrter fuͤr die Schiffe ſind, welche in der Nord-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0111" n="103"/><fw place="top" type="header">Cap. 4. Von der Bodmerei.</fw><lb/>
haben hierin eine billigere Nach&#x017F;icht, als welche &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
dem Gei&#x017F;te der Handlungsge&#x017F;ezze die&#x017F;er Nation, in<lb/>
Ru&#x0364;k&#x017F;icht auf Ausla&#x0364;nder, gema&#x0364;ß i&#x017F;t. Sie erla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
den Zoll von &#x017F;olchen Waaren, die ein Schiffer in ei-<lb/>
nem dergleichen Nohtfall verkauft. Inde&#x017F;&#x017F;en gibt<lb/>
der Ka&#x0364;ufer gerne einen Preis, der dem durch die Zo&#x0364;lle<lb/>
erho&#x0364;heten Prei&#x017F;e wo nicht gleich, doch nahe ko&#x0364;mmt,<lb/>
welcher dann natu&#x0364;rlich ho&#x0364;her i&#x017F;t, als derjenige, wel-<lb/>
cher dafu&#x0364;r erlangt &#x017F;ein wu&#x0364;rde, wenn die Gu&#x0364;ter in<lb/>
ihrem Be&#x017F;timmungsorte angelangt wa&#x0364;ren, wo die<lb/>
Zo&#x0364;lle und Abgaben geringer &#x017F;ind. Es i&#x017F;t in&#x017F;onderheit<lb/>
dies bei einer Ladung von Weinen manchem Schiffe<lb/>
&#x017F;ehr vorteilhaft geworden, und mag auch wol von<lb/>
Schiffern ohne eigentlichen Nohtfall benuzt worden<lb/>
&#x017F;ein. Mir i&#x017F;t noch kein Seege&#x017F;ez bekannt, welches<lb/>
fu&#x0364;r die&#x017F;en Fall die richtige Verfu&#x0364;gung tra&#x0364;fe, daß der<lb/>
daraus ent&#x017F;tehende Vorteil nicht dem Eigner der<lb/>
Waare zu Gute kommen, &#x017F;ondern zur Verminde-<lb/>
rung der Gro&#x017F;&#x017F;en Averei angewandt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 8.</head><lb/>
                <p>Aber in kleinen Ha&#x0364;fen, die keine bedeutende<lb/>
Handlung haben, wird ein Schiffer keinen Teil &#x017F;ei-<lb/>
ner Ladung verkaufen ko&#x0364;nnen, ohne ihn zu ver&#x017F;chleu-<lb/>
dern. Dies i&#x017F;t der Fall mit den mei&#x017F;ten Ha&#x0364;fen im<lb/>
&#x017F;u&#x0364;dlichen Norwegen, welche freilich herrliche Zu-<lb/>
fluchtso&#x0364;rter fu&#x0364;r die Schiffe &#x017F;ind, welche in der Nord-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0111] Cap. 4. Von der Bodmerei. haben hierin eine billigere Nachſicht, als welche ſonſt dem Geiſte der Handlungsgeſezze dieſer Nation, in Ruͤkſicht auf Auslaͤnder, gemaͤß iſt. Sie erlaſſen den Zoll von ſolchen Waaren, die ein Schiffer in ei- nem dergleichen Nohtfall verkauft. Indeſſen gibt der Kaͤufer gerne einen Preis, der dem durch die Zoͤlle erhoͤheten Preiſe wo nicht gleich, doch nahe koͤmmt, welcher dann natuͤrlich hoͤher iſt, als derjenige, wel- cher dafuͤr erlangt ſein wuͤrde, wenn die Guͤter in ihrem Beſtimmungsorte angelangt waͤren, wo die Zoͤlle und Abgaben geringer ſind. Es iſt inſonderheit dies bei einer Ladung von Weinen manchem Schiffe ſehr vorteilhaft geworden, und mag auch wol von Schiffern ohne eigentlichen Nohtfall benuzt worden ſein. Mir iſt noch kein Seegeſez bekannt, welches fuͤr dieſen Fall die richtige Verfuͤgung traͤfe, daß der daraus entſtehende Vorteil nicht dem Eigner der Waare zu Gute kommen, ſondern zur Verminde- rung der Groſſen Averei angewandt werden muͤſſe. §. 8. Aber in kleinen Haͤfen, die keine bedeutende Handlung haben, wird ein Schiffer keinen Teil ſei- ner Ladung verkaufen koͤnnen, ohne ihn zu verſchleu- dern. Dies iſt der Fall mit den meiſten Haͤfen im ſuͤdlichen Norwegen, welche freilich herrliche Zu- fluchtsoͤrter fuͤr die Schiffe ſind, welche in der Nord-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/111
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/111>, abgerufen am 24.04.2024.