Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
§. 4.

2) Daß die Einwohner der Colonien eine Menge
Bedürfnisse haben, und in deren vermeinter oder
wahrer Nohtwendigkeit erhalten werden, welcher nur
durch Zufuhr aus dem Mutterlande ein Genüge gesche-
hen kann. Dies entsteht natürlich in den Colonien der
wärmern Gegenden, deren Producte höher im Preise
stehen, als die Lebensmittel der ersten Nohtwendig-
keit, und deren Cultur durch den hohen Preis der Ne-
ger zu teuer wird, als daß sie sich ihre Lebensmittel
aus ihrem Boden selbst ganz verschaffen und inson-
derheit die Viehzucht gehörig treiben könnten. Die
kleinern Antillen nicht nur, die zu viel Menschen für
ihren Boden haben, sondern auch die Französischen
Plantagen in St. Domingo, die Britischen in Ja-
maica, und die Holländischen auf festem Lande, so
viel Raum sie auch haben, bleiben daher noch immer
in diesem Wege, daß sie ihre Lebensmittel, wie auch
Pferde, Holz u. d. gl., zu deren Producirung viel
Raum erfodert wird, größtenteils aus Europa und
aus Nordamerika ziehen. Es kömmt hiebei aber
auch sehr darauf an, daß die Colonisten in der Ge-
wohnheit der Europäischen Lebensart bleiben, und
das zu ihren Bedürfnissen zu rechnen fortfahren,
was man in Europa dafür hält. Daraus entsteht der
Umsaz Europäischer Manufactur-Waaren und erhält
sich um so viel sicherer, je weniger die Colonien Hände

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
§. 4.

2) Daß die Einwohner der Colonien eine Menge
Beduͤrfniſſe haben, und in deren vermeinter oder
wahrer Nohtwendigkeit erhalten werden, welcher nur
durch Zufuhr aus dem Mutterlande ein Genuͤge geſche-
hen kann. Dies entſteht natuͤrlich in den Colonien der
waͤrmern Gegenden, deren Producte hoͤher im Preiſe
ſtehen, als die Lebensmittel der erſten Nohtwendig-
keit, und deren Cultur durch den hohen Preis der Ne-
ger zu teuer wird, als daß ſie ſich ihre Lebensmittel
aus ihrem Boden ſelbſt ganz verſchaffen und inſon-
derheit die Viehzucht gehoͤrig treiben koͤnnten. Die
kleinern Antillen nicht nur, die zu viel Menſchen fuͤr
ihren Boden haben, ſondern auch die Franzoͤſiſchen
Plantagen in St. Domingo, die Britiſchen in Ja-
maica, und die Hollaͤndiſchen auf feſtem Lande, ſo
viel Raum ſie auch haben, bleiben daher noch immer
in dieſem Wege, daß ſie ihre Lebensmittel, wie auch
Pferde, Holz u. d. gl., zu deren Producirung viel
Raum erfodert wird, groͤßtenteils aus Europa und
aus Nordamerika ziehen. Es koͤmmt hiebei aber
auch ſehr darauf an, daß die Coloniſten in der Ge-
wohnheit der Europaͤiſchen Lebensart bleiben, und
das zu ihren Beduͤrfniſſen zu rechnen fortfahren,
was man in Europa dafuͤr haͤlt. Daraus entſteht der
Umſaz Europaͤiſcher Manufactur-Waaren und erhaͤlt
ſich um ſo viel ſicherer, je weniger die Colonien Haͤnde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0208" n="200"/>
              <fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 4.</head><lb/>
                <p>2) Daß die Einwohner der Colonien eine Menge<lb/>
Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e haben, und in deren vermeinter oder<lb/>
wahrer Nohtwendigkeit erhalten werden, welcher nur<lb/>
durch Zufuhr aus dem Mutterlande ein Genu&#x0364;ge ge&#x017F;che-<lb/>
hen kann. Dies ent&#x017F;teht natu&#x0364;rlich in den Colonien der<lb/>
wa&#x0364;rmern Gegenden, deren Producte ho&#x0364;her im Prei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;tehen, als die Lebensmittel der er&#x017F;ten Nohtwendig-<lb/>
keit, und deren Cultur durch den hohen Preis der Ne-<lb/>
ger zu teuer wird, als daß &#x017F;ie &#x017F;ich ihre Lebensmittel<lb/>
aus ihrem Boden &#x017F;elb&#x017F;t ganz ver&#x017F;chaffen und in&#x017F;on-<lb/>
derheit die Viehzucht geho&#x0364;rig treiben ko&#x0364;nnten. Die<lb/>
kleinern Antillen nicht nur, die zu viel Men&#x017F;chen fu&#x0364;r<lb/>
ihren Boden haben, &#x017F;ondern auch die Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Plantagen in St. Domingo, die Briti&#x017F;chen in Ja-<lb/>
maica, und die Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen auf fe&#x017F;tem Lande, &#x017F;o<lb/>
viel Raum &#x017F;ie auch haben, bleiben daher noch immer<lb/>
in die&#x017F;em Wege, daß &#x017F;ie ihre Lebensmittel, wie auch<lb/>
Pferde, Holz u. d. gl., zu deren Producirung viel<lb/>
Raum erfodert wird, gro&#x0364;ßtenteils aus Europa und<lb/>
aus Nordamerika ziehen. Es ko&#x0364;mmt hiebei aber<lb/>
auch &#x017F;ehr darauf an, daß die Coloni&#x017F;ten in der Ge-<lb/>
wohnheit der Europa&#x0364;i&#x017F;chen Lebensart bleiben, und<lb/>
das zu ihren Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en zu rechnen fortfahren,<lb/>
was man in Europa dafu&#x0364;r ha&#x0364;lt. Daraus ent&#x017F;teht der<lb/>
Um&#x017F;az Europa&#x0364;i&#x017F;cher Manufactur-Waaren und erha&#x0364;lt<lb/>
&#x017F;ich um &#x017F;o viel &#x017F;icherer, je weniger die Colonien Ha&#x0364;nde<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0208] 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. §. 4. 2) Daß die Einwohner der Colonien eine Menge Beduͤrfniſſe haben, und in deren vermeinter oder wahrer Nohtwendigkeit erhalten werden, welcher nur durch Zufuhr aus dem Mutterlande ein Genuͤge geſche- hen kann. Dies entſteht natuͤrlich in den Colonien der waͤrmern Gegenden, deren Producte hoͤher im Preiſe ſtehen, als die Lebensmittel der erſten Nohtwendig- keit, und deren Cultur durch den hohen Preis der Ne- ger zu teuer wird, als daß ſie ſich ihre Lebensmittel aus ihrem Boden ſelbſt ganz verſchaffen und inſon- derheit die Viehzucht gehoͤrig treiben koͤnnten. Die kleinern Antillen nicht nur, die zu viel Menſchen fuͤr ihren Boden haben, ſondern auch die Franzoͤſiſchen Plantagen in St. Domingo, die Britiſchen in Ja- maica, und die Hollaͤndiſchen auf feſtem Lande, ſo viel Raum ſie auch haben, bleiben daher noch immer in dieſem Wege, daß ſie ihre Lebensmittel, wie auch Pferde, Holz u. d. gl., zu deren Producirung viel Raum erfodert wird, groͤßtenteils aus Europa und aus Nordamerika ziehen. Es koͤmmt hiebei aber auch ſehr darauf an, daß die Coloniſten in der Ge- wohnheit der Europaͤiſchen Lebensart bleiben, und das zu ihren Beduͤrfniſſen zu rechnen fortfahren, was man in Europa dafuͤr haͤlt. Daraus entſteht der Umſaz Europaͤiſcher Manufactur-Waaren und erhaͤlt ſich um ſo viel ſicherer, je weniger die Colonien Haͤnde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/208
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/208>, abgerufen am 24.04.2024.