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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
§ 526.

Er muß also sämmtliche Sinnesorgane gehörig üben,
und alles vermeiden, was dieselben abstumpfen und un-
brauchbar machen könnte; denn er bedarf Aller, um sich ge-
hörig über die Krankheitserscheinungen zu belehren, da er
von einem einzigen leicht getäuscht werden kann.

§ 527.

So wie er sich aber zu hüten hat, daß er nicht durch
Abhärtung die Lebhaftigkeit seiner Sinneseindrücke vermin-
dert, so muß er auch jede Kränklichkeit von sich zu entfernen
suchen, welche die Lebhaftigkeit derselben so sehr vermehrt,
daß ein unrichtiges Urtheil dadurch herbeygeführt wird; auf
gleiche Art muß er auch jeden vorübergehenden Zustand ver-
meiden, welcher von einer solchen übermäßigen Thätigkeit
begleitet ist, und daher unrichtige Urtheile veranlaßt, die
von den nachtheiligsten Folgen seyn können.

§ 528.

Der Handarzt bedarf noch einer gewissen mechanischen
Fertigkeit der Hand, um alle Operationen mit Leichtigkeit
und Sicherheit zu machen; diese Geschicklichkeit, welche ei-
nen wichtigen Theil seiner Kunst ausmacht, wird durch Ue-
bung, besonders in den jüngern Jahren erlangt, und des-
halb ist eine frühe Beschäftigung mit Zergliederung, gleich-
viel, ob von thierischen oder menschlichen Körpern, besonders
zu empfehlen.




Dritte
L
Bildung des Arztes.
§ 526.

Er muß alſo ſaͤmmtliche Sinnesorgane gehoͤrig uͤben,
und alles vermeiden, was dieſelben abſtumpfen und un-
brauchbar machen koͤnnte; denn er bedarf Aller, um ſich ge-
hoͤrig uͤber die Krankheitserſcheinungen zu belehren, da er
von einem einzigen leicht getaͤuſcht werden kann.

§ 527.

So wie er ſich aber zu huͤten hat, daß er nicht durch
Abhaͤrtung die Lebhaftigkeit ſeiner Sinneseindruͤcke vermin-
dert, ſo muß er auch jede Kraͤnklichkeit von ſich zu entfernen
ſuchen, welche die Lebhaftigkeit derſelben ſo ſehr vermehrt,
daß ein unrichtiges Urtheil dadurch herbeygefuͤhrt wird; auf
gleiche Art muß er auch jeden voruͤbergehenden Zuſtand ver-
meiden, welcher von einer ſolchen uͤbermaͤßigen Thaͤtigkeit
begleitet iſt, und daher unrichtige Urtheile veranlaßt, die
von den nachtheiligſten Folgen ſeyn koͤnnen.

§ 528.

Der Handarzt bedarf noch einer gewiſſen mechaniſchen
Fertigkeit der Hand, um alle Operationen mit Leichtigkeit
und Sicherheit zu machen; dieſe Geſchicklichkeit, welche ei-
nen wichtigen Theil ſeiner Kunſt ausmacht, wird durch Ue-
bung, beſonders in den juͤngern Jahren erlangt, und des-
halb iſt eine fruͤhe Beſchaͤftigung mit Zergliederung, gleich-
viel, ob von thieriſchen oder menſchlichen Koͤrpern, beſonders
zu empfehlen.




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[161/0179] Bildung des Arztes. § 526. Er muß alſo ſaͤmmtliche Sinnesorgane gehoͤrig uͤben, und alles vermeiden, was dieſelben abſtumpfen und un- brauchbar machen koͤnnte; denn er bedarf Aller, um ſich ge- hoͤrig uͤber die Krankheitserſcheinungen zu belehren, da er von einem einzigen leicht getaͤuſcht werden kann. § 527. So wie er ſich aber zu huͤten hat, daß er nicht durch Abhaͤrtung die Lebhaftigkeit ſeiner Sinneseindruͤcke vermin- dert, ſo muß er auch jede Kraͤnklichkeit von ſich zu entfernen ſuchen, welche die Lebhaftigkeit derſelben ſo ſehr vermehrt, daß ein unrichtiges Urtheil dadurch herbeygefuͤhrt wird; auf gleiche Art muß er auch jeden voruͤbergehenden Zuſtand ver- meiden, welcher von einer ſolchen uͤbermaͤßigen Thaͤtigkeit begleitet iſt, und daher unrichtige Urtheile veranlaßt, die von den nachtheiligſten Folgen ſeyn koͤnnen. § 528. Der Handarzt bedarf noch einer gewiſſen mechaniſchen Fertigkeit der Hand, um alle Operationen mit Leichtigkeit und Sicherheit zu machen; dieſe Geſchicklichkeit, welche ei- nen wichtigen Theil ſeiner Kunſt ausmacht, wird durch Ue- bung, beſonders in den juͤngern Jahren erlangt, und des- halb iſt eine fruͤhe Beſchaͤftigung mit Zergliederung, gleich- viel, ob von thieriſchen oder menſchlichen Koͤrpern, beſonders zu empfehlen. Dritte L

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/179>, abgerufen am 24.04.2024.