Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweyter Theil.
Erstes Kapitel.
Naturgeschichte
.


§ 157.

Der erste Schritt zur Kenntniß der Natur ist Natur-
beschreibung
, d. i. bloße Kenntniß der Formen der
Körperwelt; ein Product der bloß sinnlichen Wahrnehmung
(§ 57).

§ 158.

Um sich die Kenntniß dieser unendlichen Mannichfaltigkeit
der Formen zu erleichtern, und einen Ueberblick über die
gesammte Schöpfung zu gewinnen, ordnet der Verstand
diese Formen nach ihrer größern oder mindern Aehnlichkeit
untereinander, und indem er auf diese Art, Reiche, Klassen,
Ordnungen, Geschlechter und Gattungen festsetzt, liefert
er eine systematische Naturbeschreibung.

§ 159.

Bezieht sich diese Aehnlichkeit der Form, welche den
Grund der Classification in sich enthält, bey jedem einzelnen
Körper auf seinen allgemeinen Charakter, seinen sämmtlichen
Theilen und Erscheinungen nach, so giebt sie ein natür-
liches System
.

§ 160.

Betrifft sie hingegen nur gewisse Merkmahle an den
Körpern, welche nur einen Theil ihrer gesammten Form
ausmachen, so bildet sie ein künstliches System.

§ 161.

Auf diese Kenntnisse gestützt, tritt nun die eigentliche
Naturgeschichte auf. Sie erzählt die Erscheinungen,

welche
Zweyter Theil.
Erſtes Kapitel.
Naturgeſchichte
.


§ 157.

Der erſte Schritt zur Kenntniß der Natur iſt Natur-
beſchreibung
, d. i. bloße Kenntniß der Formen der
Koͤrperwelt; ein Product der bloß ſinnlichen Wahrnehmung
(§ 57).

§ 158.

Um ſich die Kenntniß dieſer unendlichen Mannichfaltigkeit
der Formen zu erleichtern, und einen Ueberblick uͤber die
geſammte Schoͤpfung zu gewinnen, ordnet der Verſtand
dieſe Formen nach ihrer groͤßern oder mindern Aehnlichkeit
untereinander, und indem er auf dieſe Art, Reiche, Klaſſen,
Ordnungen, Geſchlechter und Gattungen feſtſetzt, liefert
er eine ſyſtematiſche Naturbeſchreibung.

§ 159.

Bezieht ſich dieſe Aehnlichkeit der Form, welche den
Grund der Claſſification in ſich enthaͤlt, bey jedem einzelnen
Koͤrper auf ſeinen allgemeinen Charakter, ſeinen ſaͤmmtlichen
Theilen und Erſcheinungen nach, ſo giebt ſie ein natuͤr-
liches Syſtem
.

§ 160.

Betrifft ſie hingegen nur gewiſſe Merkmahle an den
Koͤrpern, welche nur einen Theil ihrer geſammten Form
ausmachen, ſo bildet ſie ein kuͤnſtliches Syſtem.

§ 161.

Auf dieſe Kenntniſſe geſtuͤtzt, tritt nun die eigentliche
Naturgeſchichte auf. Sie erzaͤhlt die Erſcheinungen,

welche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <pb facs="#f0070" n="52"/>
              <fw place="top" type="header">Zweyter Theil.</fw><lb/>
              <div n="6">
                <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Kapitel.<lb/>
Naturge&#x017F;chichte</hi>.</head><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <div n="7">
                  <head>§ 157.</head><lb/>
                  <p>Der er&#x017F;te Schritt zur Kenntniß der Natur i&#x017F;t <hi rendition="#g">Natur-<lb/>
be&#x017F;chreibung</hi>, d. i. bloße Kenntniß der Formen der<lb/>
Ko&#x0364;rperwelt; ein Product der bloß &#x017F;innlichen Wahrnehmung<lb/>
(§ 57).</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 158.</head><lb/>
                  <p>Um &#x017F;ich die Kenntniß die&#x017F;er unendlichen <choice><sic>Mannich&#x017F;altigkeit</sic><corr>Mannichfaltigkeit</corr></choice><lb/>
der Formen zu erleichtern, und einen Ueberblick u&#x0364;ber die<lb/>
ge&#x017F;ammte Scho&#x0364;pfung zu gewinnen, ordnet der Ver&#x017F;tand<lb/>
die&#x017F;e Formen nach ihrer gro&#x0364;ßern oder mindern Aehnlichkeit<lb/>
untereinander, und indem er auf die&#x017F;e Art, Reiche, Kla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Ordnungen, Ge&#x017F;chlechter und Gattungen fe&#x017F;t&#x017F;etzt, liefert<lb/>
er eine <hi rendition="#g">&#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;che Naturbe&#x017F;chreibung</hi>.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 159.</head><lb/>
                  <p>Bezieht &#x017F;ich die&#x017F;e Aehnlichkeit der Form, welche den<lb/>
Grund der Cla&#x017F;&#x017F;ification in &#x017F;ich entha&#x0364;lt, bey jedem einzelnen<lb/>
Ko&#x0364;rper auf &#x017F;einen allgemeinen Charakter, &#x017F;einen &#x017F;a&#x0364;mmtlichen<lb/>
Theilen und Er&#x017F;cheinungen nach, &#x017F;o giebt &#x017F;ie ein <hi rendition="#g">natu&#x0364;r-<lb/>
liches Sy&#x017F;tem</hi>.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 160.</head><lb/>
                  <p>Betrifft &#x017F;ie hingegen nur gewi&#x017F;&#x017F;e Merkmahle an den<lb/>
Ko&#x0364;rpern, welche nur einen Theil ihrer ge&#x017F;ammten Form<lb/>
ausmachen, &#x017F;o bildet &#x017F;ie ein <hi rendition="#g">ku&#x0364;n&#x017F;tliches Sy&#x017F;tem</hi>.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 161.</head><lb/>
                  <p>Auf die&#x017F;e Kenntni&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;tu&#x0364;tzt, tritt nun die eigentliche<lb/><hi rendition="#g">Naturge&#x017F;chichte</hi> auf. Sie erza&#x0364;hlt die Er&#x017F;cheinungen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0070] Zweyter Theil. Erſtes Kapitel. Naturgeſchichte. § 157. Der erſte Schritt zur Kenntniß der Natur iſt Natur- beſchreibung, d. i. bloße Kenntniß der Formen der Koͤrperwelt; ein Product der bloß ſinnlichen Wahrnehmung (§ 57). § 158. Um ſich die Kenntniß dieſer unendlichen Mannichfaltigkeit der Formen zu erleichtern, und einen Ueberblick uͤber die geſammte Schoͤpfung zu gewinnen, ordnet der Verſtand dieſe Formen nach ihrer groͤßern oder mindern Aehnlichkeit untereinander, und indem er auf dieſe Art, Reiche, Klaſſen, Ordnungen, Geſchlechter und Gattungen feſtſetzt, liefert er eine ſyſtematiſche Naturbeſchreibung. § 159. Bezieht ſich dieſe Aehnlichkeit der Form, welche den Grund der Claſſification in ſich enthaͤlt, bey jedem einzelnen Koͤrper auf ſeinen allgemeinen Charakter, ſeinen ſaͤmmtlichen Theilen und Erſcheinungen nach, ſo giebt ſie ein natuͤr- liches Syſtem. § 160. Betrifft ſie hingegen nur gewiſſe Merkmahle an den Koͤrpern, welche nur einen Theil ihrer geſammten Form ausmachen, ſo bildet ſie ein kuͤnſtliches Syſtem. § 161. Auf dieſe Kenntniſſe geſtuͤtzt, tritt nun die eigentliche Naturgeſchichte auf. Sie erzaͤhlt die Erſcheinungen, welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/70
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/70>, abgerufen am 29.03.2024.