Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Encyklopädie der Heilkunst.
§ 185.

Sie stellt die Erscheinungen, welche weder aus der
Form, noch aus der Mischung ihrer Körper erklärt werden
können, neben einander (§ 57, 58), sucht ihre gemein-
schaftlichen Merkmahle auf, nimmt zu gleichen Würkungen
gleiche Ursachen, als Kräfte an, stellt die (§ 64) nach
der Verschiedenheit der Verhältnisse (§ 26) abgemessene
Verschiedenheit der Erscheinungen dar (§ 65), findet da-
durch die Würkungsgesetze der Naturkräfte (§ 68), und
giebt ihren Entdeckungen durch die Mathematik, d. h. durch
die Wissenschaft der Körper, in wiefern sie schlechthin aus-
gedehnt oder im Raume erscheinen, einen höhern Grad von
Gewißheit.

§ 186.

I. Die allgemeine Physik hat die Kräfte zum Gegen-
stande, welche allen Körpern, als solchen, gemeinschaftlich
zukommen, und muß demnach, weil sie die Kenntniß aller
Körper, also auch eines Theils der menschlichen Natur be-
gründet, der Heilkunst nothwendig vorangehen.

§ 187.

II. Die specielle Physik ist nach dem angegebenen Be-
griffe (§. 183, 184) desto weitläufiger, je eingeschränkter
die Chemie ist, und wird an Zahl der Gegenstände desto
ärmer, an Gehalt aber reicher, je tiefer die Chemie in das
Wesen der Körper eindringt, und viele Körper, welche
vormals Gegenstände der Physik waren, werden jetzt das
Eigenthum der Chemie.

§ 188.

1. Die Physik des organischen Reichs wird Physio-
logie
genannt; sie untersucht seine Erscheinungen, und

entdeckt
Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
§ 185.

Sie ſtellt die Erſcheinungen, welche weder aus der
Form, noch aus der Miſchung ihrer Koͤrper erklaͤrt werden
koͤnnen, neben einander (§ 57, 58), ſucht ihre gemein-
ſchaftlichen Merkmahle auf, nimmt zu gleichen Wuͤrkungen
gleiche Urſachen, als Kraͤfte an, ſtellt die (§ 64) nach
der Verſchiedenheit der Verhaͤltniſſe (§ 26) abgemeſſene
Verſchiedenheit der Erſcheinungen dar (§ 65), findet da-
durch die Wuͤrkungsgeſetze der Naturkraͤfte (§ 68), und
giebt ihren Entdeckungen durch die Mathematik, d. h. durch
die Wiſſenſchaft der Koͤrper, in wiefern ſie ſchlechthin aus-
gedehnt oder im Raume erſcheinen, einen hoͤhern Grad von
Gewißheit.

§ 186.

I. Die allgemeine Phyſik hat die Kraͤfte zum Gegen-
ſtande, welche allen Koͤrpern, als ſolchen, gemeinſchaftlich
zukommen, und muß demnach, weil ſie die Kenntniß aller
Koͤrper, alſo auch eines Theils der menſchlichen Natur be-
gruͤndet, der Heilkunſt nothwendig vorangehen.

§ 187.

II. Die ſpecielle Phyſik iſt nach dem angegebenen Be-
griffe (§. 183, 184) deſto weitlaͤufiger, je eingeſchraͤnkter
die Chemie iſt, und wird an Zahl der Gegenſtaͤnde deſto
aͤrmer, an Gehalt aber reicher, je tiefer die Chemie in das
Weſen der Koͤrper eindringt, und viele Koͤrper, welche
vormals Gegenſtaͤnde der Phyſik waren, werden jetzt das
Eigenthum der Chemie.

§ 188.

1. Die Phyſik des organiſchen Reichs wird Phyſio-
logie
genannt; ſie unterſucht ſeine Erſcheinungen, und

entdeckt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <div n="6">
                <pb facs="#f0077" n="59"/>
                <fw place="top" type="header">Encyklopa&#x0364;die der Heilkun&#x017F;t.</fw><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 185.</head><lb/>
                  <p>Sie &#x017F;tellt die Er&#x017F;cheinungen, welche weder aus der<lb/>
Form, noch aus der Mi&#x017F;chung ihrer Ko&#x0364;rper erkla&#x0364;rt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, neben einander (§ 57, 58), &#x017F;ucht ihre gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Merkmahle auf, nimmt zu gleichen Wu&#x0364;rkungen<lb/>
gleiche Ur&#x017F;achen, als Kra&#x0364;fte an, &#x017F;tellt die (§ 64) nach<lb/>
der Ver&#x017F;chiedenheit der Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e (§ 26) abgeme&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheit der Er&#x017F;cheinungen dar (§ 65), findet da-<lb/>
durch die Wu&#x0364;rkungsge&#x017F;etze der Naturkra&#x0364;fte (§ 68), und<lb/>
giebt ihren Entdeckungen durch die Mathematik, d. h. durch<lb/>
die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Ko&#x0364;rper, in wiefern &#x017F;ie &#x017F;chlechthin aus-<lb/>
gedehnt oder im Raume er&#x017F;cheinen, einen ho&#x0364;hern Grad von<lb/>
Gewißheit.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 186.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Die allgemeine Phy&#x017F;ik hat die Kra&#x0364;fte zum Gegen-<lb/>
&#x017F;tande, welche allen Ko&#x0364;rpern, als &#x017F;olchen, gemein&#x017F;chaftlich<lb/>
zukommen, und muß demnach, weil &#x017F;ie die Kenntniß aller<lb/>
Ko&#x0364;rper, al&#x017F;o auch eines Theils der men&#x017F;chlichen Natur be-<lb/>
gru&#x0364;ndet, der Heilkun&#x017F;t nothwendig vorangehen.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 187.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Die &#x017F;pecielle Phy&#x017F;ik i&#x017F;t nach dem angegebenen Be-<lb/>
griffe (§. 183, 184) de&#x017F;to weitla&#x0364;ufiger, je einge&#x017F;chra&#x0364;nkter<lb/>
die Chemie i&#x017F;t, und wird an Zahl der Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde de&#x017F;to<lb/>
a&#x0364;rmer, an Gehalt aber reicher, je tiefer die Chemie in das<lb/>
We&#x017F;en der Ko&#x0364;rper eindringt, und viele Ko&#x0364;rper, welche<lb/>
vormals Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Phy&#x017F;ik waren, werden jetzt das<lb/>
Eigenthum der Chemie.</p>
                </div><lb/>
                <div n="7">
                  <head>§ 188.</head><lb/>
                  <p>1. Die Phy&#x017F;ik des organi&#x017F;chen Reichs wird <hi rendition="#g">Phy&#x017F;io-<lb/>
logie</hi> genannt; &#x017F;ie unter&#x017F;ucht &#x017F;eine Er&#x017F;cheinungen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">entdeckt</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0077] Encyklopaͤdie der Heilkunſt. § 185. Sie ſtellt die Erſcheinungen, welche weder aus der Form, noch aus der Miſchung ihrer Koͤrper erklaͤrt werden koͤnnen, neben einander (§ 57, 58), ſucht ihre gemein- ſchaftlichen Merkmahle auf, nimmt zu gleichen Wuͤrkungen gleiche Urſachen, als Kraͤfte an, ſtellt die (§ 64) nach der Verſchiedenheit der Verhaͤltniſſe (§ 26) abgemeſſene Verſchiedenheit der Erſcheinungen dar (§ 65), findet da- durch die Wuͤrkungsgeſetze der Naturkraͤfte (§ 68), und giebt ihren Entdeckungen durch die Mathematik, d. h. durch die Wiſſenſchaft der Koͤrper, in wiefern ſie ſchlechthin aus- gedehnt oder im Raume erſcheinen, einen hoͤhern Grad von Gewißheit. § 186. I. Die allgemeine Phyſik hat die Kraͤfte zum Gegen- ſtande, welche allen Koͤrpern, als ſolchen, gemeinſchaftlich zukommen, und muß demnach, weil ſie die Kenntniß aller Koͤrper, alſo auch eines Theils der menſchlichen Natur be- gruͤndet, der Heilkunſt nothwendig vorangehen. § 187. II. Die ſpecielle Phyſik iſt nach dem angegebenen Be- griffe (§. 183, 184) deſto weitlaͤufiger, je eingeſchraͤnkter die Chemie iſt, und wird an Zahl der Gegenſtaͤnde deſto aͤrmer, an Gehalt aber reicher, je tiefer die Chemie in das Weſen der Koͤrper eindringt, und viele Koͤrper, welche vormals Gegenſtaͤnde der Phyſik waren, werden jetzt das Eigenthum der Chemie. § 188. 1. Die Phyſik des organiſchen Reichs wird Phyſio- logie genannt; ſie unterſucht ſeine Erſcheinungen, und entdeckt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/77
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/77>, abgerufen am 19.04.2024.