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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Encyklopädie der Heilkunst.
und einem eigenthümlichen Gewebe von Fasern mannichfal-
tig zusammengesetzten Theile, welche durch mannichfaltige
Erscheinungen das Leben des Körpers unterhalten.

§ 208.

8) Die Lehre von den äußern Theilen beschreibt die
ohne Zergliederung in die Augen fallenden Theile des mensch-
lichen Körpers.

§ 209.

Die sogenannte höhere Anatomie ist eine Be-
schreibung der Form der Theile des menschlichen Körpers,
nebst Angabe ihrer Geschichte, ihrer Würkung und Bestim-
mung. Sie ist also nur eine scheinbare Bereicherung der
Anatomie, auf Kosten der Physiologie, und dergleichen
wissenschaftliche Eingriffe sind niemals von Nutzen, denn
nur bey streng abgesteckten Gränzen der Wissenschaften kann
jede derselben am vollkommensten bearbeitet werden.

§ 210.

Die gesammte Heilkunst bedarf der Anatomie, als der
ersten Bedingung zur Kenntniß des Menschen, welche noth-
wendig der Physiologie vorhergehen und dieselbe begrün-
den muß.

§ 211.

Die Handarzneykunst und Entbindungskunst bedürfen
insonderheit der genauesten Kenntniß der Form, jene des
ganzen Körpers, diese besonders der auf die Geburt sich be-
ziehenden Theile des weiblichen Körpers, -- da die krank-
hafte Veränderung der Theile nur nach ihrer ursprünglichen
Form beurtheilt werden kann, und jene beseitigt werden
muß, ohne daß dem Baue der üdrigen gesunden Theile da-
durch Eintrag geschieht.


§ 212.
E

Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
und einem eigenthuͤmlichen Gewebe von Faſern mannichfal-
tig zuſammengeſetzten Theile, welche durch mannichfaltige
Erſcheinungen das Leben des Koͤrpers unterhalten.

§ 208.

8) Die Lehre von den aͤußern Theilen beſchreibt die
ohne Zergliederung in die Augen fallenden Theile des menſch-
lichen Koͤrpers.

§ 209.

Die ſogenannte hoͤhere Anatomie iſt eine Be-
ſchreibung der Form der Theile des menſchlichen Koͤrpers,
nebſt Angabe ihrer Geſchichte, ihrer Wuͤrkung und Beſtim-
mung. Sie iſt alſo nur eine ſcheinbare Bereicherung der
Anatomie, auf Koſten der Phyſiologie, und dergleichen
wiſſenſchaftliche Eingriffe ſind niemals von Nutzen, denn
nur bey ſtreng abgeſteckten Graͤnzen der Wiſſenſchaften kann
jede derſelben am vollkommenſten bearbeitet werden.

§ 210.

Die geſammte Heilkunſt bedarf der Anatomie, als der
erſten Bedingung zur Kenntniß des Menſchen, welche noth-
wendig der Phyſiologie vorhergehen und dieſelbe begruͤn-
den muß.

§ 211.

Die Handarzneykunſt und Entbindungskunſt beduͤrfen
inſonderheit der genaueſten Kenntniß der Form, jene des
ganzen Koͤrpers, dieſe beſonders der auf die Geburt ſich be-
ziehenden Theile des weiblichen Koͤrpers, — da die krank-
hafte Veraͤnderung der Theile nur nach ihrer urſpruͤnglichen
Form beurtheilt werden kann, und jene beſeitigt werden
muß, ohne daß dem Baue der uͤdrigen geſunden Theile da-
durch Eintrag geſchieht.


§ 212.
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[65/0083] Encyklopaͤdie der Heilkunſt. und einem eigenthuͤmlichen Gewebe von Faſern mannichfal- tig zuſammengeſetzten Theile, welche durch mannichfaltige Erſcheinungen das Leben des Koͤrpers unterhalten. § 208. 8) Die Lehre von den aͤußern Theilen beſchreibt die ohne Zergliederung in die Augen fallenden Theile des menſch- lichen Koͤrpers. § 209. Die ſogenannte hoͤhere Anatomie iſt eine Be- ſchreibung der Form der Theile des menſchlichen Koͤrpers, nebſt Angabe ihrer Geſchichte, ihrer Wuͤrkung und Beſtim- mung. Sie iſt alſo nur eine ſcheinbare Bereicherung der Anatomie, auf Koſten der Phyſiologie, und dergleichen wiſſenſchaftliche Eingriffe ſind niemals von Nutzen, denn nur bey ſtreng abgeſteckten Graͤnzen der Wiſſenſchaften kann jede derſelben am vollkommenſten bearbeitet werden. § 210. Die geſammte Heilkunſt bedarf der Anatomie, als der erſten Bedingung zur Kenntniß des Menſchen, welche noth- wendig der Phyſiologie vorhergehen und dieſelbe begruͤn- den muß. § 211. Die Handarzneykunſt und Entbindungskunſt beduͤrfen inſonderheit der genaueſten Kenntniß der Form, jene des ganzen Koͤrpers, dieſe beſonders der auf die Geburt ſich be- ziehenden Theile des weiblichen Koͤrpers, — da die krank- hafte Veraͤnderung der Theile nur nach ihrer urſpruͤnglichen Form beurtheilt werden kann, und jene beſeitigt werden muß, ohne daß dem Baue der uͤdrigen geſunden Theile da- durch Eintrag geſchieht. § 212. E

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/83>, abgerufen am 25.04.2024.