Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Bildung des Arztes.
zubereitet und aufbewahrt, und dies giebt denn die anato-
mischen Präparatensammlungen, welche ebenfalls ein wesent-
liches Erforderniß zum Studium der Anatomie abgeben.

§ 677.

Da aber die Theile des menschlichen Körpers durch diese
Zubereitung viel von ihrer natürlichen Beschaffenheit, (Größe,
Gestalt, Farbe etc.) verlieren, und oft so verstellt werden,
daß man sie kaum wieder erkennt, auch mit der Länge der
Zeit leicht verderben, so bildet man sie durch die Kunst aus
verschiedenen Massen nach. Man gewinnt dadurch den
Vortheil, daß man zu jeder Zeit die Theile des menschlichen
Körpers in ihrer natürlichen Gestalt betrachten kann; und
ist der Künstler der Natur ganz getreu geblieben, so kann
der Arzt sich sehr gute anatomische Kenntnisse dadurch erwer-
ben, wenn er nur sodann auch die Natur in den Leichnamen
selbst, mit der Kunst vergleichen kann.

Am vorzüglichsten sind die Wachspräpate Florentinischer Künst-
ler, deren eine kostbare Sammlung auf der Josephsakademie
in Wien befindlich ist.
§ 678.

Abbildungen sind nur dann nützlich, wenn man wenig-
stens die vorzüglichsten Theile an den Leichnamen oder an
instruetiven Präparaten schon gesehen hat, und nun den
Verlauf der einzelnen Gefäße, Nerven, Muskeln, studiren
will.




Vier-
O 3

Bildung des Arztes.
zubereitet und aufbewahrt, und dies giebt denn die anato-
miſchen Praͤparatenſammlungen, welche ebenfalls ein weſent-
liches Erforderniß zum Studium der Anatomie abgeben.

§ 677.

Da aber die Theile des menſchlichen Koͤrpers durch dieſe
Zubereitung viel von ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit, (Groͤße,
Geſtalt, Farbe ꝛc.) verlieren, und oft ſo verſtellt werden,
daß man ſie kaum wieder erkennt, auch mit der Laͤnge der
Zeit leicht verderben, ſo bildet man ſie durch die Kunſt aus
verſchiedenen Maſſen nach. Man gewinnt dadurch den
Vortheil, daß man zu jeder Zeit die Theile des menſchlichen
Koͤrpers in ihrer natuͤrlichen Geſtalt betrachten kann; und
iſt der Kuͤnſtler der Natur ganz getreu geblieben, ſo kann
der Arzt ſich ſehr gute anatomiſche Kenntniſſe dadurch erwer-
ben, wenn er nur ſodann auch die Natur in den Leichnamen
ſelbſt, mit der Kunſt vergleichen kann.

Am vorzuͤglichſten ſind die Wachspraͤpate Florentiniſcher Kuͤnſt-
ler, deren eine koſtbare Sammlung auf der Joſephsakademie
in Wien befindlich iſt.
§ 678.

Abbildungen ſind nur dann nuͤtzlich, wenn man wenig-
ſtens die vorzuͤglichſten Theile an den Leichnamen oder an
inſtruetiven Praͤparaten ſchon geſehen hat, und nun den
Verlauf der einzelnen Gefaͤße, Nerven, Muskeln, ſtudiren
will.




Vier-
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <div n="6">
                <div n="7">
                  <div n="8">
                    <p><pb facs="#f0231" n="213"/><fw place="top" type="header">Bildung des Arztes.</fw><lb/>
zubereitet und aufbewahrt, und dies giebt denn die anato-<lb/>
mi&#x017F;chen Pra&#x0364;paraten&#x017F;ammlungen, welche ebenfalls ein we&#x017F;ent-<lb/>
liches Erforderniß zum Studium der Anatomie abgeben.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 677.</head><lb/>
                    <p>Da aber die Theile des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers durch die&#x017F;e<lb/>
Zubereitung viel von ihrer natu&#x0364;rlichen Be&#x017F;chaffenheit, (Gro&#x0364;ße,<lb/>
Ge&#x017F;talt, Farbe &#xA75B;c.) verlieren, und oft &#x017F;o ver&#x017F;tellt werden,<lb/>
daß man &#x017F;ie kaum wieder erkennt, auch mit der La&#x0364;nge der<lb/>
Zeit leicht verderben, &#x017F;o bildet man &#x017F;ie durch die Kun&#x017F;t aus<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Ma&#x017F;&#x017F;en nach. Man gewinnt dadurch den<lb/>
Vortheil, daß man zu jeder Zeit die Theile des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rpers in ihrer natu&#x0364;rlichen Ge&#x017F;talt betrachten kann; und<lb/>
i&#x017F;t der Ku&#x0364;n&#x017F;tler der Natur ganz getreu geblieben, &#x017F;o kann<lb/>
der Arzt &#x017F;ich &#x017F;ehr gute anatomi&#x017F;che Kenntni&#x017F;&#x017F;e dadurch erwer-<lb/>
ben, wenn er nur &#x017F;odann auch die Natur in den Leichnamen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, mit der Kun&#x017F;t vergleichen kann.</p><lb/>
                    <list>
                      <item>Am vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten &#x017F;ind die Wachspra&#x0364;pate Florentini&#x017F;cher Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler, deren eine ko&#x017F;tbare Sammlung auf der Jo&#x017F;ephsakademie<lb/>
in Wien befindlich i&#x017F;t.</item>
                    </list>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 678.</head><lb/>
                    <p>Abbildungen &#x017F;ind nur dann nu&#x0364;tzlich, wenn man wenig-<lb/>
&#x017F;tens die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Theile an den Leichnamen oder an<lb/>
in&#x017F;truetiven Pra&#x0364;paraten &#x017F;chon ge&#x017F;ehen hat, und nun den<lb/>
Verlauf der einzelnen Gefa&#x0364;ße, Nerven, Muskeln, &#x017F;tudiren<lb/>
will.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <fw place="bottom" type="sig">O 3</fw>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Vier-</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0231] Bildung des Arztes. zubereitet und aufbewahrt, und dies giebt denn die anato- miſchen Praͤparatenſammlungen, welche ebenfalls ein weſent- liches Erforderniß zum Studium der Anatomie abgeben. § 677. Da aber die Theile des menſchlichen Koͤrpers durch dieſe Zubereitung viel von ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit, (Groͤße, Geſtalt, Farbe ꝛc.) verlieren, und oft ſo verſtellt werden, daß man ſie kaum wieder erkennt, auch mit der Laͤnge der Zeit leicht verderben, ſo bildet man ſie durch die Kunſt aus verſchiedenen Maſſen nach. Man gewinnt dadurch den Vortheil, daß man zu jeder Zeit die Theile des menſchlichen Koͤrpers in ihrer natuͤrlichen Geſtalt betrachten kann; und iſt der Kuͤnſtler der Natur ganz getreu geblieben, ſo kann der Arzt ſich ſehr gute anatomiſche Kenntniſſe dadurch erwer- ben, wenn er nur ſodann auch die Natur in den Leichnamen ſelbſt, mit der Kunſt vergleichen kann. Am vorzuͤglichſten ſind die Wachspraͤpate Florentiniſcher Kuͤnſt- ler, deren eine koſtbare Sammlung auf der Joſephsakademie in Wien befindlich iſt. § 678. Abbildungen ſind nur dann nuͤtzlich, wenn man wenig- ſtens die vorzuͤglichſten Theile an den Leichnamen oder an inſtruetiven Praͤparaten ſchon geſehen hat, und nun den Verlauf der einzelnen Gefaͤße, Nerven, Muskeln, ſtudiren will. Vier- O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/231
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/231>, abgerufen am 29.03.2024.