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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
§ 742.

2) Durch das Beyspiel großer Aerzte, welche man ent-
weder selbst an Kranken Beobachtungen anstellen sieht, oder
deren Werke man studirt.

§ 743.

II. Erfahrung ist die Gewißheit, daß zwischen gleich-
zeitigen oder einander folgenden Erscheinungen ein bestimm-
tes Caussalverhältniß Statt findet, zu welcher man durch
Vergleichung und Analyse der Beobachtungen auf dem We-
ge der Analogie und Induction gelangt.

§ 744.

Die medicinische Erfahrung besteht in der Gewißheit,
daß zwischen den verschiedenen Krankheitserscheinungen un-
ter einander sowohl, als gegen gewisse äußere Bestimmun-
gen, und zwischen der Genesung und der Anwendung von
Heilmitteln ein bestimmtes Caussalverhältniß Statt finde.
Sie macht also den eigentlichen Inhalt der Heilkunst aus,
und liefert die ganze Theorie derselben.

Zimmermann von der Erfahrung in der Arzneykunst. Zü-
rich 763--64. II Bde. gr. 8. 1 Rthlr. 6 gr.
§ 745.

Die Erfordernisse, um Erfahrungen zu machen, sind
1) vorläufige Kenntniß der Krankheitserscheinungen, und
der durch fremde Erfahrung ausgemittelten Kräfte zu Hei-
lung derselben.

§ 746.

2) Richtige und genau angestellte Beobachtungen, nach
den angegebenen Grundsätzen, als Stoff der Erfahrung.


§ 747.
Bildung des Arztes.
§ 742.

2) Durch das Beyſpiel großer Aerzte, welche man ent-
weder ſelbſt an Kranken Beobachtungen anſtellen ſieht, oder
deren Werke man ſtudirt.

§ 743.

II. Erfahrung iſt die Gewißheit, daß zwiſchen gleich-
zeitigen oder einander folgenden Erſcheinungen ein beſtimm-
tes Cauſſalverhaͤltniß Statt findet, zu welcher man durch
Vergleichung und Analyſe der Beobachtungen auf dem We-
ge der Analogie und Induction gelangt.

§ 744.

Die mediciniſche Erfahrung beſteht in der Gewißheit,
daß zwiſchen den verſchiedenen Krankheitserſcheinungen un-
ter einander ſowohl, als gegen gewiſſe aͤußere Beſtimmun-
gen, und zwiſchen der Geneſung und der Anwendung von
Heilmitteln ein beſtimmtes Cauſſalverhaͤltniß Statt finde.
Sie macht alſo den eigentlichen Inhalt der Heilkunſt aus,
und liefert die ganze Theorie derſelben.

Zimmermann von der Erfahrung in der Arzneykunſt. Zuͤ-
rich 763—64. II Bde. gr. 8. 1 Rthlr. 6 gr.
§ 745.

Die Erforderniſſe, um Erfahrungen zu machen, ſind
1) vorlaͤufige Kenntniß der Krankheitserſcheinungen, und
der durch fremde Erfahrung ausgemittelten Kraͤfte zu Hei-
lung derſelben.

§ 746.

2) Richtige und genau angeſtellte Beobachtungen, nach
den angegebenen Grundſaͤtzen, als Stoff der Erfahrung.


§ 747.
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[235/0253] Bildung des Arztes. § 742. 2) Durch das Beyſpiel großer Aerzte, welche man ent- weder ſelbſt an Kranken Beobachtungen anſtellen ſieht, oder deren Werke man ſtudirt. § 743. II. Erfahrung iſt die Gewißheit, daß zwiſchen gleich- zeitigen oder einander folgenden Erſcheinungen ein beſtimm- tes Cauſſalverhaͤltniß Statt findet, zu welcher man durch Vergleichung und Analyſe der Beobachtungen auf dem We- ge der Analogie und Induction gelangt. § 744. Die mediciniſche Erfahrung beſteht in der Gewißheit, daß zwiſchen den verſchiedenen Krankheitserſcheinungen un- ter einander ſowohl, als gegen gewiſſe aͤußere Beſtimmun- gen, und zwiſchen der Geneſung und der Anwendung von Heilmitteln ein beſtimmtes Cauſſalverhaͤltniß Statt finde. Sie macht alſo den eigentlichen Inhalt der Heilkunſt aus, und liefert die ganze Theorie derſelben. Zimmermann von der Erfahrung in der Arzneykunſt. Zuͤ- rich 763—64. II Bde. gr. 8. 1 Rthlr. 6 gr. § 745. Die Erforderniſſe, um Erfahrungen zu machen, ſind 1) vorlaͤufige Kenntniß der Krankheitserſcheinungen, und der durch fremde Erfahrung ausgemittelten Kraͤfte zu Hei- lung derſelben. § 746. 2) Richtige und genau angeſtellte Beobachtungen, nach den angegebenen Grundſaͤtzen, als Stoff der Erfahrung. § 747.

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/253>, abgerufen am 25.04.2024.