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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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Tragweite zu erzeugen? Sollen wir noch angeben, wie alle diese Mittel hergestellt und wirksam werden mussen? - Gewiß nicht, denn wir haben bei der Herausgabe dieses Werkchens keine andere Absicht gehabt, als die Einen aufzuklären und der Anderen Aufmerksamkeit auf ein Laster zu lenken, das so viele andere Laster in seinem Schoße birgt und die menschliche Natur in hohem Grade beeinträchtigt. Andererseits haben wir auch die Blicke der Arbeiter einem eben so wahren, als leicht zu verwirklichenden Bilde zuwenden wollen, um sie vor dem Abgrunde zu warnen, der, wenn man weiß, welches Elend und welche Leiden des demselben Zustürzenden warten, so unschwer zu vermeiden ist. Wir haben aber nach einer noch anderen Richtung hin, unter Angabe der vorbeugenden Maßregeln, auch einen Aufruf an die höheren Classen der menschlichen Gesellschaft ergehen lassen, weil eben sie es sind, von denen jene sittenbessernden Elemente in Wirksamkeit gesetzt werden müssen.

Denn wer kann die Sparvereine, die Vereine zur gegenseitigen Unterstützung und noch so manche ähnliche gründen, schaffen; wer ihnen zu einem gedeihlichen Leben verhelfen und ihnen zahlreiche Proselyten, welche man vornehmlich unter den auf Irrwegen wandelnden Armen zu werben hat, zuführen? Wer anders, frage ich, kann dieß, als diejenigen, für welche, von Geburt an nur erhabenen Empfindungen huldigend, vom Glücke und der Erziehung begünstigt, es keine andere gemeinnützige Beschäftigung giebt, als überall hin zu forschen, durch welche Mittel sie den physischen und moralischen Leiden der Menschheit Einhalt thun, und wie sie alle vernünftigen Wesen durch das doppelte Band der Liebe und der Unendlichkeit in Gott vereinen können?

Ob wir die Grenzen überschritten haben, welche wir uns selbst gesteckt hatten? ob wir uns des Glückes werden erfreuen können, von den Einen gehört, von den Anderen unterstützt zu werden? ob wir Tadel, ob

Tragweite zu erzeugen? Sollen wir noch angeben, wie alle diese Mittel hergestellt und wirksam werden mussen? – Gewiß nicht, denn wir haben bei der Herausgabe dieses Werkchens keine andere Absicht gehabt, als die Einen aufzuklären und der Anderen Aufmerksamkeit auf ein Laster zu lenken, das so viele andere Laster in seinem Schoße birgt und die menschliche Natur in hohem Grade beeinträchtigt. Andererseits haben wir auch die Blicke der Arbeiter einem eben so wahren, als leicht zu verwirklichenden Bilde zuwenden wollen, um sie vor dem Abgrunde zu warnen, der, wenn man weiß, welches Elend und welche Leiden des demselben Zustürzenden warten, so unschwer zu vermeiden ist. Wir haben aber nach einer noch anderen Richtung hin, unter Angabe der vorbeugenden Maßregeln, auch einen Aufruf an die höheren Classen der menschlichen Gesellschaft ergehen lassen, weil eben sie es sind, von denen jene sittenbessernden Elemente in Wirksamkeit gesetzt werden müssen.

Denn wer kann die Sparvereine, die Vereine zur gegenseitigen Unterstützung und noch so manche ähnliche gründen, schaffen; wer ihnen zu einem gedeihlichen Leben verhelfen und ihnen zahlreiche Proselyten, welche man vornehmlich unter den auf Irrwegen wandelnden Armen zu werben hat, zuführen? Wer anders, frage ich, kann dieß, als diejenigen, für welche, von Geburt an nur erhabenen Empfindungen huldigend, vom Glücke und der Erziehung begünstigt, es keine andere gemeinnützige Beschäftigung giebt, als überall hin zu forschen, durch welche Mittel sie den physischen und moralischen Leiden der Menschheit Einhalt thun, und wie sie alle vernünftigen Wesen durch das doppelte Band der Liebe und der Unendlichkeit in Gott vereinen können?

Ob wir die Grenzen überschritten haben, welche wir uns selbst gesteckt hatten? ob wir uns des Glückes werden erfreuen können, von den Einen gehört, von den Anderen unterstützt zu werden? ob wir Tadel, ob

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[94/0104] Tragweite zu erzeugen? Sollen wir noch angeben, wie alle diese Mittel hergestellt und wirksam werden mussen? – Gewiß nicht, denn wir haben bei der Herausgabe dieses Werkchens keine andere Absicht gehabt, als die Einen aufzuklären und der Anderen Aufmerksamkeit auf ein Laster zu lenken, das so viele andere Laster in seinem Schoße birgt und die menschliche Natur in hohem Grade beeinträchtigt. Andererseits haben wir auch die Blicke der Arbeiter einem eben so wahren, als leicht zu verwirklichenden Bilde zuwenden wollen, um sie vor dem Abgrunde zu warnen, der, wenn man weiß, welches Elend und welche Leiden des demselben Zustürzenden warten, so unschwer zu vermeiden ist. Wir haben aber nach einer noch anderen Richtung hin, unter Angabe der vorbeugenden Maßregeln, auch einen Aufruf an die höheren Classen der menschlichen Gesellschaft ergehen lassen, weil eben sie es sind, von denen jene sittenbessernden Elemente in Wirksamkeit gesetzt werden müssen. Denn wer kann die Sparvereine, die Vereine zur gegenseitigen Unterstützung und noch so manche ähnliche gründen, schaffen; wer ihnen zu einem gedeihlichen Leben verhelfen und ihnen zahlreiche Proselyten, welche man vornehmlich unter den auf Irrwegen wandelnden Armen zu werben hat, zuführen? Wer anders, frage ich, kann dieß, als diejenigen, für welche, von Geburt an nur erhabenen Empfindungen huldigend, vom Glücke und der Erziehung begünstigt, es keine andere gemeinnützige Beschäftigung giebt, als überall hin zu forschen, durch welche Mittel sie den physischen und moralischen Leiden der Menschheit Einhalt thun, und wie sie alle vernünftigen Wesen durch das doppelte Band der Liebe und der Unendlichkeit in Gott vereinen können? Ob wir die Grenzen überschritten haben, welche wir uns selbst gesteckt hatten? ob wir uns des Glückes werden erfreuen können, von den Einen gehört, von den Anderen unterstützt zu werden? ob wir Tadel, ob

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/104>, abgerufen am 19.04.2024.