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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelsch neider/ oder
ja daß einer nicht allein vorn/ sondern auch hin-
den auff dem Rücke Augen habe/ wie deß Luciani
Völcker. Dann es gibet heutiges Tages der Leu-
te/ welche meisterlich stelen/ vnnd dem Nechsten
den Beutel mit dem Gelt vnsichtbar machen
können.



Das XIV. Capitel.

Von dem rauben vnd stelen eines nassen
Zechbruders/ der Vniversitet/ genannt
Postel/ vnnd was er für verdambliche
Thaten in seinem Leben begangen.

BIßweilen zwinget vnns die Noth zu
grossem Vnglück/ vnd beweget vns/ daß
wir vns zu solchen dingen begeben/ vor
welchen wir sonsten ein abschewen habe/ vnd vns
ein Grewel seyn. Postel hette sein lebenlang nicht
so viel übels gethan/ wann jhn nicht die Noth/ o-
der soll ich viel mehr sagen/ Die Nascherey je len-
ger je mehr darzu hette bewogen/ vnnd in solches
Armut gestürtzet/ daß er kaum so viel hatte/ daß er
das Leben kondte erhalten/ wann er nicht stähle/
wiewol er von einem ehrlichen vnd fürnemen Ge-
schlecht ware.

Dieser studierte ein Zeitlang zu Paris/ wie er
dann deßwegen außdrücklich dahin ware verschi-
cket worden: Nach dem aber er sich in der Solda-
ten vnd andere nichtswürdigen Leut/ welche nichts
zuverlieren haben/ Gesellschafft begeben hatte:

Ver-

Beutelſch neider/ oder
ja daß einer nicht allein vorn/ ſondern auch hin-
den auff dem Ruͤcke Augen habe/ wie deß Luciani
Voͤlcker. Dann es gibet heutiges Tages der Leu-
te/ welche meiſterlich ſtelen/ vnnd dem Nechſten
den Beutel mit dem Gelt vnſichtbar machen
koͤnnen.



Das XIV. Capitel.

Von dem rauben vnd ſtelen eines naſſen
Zechbruders/ der Vniverſitet/ genannt
Poſtel/ vnnd was er fuͤr verdambliche
Thaten in ſeinem Leben begangen.

BIßweilen zwinget vnns die Noth zu
groſſem Vngluͤck/ vnd beweget vns/ daß
wir vns zu ſolchen dingen begeben/ vor
welchen wir ſonſten ein abſchewen habe/ vnd vns
ein Grewel ſeyn. Poſtel hette ſein lebenlang nicht
ſo viel uͤbels gethan/ wann jhn nicht die Noth/ o-
der ſoll ich viel mehr ſagen/ Die Naſcherey je len-
ger je mehr darzu hette bewogen/ vnnd in ſolches
Armut geſtuͤrtzet/ daß er kaum ſo viel hatte/ daß er
das Leben kondte erhalten/ wann er nicht ſtaͤhle/
wiewol er von einem ehrlichen vnd fuͤrnemen Ge-
ſchlecht ware.

Dieſer ſtudierte ein Zeitlang zu Paris/ wie er
dann deßwegen außdruͤcklich dahin ware verſchi-
cket worden: Nach dem aber er ſich in der Solda-
ten vnd andere nichtswuͤrdigē Leut/ welche nichts
zuverlieren haben/ Geſellſchafft begeben hatte:

Ver-
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[220/0232] Beutelſch neider/ oder ja daß einer nicht allein vorn/ ſondern auch hin- den auff dem Ruͤcke Augen habe/ wie deß Luciani Voͤlcker. Dann es gibet heutiges Tages der Leu- te/ welche meiſterlich ſtelen/ vnnd dem Nechſten den Beutel mit dem Gelt vnſichtbar machen koͤnnen. Das XIV. Capitel. Von dem rauben vnd ſtelen eines naſſen Zechbruders/ der Vniverſitet/ genannt Poſtel/ vnnd was er fuͤr verdambliche Thaten in ſeinem Leben begangen. BIßweilen zwinget vnns die Noth zu groſſem Vngluͤck/ vnd beweget vns/ daß wir vns zu ſolchen dingen begeben/ vor welchen wir ſonſten ein abſchewen habe/ vnd vns ein Grewel ſeyn. Poſtel hette ſein lebenlang nicht ſo viel uͤbels gethan/ wann jhn nicht die Noth/ o- der ſoll ich viel mehr ſagen/ Die Naſcherey je len- ger je mehr darzu hette bewogen/ vnnd in ſolches Armut geſtuͤrtzet/ daß er kaum ſo viel hatte/ daß er das Leben kondte erhalten/ wann er nicht ſtaͤhle/ wiewol er von einem ehrlichen vnd fuͤrnemen Ge- ſchlecht ware. Dieſer ſtudierte ein Zeitlang zu Paris/ wie er dann deßwegen außdruͤcklich dahin ware verſchi- cket worden: Nach dem aber er ſich in der Solda- ten vnd andere nichtswuͤrdigē Leut/ welche nichts zuverlieren haben/ Geſellſchafft begeben hatte: Ver-

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/232>, abgerufen am 29.03.2024.