Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite
Diebshistorien das II. Buch.
Das XIV. Capitel.

Ein erschreckliche Historien von einem alten
Gewandkrämer/ welche für kurtzer zeit ist
geschehen/ vnd wie er sein Leben so jämmer-
lich hat geendet.

SEneca hat niemals schöner geredt/ als wann
er spricht: Daß die Götter vns das Vbel/ das
wir dem Nechsten zufügen/ mit grossem Wucher
vergelten. Dann wann wir entweder ansehen die
jenige welche durch deß gemeinen Volcks Schaden
groß vnd reich werden/ oder welche/ weil sie das nit
langen können/ sich also verhalten/ als ob sie nur in
dir Welt seyen/ daß sie böses thun söllen/ so befinden
wie allzeit/ daß sie in die Grube/ so sie andern gegra-
ben/ endlich selber seyn gefallen/ vnd daß das Garn/
das sie andern gestelt haben/ sie endlich selber gefan-
gen vnd gestürtzet hat.

Wir haben dessen ein so frisches vnd zu gleich
schreckliches Exempel zu vnser zeit/ daß das ein of-
fentlicher vorwitz ware von weitem Exempel zu
holen: Dann ich wil euch in diesem Capitel se-
hen lassen/ daß der jenige/ so vermeinet hat/ er habe
für zwen seiner Gesellen ein Grube gegraben/ end-
lich selber darein ist gefallen/ vnd hat sein Leben so
jämmerlich geendet/ als jemals/ ich sage nicht ein
Christ/ sondern Seyter oder sonsten Barbarischer
Mensch gethan hat.

Ehe ich aber diese Tragedien anfange/ Ist es
nicht vnachtsam daß ich lasse für euch fürüber ge-

hen
Diebshiſtorien das II. Buch.
Das XIV. Capitel.

Ein erſchreckliche Hiſtorien von einem alten
Gewandkraͤmer/ welche fuͤr kurtzer zeit iſt
geſchehen/ vnd wie er ſein Leben ſo jaͤm̃er-
lich hat geendet.

SEneca hat niemals ſchoͤner geredt/ als wann
er ſpricht: Daß die Goͤtter vns das Vbel/ das
wir dem Nechſten zufuͤgen/ mit groſſem Wucher
vergelten. Dann wann wir entweder anſehen die
jenige welche durch deß gemeinen Volcks Schaden
groß vnd reich werden/ oder welche/ weil ſie das nit
langen koͤnnen/ ſich alſo verhalten/ als ob ſie nur in
dir Welt ſeyen/ daß ſie boͤſes thun ſoͤllen/ ſo befinden
wie allzeit/ daß ſie in die Grube/ ſo ſie andern gegra-
ben/ endlich ſelber ſeyn gefallen/ vnd daß das Garn/
das ſie andern geſtelt haben/ ſie endlich ſelber gefan-
gen vnd geſtuͤrtzet hat.

Wir haben deſſen ein ſo friſches vnd zu gleich
ſchreckliches Exempel zu vnſer zeit/ daß das ein of-
fentlicher vorwitz ware von weitem Exempel zu
holen: Dann ich wil euch in dieſem Capitel ſe-
hen laſſen/ daß der jenige/ ſo vermeinet hat/ er habe
fuͤr zwen ſeiner Geſellen ein Grube gegraben/ end-
lich ſelber darein iſt gefallen/ vnd hat ſein Leben ſo
jaͤmmerlich geendet/ als jemals/ ich ſage nicht ein
Chriſt/ ſondern Seyter oder ſonſten Barbariſcher
Menſch gethan hat.

Ehe ich aber dieſe Tragedien anfange/ Iſt es
nicht vnachtſam daß ich laſſe fuͤr euch fuͤruͤber ge-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0345" n="355[335]"/>
        <fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Capitel.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Ein er&#x017F;chreckliche Hi&#x017F;torien von einem alten<lb/><hi rendition="#et">Gewandkra&#x0364;mer/ welche fu&#x0364;r kurtzer zeit i&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;chehen/ vnd wie er &#x017F;ein Leben &#x017F;o ja&#x0364;m&#x0303;er-<lb/>
lich hat geendet.</hi></p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">S</hi>Eneca</hi> hat niemals &#x017F;cho&#x0364;ner geredt/ als wann<lb/>
er &#x017F;pricht: Daß die Go&#x0364;tter vns das Vbel/ das<lb/>
wir dem Nech&#x017F;ten zufu&#x0364;gen/ mit gro&#x017F;&#x017F;em Wucher<lb/>
vergelten. Dann wann wir entweder an&#x017F;ehen die<lb/>
jenige welche durch deß gemeinen Volcks Schaden<lb/>
groß vnd reich werden/ oder welche/ weil &#x017F;ie das nit<lb/>
langen ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ich al&#x017F;o verhalten/ als ob &#x017F;ie nur in<lb/>
dir Welt &#x017F;eyen/ daß &#x017F;ie bo&#x0364;&#x017F;es thun &#x017F;o&#x0364;llen/ &#x017F;o befinden<lb/>
wie allzeit/ daß &#x017F;ie in die Grube/ &#x017F;o &#x017F;ie andern gegra-<lb/>
ben/ endlich &#x017F;elber &#x017F;eyn gefallen/ vnd daß das Garn/<lb/>
das &#x017F;ie andern ge&#x017F;telt haben/ &#x017F;ie endlich &#x017F;elber gefan-<lb/>
gen vnd ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet hat.</p><lb/>
          <p>Wir haben de&#x017F;&#x017F;en ein &#x017F;o fri&#x017F;ches vnd zu gleich<lb/>
&#x017F;chreckliches Exempel zu vn&#x017F;er zeit/ daß das ein of-<lb/>
fentlicher vorwitz ware von weitem Exempel zu<lb/>
holen: Dann ich wil euch in die&#x017F;em Capitel &#x017F;e-<lb/>
hen la&#x017F;&#x017F;en/ daß der jenige/ &#x017F;o vermeinet hat/ er habe<lb/>
fu&#x0364;r zwen &#x017F;einer Ge&#x017F;ellen ein Grube gegraben/ end-<lb/>
lich &#x017F;elber darein i&#x017F;t gefallen/ vnd hat &#x017F;ein Leben &#x017F;o<lb/>
ja&#x0364;mmerlich geendet/ als jemals/ ich &#x017F;age nicht ein<lb/>
Chri&#x017F;t/ &#x017F;ondern Seyter oder &#x017F;on&#x017F;ten Barbari&#x017F;cher<lb/>
Men&#x017F;ch gethan hat.</p><lb/>
          <p>Ehe ich aber die&#x017F;e Tragedien anfange/ I&#x017F;t es<lb/>
nicht vnacht&#x017F;am daß ich la&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r euch fu&#x0364;ru&#x0364;ber ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355[335]/0345] Diebshiſtorien das II. Buch. Das XIV. Capitel. Ein erſchreckliche Hiſtorien von einem alten Gewandkraͤmer/ welche fuͤr kurtzer zeit iſt geſchehen/ vnd wie er ſein Leben ſo jaͤm̃er- lich hat geendet. SEneca hat niemals ſchoͤner geredt/ als wann er ſpricht: Daß die Goͤtter vns das Vbel/ das wir dem Nechſten zufuͤgen/ mit groſſem Wucher vergelten. Dann wann wir entweder anſehen die jenige welche durch deß gemeinen Volcks Schaden groß vnd reich werden/ oder welche/ weil ſie das nit langen koͤnnen/ ſich alſo verhalten/ als ob ſie nur in dir Welt ſeyen/ daß ſie boͤſes thun ſoͤllen/ ſo befinden wie allzeit/ daß ſie in die Grube/ ſo ſie andern gegra- ben/ endlich ſelber ſeyn gefallen/ vnd daß das Garn/ das ſie andern geſtelt haben/ ſie endlich ſelber gefan- gen vnd geſtuͤrtzet hat. Wir haben deſſen ein ſo friſches vnd zu gleich ſchreckliches Exempel zu vnſer zeit/ daß das ein of- fentlicher vorwitz ware von weitem Exempel zu holen: Dann ich wil euch in dieſem Capitel ſe- hen laſſen/ daß der jenige/ ſo vermeinet hat/ er habe fuͤr zwen ſeiner Geſellen ein Grube gegraben/ end- lich ſelber darein iſt gefallen/ vnd hat ſein Leben ſo jaͤmmerlich geendet/ als jemals/ ich ſage nicht ein Chriſt/ ſondern Seyter oder ſonſten Barbariſcher Menſch gethan hat. Ehe ich aber dieſe Tragedien anfange/ Iſt es nicht vnachtſam daß ich laſſe fuͤr euch fuͤruͤber ge- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/345
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 355[335]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/345>, abgerufen am 16.04.2024.