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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
hoffete/ sie wurde ohnzweiffentlich die verlohrene
Demant in deß ehrlichen Vogels (wie sie gleich-
wol auch nicht viel schatzes werth war) vnreinig-
keit finden. Aber noch bestürtzter vnd betrübter wur-
de sie/ da sie sahe/ daß die andere Frau/ deß Adrasti
vermeintes Eheweib jhn liesse in das Gefängnuß
legen: Dann da wurde sie beraubet alles deß jeni-
gen/ was sie suchete: Doch wurde sie noch etwas
durch dar jenige/ was hernach folget/ getröstet:
Dann als er nun in dem Gefängnuß sasse) vnder
dessen daß man jhm sein Vrtheil fassete) vnd jhm
im Bauch etwas übel wurde/ lehrete er auß/ nicht
allein die Demanten/ welche die andere so fleissig bey
jhm gesuchet hatten/ sondern auch das ander ding/
dessen ich mich schäme allhie zugedencken/ oder das-
selbige zunennen. Mit 2. Demanten aber weichete er
dem Pförtner sein Hertz also/ daß er jhm deß nachts
die Thür deß Gefängnuß auffmachte/ vnd jhn liesse
davon lauffen: Vnd da muß keiner fragen/ ob er auch
seine Füsse habe finden können: Dann ich wil mit den
jenigen/ welche diese Historien lesen werden/ das ge-
wiß glauben/ daß er seine Füß nit hat auff die Achseln
geleget: Sondern er lieffe mit solcher geschwindig-
keit darvon/ als er sonsten niemals gethan hatte:
Von dannen begabe er sich hernacher in Franck-
reich/ in die Statt Lion/ da wir bald von jhm andert
newe Zeitungen anhören werden: Dann innerhalb
acht Tagen hatte er schon zwen oder drey Raube be-
gangen/ vnd mehr als dreyssig Beutel deren schnür
vnd Riemen in das Wasser Roßne geworffen wur-
den/ gestohlen: Weil er aber nicht mehr gedachte

an

Beutelſchneider/ oder
hoffete/ ſie wurde ohnzweiffentlich die verlohrene
Demant in deß ehrlichen Vogels (wie ſie gleich-
wol auch nicht viel ſchatzes werth war) vnreinig-
keit finden. Aber noch beſtuͤrtzter vnd betruͤbter wur-
de ſie/ da ſie ſahe/ daß die andere Frau/ deß Adraſti
vermeintes Eheweib jhn lieſſe in das Gefaͤngnuß
legen: Dann da wurde ſie beraubet alles deß jeni-
gen/ was ſie ſuchete: Doch wurde ſie noch etwas
durch dar jenige/ was hernach folget/ getroͤſtet:
Dann als er nun in dem Gefaͤngnuß ſaſſe) vnder
deſſen daß man jhm ſein Vrtheil faſſete) vnd jhm
im Bauch etwas uͤbel wurde/ lehrete er auß/ nicht
allein die Demantẽ/ welche die andere ſo fleiſſig bey
jhm geſuchet hatten/ ſondern auch das ander ding/
deſſen ich mich ſchaͤme allhie zugedencken/ oder daſ-
ſelbige zuneñen. Mit 2. Demanten aber weichete er
dem Pfoͤrtner ſein Hertz alſo/ daß er jhm deß nachts
die Thuͤr deß Gefaͤngnuß auffmachte/ vnd jhn lieſſe
davon lauffen: Vñ da muß keiner fragen/ ob er auch
ſeine Fuͤſſe habe finden koͤnnen: Dañ ich wil mit dẽ
jenigen/ welche dieſe Hiſtorien leſen werden/ das ge-
wiß glauben/ daß er ſeine Fuͤß nit hat auff die Achſeln
geleget: Sondern er lieffe mit ſolcher geſchwindig-
keit darvon/ als er ſonſten niemals gethan hatte:
Von dannen begabe er ſich hernacher in Franck-
reich/ in die Statt Lion/ da wir bald von jhm andert
newe Zeitungen anhoͤren werden: Dann innerhalb
acht Tagen hatte er ſchon zwen oder drey Raube be-
gangen/ vnd mehr als dreyſſig Beutel deren ſchnuͤr
vnd Riemen in das Waſſer Roßne geworffen wur-
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[228/0238] Beutelſchneider/ oder hoffete/ ſie wurde ohnzweiffentlich die verlohrene Demant in deß ehrlichen Vogels (wie ſie gleich- wol auch nicht viel ſchatzes werth war) vnreinig- keit finden. Aber noch beſtuͤrtzter vnd betruͤbter wur- de ſie/ da ſie ſahe/ daß die andere Frau/ deß Adraſti vermeintes Eheweib jhn lieſſe in das Gefaͤngnuß legen: Dann da wurde ſie beraubet alles deß jeni- gen/ was ſie ſuchete: Doch wurde ſie noch etwas durch dar jenige/ was hernach folget/ getroͤſtet: Dann als er nun in dem Gefaͤngnuß ſaſſe) vnder deſſen daß man jhm ſein Vrtheil faſſete) vnd jhm im Bauch etwas uͤbel wurde/ lehrete er auß/ nicht allein die Demantẽ/ welche die andere ſo fleiſſig bey jhm geſuchet hatten/ ſondern auch das ander ding/ deſſen ich mich ſchaͤme allhie zugedencken/ oder daſ- ſelbige zuneñen. Mit 2. Demanten aber weichete er dem Pfoͤrtner ſein Hertz alſo/ dz er jhm deß nachts die Thuͤr deß Gefaͤngnuß auffmachte/ vnd jhn lieſſe davon lauffen: Vñ da muß keiner fragen/ ob er auch ſeine Fuͤſſe habe finden koͤnnen: Dañ ich wil mit dẽ jenigen/ welche dieſe Hiſtorien leſen werden/ das ge- wiß glauben/ dz er ſeine Fuͤß nit hat auff die Achſeln geleget: Sondern er lieffe mit ſolcher geſchwindig- keit darvon/ als er ſonſten niemals gethan hatte: Von dannen begabe er ſich hernacher in Franck- reich/ in die Statt Lion/ da wir bald von jhm andert newe Zeitungen anhoͤren werden: Dann innerhalb acht Tagen hatte er ſchon zwen oder drey Raube be- gangen/ vnd mehr als dreyſſig Beutel deren ſchnuͤr vnd Riemen in das Waſſer Roßne geworffen wur- den/ geſtohlen: Weil er aber nicht mehr gedachte an

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/238>, abgerufen am 29.03.2024.