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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
wurde außgelachet/ wie jhn vnser Frantzosen mit
schimpff vnnd spott widerumb in sein Land schick-
ten/ daß er eine kahle Eselinne für fünff vnd zwan-
tzig Pistolen/ darfür man ein stattliches Spani-
sches Pferd hette kauffen können/ gekauffet hatte:
Dieser Eselinnen schreyen war so groß vnd starck/
daß wir es auch bey vns zu Lion höreten: Es ist
zwar war/ daß deß Filemons Eselinne nicht ist
von Gold gewesen/ wie deß Apuleij guldener Esel:
Aber er hatte gleichwol seine fünfftzig Schilling
wol angeleget/ vnd wolte ich/ daß/ so wenig Ren-
ten als ich habe/ ich sie auch wol anlegen/ vnd in
acht oder viertzehe Tage eine Pistolen für zween
Schilling kondte haben; so wolte ich in zwantzig
Jaren so reich als Croesus werden: Nach diesem
allem aber/ daß Filemon sampt seine Gesellen viel
lose Schelmstücklein gespielet/ auch viel Beutel er-
dappet vnd abgeschnitten haben/ wurden sie kurtz
hernacher ergriffen/ vnd auff die Galeen geschicket/
daß sie allda die vbrige Brocken/ so sie eingeschlun-
gen hatten/ verdäwen möchten. Auß diesen Disco-
urs aber vnnd Gespräch könnet jhr selber erkennen
die grosse Vnverschämbkeit deß Filemon/ vnd
daß die vnverschämbkeit vnd Diebstal
sich gemeiniglich beyeinan-
der finden.

Das

Beutelſchneider/ oder
wurde außgelachet/ wie jhn vnſer Frantzoſen mit
ſchimpff vnnd ſpott widerumb in ſein Land ſchick-
ten/ daß er eine kahle Eſelinne fuͤr fuͤnff vnd zwan-
tzig Piſtolen/ darfuͤr man ein ſtattliches Spani-
ſches Pferd hette kauffen koͤnnen/ gekauffet hatte:
Dieſer Eſelinnen ſchreyen war ſo groß vnd ſtarck/
daß wir es auch bey vns zu Lion hoͤreten: Es iſt
zwar war/ daß deß Filemons Eſelinne nicht iſt
von Gold geweſen/ wie deß Apuleij guldener Eſel:
Aber er hatte gleichwol ſeine fuͤnfftzig Schilling
wol angeleget/ vnd wolte ich/ daß/ ſo wenig Ren-
ten als ich habe/ ich ſie auch wol anlegen/ vnd in
acht oder viertzehe Tage eine Piſtolen fuͤr zween
Schilling kondte haben; ſo wolte ich in zwantzig
Jaren ſo reich als Crœſus werden: Nach dieſem
allem aber/ daß Filemon ſampt ſeine Geſellen viel
loſe Schelmſtuͤcklein geſpielet/ auch viel Beutel er-
dappet vnd abgeſchnitten haben/ wurden ſie kurtz
hernacher ergriffen/ vnd auff die Galeen geſchicket/
daß ſie allda die vbrige Brocken/ ſo ſie eingeſchlun-
gen hatten/ verdaͤwen moͤchten. Auß dieſen Diſco-
urs aber vnnd Geſpraͤch koͤnnet jhr ſelber erkennen
die groſſe Vnverſchaͤmbkeit deß Filemon/ vnd
daß die vnverſchaͤmbkeit vnd Diebſtal
ſich gemeiniglich beyeinan-
der finden.

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[288/0298] Beutelſchneider/ oder wurde außgelachet/ wie jhn vnſer Frantzoſen mit ſchimpff vnnd ſpott widerumb in ſein Land ſchick- ten/ daß er eine kahle Eſelinne fuͤr fuͤnff vnd zwan- tzig Piſtolen/ darfuͤr man ein ſtattliches Spani- ſches Pferd hette kauffen koͤnnen/ gekauffet hatte: Dieſer Eſelinnen ſchreyen war ſo groß vnd ſtarck/ daß wir es auch bey vns zu Lion hoͤreten: Es iſt zwar war/ daß deß Filemons Eſelinne nicht iſt von Gold geweſen/ wie deß Apuleij guldener Eſel: Aber er hatte gleichwol ſeine fuͤnfftzig Schilling wol angeleget/ vnd wolte ich/ daß/ ſo wenig Ren- ten als ich habe/ ich ſie auch wol anlegen/ vnd in acht oder viertzehe Tage eine Piſtolen fuͤr zween Schilling kondte haben; ſo wolte ich in zwantzig Jaren ſo reich als Crœſus werden: Nach dieſem allem aber/ daß Filemon ſampt ſeine Geſellen viel loſe Schelmſtuͤcklein geſpielet/ auch viel Beutel er- dappet vnd abgeſchnitten haben/ wurden ſie kurtz hernacher ergriffen/ vnd auff die Galeen geſchicket/ daß ſie allda die vbrige Brocken/ ſo ſie eingeſchlun- gen hatten/ verdaͤwen moͤchten. Auß dieſen Diſco- urs aber vnnd Geſpraͤch koͤnnet jhr ſelber erkennen die groſſe Vnverſchaͤmbkeit deß Filemon/ vnd daß die vnverſchaͤmbkeit vnd Diebſtal ſich gemeiniglich beyeinan- der finden. Das

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/298>, abgerufen am 19.04.2024.