Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebs Historien/ das II. Buch.
verdreust/ daß der Kauff solle zurück gehen: Dann
er vermeinete/ er würde den Tag schon mehr als
20. Cronen gewonnen haben.

Man lest hierauff den Thorhüter kommen: der-
selbige bekennet vnd bestehet zwar/ daß man jhm ei-
nen Kelch zu verwahren habe gegeben: Aber es sey
bald darauff der Priester so jhme den Kelch inn die
Händ habe gegeben/ widerumb zu jhm kommen
vnd hab jhn jhm widerumb abgefordert vnnd ge-
sagt/ Er müste an einen Ort gehen vnnd die Meß
halten: Vnd ohne zweiffel werde man jhn inn der
nechsten Capellen finden.

Als nun der Goldtschmidt das höret/ fanget jm
die Naß an zu schweissen/ es will jhm bey der sachen
angst werden vnnd fanget erst an den Betrug zu-
mercken: Vnnd das hette auch ein Kind mercken
können: Dann in die Kirche gehen vnd seine Gesel-
len alda suchen/ das war nichts anderst/ als muth-
williger weiß die zeit verlieren/ dieweil er jhm selber
leichtlich kundte einbilden/ daß er sie allda nit fin-
den würde. Solte er dann hingehen in das Wirts-
hauß darinnen sie jhn beschiden hatten/ das ware
noch erger: Dann es fiele jhm schon selber ein/ daß
er nichts mehr als das läere Nest würde finden:
nichts desto weniger aber macht er sich vnnütz über
dem Thorhüter/ trohet jhm/ er solle jm die hundere
Cronen wol bezahlen/ er wölle eine Rechtfertigung
mit jhm anfangen: Der Thorhüter aber vertheydi-
get sich vnd spricht/ er hab zwar den Kelch empfan-
gen/ aber er habe jhn dem ienigen wider geben/ von
deme er jhn zuvor empfangen hatte.

Vnd
D

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
verdreuſt/ daß der Kauff ſolle zuruͤck gehen: Dann
er vermeinete/ er wuͤrde den Tag ſchon mehr als
20. Cronen gewonnen haben.

Man leſt hierauff den Thorhuͤter kommen: der-
ſelbige bekennet vnd beſtehet zwar/ daß man jhm ei-
nen Kelch zu verwahren habe gegeben: Aber es ſey
bald darauff der Prieſter ſo jhme den Kelch inn die
Haͤnd habe gegeben/ widerumb zu jhm kommen
vnd hab jhn jhm widerumb abgefordert vnnd ge-
ſagt/ Er muͤſte an einen Ort gehen vnnd die Meß
halten: Vnd ohne zweiffel werde man jhn inn der
nechſten Capellen finden.

Als nun der Goldtſchmidt das hoͤret/ fanget jm
die Naß an zu ſchweiſſen/ es will jhm bey der ſachen
angſt werden vnnd fanget erſt an den Betrug zu-
mercken: Vnnd das hette auch ein Kind mercken
koͤnnen: Dann in die Kirche gehen vnd ſeine Geſel-
len alda ſuchen/ das war nichts anderſt/ als muth-
williger weiß die zeit verlieren/ dieweil er jhm ſelber
leichtlich kundte einbilden/ daß er ſie allda nit fin-
den wuͤrde. Solte er dann hingehen in das Wirts-
hauß darinnen ſie jhn beſchiden hatten/ das ware
noch erger: Dann es fiele jhm ſchon ſelber ein/ daß
er nichts mehr als das laͤere Neſt wuͤrde finden:
nichts deſto weniger aber macht er ſich vnnuͤtz uͤbeꝛ
dem Thorhuͤter/ trohet jhm/ er ſolle jm die hundere
Cronen wol bezahlen/ er woͤlle eine Rechtfertigung
mit jhm anfangen: Der Thorhuͤter aber vertheydi-
get ſich vnd ſpricht/ er hab zwar den Kelch empfan-
gen/ aber er habe jhn dem ienigen wider geben/ von
deme er jhn zuvor empfangen hatte.

Vnd
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Diebs Hi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
verdreu&#x017F;t/ daß der Kauff &#x017F;olle zuru&#x0364;ck gehen: Dann<lb/>
er vermeinete/ er wu&#x0364;rde den Tag &#x017F;chon mehr als<lb/>
20. Cronen gewonnen haben.</p><lb/>
          <p>Man le&#x017F;t hierauff den Thorhu&#x0364;ter kommen: der-<lb/>
&#x017F;elbige bekennet vnd be&#x017F;tehet zwar/ daß man jhm ei-<lb/>
nen Kelch zu verwahren habe gegeben: Aber es &#x017F;ey<lb/>
bald darauff der Prie&#x017F;ter &#x017F;o jhme den Kelch inn die<lb/>
Ha&#x0364;nd habe gegeben/ widerumb zu jhm kommen<lb/>
vnd hab jhn jhm widerumb abgefordert vnnd ge-<lb/>
&#x017F;agt/ Er mu&#x0364;&#x017F;te an einen Ort gehen vnnd die Meß<lb/>
halten: Vnd ohne zweiffel werde man jhn inn der<lb/>
nech&#x017F;ten Capellen finden.</p><lb/>
          <p>Als nun der Goldt&#x017F;chmidt das ho&#x0364;ret/ fanget jm<lb/>
die Naß an zu &#x017F;chwei&#x017F;&#x017F;en/ es will jhm bey der &#x017F;achen<lb/>
ang&#x017F;t werden vnnd fanget er&#x017F;t an den Betrug zu-<lb/>
mercken: Vnnd das hette auch ein Kind mercken<lb/>
ko&#x0364;nnen: Dann in die Kirche gehen vnd &#x017F;eine Ge&#x017F;el-<lb/>
len alda &#x017F;uchen/ das war nichts ander&#x017F;t/ als muth-<lb/>
williger weiß die zeit verlieren/ dieweil er jhm &#x017F;elber<lb/>
leichtlich kundte einbilden/ daß er &#x017F;ie allda nit fin-<lb/>
den wu&#x0364;rde. Solte er dann hingehen in das Wirts-<lb/>
hauß darinnen &#x017F;ie jhn be&#x017F;chiden hatten/ das ware<lb/>
noch erger: Dann es fiele jhm &#x017F;chon &#x017F;elber ein/ daß<lb/>
er nichts mehr als das la&#x0364;ere Ne&#x017F;t wu&#x0364;rde finden:<lb/>
nichts de&#x017F;to weniger aber macht er &#x017F;ich vnnu&#x0364;tz u&#x0364;be&#xA75B;<lb/>
dem Thorhu&#x0364;ter/ trohet jhm/ er &#x017F;olle jm die hundere<lb/>
Cronen wol bezahlen/ er wo&#x0364;lle eine Rechtfertigung<lb/>
mit jhm anfangen: Der Thorhu&#x0364;ter aber vertheydi-<lb/>
get &#x017F;ich vnd &#x017F;pricht/ er hab zwar den Kelch empfan-<lb/>
gen/ aber er habe jhn dem ienigen wider geben/ von<lb/>
deme er jhn zuvor empfangen hatte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Vnd</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0059] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. verdreuſt/ daß der Kauff ſolle zuruͤck gehen: Dann er vermeinete/ er wuͤrde den Tag ſchon mehr als 20. Cronen gewonnen haben. Man leſt hierauff den Thorhuͤter kommen: der- ſelbige bekennet vnd beſtehet zwar/ daß man jhm ei- nen Kelch zu verwahren habe gegeben: Aber es ſey bald darauff der Prieſter ſo jhme den Kelch inn die Haͤnd habe gegeben/ widerumb zu jhm kommen vnd hab jhn jhm widerumb abgefordert vnnd ge- ſagt/ Er muͤſte an einen Ort gehen vnnd die Meß halten: Vnd ohne zweiffel werde man jhn inn der nechſten Capellen finden. Als nun der Goldtſchmidt das hoͤret/ fanget jm die Naß an zu ſchweiſſen/ es will jhm bey der ſachen angſt werden vnnd fanget erſt an den Betrug zu- mercken: Vnnd das hette auch ein Kind mercken koͤnnen: Dann in die Kirche gehen vnd ſeine Geſel- len alda ſuchen/ das war nichts anderſt/ als muth- williger weiß die zeit verlieren/ dieweil er jhm ſelber leichtlich kundte einbilden/ daß er ſie allda nit fin- den wuͤrde. Solte er dann hingehen in das Wirts- hauß darinnen ſie jhn beſchiden hatten/ das ware noch erger: Dann es fiele jhm ſchon ſelber ein/ daß er nichts mehr als das laͤere Neſt wuͤrde finden: nichts deſto weniger aber macht er ſich vnnuͤtz uͤbeꝛ dem Thorhuͤter/ trohet jhm/ er ſolle jm die hundere Cronen wol bezahlen/ er woͤlle eine Rechtfertigung mit jhm anfangen: Der Thorhuͤter aber vertheydi- get ſich vnd ſpricht/ er hab zwar den Kelch empfan- gen/ aber er habe jhn dem ienigen wider geben/ von deme er jhn zuvor empfangen hatte. Vnd D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/59
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/59>, abgerufen am 16.04.2024.