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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Vorbericht.

Diejenigen, welche mich kennen, werden von
mir wissen, daß ich seit geraumer Zeit,
alles, was mir von Fähigkeiten, Kräften und
etwanigen Kentnissen beiwohnte, dem einzigen
großen Bedürfnisse der Menschheit, der Erzie-
hung, gewidmet habe. Gern wär' ich auf dieser,
zwar höchstmühsamen, aber auch sehr freudenrei-
chen Laufbahn, bis an das Ende meines Lebens
ununterbrochen fortgegangen: allein nach fünf,
in glüklicher Thätigkeit verlebten Jahren, sah ich
meinen Gesundheitszustand, und mit ihm die zu
diesem Geschäfte so ganz unentbehrliche Munterkeit
des Geistes, dermaßen in Verfal gerathen, daß
ich mich für verpflichtet hielt, mein bisheriges,
von der Vorsehung so sehr geseegnetes Erziehungs-
institut einem Manne von frischerer Gesundheit
und von ungeschwächteren Kräften *) abzutreten;
um den Rest meines Lebens zwar noch immer der
Erziehung, aber doch nur in demjenigen Maaße
zu weihen, in welchem die Beschaffenheit meiner

Gesund-
*) Dem Herrn Trapp, disherigen Professor der
Erziehungskunst auf der Universität Halle.
* *

Vorbericht.

Diejenigen, welche mich kennen, werden von
mir wiſſen, daß ich ſeit geraumer Zeit,
alles, was mir von Faͤhigkeiten, Kraͤften und
etwanigen Kentniſſen beiwohnte, dem einzigen
großen Beduͤrfniſſe der Menſchheit, der Erzie-
hung, gewidmet habe. Gern waͤr’ ich auf dieſer,
zwar hoͤchſtmuͤhſamen, aber auch ſehr freudenrei-
chen Laufbahn, bis an das Ende meines Lebens
ununterbrochen fortgegangen: allein nach fuͤnf,
in gluͤklicher Thaͤtigkeit verlebten Jahren, ſah ich
meinen Geſundheitszuſtand, und mit ihm die zu
dieſem Geſchaͤfte ſo ganz unentbehrliche Munterkeit
des Geiſtes, dermaßen in Verfal gerathen, daß
ich mich fuͤr verpflichtet hielt, mein bisheriges,
von der Vorſehung ſo ſehr geſeegnetes Erziehungs-
inſtitut einem Manne von friſcherer Geſundheit
und von ungeſchwaͤchteren Kraͤften *) abzutreten;
um den Reſt meines Lebens zwar noch immer der
Erziehung, aber doch nur in demjenigen Maaße
zu weihen, in welchem die Beſchaffenheit meiner

Geſund-
*) Dem Herrn Trapp, disherigen Profeſſor der
Erziehungskunſt auf der Univerſitaͤt Halle.
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[[I]/0023] Vorbericht. Diejenigen, welche mich kennen, werden von mir wiſſen, daß ich ſeit geraumer Zeit, alles, was mir von Faͤhigkeiten, Kraͤften und etwanigen Kentniſſen beiwohnte, dem einzigen großen Beduͤrfniſſe der Menſchheit, der Erzie- hung, gewidmet habe. Gern waͤr’ ich auf dieſer, zwar hoͤchſtmuͤhſamen, aber auch ſehr freudenrei- chen Laufbahn, bis an das Ende meines Lebens ununterbrochen fortgegangen: allein nach fuͤnf, in gluͤklicher Thaͤtigkeit verlebten Jahren, ſah ich meinen Geſundheitszuſtand, und mit ihm die zu dieſem Geſchaͤfte ſo ganz unentbehrliche Munterkeit des Geiſtes, dermaßen in Verfal gerathen, daß ich mich fuͤr verpflichtet hielt, mein bisheriges, von der Vorſehung ſo ſehr geſeegnetes Erziehungs- inſtitut einem Manne von friſcherer Geſundheit und von ungeſchwaͤchteren Kraͤften *) abzutreten; um den Reſt meines Lebens zwar noch immer der Erziehung, aber doch nur in demjenigen Maaße zu weihen, in welchem die Beſchaffenheit meiner Geſund- *) Dem Herrn Trapp, disherigen Profeſſor der Erziehungskunſt auf der Univerſitaͤt Halle. * *

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. [I]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/23>, abgerufen am 20.04.2024.