Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

Das siebende Stük
len als ein herrliches Geschenk der Natur schon sehr lang entdekt, und in dem Jahr
1578 hat man sie zu bauen angefangen.

§. 2.

Es werden in diesen Tagen, an diesem Gebirge drei besondere Werke getrieben,
welche das Schwalbenthal, das Brandsroth, und der neue Friedrichsstollen ge-
nennet werden. Der Zechstein und das auf den Kohlen liegende Gebirg ist allzumäch-
tig, und darum findet man hier keine Schächte: Weil man aber mit Stollen gar
füglich in die Kohlen kommen kan; So sind bei einem ieden Werk zwei angelegt,
und über einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Förderung, sondern auch
zu der Wetter- und der Wasserlosung dienen müssen. Die Stollen in dem Schwal-
benthal sind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der so
genante Karlsstollen aber liegt 11 Lachter höher, als der tiefe, oder der Hauptstollen.
Auf dem Brandsroth liegt der Wetterstollen 12 Lachter über dem Hauptstollen, beide
aber gehen ohngefähr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetterstollen auf dem dritten
Werk liegt endlich nur 10 Lachter über dem Friedrichsstollen, und sie sind ebenwol bei
400 Lachter mit einander fortgetrieben.

§. 3.

Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherrschaft forst-
frei gegeben. Es wird aus dem Weisener genommen, der 2 Stunden breit, und 3
Stunden lang ist, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befürchten ist.

Das zweite Kapittel
von der unterirdischen Lage, und Beschaffenheit dieses Werks.
§. 4.

Der Weisener ist fast um und um mit einem Kohlenflöz umgeben, das viele Buk-
keln und Mulden machet. Es liegt überhaupt von allen Seiten, unter einem
sehr mächtigen Zechstein, der ohne Abwechselung einer andern Minerallage, von Tag
an bis auf das Kohlenflöz niedersezzet, und 80 bis 100 Lachter mächtig ist. Die
Hauptstollen werden tiefer angesezzet, als das Flöz lieget, welches gegen das Gebirg
einschieset. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen überfahren:

1. Dammerde;
2. Gebreches- und
3. festes Sandgestein, das bei 12 Lachter mächtig ist;
4. Blauer Letten, der in der Mächtigkeit 30 Lachter beträget;
5. Trieb-

Das ſiebende Stuͤk
len als ein herrliches Geſchenk der Natur ſchon ſehr lang entdekt, und in dem Jahr
1578 hat man ſie zu bauen angefangen.

§. 2.

Es werden in dieſen Tagen, an dieſem Gebirge drei beſondere Werke getrieben,
welche das Schwalbenthal, das Brandsroth, und der neue Friedrichsſtollen ge-
nennet werden. Der Zechſtein und das auf den Kohlen liegende Gebirg iſt allzumaͤch-
tig, und darum findet man hier keine Schaͤchte: Weil man aber mit Stollen gar
fuͤglich in die Kohlen kommen kan; So ſind bei einem ieden Werk zwei angelegt,
und uͤber einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Foͤrderung, ſondern auch
zu der Wetter- und der Waſſerloſung dienen muͤſſen. Die Stollen in dem Schwal-
benthal ſind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der ſo
genante Karlsſtollen aber liegt 11 Lachter hoͤher, als der tiefe, oder der Hauptſtollen.
Auf dem Brandsroth liegt der Wetterſtollen 12 Lachter uͤber dem Hauptſtollen, beide
aber gehen ohngefaͤhr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetterſtollen auf dem dritten
Werk liegt endlich nur 10 Lachter uͤber dem Friedrichsſtollen, und ſie ſind ebenwol bei
400 Lachter mit einander fortgetrieben.

§. 3.

Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherrſchaft forſt-
frei gegeben. Es wird aus dem Weiſener genommen, der 2 Stunden breit, und 3
Stunden lang iſt, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befuͤrchten iſt.

Das zweite Kapittel
von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit dieſes Werks.
§. 4.

Der Weiſener iſt faſt um und um mit einem Kohlenfloͤz umgeben, das viele Buk-
keln und Mulden machet. Es liegt uͤberhaupt von allen Seiten, unter einem
ſehr maͤchtigen Zechſtein, der ohne Abwechſelung einer andern Minerallage, von Tag
an bis auf das Kohlenfloͤz niederſezzet, und 80 bis 100 Lachter maͤchtig iſt. Die
Hauptſtollen werden tiefer angeſezzet, als das Floͤz lieget, welches gegen das Gebirg
einſchieſet. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen uͤberfahren:

1. Dammerde;
2. Gebreches- und
3. feſtes Sandgeſtein, das bei 12 Lachter maͤchtig iſt;
4. Blauer Letten, der in der Maͤchtigkeit 30 Lachter betraͤget;
5. Trieb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0102" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Stu&#x0364;k</hi></fw><lb/>
len als ein herrliches Ge&#x017F;chenk der Natur &#x017F;chon &#x017F;ehr lang entdekt, und in dem Jahr<lb/>
1578 hat man &#x017F;ie zu bauen angefangen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 2.</head><lb/>
              <p>Es werden in die&#x017F;en Tagen, an die&#x017F;em Gebirge drei be&#x017F;ondere Werke getrieben,<lb/>
welche das <hi rendition="#fr">Schwalbenthal,</hi> das <hi rendition="#fr">Brandsroth,</hi> und der <hi rendition="#fr">neue Friedrichs&#x017F;tollen</hi> ge-<lb/>
nennet werden. Der Zech&#x017F;tein und das auf den Kohlen liegende Gebirg i&#x017F;t allzuma&#x0364;ch-<lb/>
tig, und darum findet man hier keine Scha&#x0364;chte: Weil man aber mit Stollen gar<lb/>
fu&#x0364;glich in die Kohlen kommen kan; So &#x017F;ind bei einem ieden Werk zwei angelegt,<lb/>
und u&#x0364;ber einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Fo&#x0364;rderung, &#x017F;ondern auch<lb/>
zu der Wetter- und der Wa&#x017F;&#x017F;erlo&#x017F;ung dienen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Stollen in dem Schwal-<lb/>
benthal &#x017F;ind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der &#x017F;o<lb/>
genante <hi rendition="#fr">Karls&#x017F;tollen</hi> aber liegt 11 Lachter ho&#x0364;her, als der tiefe, oder der <hi rendition="#fr">Haupt&#x017F;tollen.</hi><lb/>
Auf dem Brandsroth liegt der Wetter&#x017F;tollen 12 Lachter u&#x0364;ber dem Haupt&#x017F;tollen, beide<lb/>
aber gehen ohngefa&#x0364;hr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetter&#x017F;tollen auf dem dritten<lb/>
Werk liegt endlich nur 10 Lachter u&#x0364;ber dem Friedrichs&#x017F;tollen, und &#x017F;ie &#x017F;ind ebenwol bei<lb/>
400 Lachter mit einander fortgetrieben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 3.</head><lb/>
              <p>Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherr&#x017F;chaft for&#x017F;t-<lb/>
frei gegeben. Es wird aus dem Wei&#x017F;ener genommen, der 2 Stunden breit, und 3<lb/>
Stunden lang i&#x017F;t, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befu&#x0364;rchten i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das zweite Kapittel</hi><lb/> <hi rendition="#b">von der unterirdi&#x017F;chen Lage, und Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;es Werks.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 4.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>er Wei&#x017F;ener i&#x017F;t fa&#x017F;t um und um mit einem Kohlenflo&#x0364;z umgeben, das viele Buk-<lb/>
keln und Mulden machet. Es liegt u&#x0364;berhaupt von allen Seiten, unter einem<lb/>
&#x017F;ehr ma&#x0364;chtigen Zech&#x017F;tein, der ohne Abwech&#x017F;elung einer andern Minerallage, von Tag<lb/>
an bis auf das Kohlenflo&#x0364;z nieder&#x017F;ezzet, und 80 bis 100 Lachter ma&#x0364;chtig i&#x017F;t. Die<lb/>
Haupt&#x017F;tollen werden tiefer ange&#x017F;ezzet, als das Flo&#x0364;z lieget, welches gegen das Gebirg<lb/>
ein&#x017F;chie&#x017F;et. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen u&#x0364;berfahren:</p><lb/>
              <list>
                <item>1. <hi rendition="#fr">Dammerde;</hi></item><lb/>
                <item>2. <hi rendition="#fr">Gebreches-</hi> und</item><lb/>
                <item>3. <hi rendition="#fr">fe&#x017F;tes Sandge&#x017F;tein,</hi> das bei 12 Lachter ma&#x0364;chtig i&#x017F;t;</item><lb/>
                <item>4. <hi rendition="#fr">Blauer Letten,</hi> der in der Ma&#x0364;chtigkeit 30 Lachter betra&#x0364;get;</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">5. <hi rendition="#fr">Trieb-</hi></fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0102] Das ſiebende Stuͤk len als ein herrliches Geſchenk der Natur ſchon ſehr lang entdekt, und in dem Jahr 1578 hat man ſie zu bauen angefangen. §. 2. Es werden in dieſen Tagen, an dieſem Gebirge drei beſondere Werke getrieben, welche das Schwalbenthal, das Brandsroth, und der neue Friedrichsſtollen ge- nennet werden. Der Zechſtein und das auf den Kohlen liegende Gebirg iſt allzumaͤch- tig, und darum findet man hier keine Schaͤchte: Weil man aber mit Stollen gar fuͤglich in die Kohlen kommen kan; So ſind bei einem ieden Werk zwei angelegt, und uͤber einander fortgetrieben worden, die nicht nur zu der Foͤrderung, ſondern auch zu der Wetter- und der Waſſerloſung dienen muͤſſen. Die Stollen in dem Schwal- benthal ſind mit einander bei 500 Lachter in das Feld getrieben, der obere oder der ſo genante Karlsſtollen aber liegt 11 Lachter hoͤher, als der tiefe, oder der Hauptſtollen. Auf dem Brandsroth liegt der Wetterſtollen 12 Lachter uͤber dem Hauptſtollen, beide aber gehen ohngefaͤhr 400 Lachter in das Gebirg. Der Wetterſtollen auf dem dritten Werk liegt endlich nur 10 Lachter uͤber dem Friedrichsſtollen, und ſie ſind ebenwol bei 400 Lachter mit einander fortgetrieben. §. 3. Das zu dem Grubenbau erforderliche Holz wird von der Landesherrſchaft forſt- frei gegeben. Es wird aus dem Weiſener genommen, der 2 Stunden breit, und 3 Stunden lang iſt, wobei dann nicht leicht ein Holzmangel zu befuͤrchten iſt. Das zweite Kapittel von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit dieſes Werks. §. 4. Der Weiſener iſt faſt um und um mit einem Kohlenfloͤz umgeben, das viele Buk- keln und Mulden machet. Es liegt uͤberhaupt von allen Seiten, unter einem ſehr maͤchtigen Zechſtein, der ohne Abwechſelung einer andern Minerallage, von Tag an bis auf das Kohlenfloͤz niederſezzet, und 80 bis 100 Lachter maͤchtig iſt. Die Hauptſtollen werden tiefer angeſezzet, als das Floͤz lieget, welches gegen das Gebirg einſchieſet. Es werden daher mit ihnen nachfolgende Minerallagen uͤberfahren: 1. Dammerde; 2. Gebreches- und 3. feſtes Sandgeſtein, das bei 12 Lachter maͤchtig iſt; 4. Blauer Letten, der in der Maͤchtigkeit 30 Lachter betraͤget; 5. Trieb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/102
Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/102>, abgerufen am 16.04.2024.