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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das zehnte Stük von denen communion, churhannöv. und herzogl.
der Firsten, mit Bohren und Schiesen gewonnen. Die Absicht der Strossen und der
Firsten, und die Verfahrungsart, die dabei gewöhnlich ist, habe ich §. 37 im 9. St.
schon bekant gemacht. Jch halte es daher nicht vor nötig, daß ich hier von ihrer Vor-
richtung weitläuftig handele. So viel will ich aber ein vor allemal erinnern, daß man
in dem Communionhaarz wenig und fast keinen Strossenbau treibet: Denn man zie-
het den Firstenbau dem Strossenbau vor. Die Ursachen sind diese: 1. Man hoft
dabei einen grosen Teil des Holzes zu erspahren, welches zu denen Kästen bei dem Stros-
senbau erfordert wird, indem die Mittel derer Firsten 15 bis 20 Lachter hoch genom-
men werden, worin man kein Holz zu schlagen pfleget, weil bei dem Anfang derselben
über der Förderstrekke nur gezimmert wird, auf welches Gezimmer dann alle gewonnene
Berge gestürzt werden: 2. Man hält davor, daß man dabei viele Bergkosten vermei-
det, die sonst bei dem Strossenbau zu dem Verstürzen der Berge auf die Kästen, und
zu dem Zutagefördern erfordert werden, weil man die Berge gleich herein- und auf die
Sohlen der Firsten schieset. Die Zanksucht, diese herrschende Geburt der Einfalt, hat
sich auch bei den Tiefgelehrten unvermerkt eingeschlichen. Man muß sich daher nicht
verwundern, wann andere Bergverständige den Strossenbau schlechterdings erheben,
und den Firstenbau verwerfen. Es führen auch diese Ursachen an, und die sind diese:
1. Sie behaupten, daß man in einer Firste kaum 20 Zoll trokken über sich bohren kön-
ne, wann man in einer Strosse unter sich wol 40 Zoll bohrte: Auser diesem sind sie
2. der Meinung, daß bei dem Herunterschiesen des Erzes und der Berge, auf die Soh-
len der Firsten, gar viel kleines Erz verlohren ginge, welches man nicht aushalten könte.
Der erste Einwurf ist gegründet, der andere aber fält ganz weg, weil dieses eben so wol
bei dem Strossen-, als wie bei dem Firstenbau geschehen kan, wann die Steiger eine
genaue Aufsicht, und die Bergleute ihre Schuldigkeit, in der Aushaltung der Erze, aus
den Augen sezzen. Man muß meines Erachtens den Firstenbau dem Strossenbau alle-
mal vorziehen, Wann: 1. Das Hangende und das Liegende fest ist, und folglich bei der
wenigen Verzimmerung kein Einsturz zu befürchten ist; Wann die Gänge 2. sehr
flach fallen, und naß oder mit Wasser gebohret werden kan; Und wann man 3. die
Erzmittel, die noch zurükstehen, wegnehmen will. Jst es mir indessen bei dieser Sache er-
laubt allgemeine Regeln änzugeben? So werde ich diese festsezzen: 1. Man erwege
die Festigkeit des Gesteins, und die Donlege von dem Fallen des Ganges, und erfor-
sche daraus, so wol bei dem Strossen-, als wie bei dem Firstenbau, die Kosten der
Verzimmerung, und der Gewinnung der Erze; 2. Man vergleiche die Kosten des
einen mit den Kosten des anderen Baues; Und erwähle alsdann 3. dieienige Bau-
art, welche den grösten Nuzzen schaffet. Die Erze, die man unter den Firsten vor sich
stehen gelassen hat, können bei alle diesem und dem Bau an diesem Ort, durch Hülfe
der Uibersichbrechen und neuer Firsten bis an die obere ausgehauene Mittel gewonnen
werden, weil man nicht nur sehr gut verzimmert, sondern auch der gröste Teil der
Berge, der, vermöge seiner Schwere, senkrecht drukket, auf der schregen Lage des Lie-
genden ruhet. Geschiehet es überdis, daß der Gang so mächtig wird, daß man ihn
auf einmal mit den Firsten ohne Gefahr nicht wegnehmen kan: So nimt man vorerst
eine Weitung von etlichen Lachtern auf dem Liegenden mit denen Firsten weg, alsdann
aber hauet man neben diesen noch andere Firsten bis an das Hangende auf, und schiest

auf

Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl.
der Firſten, mit Bohren und Schieſen gewonnen. Die Abſicht der Stroſſen und der
Firſten, und die Verfahrungsart, die dabei gewoͤhnlich iſt, habe ich §. 37 im 9. St.
ſchon bekant gemacht. Jch halte es daher nicht vor noͤtig, daß ich hier von ihrer Vor-
richtung weitlaͤuftig handele. So viel will ich aber ein vor allemal erinnern, daß man
in dem Communionhaarz wenig und faſt keinen Stroſſenbau treibet: Denn man zie-
het den Firſtenbau dem Stroſſenbau vor. Die Urſachen ſind dieſe: 1. Man hoft
dabei einen groſen Teil des Holzes zu erſpahren, welches zu denen Kaͤſten bei dem Stroſ-
ſenbau erfordert wird, indem die Mittel derer Firſten 15 bis 20 Lachter hoch genom-
men werden, worin man kein Holz zu ſchlagen pfleget, weil bei dem Anfang derſelben
uͤber der Foͤrderſtrekke nur gezimmert wird, auf welches Gezimmer dann alle gewonnene
Berge geſtuͤrzt werden: 2. Man haͤlt davor, daß man dabei viele Bergkoſten vermei-
det, die ſonſt bei dem Stroſſenbau zu dem Verſtuͤrzen der Berge auf die Kaͤſten, und
zu dem Zutagefoͤrdern erfordert werden, weil man die Berge gleich herein- und auf die
Sohlen der Firſten ſchieſet. Die Zankſucht, dieſe herrſchende Geburt der Einfalt, hat
ſich auch bei den Tiefgelehrten unvermerkt eingeſchlichen. Man muß ſich daher nicht
verwundern, wann andere Bergverſtaͤndige den Stroſſenbau ſchlechterdings erheben,
und den Firſtenbau verwerfen. Es fuͤhren auch dieſe Urſachen an, und die ſind dieſe:
1. Sie behaupten, daß man in einer Firſte kaum 20 Zoll trokken uͤber ſich bohren koͤn-
ne, wann man in einer Stroſſe unter ſich wol 40 Zoll bohrte: Auſer dieſem ſind ſie
2. der Meinung, daß bei dem Herunterſchieſen des Erzes und der Berge, auf die Soh-
len der Firſten, gar viel kleines Erz verlohren ginge, welches man nicht aushalten koͤnte.
Der erſte Einwurf iſt gegruͤndet, der andere aber faͤlt ganz weg, weil dieſes eben ſo wol
bei dem Stroſſen-, als wie bei dem Firſtenbau geſchehen kan, wann die Steiger eine
genaue Aufſicht, und die Bergleute ihre Schuldigkeit, in der Aushaltung der Erze, aus
den Augen ſezzen. Man muß meines Erachtens den Firſtenbau dem Stroſſenbau alle-
mal vorziehen, Wann: 1. Das Hangende und das Liegende feſt iſt, und folglich bei der
wenigen Verzimmerung kein Einſturz zu befuͤrchten iſt; Wann die Gaͤnge 2. ſehr
flach fallen, und naß oder mit Waſſer gebohret werden kan; Und wann man 3. die
Erzmittel, die noch zuruͤkſtehen, wegnehmen will. Jſt es mir indeſſen bei dieſer Sache er-
laubt allgemeine Regeln aͤnzugeben? So werde ich dieſe feſtſezzen: 1. Man erwege
die Feſtigkeit des Geſteins, und die Donlege von dem Fallen des Ganges, und erfor-
ſche daraus, ſo wol bei dem Stroſſen-, als wie bei dem Firſtenbau, die Koſten der
Verzimmerung, und der Gewinnung der Erze; 2. Man vergleiche die Koſten des
einen mit den Koſten des anderen Baues; Und erwaͤhle alsdann 3. dieienige Bau-
art, welche den groͤſten Nuzzen ſchaffet. Die Erze, die man unter den Firſten vor ſich
ſtehen gelaſſen hat, koͤnnen bei alle dieſem und dem Bau an dieſem Ort, durch Huͤlfe
der Uiberſichbrechen und neuer Firſten bis an die obere ausgehauene Mittel gewonnen
werden, weil man nicht nur ſehr gut verzimmert, ſondern auch der groͤſte Teil der
Berge, der, vermoͤge ſeiner Schwere, ſenkrecht drukket, auf der ſchregen Lage des Lie-
genden ruhet. Geſchiehet es uͤberdis, daß der Gang ſo maͤchtig wird, daß man ihn
auf einmal mit den Firſten ohne Gefahr nicht wegnehmen kan: So nimt man vorerſt
eine Weitung von etlichen Lachtern auf dem Liegenden mit denen Firſten weg, alsdann
aber hauet man neben dieſen noch andere Firſten bis an das Hangende auf, und ſchieſt

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[224/0244] Das zehnte Stuͤk von denen communion, churhannoͤv. und herzogl. der Firſten, mit Bohren und Schieſen gewonnen. Die Abſicht der Stroſſen und der Firſten, und die Verfahrungsart, die dabei gewoͤhnlich iſt, habe ich §. 37 im 9. St. ſchon bekant gemacht. Jch halte es daher nicht vor noͤtig, daß ich hier von ihrer Vor- richtung weitlaͤuftig handele. So viel will ich aber ein vor allemal erinnern, daß man in dem Communionhaarz wenig und faſt keinen Stroſſenbau treibet: Denn man zie- het den Firſtenbau dem Stroſſenbau vor. Die Urſachen ſind dieſe: 1. Man hoft dabei einen groſen Teil des Holzes zu erſpahren, welches zu denen Kaͤſten bei dem Stroſ- ſenbau erfordert wird, indem die Mittel derer Firſten 15 bis 20 Lachter hoch genom- men werden, worin man kein Holz zu ſchlagen pfleget, weil bei dem Anfang derſelben uͤber der Foͤrderſtrekke nur gezimmert wird, auf welches Gezimmer dann alle gewonnene Berge geſtuͤrzt werden: 2. Man haͤlt davor, daß man dabei viele Bergkoſten vermei- det, die ſonſt bei dem Stroſſenbau zu dem Verſtuͤrzen der Berge auf die Kaͤſten, und zu dem Zutagefoͤrdern erfordert werden, weil man die Berge gleich herein- und auf die Sohlen der Firſten ſchieſet. Die Zankſucht, dieſe herrſchende Geburt der Einfalt, hat ſich auch bei den Tiefgelehrten unvermerkt eingeſchlichen. Man muß ſich daher nicht verwundern, wann andere Bergverſtaͤndige den Stroſſenbau ſchlechterdings erheben, und den Firſtenbau verwerfen. Es fuͤhren auch dieſe Urſachen an, und die ſind dieſe: 1. Sie behaupten, daß man in einer Firſte kaum 20 Zoll trokken uͤber ſich bohren koͤn- ne, wann man in einer Stroſſe unter ſich wol 40 Zoll bohrte: Auſer dieſem ſind ſie 2. der Meinung, daß bei dem Herunterſchieſen des Erzes und der Berge, auf die Soh- len der Firſten, gar viel kleines Erz verlohren ginge, welches man nicht aushalten koͤnte. Der erſte Einwurf iſt gegruͤndet, der andere aber faͤlt ganz weg, weil dieſes eben ſo wol bei dem Stroſſen-, als wie bei dem Firſtenbau geſchehen kan, wann die Steiger eine genaue Aufſicht, und die Bergleute ihre Schuldigkeit, in der Aushaltung der Erze, aus den Augen ſezzen. Man muß meines Erachtens den Firſtenbau dem Stroſſenbau alle- mal vorziehen, Wann: 1. Das Hangende und das Liegende feſt iſt, und folglich bei der wenigen Verzimmerung kein Einſturz zu befuͤrchten iſt; Wann die Gaͤnge 2. ſehr flach fallen, und naß oder mit Waſſer gebohret werden kan; Und wann man 3. die Erzmittel, die noch zuruͤkſtehen, wegnehmen will. Jſt es mir indeſſen bei dieſer Sache er- laubt allgemeine Regeln aͤnzugeben? So werde ich dieſe feſtſezzen: 1. Man erwege die Feſtigkeit des Geſteins, und die Donlege von dem Fallen des Ganges, und erfor- ſche daraus, ſo wol bei dem Stroſſen-, als wie bei dem Firſtenbau, die Koſten der Verzimmerung, und der Gewinnung der Erze; 2. Man vergleiche die Koſten des einen mit den Koſten des anderen Baues; Und erwaͤhle alsdann 3. dieienige Bau- art, welche den groͤſten Nuzzen ſchaffet. Die Erze, die man unter den Firſten vor ſich ſtehen gelaſſen hat, koͤnnen bei alle dieſem und dem Bau an dieſem Ort, durch Huͤlfe der Uiberſichbrechen und neuer Firſten bis an die obere ausgehauene Mittel gewonnen werden, weil man nicht nur ſehr gut verzimmert, ſondern auch der groͤſte Teil der Berge, der, vermoͤge ſeiner Schwere, ſenkrecht drukket, auf der ſchregen Lage des Lie- genden ruhet. Geſchiehet es uͤberdis, daß der Gang ſo maͤchtig wird, daß man ihn auf einmal mit den Firſten ohne Gefahr nicht wegnehmen kan: So nimt man vorerſt eine Weitung von etlichen Lachtern auf dem Liegenden mit denen Firſten weg, alsdann aber hauet man neben dieſen noch andere Firſten bis an das Hangende auf, und ſchieſt auf

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/244>, abgerufen am 29.03.2024.