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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Geschichte
der Regierung Muhämmeds des II,
siebenten Kaisers der Türken.


Des dritten Buches erstes Hauptstück.
1.

Wir kommen nunmehr zu dem Sultan Muhämmed Fatih 1, ei-Muhämmed ge-
stattet Karaman
Ogli den Frie-
den:

nem Fürsten, dessen Gleichen an Ruhme oder auch an
Glücke das osmanische Reich, ich will nicht sagen die ganze
Welt, niemals gesehen hat. Was ihrer viele gewünschet,
und wenige zu unternehmen das Herz gehabt hatten, das
wurde durch ihn zu Stande gebracht; nämlich die Eroberung von Constantino-
pel. Diese Stadt, die von Natur und Kunst stark befestiget war, an ihren
Seiten zwey offene Meere, und ein weit zahlreicheres Heer, als das seinige, zu
ihrer Vertheidigung hatte; wurde von demselben erobert und zum Hauptsitze
seines Reiches gemacht: damit dann auch der völlige Umsturz des so alten mor-
genländischen Kaiserthums geschehen war. Doch, wir wollen uns wieder zu
unserer Geschichte wenden. Nachdem Murad gestorben war: so wurde Mu-
hämmed, der sich itzo im ein und zwanzigsten Jahre seines Alters befand, zum
andernmale 2 gekrönet; und dieses geschahe am zehenten Tage des Monats Mu-
[Spaltenumbruch]

1 Fatih] Es ist dieses ein arabisches
Wort, und bedeutet einen Oeffnenden oder
Ueberwinder. Dieser Name wurde Muhäm-
med wegen seiner Bestürmung und Eroberung
von Constantinopel beygeleget.
2 zum andernmale] Hieraus ist offen-
[Spaltenumbruch]
bar zu ersehen, daß er bereits zu den Lebzei-
ten seines Vaters gekrönet worden ist; aber
damals, als dieser das Zepter wieder in die
Hände genommen, die Regierung aufgegeben
und demselben überlassen hat, davon bey den
christlichen Schriftstellern nicht die mindeste
Nachricht anzutreffen ist.

härrem,
S 2
Geſchichte
der Regierung Muhaͤmmeds des II,
ſiebenten Kaiſers der Tuͤrken.


Des dritten Buches erſtes Hauptſtuͤck.
1.

Wir kommen nunmehr zu dem Sultan Muhaͤmmed Fatih 1, ei-Muhaͤmmed ge-
ſtattet Karaman
Ogli den Frie-
den:

nem Fuͤrſten, deſſen Gleichen an Ruhme oder auch an
Gluͤcke das osmaniſche Reich, ich will nicht ſagen die ganze
Welt, niemals geſehen hat. Was ihrer viele gewuͤnſchet,
und wenige zu unternehmen das Herz gehabt hatten, das
wurde durch ihn zu Stande gebracht; naͤmlich die Eroberung von Conſtantino-
pel. Dieſe Stadt, die von Natur und Kunſt ſtark befeſtiget war, an ihren
Seiten zwey offene Meere, und ein weit zahlreicheres Heer, als das ſeinige, zu
ihrer Vertheidigung hatte; wurde von demſelben erobert und zum Hauptſitze
ſeines Reiches gemacht: damit dann auch der voͤllige Umſturz des ſo alten mor-
genlaͤndiſchen Kaiſerthums geſchehen war. Doch, wir wollen uns wieder zu
unſerer Geſchichte wenden. Nachdem Murad geſtorben war: ſo wurde Mu-
haͤmmed, der ſich itzo im ein und zwanzigſten Jahre ſeines Alters befand, zum
andernmale 2 gekroͤnet; und dieſes geſchahe am zehenten Tage des Monats Mu-
[Spaltenumbruch]

1 Fatih] Es iſt dieſes ein arabiſches
Wort, und bedeutet einen Oeffnenden oder
Ueberwinder. Dieſer Name wurde Muhaͤm-
med wegen ſeiner Beſtuͤrmung und Eroberung
von Conſtantinopel beygeleget.
2 zum andernmale] Hieraus iſt offen-
[Spaltenumbruch]
bar zu erſehen, daß er bereits zu den Lebzei-
ten ſeines Vaters gekroͤnet worden iſt; aber
damals, als dieſer das Zepter wieder in die
Haͤnde genommen, die Regierung aufgegeben
und demſelben uͤberlaſſen hat, davon bey den
chriſtlichen Schriftſtellern nicht die mindeſte
Nachricht anzutreffen iſt.

haͤrrem,
S 2
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[139/0223] Geſchichte der Regierung Muhaͤmmeds des II, ſiebenten Kaiſers der Tuͤrken. Des dritten Buches erſtes Hauptſtuͤck. 1. Wir kommen nunmehr zu dem Sultan Muhaͤmmed Fatih ¹ , ei- nem Fuͤrſten, deſſen Gleichen an Ruhme oder auch an Gluͤcke das osmaniſche Reich, ich will nicht ſagen die ganze Welt, niemals geſehen hat. Was ihrer viele gewuͤnſchet, und wenige zu unternehmen das Herz gehabt hatten, das wurde durch ihn zu Stande gebracht; naͤmlich die Eroberung von Conſtantino- pel. Dieſe Stadt, die von Natur und Kunſt ſtark befeſtiget war, an ihren Seiten zwey offene Meere, und ein weit zahlreicheres Heer, als das ſeinige, zu ihrer Vertheidigung hatte; wurde von demſelben erobert und zum Hauptſitze ſeines Reiches gemacht: damit dann auch der voͤllige Umſturz des ſo alten mor- genlaͤndiſchen Kaiſerthums geſchehen war. Doch, wir wollen uns wieder zu unſerer Geſchichte wenden. Nachdem Murad geſtorben war: ſo wurde Mu- haͤmmed, der ſich itzo im ein und zwanzigſten Jahre ſeines Alters befand, zum andernmale ² gekroͤnet; und dieſes geſchahe am zehenten Tage des Monats Mu- haͤrrem, ¹ Fatih] Es iſt dieſes ein arabiſches Wort, und bedeutet einen Oeffnenden oder Ueberwinder. Dieſer Name wurde Muhaͤm- med wegen ſeiner Beſtuͤrmung und Eroberung von Conſtantinopel beygeleget. ² zum andernmale] Hieraus iſt offen- bar zu erſehen, daß er bereits zu den Lebzei- ten ſeines Vaters gekroͤnet worden iſt; aber damals, als dieſer das Zepter wieder in die Haͤnde genommen, die Regierung aufgegeben und demſelben uͤberlaſſen hat, davon bey den chriſtlichen Schriftſtellern nicht die mindeſte Nachricht anzutreffen iſt. Muhaͤmmed ge- ſtattet Karaman Ogli den Frie- den: S 2

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/223>, abgerufen am 28.03.2024.