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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Das Leben
Demetrie Kantemirs,
Fürsten von Moldau.

Der Fürst Demetrie Kantemir 1 ist geboren am sechs und zwan-
zigsten October des 1673 Jahres. Sein Vater, Con-1673
stantin Kantemir, war damals bloß Serdar, das ist,
Statthalter und Feldherr der dreyen Landschaften in
Moldau 2.

Im Jahre 1684 wurde sein Vater zum Fürsten in Moldau verordnet;1684
und da der osmanische Hof einen von seinen Söhnen zur Geißel verlangte: so
schickte er seinen ältesten Sohn Antiochus mit einem Gefolge von sechs jungen
Edelleuten nach Constantinopel. Drey Jahre hernach erhielte Demetrie Kan-1687
temir von seinem Vater Befehl, dahin zu gehen und seinen Bruder abzulösen.
Zur selbigen Zeit war Constantin Brankowan, ein Todfeind des kantemirischen
Hauses, Fürst in der Walachey. Dieser Brankowan, in der Absicht, den Für-
sten um seinen guten Namen bey Hofe zu bringen, brachte nach Demetries
Ankunft zu Constantinopel dem obersten Weßire den Argwohn bey: Demetrie
[Spaltenumbruch]

1 Wir haben mit gutem Bedachte diesen
Namen mit einem K geschrieben, wie es der
von dem Verfasser selbst angegebene tatarische
Ursprung desselben von Kan Temur erfordert
(528 S. 76 Anm. der osmanischen Geschichte):
wie dann auch weder die moldauische, als die
Muttersprache dieses Fürsten; noch die tür-
kische, die an dem Orte seines Aufenthalts
herrschete; noch die griechische, die seiner Re-
ligion und seinem Volke eigen ist; noch die
[Spaltenumbruch]
russische, die in dem Lande seiner Zuflucht
geredet wird, so wenig als die deutsche Spra-
che, von einem C in der Aussprache des K
etwas weis, das sich aus der lateinischen und
italienischen Sprache in diesen und viele an-
dere Namen eingeschlichen hat.
2 [Constantin Kantemir hatte vier Gema-
linnen, unter denen die dritte unsers Verfas-
sers Mutter war.]

sey
5 O
Das Leben
Demetrie Kantemirs,
Fuͤrſten von Moldau.

Der Fuͤrſt Demetrie Kantemir 1 iſt geboren am ſechs und zwan-
zigſten October des 1673 Jahres. Sein Vater, Con-1673
ſtantin Kantemir, war damals bloß Serdar, das iſt,
Statthalter und Feldherr der dreyen Landſchaften in
Moldau 2.

Im Jahre 1684 wurde ſein Vater zum Fuͤrſten in Moldau verordnet;1684
und da der osmaniſche Hof einen von ſeinen Soͤhnen zur Geißel verlangte: ſo
ſchickte er ſeinen aͤlteſten Sohn Antiochus mit einem Gefolge von ſechs jungen
Edelleuten nach Conſtantinopel. Drey Jahre hernach erhielte Demetrie Kan-1687
temir von ſeinem Vater Befehl, dahin zu gehen und ſeinen Bruder abzuloͤſen.
Zur ſelbigen Zeit war Conſtantin Brankowan, ein Todfeind des kantemiriſchen
Hauſes, Fuͤrſt in der Walachey. Dieſer Brankowan, in der Abſicht, den Fuͤr-
ſten um ſeinen guten Namen bey Hofe zu bringen, brachte nach Demetries
Ankunft zu Conſtantinopel dem oberſten Weßire den Argwohn bey: Demetrie
[Spaltenumbruch]

1 Wir haben mit gutem Bedachte dieſen
Namen mit einem K geſchrieben, wie es der
von dem Verfaſſer ſelbſt angegebene tatariſche
Urſprung deſſelben von Kan Temur erfordert
(528 S. 76 Anm. der osmaniſchen Geſchichte):
wie dann auch weder die moldauiſche, als die
Mutterſprache dieſes Fuͤrſten; noch die tuͤr-
kiſche, die an dem Orte ſeines Aufenthalts
herrſchete; noch die griechiſche, die ſeiner Re-
ligion und ſeinem Volke eigen iſt; noch die
[Spaltenumbruch]
ruſſiſche, die in dem Lande ſeiner Zuflucht
geredet wird, ſo wenig als die deutſche Spra-
che, von einem C in der Ausſprache des K
etwas weis, das ſich aus der lateiniſchen und
italieniſchen Sprache in dieſen und viele an-
dere Namen eingeſchlichen hat.
2 [Conſtantin Kantemir hatte vier Gema-
linnen, unter denen die dritte unſers Verfaſ-
ſers Mutter war.]

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[841/0959] Das Leben Demetrie Kantemirs, Fuͤrſten von Moldau. Der Fuͤrſt Demetrie Kantemir ¹ iſt geboren am ſechs und zwan- zigſten October des 1673 Jahres. Sein Vater, Con- ſtantin Kantemir, war damals bloß Serdar, das iſt, Statthalter und Feldherr der dreyen Landſchaften in Moldau ² . 1673 Im Jahre 1684 wurde ſein Vater zum Fuͤrſten in Moldau verordnet; und da der osmaniſche Hof einen von ſeinen Soͤhnen zur Geißel verlangte: ſo ſchickte er ſeinen aͤlteſten Sohn Antiochus mit einem Gefolge von ſechs jungen Edelleuten nach Conſtantinopel. Drey Jahre hernach erhielte Demetrie Kan- temir von ſeinem Vater Befehl, dahin zu gehen und ſeinen Bruder abzuloͤſen. Zur ſelbigen Zeit war Conſtantin Brankowan, ein Todfeind des kantemiriſchen Hauſes, Fuͤrſt in der Walachey. Dieſer Brankowan, in der Abſicht, den Fuͤr- ſten um ſeinen guten Namen bey Hofe zu bringen, brachte nach Demetries Ankunft zu Conſtantinopel dem oberſten Weßire den Argwohn bey: Demetrie ſey ¹ Wir haben mit gutem Bedachte dieſen Namen mit einem K geſchrieben, wie es der von dem Verfaſſer ſelbſt angegebene tatariſche Urſprung deſſelben von Kan Temur erfordert (528 S. 76 Anm. der osmaniſchen Geſchichte): wie dann auch weder die moldauiſche, als die Mutterſprache dieſes Fuͤrſten; noch die tuͤr- kiſche, die an dem Orte ſeines Aufenthalts herrſchete; noch die griechiſche, die ſeiner Re- ligion und ſeinem Volke eigen iſt; noch die ruſſiſche, die in dem Lande ſeiner Zuflucht geredet wird, ſo wenig als die deutſche Spra- che, von einem C in der Ausſprache des K etwas weis, das ſich aus der lateiniſchen und italieniſchen Sprache in dieſen und viele an- dere Namen eingeſchlichen hat. ² [Conſtantin Kantemir hatte vier Gema- linnen, unter denen die dritte unſers Verfaſ- ſers Mutter war.] 1684 1687 5 O

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/959>, abgerufen am 20.04.2024.