Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

des Uterus zu den seltensten Erscheinungen, wie von H. Wen-
zel
*) gewiß mit Recht behauptet wird, und wir können
daher nur annehmen, daß, wo auch im nicht schwangern
Körper diese Wendung der Krankheit vorkäme, sie auf gleiche
Weise, wie andere innern Eiterungen, durch neu ansetzendes
Fieber mit Frost, pulsirendem Schmerz, Spuren von Eiter-
absetzung im Urin, Abendfieber u. s. w. bezeichnet werden
dürfte. Der Ausgang in Brand hingegen, obgleich bey nicht
Schwangern (schon wegen der Seltenheit der Metritis über-
haupt) ebenfalls nur in wenigen Fällen beobachtet, kommt
doch hier, so wie auch bey Wöchnerinnen, häufiger als die
Eiterung vor. Er wird bedingt durch eine schlechte Consti-
tution, ungünstige äußere Verhältnisse, epidemisch herrschende
bösartige Fieber, und vorzüglich durch versäumtes, kräftig
einwirkendes antiphlogistisches Verfahren in den ersten Stadien
der Krankheit. Es giebt sich dieser Ausgang vorzüglich durch
den veränderten Charakter des Fiebers zu erkennen, welches
aus einer Synocha oder einem Synochus in den Charakter
des Typhus übergeht und durch äußerst frequenten, oft in-
termittirenden Puls, klebrige profuse Schweiße, unwillkür-
liche Ausleerungen, trockne braune Zunge, Meteorismus,
Sehnenhüpfen, Schluchzen und Kälte der Extremitäten sich
erkennen läßt und gewöhnlich bald das Ende herbeyführt.

§. 336.

Dagegen kann dann auch die Eatzündung ohne organi-
sche Zerstörung durch Ausscheidungen sich endigen, wodurch
denn vorzüglich der Uebergang in andere Krankheiten und
namentlich in Degenerationen bewirkt wird. Es gehört hier-
her die Ausschwitzung plastischer Lymphe in die Zellen der
Uterinsubstanz und daran sich knüpfende gutartige oder skirrhöse
Verhärtung, oder die Ausschwitzung ähnlicher Stoffe auf der
Oberfläche, und die dadurch bewirkte Verwachsung des Ute-
rus mit benachbarten Theilen, oder endlich die Ergießung
seröser Flüssigkeit entweder in der Gebärmutterhöhle oder in

*) a. a. O. S. 52.

des Uterus zu den ſeltenſten Erſcheinungen, wie von H. Wen-
zel
*) gewiß mit Recht behauptet wird, und wir koͤnnen
daher nur annehmen, daß, wo auch im nicht ſchwangern
Koͤrper dieſe Wendung der Krankheit vorkaͤme, ſie auf gleiche
Weiſe, wie andere innern Eiterungen, durch neu anſetzendes
Fieber mit Froſt, pulſirendem Schmerz, Spuren von Eiter-
abſetzung im Urin, Abendfieber u. ſ. w. bezeichnet werden
duͤrfte. Der Ausgang in Brand hingegen, obgleich bey nicht
Schwangern (ſchon wegen der Seltenheit der Metritis uͤber-
haupt) ebenfalls nur in wenigen Faͤllen beobachtet, kommt
doch hier, ſo wie auch bey Woͤchnerinnen, haͤufiger als die
Eiterung vor. Er wird bedingt durch eine ſchlechte Conſti-
tution, unguͤnſtige aͤußere Verhaͤltniſſe, epidemiſch herrſchende
boͤsartige Fieber, und vorzuͤglich durch verſaͤumtes, kraͤftig
einwirkendes antiphlogiſtiſches Verfahren in den erſten Stadien
der Krankheit. Es giebt ſich dieſer Ausgang vorzuͤglich durch
den veraͤnderten Charakter des Fiebers zu erkennen, welches
aus einer Synocha oder einem Synochus in den Charakter
des Typhus uͤbergeht und durch aͤußerſt frequenten, oft in-
termittirenden Puls, klebrige profuſe Schweiße, unwillkuͤr-
liche Ausleerungen, trockne braune Zunge, Meteorismus,
Sehnenhuͤpfen, Schluchzen und Kaͤlte der Extremitaͤten ſich
erkennen laͤßt und gewoͤhnlich bald das Ende herbeyfuͤhrt.

§. 336.

Dagegen kann dann auch die Eatzuͤndung ohne organi-
ſche Zerſtoͤrung durch Ausſcheidungen ſich endigen, wodurch
denn vorzuͤglich der Uebergang in andere Krankheiten und
namentlich in Degenerationen bewirkt wird. Es gehoͤrt hier-
her die Ausſchwitzung plaſtiſcher Lymphe in die Zellen der
Uterinſubſtanz und daran ſich knuͤpfende gutartige oder ſkirrhoͤſe
Verhaͤrtung, oder die Ausſchwitzung aͤhnlicher Stoffe auf der
Oberflaͤche, und die dadurch bewirkte Verwachſung des Ute-
rus mit benachbarten Theilen, oder endlich die Ergießung
ſeroͤſer Fluͤſſigkeit entweder in der Gebaͤrmutterhoͤhle oder in

*) a. a. O. S. 52.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0281" n="261"/>
des Uterus zu den &#x017F;elten&#x017F;ten Er&#x017F;cheinungen, wie von H. <hi rendition="#g">Wen-<lb/>
zel</hi> <note place="foot" n="*)">a. a. O. S. 52.</note> gewiß mit Recht behauptet wird, und wir ko&#x0364;nnen<lb/>
daher nur annehmen, daß, wo auch im nicht &#x017F;chwangern<lb/>
Ko&#x0364;rper die&#x017F;e Wendung der Krankheit vorka&#x0364;me, &#x017F;ie auf gleiche<lb/>
Wei&#x017F;e, wie andere innern Eiterungen, durch neu an&#x017F;etzendes<lb/>
Fieber mit Fro&#x017F;t, pul&#x017F;irendem Schmerz, Spuren von Eiter-<lb/>
ab&#x017F;etzung im Urin, Abendfieber u. &#x017F;. w. bezeichnet werden<lb/>
du&#x0364;rfte. Der Ausgang in Brand hingegen, obgleich bey nicht<lb/>
Schwangern (&#x017F;chon wegen der Seltenheit der Metritis u&#x0364;ber-<lb/>
haupt) ebenfalls nur in wenigen Fa&#x0364;llen beobachtet, kommt<lb/>
doch hier, &#x017F;o wie auch bey Wo&#x0364;chnerinnen, ha&#x0364;ufiger als die<lb/>
Eiterung vor. Er wird bedingt durch eine &#x017F;chlechte Con&#x017F;ti-<lb/>
tution, ungu&#x0364;n&#x017F;tige a&#x0364;ußere Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, epidemi&#x017F;ch herr&#x017F;chende<lb/>
bo&#x0364;sartige Fieber, und vorzu&#x0364;glich durch ver&#x017F;a&#x0364;umtes, kra&#x0364;ftig<lb/>
einwirkendes antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;ches Verfahren in den er&#x017F;ten Stadien<lb/>
der Krankheit. Es giebt &#x017F;ich die&#x017F;er Ausgang vorzu&#x0364;glich durch<lb/>
den vera&#x0364;nderten Charakter des Fiebers zu erkennen, welches<lb/>
aus einer <hi rendition="#aq">Synocha</hi> oder einem <hi rendition="#aq">Synochus</hi> in den Charakter<lb/>
des <hi rendition="#aq">Typhus</hi> u&#x0364;bergeht und durch a&#x0364;ußer&#x017F;t frequenten, oft in-<lb/>
termittirenden Puls, klebrige profu&#x017F;e Schweiße, unwillku&#x0364;r-<lb/>
liche Ausleerungen, trockne braune Zunge, Meteorismus,<lb/>
Sehnenhu&#x0364;pfen, Schluchzen und Ka&#x0364;lte der Extremita&#x0364;ten &#x017F;ich<lb/>
erkennen la&#x0364;ßt und gewo&#x0364;hnlich bald das Ende herbeyfu&#x0364;hrt.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 336.</head><lb/>
                          <p>Dagegen kann dann auch die Eatzu&#x0364;ndung ohne organi-<lb/>
&#x017F;che Zer&#x017F;to&#x0364;rung durch Aus&#x017F;cheidungen &#x017F;ich endigen, wodurch<lb/>
denn vorzu&#x0364;glich der Uebergang in andere Krankheiten und<lb/>
namentlich in Degenerationen bewirkt wird. Es geho&#x0364;rt hier-<lb/>
her die Aus&#x017F;chwitzung pla&#x017F;ti&#x017F;cher Lymphe in die Zellen der<lb/>
Uterin&#x017F;ub&#x017F;tanz und daran &#x017F;ich knu&#x0364;pfende gutartige oder &#x017F;kirrho&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Verha&#x0364;rtung, oder die Aus&#x017F;chwitzung a&#x0364;hnlicher Stoffe auf der<lb/>
Oberfla&#x0364;che, und die dadurch bewirkte Verwach&#x017F;ung des Ute-<lb/>
rus mit benachbarten Theilen, oder endlich die Ergießung<lb/>
&#x017F;ero&#x0364;&#x017F;er Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit entweder in der Geba&#x0364;rmutterho&#x0364;hle oder in<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0281] des Uterus zu den ſeltenſten Erſcheinungen, wie von H. Wen- zel *) gewiß mit Recht behauptet wird, und wir koͤnnen daher nur annehmen, daß, wo auch im nicht ſchwangern Koͤrper dieſe Wendung der Krankheit vorkaͤme, ſie auf gleiche Weiſe, wie andere innern Eiterungen, durch neu anſetzendes Fieber mit Froſt, pulſirendem Schmerz, Spuren von Eiter- abſetzung im Urin, Abendfieber u. ſ. w. bezeichnet werden duͤrfte. Der Ausgang in Brand hingegen, obgleich bey nicht Schwangern (ſchon wegen der Seltenheit der Metritis uͤber- haupt) ebenfalls nur in wenigen Faͤllen beobachtet, kommt doch hier, ſo wie auch bey Woͤchnerinnen, haͤufiger als die Eiterung vor. Er wird bedingt durch eine ſchlechte Conſti- tution, unguͤnſtige aͤußere Verhaͤltniſſe, epidemiſch herrſchende boͤsartige Fieber, und vorzuͤglich durch verſaͤumtes, kraͤftig einwirkendes antiphlogiſtiſches Verfahren in den erſten Stadien der Krankheit. Es giebt ſich dieſer Ausgang vorzuͤglich durch den veraͤnderten Charakter des Fiebers zu erkennen, welches aus einer Synocha oder einem Synochus in den Charakter des Typhus uͤbergeht und durch aͤußerſt frequenten, oft in- termittirenden Puls, klebrige profuſe Schweiße, unwillkuͤr- liche Ausleerungen, trockne braune Zunge, Meteorismus, Sehnenhuͤpfen, Schluchzen und Kaͤlte der Extremitaͤten ſich erkennen laͤßt und gewoͤhnlich bald das Ende herbeyfuͤhrt. §. 336. Dagegen kann dann auch die Eatzuͤndung ohne organi- ſche Zerſtoͤrung durch Ausſcheidungen ſich endigen, wodurch denn vorzuͤglich der Uebergang in andere Krankheiten und namentlich in Degenerationen bewirkt wird. Es gehoͤrt hier- her die Ausſchwitzung plaſtiſcher Lymphe in die Zellen der Uterinſubſtanz und daran ſich knuͤpfende gutartige oder ſkirrhoͤſe Verhaͤrtung, oder die Ausſchwitzung aͤhnlicher Stoffe auf der Oberflaͤche, und die dadurch bewirkte Verwachſung des Ute- rus mit benachbarten Theilen, oder endlich die Ergießung ſeroͤſer Fluͤſſigkeit entweder in der Gebaͤrmutterhoͤhle oder in *) a. a. O. S. 52.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/281
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/281>, abgerufen am 16.04.2024.