Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

den Wänden derselben, welches zur Wassersucht der Gebär-
mutter führt. In allen diesen Fällen erfolgt die Zertheilung
unvollkommen, der heftigere Schmerz, das Fieber und die
sonstigen, dasselbe begleitenden Symptome mindern sich zwar,
aber es treten an deren Stelle die Zeichen dieser Folgekrank-
heiten ein, von welchen die Geschichte der Wassersucht, der
Verhärtung und des Skirrhus später ausführlicher betrachtet
werden müssen, so daß wir hier nur über die Verwachsung
bemerken, wie sie sich vorzüglich durch Störung der Funktion
derjenigen Organe, mit welchen sie Statt gefunden hat, zu
erkennen giebt. Haben sich daher bedeutende Verwachsungen
mit den Windungen des Darmkanals oder dem Netze ge-
bildet, so bleiben gewöhnlich Unordnungen in den Stuhlent-
leerungen, vorzüglich Obstruktionen, Neigung zu Congestio-
nen u. s. w. im Pfortadersystem zurück; sind Verwachsungen
zwischen Gebärmutterkörper und Grund und den gleichnami-
gen Theilen der Blase zugegen, so giebt sich dies durch be-
schwertes Urinlassen, Blasenkrämpfe, Ischurie u. s. w. zu er-
kennen. Endlich wirken aber diese Verwachsungen auch auf
die Gebärmutter zurück, werden die Veranlassungen zu schie-
fen Lagen derselben, und bedingen endlich insbesondere, wie
alle übrigen Degenerationen, solche Veränderungen der innern
Strukturverhältnisse derelben, welche ihren weitern Thätig-
keiten auf vielfache Weise hemmend werden müssen, wohin
denn Störungen der Menstruation, Unfruchtbarkeit oder Dis-
position zu den heftigsten, ja lebensgefährlichen Beschwerden
bey angehender Schwangerschaft gerechnet werden müssen.

§. 337.

Wir kommen nun zu den Ursachen der Gebärmutter-
entzündung, wohin wir jedoch hier bloß die disponirenden
und Gelegenheitsursachen zählen, indem die Ansicht des Ver-
fassers vom Wesen, oder wenn man will, von der nächsten
Ursache der Entzündung überhaupt und folglich auch der Ge-
bärmutterentzündung, schon oben (§. 328. 329.) ausgespro-
chen worden ist. -- Zu den disponirenden Veranlassungen
also muß zunächst die allgemeine, vollsaftige, robuste, zu Ent-

den Waͤnden derſelben, welches zur Waſſerſucht der Gebaͤr-
mutter fuͤhrt. In allen dieſen Faͤllen erfolgt die Zertheilung
unvollkommen, der heftigere Schmerz, das Fieber und die
ſonſtigen, daſſelbe begleitenden Symptome mindern ſich zwar,
aber es treten an deren Stelle die Zeichen dieſer Folgekrank-
heiten ein, von welchen die Geſchichte der Waſſerſucht, der
Verhaͤrtung und des Skirrhus ſpaͤter ausfuͤhrlicher betrachtet
werden muͤſſen, ſo daß wir hier nur uͤber die Verwachſung
bemerken, wie ſie ſich vorzuͤglich durch Stoͤrung der Funktion
derjenigen Organe, mit welchen ſie Statt gefunden hat, zu
erkennen giebt. Haben ſich daher bedeutende Verwachſungen
mit den Windungen des Darmkanals oder dem Netze ge-
bildet, ſo bleiben gewoͤhnlich Unordnungen in den Stuhlent-
leerungen, vorzuͤglich Obſtruktionen, Neigung zu Congeſtio-
nen u. ſ. w. im Pfortaderſyſtem zuruͤck; ſind Verwachſungen
zwiſchen Gebaͤrmutterkoͤrper und Grund und den gleichnami-
gen Theilen der Blaſe zugegen, ſo giebt ſich dies durch be-
ſchwertes Urinlaſſen, Blaſenkraͤmpfe, Iſchurie u. ſ. w. zu er-
kennen. Endlich wirken aber dieſe Verwachſungen auch auf
die Gebaͤrmutter zuruͤck, werden die Veranlaſſungen zu ſchie-
fen Lagen derſelben, und bedingen endlich insbeſondere, wie
alle uͤbrigen Degenerationen, ſolche Veraͤnderungen der innern
Strukturverhaͤltniſſe derelben, welche ihren weitern Thaͤtig-
keiten auf vielfache Weiſe hemmend werden muͤſſen, wohin
denn Stoͤrungen der Menſtruation, Unfruchtbarkeit oder Dis-
poſition zu den heftigſten, ja lebensgefaͤhrlichen Beſchwerden
bey angehender Schwangerſchaft gerechnet werden muͤſſen.

§. 337.

Wir kommen nun zu den Urſachen der Gebaͤrmutter-
entzuͤndung, wohin wir jedoch hier bloß die disponirenden
und Gelegenheitsurſachen zaͤhlen, indem die Anſicht des Ver-
faſſers vom Weſen, oder wenn man will, von der naͤchſten
Urſache der Entzuͤndung uͤberhaupt und folglich auch der Ge-
baͤrmutterentzuͤndung, ſchon oben (§. 328. 329.) ausgeſpro-
chen worden iſt. — Zu den disponirenden Veranlaſſungen
alſo muß zunaͤchſt die allgemeine, vollſaftige, robuſte, zu Ent-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0282" n="262"/>
den Wa&#x0364;nden der&#x017F;elben, welches zur Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht der Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter fu&#x0364;hrt. In allen die&#x017F;en Fa&#x0364;llen erfolgt die Zertheilung<lb/>
unvollkommen, der heftigere Schmerz, das Fieber und die<lb/>
&#x017F;on&#x017F;tigen, da&#x017F;&#x017F;elbe begleitenden Symptome mindern &#x017F;ich zwar,<lb/>
aber es treten an deren Stelle die Zeichen die&#x017F;er Folgekrank-<lb/>
heiten ein, von welchen die Ge&#x017F;chichte der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht, der<lb/>
Verha&#x0364;rtung und des Skirrhus &#x017F;pa&#x0364;ter ausfu&#x0364;hrlicher betrachtet<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o daß wir hier nur u&#x0364;ber die Verwach&#x017F;ung<lb/>
bemerken, wie &#x017F;ie &#x017F;ich vorzu&#x0364;glich durch Sto&#x0364;rung der Funktion<lb/>
derjenigen Organe, mit welchen &#x017F;ie Statt gefunden hat, zu<lb/>
erkennen giebt. Haben &#x017F;ich daher bedeutende Verwach&#x017F;ungen<lb/>
mit den Windungen des Darmkanals oder dem Netze ge-<lb/>
bildet, &#x017F;o bleiben gewo&#x0364;hnlich Unordnungen in den Stuhlent-<lb/>
leerungen, vorzu&#x0364;glich Ob&#x017F;truktionen, Neigung zu Conge&#x017F;tio-<lb/>
nen u. &#x017F;. w. im Pfortader&#x017F;y&#x017F;tem zuru&#x0364;ck; &#x017F;ind Verwach&#x017F;ungen<lb/>
zwi&#x017F;chen Geba&#x0364;rmutterko&#x0364;rper und Grund und den gleichnami-<lb/>
gen Theilen der Bla&#x017F;e zugegen, &#x017F;o giebt &#x017F;ich dies durch be-<lb/>
&#x017F;chwertes Urinla&#x017F;&#x017F;en, Bla&#x017F;enkra&#x0364;mpfe, I&#x017F;churie u. &#x017F;. w. zu er-<lb/>
kennen. Endlich wirken aber die&#x017F;e Verwach&#x017F;ungen auch auf<lb/>
die Geba&#x0364;rmutter zuru&#x0364;ck, werden die Veranla&#x017F;&#x017F;ungen zu &#x017F;chie-<lb/>
fen Lagen der&#x017F;elben, und bedingen endlich insbe&#x017F;ondere, wie<lb/>
alle u&#x0364;brigen Degenerationen, &#x017F;olche Vera&#x0364;nderungen der innern<lb/>
Strukturverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e derelben, welche ihren weitern Tha&#x0364;tig-<lb/>
keiten auf vielfache Wei&#x017F;e hemmend werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wohin<lb/>
denn Sto&#x0364;rungen der Men&#x017F;truation, Unfruchtbarkeit oder Dis-<lb/>
po&#x017F;ition zu den heftig&#x017F;ten, ja lebensgefa&#x0364;hrlichen Be&#x017F;chwerden<lb/>
bey angehender Schwanger&#x017F;chaft gerechnet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 337.</head><lb/>
                          <p>Wir kommen nun zu den <hi rendition="#g">Ur&#x017F;achen</hi> der Geba&#x0364;rmutter-<lb/>
entzu&#x0364;ndung, wohin wir jedoch hier bloß die disponirenden<lb/>
und Gelegenheitsur&#x017F;achen za&#x0364;hlen, indem die An&#x017F;icht des Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ers vom We&#x017F;en, oder wenn man will, von der na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Ur&#x017F;ache der Entzu&#x0364;ndung u&#x0364;berhaupt und folglich auch der Ge-<lb/>
ba&#x0364;rmutterentzu&#x0364;ndung, &#x017F;chon oben (§. 328. 329.) ausge&#x017F;pro-<lb/>
chen worden i&#x017F;t. &#x2014; Zu den disponirenden Veranla&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
al&#x017F;o muß zuna&#x0364;ch&#x017F;t die allgemeine, voll&#x017F;aftige, robu&#x017F;te, zu Ent-<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0282] den Waͤnden derſelben, welches zur Waſſerſucht der Gebaͤr- mutter fuͤhrt. In allen dieſen Faͤllen erfolgt die Zertheilung unvollkommen, der heftigere Schmerz, das Fieber und die ſonſtigen, daſſelbe begleitenden Symptome mindern ſich zwar, aber es treten an deren Stelle die Zeichen dieſer Folgekrank- heiten ein, von welchen die Geſchichte der Waſſerſucht, der Verhaͤrtung und des Skirrhus ſpaͤter ausfuͤhrlicher betrachtet werden muͤſſen, ſo daß wir hier nur uͤber die Verwachſung bemerken, wie ſie ſich vorzuͤglich durch Stoͤrung der Funktion derjenigen Organe, mit welchen ſie Statt gefunden hat, zu erkennen giebt. Haben ſich daher bedeutende Verwachſungen mit den Windungen des Darmkanals oder dem Netze ge- bildet, ſo bleiben gewoͤhnlich Unordnungen in den Stuhlent- leerungen, vorzuͤglich Obſtruktionen, Neigung zu Congeſtio- nen u. ſ. w. im Pfortaderſyſtem zuruͤck; ſind Verwachſungen zwiſchen Gebaͤrmutterkoͤrper und Grund und den gleichnami- gen Theilen der Blaſe zugegen, ſo giebt ſich dies durch be- ſchwertes Urinlaſſen, Blaſenkraͤmpfe, Iſchurie u. ſ. w. zu er- kennen. Endlich wirken aber dieſe Verwachſungen auch auf die Gebaͤrmutter zuruͤck, werden die Veranlaſſungen zu ſchie- fen Lagen derſelben, und bedingen endlich insbeſondere, wie alle uͤbrigen Degenerationen, ſolche Veraͤnderungen der innern Strukturverhaͤltniſſe derelben, welche ihren weitern Thaͤtig- keiten auf vielfache Weiſe hemmend werden muͤſſen, wohin denn Stoͤrungen der Menſtruation, Unfruchtbarkeit oder Dis- poſition zu den heftigſten, ja lebensgefaͤhrlichen Beſchwerden bey angehender Schwangerſchaft gerechnet werden muͤſſen. §. 337. Wir kommen nun zu den Urſachen der Gebaͤrmutter- entzuͤndung, wohin wir jedoch hier bloß die disponirenden und Gelegenheitsurſachen zaͤhlen, indem die Anſicht des Ver- faſſers vom Weſen, oder wenn man will, von der naͤchſten Urſache der Entzuͤndung uͤberhaupt und folglich auch der Ge- baͤrmutterentzuͤndung, ſchon oben (§. 328. 329.) ausgeſpro- chen worden iſt. — Zu den disponirenden Veranlaſſungen alſo muß zunaͤchſt die allgemeine, vollſaftige, robuſte, zu Ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/282
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/282>, abgerufen am 20.04.2024.