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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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durch vermehrte Sekretionen des Darmkanals die Erregung
anderer Organe vermindern, theils überhaupt beruhigend auf
das Gefäßsystem wirken. Zu den erstern rechnen wir vor-
züglich das Quecksilber, welches, gleich andern minerali-
schen Giften, vorzüglich der Reproduktion unmittelbar ent-
gegengesetzt ist (eben dadurch in größern Gaben und in ge-
wissen Verbindungen als eins der zerstörendsten Gifte sich
darstellt), daher als Beschränkungsmittel abnorm aufgeregter
Thätigkeit in den feinern Verzweigungen des Gefäßsystems
(sowohl bey Entzündung als Degeneration, in welcher letz-
tern Hinsicht besonders an die Wirkung des rothen Quecksil-
berpräcipitats bey schwammigen Auswüchsen erinnert werden
kann), einer schon von H. Hegewisch *) aufgestellten An-
sicht zu Folge, so außerordentlich hülfreich sich erweist. Auch
in der Gebärmutterentzündung daher, und zwar vorzüglich
der Neigung dieses Organs zu Degenerationen wegen, zeigt
das Quecksilber, und insbesondere das Calomel, sich von
ausgezeichnetem Nutzen; nur muß die Gabe nach der Indi-
vidualität des Kranken abgemessen werden, damit vorzüglich
stärkere Dosen (2 -- 4 Gran) nicht etwa zu schnell über-
mäßige Darmausleerungen hervorbringen, und so die weitere
Anwendung verhindert wird. Beym Nachlaß der acuten Me-
tritis und vorzüglich bey Symptomen, welche einen Ueber-
gang in die chronische verrathen, ist namentlich auch von den
äußerlichen Einreibungen des Unguenti mercurial. in Ver-
bindung mit dem Linimento volat. Gebrauch zu machen.

§. 343.

Was die den übrigen Heilanzeigen (s. vorigen §.) ent-
sprechenden Mittel betrifft, so sind von den den Darmkanal
insbesondere in Anspruch nehmenden vorzüglich das Nitrum
und die blanden Abführmittel zu erwähnen; ersteres kann zu
5 -- 10 Gran pro dosi mit dem Calomel oder in Emulsio-
nen aufgelöst gegeben werden. Noch stärkere Dosen passen
nur für die acutesten Fälle, indem bey andern dadurch theils

*) Hufeland's Journal d. pr. Heilkunde. XXI. Bd. 3. St.

durch vermehrte Sekretionen des Darmkanals die Erregung
anderer Organe vermindern, theils uͤberhaupt beruhigend auf
das Gefaͤßſyſtem wirken. Zu den erſtern rechnen wir vor-
zuͤglich das Queckſilber, welches, gleich andern minerali-
ſchen Giften, vorzuͤglich der Reproduktion unmittelbar ent-
gegengeſetzt iſt (eben dadurch in groͤßern Gaben und in ge-
wiſſen Verbindungen als eins der zerſtoͤrendſten Gifte ſich
darſtellt), daher als Beſchraͤnkungsmittel abnorm aufgeregter
Thaͤtigkeit in den feinern Verzweigungen des Gefaͤßſyſtems
(ſowohl bey Entzuͤndung als Degeneration, in welcher letz-
tern Hinſicht beſonders an die Wirkung des rothen Queckſil-
berpraͤcipitats bey ſchwammigen Auswuͤchſen erinnert werden
kann), einer ſchon von H. Hegewiſch *) aufgeſtellten An-
ſicht zu Folge, ſo außerordentlich huͤlfreich ſich erweiſt. Auch
in der Gebaͤrmutterentzuͤndung daher, und zwar vorzuͤglich
der Neigung dieſes Organs zu Degenerationen wegen, zeigt
das Queckſilber, und insbeſondere das Calomel, ſich von
ausgezeichnetem Nutzen; nur muß die Gabe nach der Indi-
vidualitaͤt des Kranken abgemeſſen werden, damit vorzuͤglich
ſtaͤrkere Doſen (2 — 4 Gran) nicht etwa zu ſchnell uͤber-
maͤßige Darmausleerungen hervorbringen, und ſo die weitere
Anwendung verhindert wird. Beym Nachlaß der acuten Me-
tritis und vorzuͤglich bey Symptomen, welche einen Ueber-
gang in die chroniſche verrathen, iſt namentlich auch von den
aͤußerlichen Einreibungen des Unguenti mercurial. in Ver-
bindung mit dem Linimento volat. Gebrauch zu machen.

§. 343.

Was die den uͤbrigen Heilanzeigen (ſ. vorigen §.) ent-
ſprechenden Mittel betrifft, ſo ſind von den den Darmkanal
insbeſondere in Anſpruch nehmenden vorzuͤglich das Nitrum
und die blanden Abfuͤhrmittel zu erwaͤhnen; erſteres kann zu
5 — 10 Gran pro dosi mit dem Calomel oder in Emulſio-
nen aufgeloͤſt gegeben werden. Noch ſtaͤrkere Doſen paſſen
nur fuͤr die acuteſten Faͤlle, indem bey andern dadurch theils

*) Hufeland’s Journal d. pr. Heilkunde. XXI. Bd. 3. St.
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[267/0287] durch vermehrte Sekretionen des Darmkanals die Erregung anderer Organe vermindern, theils uͤberhaupt beruhigend auf das Gefaͤßſyſtem wirken. Zu den erſtern rechnen wir vor- zuͤglich das Queckſilber, welches, gleich andern minerali- ſchen Giften, vorzuͤglich der Reproduktion unmittelbar ent- gegengeſetzt iſt (eben dadurch in groͤßern Gaben und in ge- wiſſen Verbindungen als eins der zerſtoͤrendſten Gifte ſich darſtellt), daher als Beſchraͤnkungsmittel abnorm aufgeregter Thaͤtigkeit in den feinern Verzweigungen des Gefaͤßſyſtems (ſowohl bey Entzuͤndung als Degeneration, in welcher letz- tern Hinſicht beſonders an die Wirkung des rothen Queckſil- berpraͤcipitats bey ſchwammigen Auswuͤchſen erinnert werden kann), einer ſchon von H. Hegewiſch *) aufgeſtellten An- ſicht zu Folge, ſo außerordentlich huͤlfreich ſich erweiſt. Auch in der Gebaͤrmutterentzuͤndung daher, und zwar vorzuͤglich der Neigung dieſes Organs zu Degenerationen wegen, zeigt das Queckſilber, und insbeſondere das Calomel, ſich von ausgezeichnetem Nutzen; nur muß die Gabe nach der Indi- vidualitaͤt des Kranken abgemeſſen werden, damit vorzuͤglich ſtaͤrkere Doſen (2 — 4 Gran) nicht etwa zu ſchnell uͤber- maͤßige Darmausleerungen hervorbringen, und ſo die weitere Anwendung verhindert wird. Beym Nachlaß der acuten Me- tritis und vorzuͤglich bey Symptomen, welche einen Ueber- gang in die chroniſche verrathen, iſt namentlich auch von den aͤußerlichen Einreibungen des Unguenti mercurial. in Ver- bindung mit dem Linimento volat. Gebrauch zu machen. §. 343. Was die den uͤbrigen Heilanzeigen (ſ. vorigen §.) ent- ſprechenden Mittel betrifft, ſo ſind von den den Darmkanal insbeſondere in Anſpruch nehmenden vorzuͤglich das Nitrum und die blanden Abfuͤhrmittel zu erwaͤhnen; erſteres kann zu 5 — 10 Gran pro dosi mit dem Calomel oder in Emulſio- nen aufgeloͤſt gegeben werden. Noch ſtaͤrkere Doſen paſſen nur fuͤr die acuteſten Faͤlle, indem bey andern dadurch theils *) Hufeland’s Journal d. pr. Heilkunde. XXI. Bd. 3. St.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/287>, abgerufen am 18.04.2024.