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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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menge für einen Körper höchst angreifend und beträchtlich,
für einen andern gering seyn kann, wie dies schon bey dem
normalen Blutflusse der Menstruation bemerkt worden ist.
2) Der Qualität nach, indem das abfließende Blut ent-
weder hellrothes arterielles, oder dunkelgefärb-
tes, venöses
, und ferner flüssiges und reines, oder
coagulirtes und mißfarbiges, mit Lymphe oder Eiter
gemischtes Blut ist.

Anmerkung. Was die Blutergießungen aus dem Uterus
betrifft, so könnte man wohl die Frage aufwerfen, ob es über-
haupt arterielle Blutungen in einem Organe geben könne, dessen
natürliche Ausscheidungen (wie dies die Physiologie der Men-
struation lehrte) doch höchst wahrscheinlich allein durch Venen
bewerkstelligt werden? -- und ob ich nun gleich ziemlich fest
überzeugt bin, daß allerdings auch die Metrorrhagie außer der
Menstruations- und Schwangerschaftszeit durch die an der innern
Uterinfläche sich vorfindenden Venenmündungen geschehe, so
halte ich doch jene Unterscheidung nicht für ganz überflüßig, in-
dem es doch gewiß etwas Anderes ist, wenn das in die feinern
Venenzweige ergossene arterielle Blut sogleich wieder aus diesen
Venenzweigen ausströmt, oder wenn Blut, welches schon län-
gere Zeit in den Venenstämmen verweilte, durch eine retrograde
Bewegung (welche im Venensystem vielleicht häufiger als ge-
meinhin angenommen wird, vorkommt) sich ergießt.

§. 351.

Eine dritte Eintheilung bezieht sich auf das Verwei-
len oder Ausfließen
des Blutes, nach welcher wir in-
nern
und äußern Gebärmutterblutfluß unterscheiden,
und hier wird es denn noch erforderlich, der besondern Kenn-
zeichen des erstern zu gedenken, indem für sämmtliche übrige
Arten sich die charakteristischen Merkmale leicht von selbst
darbieten. Ein Gebärmutterblutfluß also, wo das Blut in
der Höhle des Uterus selbst sich anhäuft, wird erkannt:
1) aus den Zeichen des Blutverlustes und der Er-

I. Theil. 18

menge fuͤr einen Koͤrper hoͤchſt angreifend und betraͤchtlich,
fuͤr einen andern gering ſeyn kann, wie dies ſchon bey dem
normalen Blutfluſſe der Menſtruation bemerkt worden iſt.
2) Der Qualitaͤt nach, indem das abfließende Blut ent-
weder hellrothes arterielles, oder dunkelgefaͤrb-
tes, venoͤſes
, und ferner fluͤſſiges und reines, oder
coagulirtes und mißfarbiges, mit Lymphe oder Eiter
gemiſchtes Blut iſt.

Anmerkung. Was die Blutergießungen aus dem Uterus
betrifft, ſo koͤnnte man wohl die Frage aufwerfen, ob es uͤber-
haupt arterielle Blutungen in einem Organe geben koͤnne, deſſen
natuͤrliche Ausſcheidungen (wie dies die Phyſiologie der Men-
ſtruation lehrte) doch hoͤchſt wahrſcheinlich allein durch Venen
bewerkſtelligt werden? — und ob ich nun gleich ziemlich feſt
uͤberzeugt bin, daß allerdings auch die Metrorrhagie außer der
Menſtruations- und Schwangerſchaftszeit durch die an der innern
Uterinflaͤche ſich vorfindenden Venenmuͤndungen geſchehe, ſo
halte ich doch jene Unterſcheidung nicht fuͤr ganz uͤberfluͤßig, in-
dem es doch gewiß etwas Anderes iſt, wenn das in die feinern
Venenzweige ergoſſene arterielle Blut ſogleich wieder aus dieſen
Venenzweigen ausſtroͤmt, oder wenn Blut, welches ſchon laͤn-
gere Zeit in den Venenſtaͤmmen verweilte, durch eine retrograde
Bewegung (welche im Venenſyſtem vielleicht haͤufiger als ge-
meinhin angenommen wird, vorkommt) ſich ergießt.

§. 351.

Eine dritte Eintheilung bezieht ſich auf das Verwei-
len oder Ausfließen
des Blutes, nach welcher wir in-
nern
und aͤußern Gebaͤrmutterblutfluß unterſcheiden,
und hier wird es denn noch erforderlich, der beſondern Kenn-
zeichen des erſtern zu gedenken, indem fuͤr ſaͤmmtliche uͤbrige
Arten ſich die charakteriſtiſchen Merkmale leicht von ſelbſt
darbieten. Ein Gebaͤrmutterblutfluß alſo, wo das Blut in
der Hoͤhle des Uterus ſelbſt ſich anhaͤuft, wird erkannt:
1) aus den Zeichen des Blutverluſtes und der Er-

I. Theil. 18
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[273/0293] menge fuͤr einen Koͤrper hoͤchſt angreifend und betraͤchtlich, fuͤr einen andern gering ſeyn kann, wie dies ſchon bey dem normalen Blutfluſſe der Menſtruation bemerkt worden iſt. 2) Der Qualitaͤt nach, indem das abfließende Blut ent- weder hellrothes arterielles, oder dunkelgefaͤrb- tes, venoͤſes, und ferner fluͤſſiges und reines, oder coagulirtes und mißfarbiges, mit Lymphe oder Eiter gemiſchtes Blut iſt. Anmerkung. Was die Blutergießungen aus dem Uterus betrifft, ſo koͤnnte man wohl die Frage aufwerfen, ob es uͤber- haupt arterielle Blutungen in einem Organe geben koͤnne, deſſen natuͤrliche Ausſcheidungen (wie dies die Phyſiologie der Men- ſtruation lehrte) doch hoͤchſt wahrſcheinlich allein durch Venen bewerkſtelligt werden? — und ob ich nun gleich ziemlich feſt uͤberzeugt bin, daß allerdings auch die Metrorrhagie außer der Menſtruations- und Schwangerſchaftszeit durch die an der innern Uterinflaͤche ſich vorfindenden Venenmuͤndungen geſchehe, ſo halte ich doch jene Unterſcheidung nicht fuͤr ganz uͤberfluͤßig, in- dem es doch gewiß etwas Anderes iſt, wenn das in die feinern Venenzweige ergoſſene arterielle Blut ſogleich wieder aus dieſen Venenzweigen ausſtroͤmt, oder wenn Blut, welches ſchon laͤn- gere Zeit in den Venenſtaͤmmen verweilte, durch eine retrograde Bewegung (welche im Venenſyſtem vielleicht haͤufiger als ge- meinhin angenommen wird, vorkommt) ſich ergießt. §. 351. Eine dritte Eintheilung bezieht ſich auf das Verwei- len oder Ausfließen des Blutes, nach welcher wir in- nern und aͤußern Gebaͤrmutterblutfluß unterſcheiden, und hier wird es denn noch erforderlich, der beſondern Kenn- zeichen des erſtern zu gedenken, indem fuͤr ſaͤmmtliche uͤbrige Arten ſich die charakteriſtiſchen Merkmale leicht von ſelbſt darbieten. Ein Gebaͤrmutterblutfluß alſo, wo das Blut in der Hoͤhle des Uterus ſelbſt ſich anhaͤuft, wird erkannt: 1) aus den Zeichen des Blutverluſtes und der Er- I. Theil. 18

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/293>, abgerufen am 16.04.2024.