Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

sens beym Stuhlgange, wobey diese Geschwülste sich oft noch
fester in das kleine Becken hereinsenken, von Zeit zu Zeit ge-
reichte blande Abführmittel, dieses habe ich immer bey Kran-
ken dieser Art am zweckmäßigsten gefunden, um ihre Leiden
wenigstens in etwas zu mäßigen.

6.
Von den polypösen Auswüchsen
an der innern Fläche der Gebärmutter
.
§. 421.

Die Schleimhaut, welche die verschiedenen Gegenden des
Fruchtganges (Fallopische Röhren, Uterus und Mutterscheide)
überzieht, ist namentlich im Uterus ihrer Natur nach zu einem
hohen Grade der Produktivität bestimmt, *) indem aus ihr sich
die sogenannte Flockenhaut zur Befestigung der Frucht entwik-
kelt, ja bey vielen Säugethieren (namentlich den Wiederkäuern)
die Kotyledonen aus ihr sich bilden, welche als vollkommen
pilzförmige Erhabenheiten oft zolllang an dünnern Stielen über
die Gebärmutterfläche sich erheben. Es ist daher sehr natür-
lich, daß bey abnorm angeregter Bildungsthätigkeit dieser Or-
gane, eben so wie in der gesammten Substanz, auch in die-
ser Haut Afterorganisationen entstehen, welche dann ihrer Form
nach oft auffallende Aehnlichkeit mit jenen Kotyledonen haben
und mit dem Namen der Polypen belegt werden.

§. 422.

Aeußeres und Inneres dieser Auswüchse zeigt vielfache
Verschiedenheiten; gemeiniglich stellen sie sich in birnförmiger

*) Aehnliche Produktivität zeigen ja auch die Schleimhänte in andern
Organen, z. B. der Nasenhöhlen und Rachenhöhle, ja selbst die
Eingeweidewürmer des Darmkanals scheinen Erzeugungen seiner in-
nern Fläche zu seyn.

ſens beym Stuhlgange, wobey dieſe Geſchwuͤlſte ſich oft noch
feſter in das kleine Becken hereinſenken, von Zeit zu Zeit ge-
reichte blande Abfuͤhrmittel, dieſes habe ich immer bey Kran-
ken dieſer Art am zweckmaͤßigſten gefunden, um ihre Leiden
wenigſtens in etwas zu maͤßigen.

6.
Von den polypoͤſen Auswuͤchſen
an der innern Flaͤche der Gebaͤrmutter
.
§. 421.

Die Schleimhaut, welche die verſchiedenen Gegenden des
Fruchtganges (Fallopiſche Roͤhren, Uterus und Mutterſcheide)
uͤberzieht, iſt namentlich im Uterus ihrer Natur nach zu einem
hohen Grade der Produktivitaͤt beſtimmt, *) indem aus ihr ſich
die ſogenannte Flockenhaut zur Befeſtigung der Frucht entwik-
kelt, ja bey vielen Saͤugethieren (namentlich den Wiederkaͤuern)
die Kotyledonen aus ihr ſich bilden, welche als vollkommen
pilzfoͤrmige Erhabenheiten oft zolllang an duͤnnern Stielen uͤber
die Gebaͤrmutterflaͤche ſich erheben. Es iſt daher ſehr natuͤr-
lich, daß bey abnorm angeregter Bildungsthaͤtigkeit dieſer Or-
gane, eben ſo wie in der geſammten Subſtanz, auch in die-
ſer Haut Afterorganiſationen entſtehen, welche dann ihrer Form
nach oft auffallende Aehnlichkeit mit jenen Kotyledonen haben
und mit dem Namen der Polypen belegt werden.

§. 422.

Aeußeres und Inneres dieſer Auswuͤchſe zeigt vielfache
Verſchiedenheiten; gemeiniglich ſtellen ſie ſich in birnfoͤrmiger

*) Aehnliche Produktivitaͤt zeigen ja auch die Schleimhaͤnte in andern
Organen, z. B. der Naſenhoͤhlen und Rachenhoͤhle, ja ſelbſt die
Eingeweidewuͤrmer des Darmkanals ſcheinen Erzeugungen ſeiner in-
nern Flaͤche zu ſeyn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0346" n="326"/>
&#x017F;ens beym Stuhlgange, wobey die&#x017F;e Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te &#x017F;ich oft noch<lb/>
fe&#x017F;ter in das kleine Becken herein&#x017F;enken, von Zeit zu Zeit ge-<lb/>
reichte blande Abfu&#x0364;hrmittel, die&#x017F;es habe ich immer bey Kran-<lb/>
ken die&#x017F;er Art am zweckma&#x0364;ßig&#x017F;ten gefunden, um ihre Leiden<lb/>
wenig&#x017F;tens in etwas zu ma&#x0364;ßigen.</p>
                        </div>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>6.<lb/><hi rendition="#g">Von den polypo&#x0364;&#x017F;en Auswu&#x0364;ch&#x017F;en<lb/>
an der innern Fla&#x0364;che der Geba&#x0364;rmutter</hi>.</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 421.</head><lb/>
                          <p>Die Schleimhaut, welche die ver&#x017F;chiedenen Gegenden des<lb/>
Fruchtganges (Fallopi&#x017F;che Ro&#x0364;hren, Uterus und Mutter&#x017F;cheide)<lb/>
u&#x0364;berzieht, i&#x017F;t namentlich im Uterus ihrer Natur nach zu einem<lb/>
hohen Grade der Produktivita&#x0364;t be&#x017F;timmt, <note place="foot" n="*)">Aehnliche Produktivita&#x0364;t zeigen ja auch die Schleimha&#x0364;nte in andern<lb/>
Organen, z. B. der Na&#x017F;enho&#x0364;hlen und Rachenho&#x0364;hle, ja &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
Eingeweidewu&#x0364;rmer des Darmkanals &#x017F;cheinen Erzeugungen &#x017F;einer in-<lb/>
nern Fla&#x0364;che zu &#x017F;eyn.</note> indem aus ihr &#x017F;ich<lb/>
die &#x017F;ogenannte Flockenhaut zur Befe&#x017F;tigung der Frucht entwik-<lb/>
kelt, ja bey vielen Sa&#x0364;ugethieren (namentlich den Wiederka&#x0364;uern)<lb/>
die Kotyledonen aus ihr &#x017F;ich bilden, welche als vollkommen<lb/>
pilzfo&#x0364;rmige Erhabenheiten oft zolllang an du&#x0364;nnern Stielen u&#x0364;ber<lb/>
die Geba&#x0364;rmutterfla&#x0364;che &#x017F;ich erheben. Es i&#x017F;t daher &#x017F;ehr natu&#x0364;r-<lb/>
lich, daß bey abnorm angeregter Bildungstha&#x0364;tigkeit die&#x017F;er Or-<lb/>
gane, eben &#x017F;o wie in der ge&#x017F;ammten Sub&#x017F;tanz, auch in die-<lb/>
&#x017F;er Haut Afterorgani&#x017F;ationen ent&#x017F;tehen, welche dann ihrer Form<lb/>
nach oft auffallende Aehnlichkeit mit jenen Kotyledonen haben<lb/>
und mit dem Namen der <hi rendition="#g">Polypen</hi> belegt werden.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 422.</head><lb/>
                          <p>Aeußeres und Inneres die&#x017F;er Auswu&#x0364;ch&#x017F;e zeigt vielfache<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheiten; gemeiniglich &#x017F;tellen &#x017F;ie &#x017F;ich in birnfo&#x0364;rmiger<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0346] ſens beym Stuhlgange, wobey dieſe Geſchwuͤlſte ſich oft noch feſter in das kleine Becken hereinſenken, von Zeit zu Zeit ge- reichte blande Abfuͤhrmittel, dieſes habe ich immer bey Kran- ken dieſer Art am zweckmaͤßigſten gefunden, um ihre Leiden wenigſtens in etwas zu maͤßigen. 6. Von den polypoͤſen Auswuͤchſen an der innern Flaͤche der Gebaͤrmutter. §. 421. Die Schleimhaut, welche die verſchiedenen Gegenden des Fruchtganges (Fallopiſche Roͤhren, Uterus und Mutterſcheide) uͤberzieht, iſt namentlich im Uterus ihrer Natur nach zu einem hohen Grade der Produktivitaͤt beſtimmt, *) indem aus ihr ſich die ſogenannte Flockenhaut zur Befeſtigung der Frucht entwik- kelt, ja bey vielen Saͤugethieren (namentlich den Wiederkaͤuern) die Kotyledonen aus ihr ſich bilden, welche als vollkommen pilzfoͤrmige Erhabenheiten oft zolllang an duͤnnern Stielen uͤber die Gebaͤrmutterflaͤche ſich erheben. Es iſt daher ſehr natuͤr- lich, daß bey abnorm angeregter Bildungsthaͤtigkeit dieſer Or- gane, eben ſo wie in der geſammten Subſtanz, auch in die- ſer Haut Afterorganiſationen entſtehen, welche dann ihrer Form nach oft auffallende Aehnlichkeit mit jenen Kotyledonen haben und mit dem Namen der Polypen belegt werden. §. 422. Aeußeres und Inneres dieſer Auswuͤchſe zeigt vielfache Verſchiedenheiten; gemeiniglich ſtellen ſie ſich in birnfoͤrmiger *) Aehnliche Produktivitaͤt zeigen ja auch die Schleimhaͤnte in andern Organen, z. B. der Naſenhoͤhlen und Rachenhoͤhle, ja ſelbſt die Eingeweidewuͤrmer des Darmkanals ſcheinen Erzeugungen ſeiner in- nern Flaͤche zu ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/346
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/346>, abgerufen am 19.04.2024.