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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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Diese wird dann um die Wurzel des Polypen gelegt, die
Enden des Fadens werden durch den untern Ring angezogen
und geknüpft. Ferner gehören hierher die von Stark, von
Löffler, von Desault und Andern angegebenen Instru-
mente, welche wir indeß um so eher übergehen können, da
unter den hier bereits beschriebenen schon eine genügende Aus-
wahl für verschiedene Fälle frey steht und namentlich das ganz
einfache Sauter'sche Instrument gewiß nicht leicht seine
Dienste versagen wird.

§. 435.

Es ist daher jetzt nur noch von einigen Zufällen zu
sprechen, welche während der Abbindung eines Polypen sich
zuweilen äußern können, so wie von der Behandlung, welche
nach Statt gehabter Ablösung desselben nöthig wird. Oef-
ters nämlich entsteht bald nach angelegter Unterbindung hef-
tiger Schmerz, mit andern Nervenzufällen gepaart, es ent-
steht Fieber und entzündlicher Zustand der Gebärmutter. Man
hat sodann gleich zu untersuchen, ob etwa die Ligatur gleich
anfänglich zu stark angezogen sey, oder ob sie einen Theil
des Uterus mit gefaßt habe, welches dann abzuändern ist,
oder endlich, wenn vorher vielleicht die Diagnose noch nicht
zur vollkommensten Gewißheit gediehen war, so müssen Zu-
fälle dieser Art sogleich auf völlige Lösung der Ligatur drin-
gen, da selbst von erfahrnen Geburtshelfern zuweilen unvoll-
kommne Umstülpungen des Uterus mit Polypen verwechselt
wurden. Außerdem kann zur Linderung der bey reizbaren
Personen doch zuweilen, auch bey der vorsichtigsten Unter-
bindung, eintretenden Zufälle innerlich eine kühlende Emulsion,
bey eintretenden Krämpfen etwas Opium u. s. w., äußerlich
Injectionen von Kamillen-, Valeriana-, Bilsenkraut-Aufguß
u. s. w. mit Nutzen Anwendung finden; Stuhl- und Urinver-
haltungen werden durch Klystiere und den Catheter beseitigt.
Die Kranke muß dabey übrigens ruhig liegen und nur dünne
und leichte Speisen genießen.


Dieſe wird dann um die Wurzel des Polypen gelegt, die
Enden des Fadens werden durch den untern Ring angezogen
und geknuͤpft. Ferner gehoͤren hierher die von Stark, von
Loͤffler, von Deſault und Andern angegebenen Inſtru-
mente, welche wir indeß um ſo eher uͤbergehen koͤnnen, da
unter den hier bereits beſchriebenen ſchon eine genuͤgende Aus-
wahl fuͤr verſchiedene Faͤlle frey ſteht und namentlich das ganz
einfache Sauter’ſche Inſtrument gewiß nicht leicht ſeine
Dienſte verſagen wird.

§. 435.

Es iſt daher jetzt nur noch von einigen Zufaͤllen zu
ſprechen, welche waͤhrend der Abbindung eines Polypen ſich
zuweilen aͤußern koͤnnen, ſo wie von der Behandlung, welche
nach Statt gehabter Abloͤſung deſſelben noͤthig wird. Oef-
ters naͤmlich entſteht bald nach angelegter Unterbindung hef-
tiger Schmerz, mit andern Nervenzufaͤllen gepaart, es ent-
ſteht Fieber und entzuͤndlicher Zuſtand der Gebaͤrmutter. Man
hat ſodann gleich zu unterſuchen, ob etwa die Ligatur gleich
anfaͤnglich zu ſtark angezogen ſey, oder ob ſie einen Theil
des Uterus mit gefaßt habe, welches dann abzuaͤndern iſt,
oder endlich, wenn vorher vielleicht die Diagnoſe noch nicht
zur vollkommenſten Gewißheit gediehen war, ſo muͤſſen Zu-
faͤlle dieſer Art ſogleich auf voͤllige Loͤſung der Ligatur drin-
gen, da ſelbſt von erfahrnen Geburtshelfern zuweilen unvoll-
kommne Umſtuͤlpungen des Uterus mit Polypen verwechſelt
wurden. Außerdem kann zur Linderung der bey reizbaren
Perſonen doch zuweilen, auch bey der vorſichtigſten Unter-
bindung, eintretenden Zufaͤlle innerlich eine kuͤhlende Emulſion,
bey eintretenden Kraͤmpfen etwas Opium u. ſ. w., aͤußerlich
Injectionen von Kamillen-, Valeriana-, Bilſenkraut-Aufguß
u. ſ. w. mit Nutzen Anwendung finden; Stuhl- und Urinver-
haltungen werden durch Klyſtiere und den Catheter beſeitigt.
Die Kranke muß dabey uͤbrigens ruhig liegen und nur duͤnne
und leichte Speiſen genießen.


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[336/0356] Dieſe wird dann um die Wurzel des Polypen gelegt, die Enden des Fadens werden durch den untern Ring angezogen und geknuͤpft. Ferner gehoͤren hierher die von Stark, von Loͤffler, von Deſault und Andern angegebenen Inſtru- mente, welche wir indeß um ſo eher uͤbergehen koͤnnen, da unter den hier bereits beſchriebenen ſchon eine genuͤgende Aus- wahl fuͤr verſchiedene Faͤlle frey ſteht und namentlich das ganz einfache Sauter’ſche Inſtrument gewiß nicht leicht ſeine Dienſte verſagen wird. §. 435. Es iſt daher jetzt nur noch von einigen Zufaͤllen zu ſprechen, welche waͤhrend der Abbindung eines Polypen ſich zuweilen aͤußern koͤnnen, ſo wie von der Behandlung, welche nach Statt gehabter Abloͤſung deſſelben noͤthig wird. Oef- ters naͤmlich entſteht bald nach angelegter Unterbindung hef- tiger Schmerz, mit andern Nervenzufaͤllen gepaart, es ent- ſteht Fieber und entzuͤndlicher Zuſtand der Gebaͤrmutter. Man hat ſodann gleich zu unterſuchen, ob etwa die Ligatur gleich anfaͤnglich zu ſtark angezogen ſey, oder ob ſie einen Theil des Uterus mit gefaßt habe, welches dann abzuaͤndern iſt, oder endlich, wenn vorher vielleicht die Diagnoſe noch nicht zur vollkommenſten Gewißheit gediehen war, ſo muͤſſen Zu- faͤlle dieſer Art ſogleich auf voͤllige Loͤſung der Ligatur drin- gen, da ſelbſt von erfahrnen Geburtshelfern zuweilen unvoll- kommne Umſtuͤlpungen des Uterus mit Polypen verwechſelt wurden. Außerdem kann zur Linderung der bey reizbaren Perſonen doch zuweilen, auch bey der vorſichtigſten Unter- bindung, eintretenden Zufaͤlle innerlich eine kuͤhlende Emulſion, bey eintretenden Kraͤmpfen etwas Opium u. ſ. w., aͤußerlich Injectionen von Kamillen-, Valeriana-, Bilſenkraut-Aufguß u. ſ. w. mit Nutzen Anwendung finden; Stuhl- und Urinver- haltungen werden durch Klyſtiere und den Catheter beſeitigt. Die Kranke muß dabey uͤbrigens ruhig liegen und nur duͤnne und leichte Speiſen genießen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/356>, abgerufen am 29.03.2024.