Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Rücken- und Mutterscheidenbrüche *) hierher gezählt werden,
von welchen man von Zeit zu Zeit Beyspiele beobachtet hat,
allein theils sind diese Fälle so äußerst selten, theils ist hier
so ganz die Beachtung und Behandlung der Bruchge-
schwulst
selbst Hauptsache, daß von diesen Lagenveränderun-
gen der Gebärmutter als besondere Krankheiten nicht die Rede
seyn kann, weßhalb wir hierüber auf die chirurgischen Lehr-
sätze von den Brüchen verweisen, und uns zu der letzten
Regelwidrigkeit am Uterus wenden, nämlich zu der

3.
Umkehrung oder Umstülpung der nicht schwan-
gern Gebärmutter
(Inversio uteri).
§. 503.

Durch diesen Namen bezeichnen wir das Herabsinken
des Gebärmuttergrundes in die Gebärmutterhöhle, in den
Muttermund, ja zuletzt durch die Mutterscheide und die äu-
ßern Geburtstheile, wobey denn natürlich die innere Fläche
der Gebärmutter zur äußern wird, und im Falle die Gebär-
mutter bis vor die äußern Geburtstheile herabgesunken ist,
der Muttermund den obern Theil des vorliegenden Klumpens
ringförmig umgiebt und die ebenfalls herabgesunkene und um-
gestülpte Mutterscheide den hohlen Stiel dieser mehr kuglichen
Geschwulst bildet. -- Man unterscheidet hierbey zwischen un-
vollkommner und vollkommner Umstülpung (Inversio uteri
completa et incompleta
) und begreift unter der erstern Ab-
theilung diejenige Herabsenkung, wo die umgestülpte Gebär-
mutter noch nicht ganz durch den Muttermund sich gedrängt
hat, da das Gegentheil die vollkommne Umstülpung dar-
stellt. --


*) Zu welchen man eigentlich selbst die Zurückbeugung der Gebärmut-
ter rechnen kann.

Ruͤcken- und Mutterſcheidenbruͤche *) hierher gezaͤhlt werden,
von welchen man von Zeit zu Zeit Beyſpiele beobachtet hat,
allein theils ſind dieſe Faͤlle ſo aͤußerſt ſelten, theils iſt hier
ſo ganz die Beachtung und Behandlung der Bruchge-
ſchwulſt
ſelbſt Hauptſache, daß von dieſen Lagenveraͤnderun-
gen der Gebaͤrmutter als beſondere Krankheiten nicht die Rede
ſeyn kann, weßhalb wir hieruͤber auf die chirurgiſchen Lehr-
ſaͤtze von den Bruͤchen verweiſen, und uns zu der letzten
Regelwidrigkeit am Uterus wenden, naͤmlich zu der

3.
Umkehrung oder Umſtuͤlpung der nicht ſchwan-
gern Gebaͤrmutter
(Inversio uteri).
§. 503.

Durch dieſen Namen bezeichnen wir das Herabſinken
des Gebaͤrmuttergrundes in die Gebaͤrmutterhoͤhle, in den
Muttermund, ja zuletzt durch die Mutterſcheide und die aͤu-
ßern Geburtstheile, wobey denn natuͤrlich die innere Flaͤche
der Gebaͤrmutter zur aͤußern wird, und im Falle die Gebaͤr-
mutter bis vor die aͤußern Geburtstheile herabgeſunken iſt,
der Muttermund den obern Theil des vorliegenden Klumpens
ringfoͤrmig umgiebt und die ebenfalls herabgeſunkene und um-
geſtuͤlpte Mutterſcheide den hohlen Stiel dieſer mehr kuglichen
Geſchwulſt bildet. — Man unterſcheidet hierbey zwiſchen un-
vollkommner und vollkommner Umſtuͤlpung (Inversio uteri
completa et incompleta
) und begreift unter der erſtern Ab-
theilung diejenige Herabſenkung, wo die umgeſtuͤlpte Gebaͤr-
mutter noch nicht ganz durch den Muttermund ſich gedraͤngt
hat, da das Gegentheil die vollkommne Umſtuͤlpung dar-
ſtellt. —


*) Zu welchen man eigentlich ſelbſt die Zuruͤckbeugung der Gebaͤrmut-
ter rechnen kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0403" n="383"/>
Ru&#x0364;cken- und Mutter&#x017F;cheidenbru&#x0364;che <note place="foot" n="*)">Zu welchen man eigentlich &#x017F;elb&#x017F;t die Zuru&#x0364;ckbeugung der Geba&#x0364;rmut-<lb/>
ter rechnen kann.</note> hierher geza&#x0364;hlt werden,<lb/>
von welchen man von Zeit zu Zeit Bey&#x017F;piele beobachtet hat,<lb/>
allein theils &#x017F;ind die&#x017F;e Fa&#x0364;lle &#x017F;o a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten, theils i&#x017F;t hier<lb/>
&#x017F;o ganz die Beachtung und Behandlung der <hi rendition="#g">Bruchge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t</hi> &#x017F;elb&#x017F;t Haupt&#x017F;ache, daß von die&#x017F;en Lagenvera&#x0364;nderun-<lb/>
gen der Geba&#x0364;rmutter als be&#x017F;ondere Krankheiten nicht die Rede<lb/>
&#x017F;eyn kann, weßhalb wir hieru&#x0364;ber auf die chirurgi&#x017F;chen Lehr-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze von den Bru&#x0364;chen verwei&#x017F;en, und uns zu der letzten<lb/>
Regelwidrigkeit am Uterus wenden, na&#x0364;mlich zu der</p>
                          </div>
                        </div>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>3.<lb/><hi rendition="#g">Umkehrung oder Um&#x017F;tu&#x0364;lpung der nicht &#x017F;chwan-<lb/>
gern Geba&#x0364;rmutter</hi> (<hi rendition="#aq">Inversio uteri</hi>).</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 503.</head><lb/>
                          <p>Durch die&#x017F;en Namen bezeichnen wir das Herab&#x017F;inken<lb/>
des Geba&#x0364;rmuttergrundes in die Geba&#x0364;rmutterho&#x0364;hle, in den<lb/>
Muttermund, ja zuletzt durch die Mutter&#x017F;cheide und die a&#x0364;u-<lb/>
ßern Geburtstheile, wobey denn natu&#x0364;rlich die innere Fla&#x0364;che<lb/>
der Geba&#x0364;rmutter zur a&#x0364;ußern wird, und im Falle die Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter bis vor die a&#x0364;ußern Geburtstheile herabge&#x017F;unken i&#x017F;t,<lb/>
der Muttermund den obern Theil des vorliegenden Klumpens<lb/>
ringfo&#x0364;rmig umgiebt und die ebenfalls herabge&#x017F;unkene und um-<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;lpte Mutter&#x017F;cheide den hohlen Stiel die&#x017F;er mehr kuglichen<lb/>
Ge&#x017F;chwul&#x017F;t bildet. &#x2014; Man unter&#x017F;cheidet hierbey zwi&#x017F;chen un-<lb/>
vollkommner und vollkommner Um&#x017F;tu&#x0364;lpung (<hi rendition="#aq">Inversio uteri<lb/>
completa et incompleta</hi>) und begreift unter der er&#x017F;tern Ab-<lb/>
theilung diejenige Herab&#x017F;enkung, wo die umge&#x017F;tu&#x0364;lpte Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter noch nicht ganz durch den Muttermund &#x017F;ich gedra&#x0364;ngt<lb/>
hat, da das Gegentheil die vollkommne Um&#x017F;tu&#x0364;lpung dar-<lb/>
&#x017F;tellt. &#x2014;</p>
                        </div><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0403] Ruͤcken- und Mutterſcheidenbruͤche *) hierher gezaͤhlt werden, von welchen man von Zeit zu Zeit Beyſpiele beobachtet hat, allein theils ſind dieſe Faͤlle ſo aͤußerſt ſelten, theils iſt hier ſo ganz die Beachtung und Behandlung der Bruchge- ſchwulſt ſelbſt Hauptſache, daß von dieſen Lagenveraͤnderun- gen der Gebaͤrmutter als beſondere Krankheiten nicht die Rede ſeyn kann, weßhalb wir hieruͤber auf die chirurgiſchen Lehr- ſaͤtze von den Bruͤchen verweiſen, und uns zu der letzten Regelwidrigkeit am Uterus wenden, naͤmlich zu der 3. Umkehrung oder Umſtuͤlpung der nicht ſchwan- gern Gebaͤrmutter (Inversio uteri). §. 503. Durch dieſen Namen bezeichnen wir das Herabſinken des Gebaͤrmuttergrundes in die Gebaͤrmutterhoͤhle, in den Muttermund, ja zuletzt durch die Mutterſcheide und die aͤu- ßern Geburtstheile, wobey denn natuͤrlich die innere Flaͤche der Gebaͤrmutter zur aͤußern wird, und im Falle die Gebaͤr- mutter bis vor die aͤußern Geburtstheile herabgeſunken iſt, der Muttermund den obern Theil des vorliegenden Klumpens ringfoͤrmig umgiebt und die ebenfalls herabgeſunkene und um- geſtuͤlpte Mutterſcheide den hohlen Stiel dieſer mehr kuglichen Geſchwulſt bildet. — Man unterſcheidet hierbey zwiſchen un- vollkommner und vollkommner Umſtuͤlpung (Inversio uteri completa et incompleta) und begreift unter der erſtern Ab- theilung diejenige Herabſenkung, wo die umgeſtuͤlpte Gebaͤr- mutter noch nicht ganz durch den Muttermund ſich gedraͤngt hat, da das Gegentheil die vollkommne Umſtuͤlpung dar- ſtellt. — *) Zu welchen man eigentlich ſelbſt die Zuruͤckbeugung der Gebaͤrmut- ter rechnen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/403
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/403>, abgerufen am 19.04.2024.