Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

des Uterus, von langwierigen Harnverhaltungen, großen Bla-
sensteinen, Wasseransammlungen in der Bauchhöhle, und Brü-
chen, welche sich gegen das Gewölbe der Mutterscheide herab-
senken.

§. 517.

Die Behandlung des Mutterscheidenvorfalls besteht
theils in Zurückbringung desselben, theils in der Sorgfalt
für seine Zurückhaltung. Das erstere ist, wo das Uebel noch
nicht veraltet und weder mit Entzündung, noch mit Dege-
neration der Vagina verknüpft ist, gewöhnlich sehr leicht,
indem man bey angeordneter Rückenlage den Vorfall mit zwey
eingeöhlten Fingern allmählig zurückschiebt, die erschlafften
Scheidenwände gegen die Beckenwandungen andrückt und gleich-
sam ausglättet. Schwerer dagegen gelingt die Reposition,
wo der Vorfall beträchtlich angeschwollen und entzündet ist,
wo man zuvor Umschläge von theils erweichenden und nar-
kotischen, theils späterhin von gelind zusammenziehenden Mit-
teln machen muß; am schwersten jedoch ist dieselbe, wenn
der Vorfall beträchtlich groß, weit aus den Geburtstheilen
herabhängend und vielleicht überdies verhärtet ist. Will man
hier nicht (was in mehreren solchen Fällen, namentlich wenn
es bloß Vorfall der innern Scheidenhaut ist, sehr füglich ge-
schehen kann und mehrmals bereits mit Glück versucht wor-
den ist) lieber zum Abschneiden oder Abbinden des prolabir-
ten Theils schreiten, so kann die Reposition nur durch län-
gere Zeit (zuweilen mehrere Wochen lang) fortgesetzte Rücken-
lage, bei sehr strenger Diät, öftern Abführungen und anhal-
tenden, durch Compressen und eine TBinde fortgesetzten gelin-
den Druck bewerkstelligt werden.

§. 518.

Das Zurückhalten des reponirten Scheidenvorfalls wird
bewerkstelligt 1) durch Entfernung der noch einwirkenden Ur-
sachen, welche dieses Uebel veranlaßt hatten, Hebung der Urin-
verhaltung, Beseitigung der Steinbeschwerden, des Stuhl-
zwanges, Erbrechens u. s. w.; 2) durch angemessene mechani-

des Uterus, von langwierigen Harnverhaltungen, großen Bla-
ſenſteinen, Waſſeranſammlungen in der Bauchhoͤhle, und Bruͤ-
chen, welche ſich gegen das Gewoͤlbe der Mutterſcheide herab-
ſenken.

§. 517.

Die Behandlung des Mutterſcheidenvorfalls beſteht
theils in Zuruͤckbringung deſſelben, theils in der Sorgfalt
fuͤr ſeine Zuruͤckhaltung. Das erſtere iſt, wo das Uebel noch
nicht veraltet und weder mit Entzuͤndung, noch mit Dege-
neration der Vagina verknuͤpft iſt, gewoͤhnlich ſehr leicht,
indem man bey angeordneter Ruͤckenlage den Vorfall mit zwey
eingeoͤhlten Fingern allmaͤhlig zuruͤckſchiebt, die erſchlafften
Scheidenwaͤnde gegen die Beckenwandungen andruͤckt und gleich-
ſam ausglaͤttet. Schwerer dagegen gelingt die Repoſition,
wo der Vorfall betraͤchtlich angeſchwollen und entzuͤndet iſt,
wo man zuvor Umſchlaͤge von theils erweichenden und nar-
kotiſchen, theils ſpaͤterhin von gelind zuſammenziehenden Mit-
teln machen muß; am ſchwerſten jedoch iſt dieſelbe, wenn
der Vorfall betraͤchtlich groß, weit aus den Geburtstheilen
herabhaͤngend und vielleicht uͤberdies verhaͤrtet iſt. Will man
hier nicht (was in mehreren ſolchen Faͤllen, namentlich wenn
es bloß Vorfall der innern Scheidenhaut iſt, ſehr fuͤglich ge-
ſchehen kann und mehrmals bereits mit Gluͤck verſucht wor-
den iſt) lieber zum Abſchneiden oder Abbinden des prolabir-
ten Theils ſchreiten, ſo kann die Repoſition nur durch laͤn-
gere Zeit (zuweilen mehrere Wochen lang) fortgeſetzte Ruͤcken-
lage, bei ſehr ſtrenger Diaͤt, oͤftern Abfuͤhrungen und anhal-
tenden, durch Compreſſen und eine TBinde fortgeſetzten gelin-
den Druck bewerkſtelligt werden.

§. 518.

Das Zuruͤckhalten des reponirten Scheidenvorfalls wird
bewerkſtelligt 1) durch Entfernung der noch einwirkenden Ur-
ſachen, welche dieſes Uebel veranlaßt hatten, Hebung der Urin-
verhaltung, Beſeitigung der Steinbeſchwerden, des Stuhl-
zwanges, Erbrechens u. ſ. w.; 2) durch angemeſſene mechani-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0412" n="392"/>
des Uterus, von langwierigen Harnverhaltungen, großen Bla-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;teinen, Wa&#x017F;&#x017F;eran&#x017F;ammlungen in der Bauchho&#x0364;hle, und Bru&#x0364;-<lb/>
chen, welche &#x017F;ich gegen das Gewo&#x0364;lbe der Mutter&#x017F;cheide herab-<lb/>
&#x017F;enken.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 517.</head><lb/>
                        <p>Die <hi rendition="#g">Behandlung</hi> des Mutter&#x017F;cheidenvorfalls be&#x017F;teht<lb/>
theils in Zuru&#x0364;ckbringung de&#x017F;&#x017F;elben, theils in der Sorgfalt<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;eine Zuru&#x0364;ckhaltung. Das er&#x017F;tere i&#x017F;t, wo das Uebel noch<lb/>
nicht veraltet und weder mit Entzu&#x0364;ndung, noch mit Dege-<lb/>
neration der Vagina verknu&#x0364;pft i&#x017F;t, gewo&#x0364;hnlich &#x017F;ehr leicht,<lb/>
indem man bey angeordneter Ru&#x0364;ckenlage den Vorfall mit zwey<lb/>
eingeo&#x0364;hlten Fingern allma&#x0364;hlig zuru&#x0364;ck&#x017F;chiebt, die er&#x017F;chlafften<lb/>
Scheidenwa&#x0364;nde gegen die Beckenwandungen andru&#x0364;ckt und gleich-<lb/>
&#x017F;am ausgla&#x0364;ttet. Schwerer dagegen gelingt die Repo&#x017F;ition,<lb/>
wo der Vorfall betra&#x0364;chtlich ange&#x017F;chwollen und entzu&#x0364;ndet i&#x017F;t,<lb/>
wo man zuvor Um&#x017F;chla&#x0364;ge von theils erweichenden und nar-<lb/>
koti&#x017F;chen, theils &#x017F;pa&#x0364;terhin von gelind zu&#x017F;ammenziehenden Mit-<lb/>
teln machen muß; am &#x017F;chwer&#x017F;ten jedoch i&#x017F;t die&#x017F;elbe, wenn<lb/>
der Vorfall betra&#x0364;chtlich groß, weit aus den Geburtstheilen<lb/>
herabha&#x0364;ngend und vielleicht u&#x0364;berdies verha&#x0364;rtet i&#x017F;t. Will man<lb/>
hier nicht (was in mehreren &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen, namentlich wenn<lb/>
es bloß Vorfall der innern Scheidenhaut i&#x017F;t, &#x017F;ehr fu&#x0364;glich ge-<lb/>
&#x017F;chehen kann und mehrmals bereits mit Glu&#x0364;ck ver&#x017F;ucht wor-<lb/>
den i&#x017F;t) lieber zum Ab&#x017F;chneiden oder Abbinden des prolabir-<lb/>
ten Theils &#x017F;chreiten, &#x017F;o kann die Repo&#x017F;ition nur durch la&#x0364;n-<lb/>
gere Zeit (zuweilen mehrere Wochen lang) fortge&#x017F;etzte Ru&#x0364;cken-<lb/>
lage, bei &#x017F;ehr &#x017F;trenger Dia&#x0364;t, o&#x0364;ftern Abfu&#x0364;hrungen und anhal-<lb/>
tenden, durch Compre&#x017F;&#x017F;en und eine <hi rendition="#aq">T</hi>Binde fortge&#x017F;etzten gelin-<lb/>
den Druck bewerk&#x017F;telligt werden.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 518.</head><lb/>
                        <p>Das Zuru&#x0364;ckhalten des reponirten Scheidenvorfalls wird<lb/>
bewerk&#x017F;telligt 1) durch Entfernung der noch einwirkenden Ur-<lb/>
&#x017F;achen, welche die&#x017F;es Uebel veranlaßt hatten, Hebung der Urin-<lb/>
verhaltung, Be&#x017F;eitigung der Steinbe&#x017F;chwerden, des Stuhl-<lb/>
zwanges, Erbrechens u. &#x017F;. w.; 2) durch angeme&#x017F;&#x017F;ene mechani-<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0412] des Uterus, von langwierigen Harnverhaltungen, großen Bla- ſenſteinen, Waſſeranſammlungen in der Bauchhoͤhle, und Bruͤ- chen, welche ſich gegen das Gewoͤlbe der Mutterſcheide herab- ſenken. §. 517. Die Behandlung des Mutterſcheidenvorfalls beſteht theils in Zuruͤckbringung deſſelben, theils in der Sorgfalt fuͤr ſeine Zuruͤckhaltung. Das erſtere iſt, wo das Uebel noch nicht veraltet und weder mit Entzuͤndung, noch mit Dege- neration der Vagina verknuͤpft iſt, gewoͤhnlich ſehr leicht, indem man bey angeordneter Ruͤckenlage den Vorfall mit zwey eingeoͤhlten Fingern allmaͤhlig zuruͤckſchiebt, die erſchlafften Scheidenwaͤnde gegen die Beckenwandungen andruͤckt und gleich- ſam ausglaͤttet. Schwerer dagegen gelingt die Repoſition, wo der Vorfall betraͤchtlich angeſchwollen und entzuͤndet iſt, wo man zuvor Umſchlaͤge von theils erweichenden und nar- kotiſchen, theils ſpaͤterhin von gelind zuſammenziehenden Mit- teln machen muß; am ſchwerſten jedoch iſt dieſelbe, wenn der Vorfall betraͤchtlich groß, weit aus den Geburtstheilen herabhaͤngend und vielleicht uͤberdies verhaͤrtet iſt. Will man hier nicht (was in mehreren ſolchen Faͤllen, namentlich wenn es bloß Vorfall der innern Scheidenhaut iſt, ſehr fuͤglich ge- ſchehen kann und mehrmals bereits mit Gluͤck verſucht wor- den iſt) lieber zum Abſchneiden oder Abbinden des prolabir- ten Theils ſchreiten, ſo kann die Repoſition nur durch laͤn- gere Zeit (zuweilen mehrere Wochen lang) fortgeſetzte Ruͤcken- lage, bei ſehr ſtrenger Diaͤt, oͤftern Abfuͤhrungen und anhal- tenden, durch Compreſſen und eine TBinde fortgeſetzten gelin- den Druck bewerkſtelligt werden. §. 518. Das Zuruͤckhalten des reponirten Scheidenvorfalls wird bewerkſtelligt 1) durch Entfernung der noch einwirkenden Ur- ſachen, welche dieſes Uebel veranlaßt hatten, Hebung der Urin- verhaltung, Beſeitigung der Steinbeſchwerden, des Stuhl- zwanges, Erbrechens u. ſ. w.; 2) durch angemeſſene mechani-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/412
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/412>, abgerufen am 28.03.2024.