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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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sche Unterstützung und zweckmäßige Lage. Als Mittel zur
Unterstützung des Scheidenvorfalls ist aber besonders ein cylin-
derförmiger, oberwärts etwas stärkerer Schwamm, mit ad-
stringirenden Dekokten befeuchtet, zu empfehlen, weicher, wenn
die Kranke das Bette verläßt, durch eine TBinde befestigt
werden muß. Zu demselben Endzweck dienen ferner die Schei-
dencylinder aus Leinwand, mit Eichenrindenpulver und rothem
Wein gefüllt, und endlich kann man sich dazu auch mehrerer
der oben beschriebenen Mutterkränze, so wie der hohlen elasti-
schen Scheidencylinder bedienen, zumal wenn es ein Vorfall
der ganzen Scheidenwände, und derselbe also auch mit einem
unvollkommnen Gebärmuttervorfall verknüpft ist.

3.
Von dem Mutterscheidenbruche (Colpocele, Elytro-
cele, Hernia vaginalis
).
§. 519.

In den vertieften Falten, welche als Fortsetzungen des
Bauchfells vom Gebärmuttergrunde nach der Harnblase so-
wohl als nach dem Mastdarme hin gebildet werden, senken
sich zuweilen ein oder mehrere benachbarte Unterleibseingeweide
herab, dehnen sie nach und nach beträchtlich aus, und ver-
ursachen so eine Bruchgeschwulst, welche an dem Grunde der
Mutterscheide entweder vor oder hinter der Vaginalportion
fühlbar werden muß und deshalb den Namen des Mutter-
scheide bruchs bekommt. In wiefern jedoch die Falte, welche
vom Uterus nach dem Mastdarme reicht, schon im regel-
mäßigen Zustande tiefer ist, als die vom Uterus nach der
Harnblase, und in wiefern noch überdies der Uterus gewöhn-
lich mit dem Grunde etwas mehr gegen den Schambogen ge-
neigt ist, und dadurch die vordere Falte noch mehr verengert,
so finden wir auch den Mutterscheidenbruch häufiger hinter als
vor der Vaginalportion im Scheidengewölbe, jedoch überhaupt
selten genau in der Mitte der hintern oder vordern Gegend,
sondern meistens etwas seitwärts, als welches durch die an-

ſche Unterſtuͤtzung und zweckmaͤßige Lage. Als Mittel zur
Unterſtuͤtzung des Scheidenvorfalls iſt aber beſonders ein cylin-
derfoͤrmiger, oberwaͤrts etwas ſtaͤrkerer Schwamm, mit ad-
ſtringirenden Dekokten befeuchtet, zu empfehlen, weicher, wenn
die Kranke das Bette verlaͤßt, durch eine TBinde befeſtigt
werden muß. Zu demſelben Endzweck dienen ferner die Schei-
dencylinder aus Leinwand, mit Eichenrindenpulver und rothem
Wein gefuͤllt, und endlich kann man ſich dazu auch mehrerer
der oben beſchriebenen Mutterkraͤnze, ſo wie der hohlen elaſti-
ſchen Scheidencylinder bedienen, zumal wenn es ein Vorfall
der ganzen Scheidenwaͤnde, und derſelbe alſo auch mit einem
unvollkommnen Gebaͤrmuttervorfall verknuͤpft iſt.

3.
Von dem Mutterſcheidenbruche (Colpocele, Elytro-
cele, Hernia vaginalis
).
§. 519.

In den vertieften Falten, welche als Fortſetzungen des
Bauchfells vom Gebaͤrmuttergrunde nach der Harnblaſe ſo-
wohl als nach dem Maſtdarme hin gebildet werden, ſenken
ſich zuweilen ein oder mehrere benachbarte Unterleibseingeweide
herab, dehnen ſie nach und nach betraͤchtlich aus, und ver-
urſachen ſo eine Bruchgeſchwulſt, welche an dem Grunde der
Mutterſcheide entweder vor oder hinter der Vaginalportion
fuͤhlbar werden muß und deshalb den Namen des Mutter-
ſcheide bruchs bekommt. In wiefern jedoch die Falte, welche
vom Uterus nach dem Maſtdarme reicht, ſchon im regel-
maͤßigen Zuſtande tiefer iſt, als die vom Uterus nach der
Harnblaſe, und in wiefern noch uͤberdies der Uterus gewoͤhn-
lich mit dem Grunde etwas mehr gegen den Schambogen ge-
neigt iſt, und dadurch die vordere Falte noch mehr verengert,
ſo finden wir auch den Mutterſcheidenbruch haͤufiger hinter als
vor der Vaginalportion im Scheidengewoͤlbe, jedoch uͤberhaupt
ſelten genau in der Mitte der hintern oder vordern Gegend,
ſondern meiſtens etwas ſeitwaͤrts, als welches durch die an-

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[393/0413] ſche Unterſtuͤtzung und zweckmaͤßige Lage. Als Mittel zur Unterſtuͤtzung des Scheidenvorfalls iſt aber beſonders ein cylin- derfoͤrmiger, oberwaͤrts etwas ſtaͤrkerer Schwamm, mit ad- ſtringirenden Dekokten befeuchtet, zu empfehlen, weicher, wenn die Kranke das Bette verlaͤßt, durch eine TBinde befeſtigt werden muß. Zu demſelben Endzweck dienen ferner die Schei- dencylinder aus Leinwand, mit Eichenrindenpulver und rothem Wein gefuͤllt, und endlich kann man ſich dazu auch mehrerer der oben beſchriebenen Mutterkraͤnze, ſo wie der hohlen elaſti- ſchen Scheidencylinder bedienen, zumal wenn es ein Vorfall der ganzen Scheidenwaͤnde, und derſelbe alſo auch mit einem unvollkommnen Gebaͤrmuttervorfall verknuͤpft iſt. 3. Von dem Mutterſcheidenbruche (Colpocele, Elytro- cele, Hernia vaginalis). §. 519. In den vertieften Falten, welche als Fortſetzungen des Bauchfells vom Gebaͤrmuttergrunde nach der Harnblaſe ſo- wohl als nach dem Maſtdarme hin gebildet werden, ſenken ſich zuweilen ein oder mehrere benachbarte Unterleibseingeweide herab, dehnen ſie nach und nach betraͤchtlich aus, und ver- urſachen ſo eine Bruchgeſchwulſt, welche an dem Grunde der Mutterſcheide entweder vor oder hinter der Vaginalportion fuͤhlbar werden muß und deshalb den Namen des Mutter- ſcheide bruchs bekommt. In wiefern jedoch die Falte, welche vom Uterus nach dem Maſtdarme reicht, ſchon im regel- maͤßigen Zuſtande tiefer iſt, als die vom Uterus nach der Harnblaſe, und in wiefern noch uͤberdies der Uterus gewoͤhn- lich mit dem Grunde etwas mehr gegen den Schambogen ge- neigt iſt, und dadurch die vordere Falte noch mehr verengert, ſo finden wir auch den Mutterſcheidenbruch haͤufiger hinter als vor der Vaginalportion im Scheidengewoͤlbe, jedoch uͤberhaupt ſelten genau in der Mitte der hintern oder vordern Gegend, ſondern meiſtens etwas ſeitwaͤrts, als welches durch die an-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/413>, abgerufen am 25.04.2024.