Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
2) Unvollkommne Ausbildung der Brüste und vor-
zeitiges Welken derselben.
§. 559.

Wenn die Brüste in den Jahren nach Eintritt der Men-
struation schlaff und klein bleiben, so ist dies entweder Folge
einer im Allgemeinen geschwächten Reproduction, oder einer
mangelhaften Ausbildung oder anderweitigen Störung des Ge-
schlechtssystems; und aus denselben Gründen kann auch, nach-
dem früher diese Theile gehörig ausgebildet waren, ihr vor-
zeitiges Zusammenfallen und Abwelken verursacht werden.
Die Schwächung der Reproduction selbst ist aber entweder di-
rekt durch Säfteverlust, vorausgegangene angreifende allge-
meine Krankheiten veranlaßt, oder es sind die assimilirenden
Organe und namentlich die Lymphgefäße in Unordnung; die
Unvollkommenheit des Geschlechtssystems ist entweder Folge
ursprünglicher Mißbildung, oder durch örtliche Krankheiten
und Zerstörungen desselben herbeygeführt, wie man denn z. B.
nach Ausrottung des Uterus Schlaffwerden und Einschrum-
pfen der Brüste bemerkte.

§. 560.

Es ergiebt sich hieraus, daß mehrere Fälle dieses krank-
haften Zustandes der Brüste durchaus keiner Hülfe fähig sind,
welches eintreten wird, wo die Ursachen der allgemein dar-
nieder liegenden Reproduction nicht zu beseitigen sind, oder
wo das Uebel auf ursprünglicher Mißbildung des Geschlechts-
systems, oder auf unheilbaren Zerstörungen wichtiger innerer
Geschlechtsorgane beruht. In andern Fällen hingegen ist es
oft möglich, eine vollkommnere Ausbildung der Brüste zu be-
günstigen oder wiederherzustellen, wobey denn die Ursachen
berücksichtigt werden müssen. Reiner Zustand von Schwäche
wird den Genuß reichlich nährender, leichtverdaulicher Spei-
sen, den Gebrauch eines kräftigen Weins, die Anwendung
tonischer Mittel, der Extrakte der China, des Eisens, der
eisenhaltigen Mineralbäder nöthig machen, welche Mittel ört-
lich durch Waschen der Brüste mit Eau de Cologne, war-

I. Theil. 27
2) Unvollkommne Ausbildung der Bruͤſte und vor-
zeitiges Welken derſelben.
§. 559.

Wenn die Bruͤſte in den Jahren nach Eintritt der Men-
ſtruation ſchlaff und klein bleiben, ſo iſt dies entweder Folge
einer im Allgemeinen geſchwaͤchten Reproduction, oder einer
mangelhaften Ausbildung oder anderweitigen Stoͤrung des Ge-
ſchlechtsſyſtems; und aus denſelben Gruͤnden kann auch, nach-
dem fruͤher dieſe Theile gehoͤrig ausgebildet waren, ihr vor-
zeitiges Zuſammenfallen und Abwelken verurſacht werden.
Die Schwaͤchung der Reproduction ſelbſt iſt aber entweder di-
rekt durch Saͤfteverluſt, vorausgegangene angreifende allge-
meine Krankheiten veranlaßt, oder es ſind die aſſimilirenden
Organe und namentlich die Lymphgefaͤße in Unordnung; die
Unvollkommenheit des Geſchlechtsſyſtems iſt entweder Folge
urſpruͤnglicher Mißbildung, oder durch oͤrtliche Krankheiten
und Zerſtoͤrungen deſſelben herbeygefuͤhrt, wie man denn z. B.
nach Ausrottung des Uterus Schlaffwerden und Einſchrum-
pfen der Bruͤſte bemerkte.

§. 560.

Es ergiebt ſich hieraus, daß mehrere Faͤlle dieſes krank-
haften Zuſtandes der Bruͤſte durchaus keiner Huͤlfe faͤhig ſind,
welches eintreten wird, wo die Urſachen der allgemein dar-
nieder liegenden Reproduction nicht zu beſeitigen ſind, oder
wo das Uebel auf urſpruͤnglicher Mißbildung des Geſchlechts-
ſyſtems, oder auf unheilbaren Zerſtoͤrungen wichtiger innerer
Geſchlechtsorgane beruht. In andern Faͤllen hingegen iſt es
oft moͤglich, eine vollkommnere Ausbildung der Bruͤſte zu be-
guͤnſtigen oder wiederherzuſtellen, wobey denn die Urſachen
beruͤckſichtigt werden muͤſſen. Reiner Zuſtand von Schwaͤche
wird den Genuß reichlich naͤhrender, leichtverdaulicher Spei-
ſen, den Gebrauch eines kraͤftigen Weins, die Anwendung
toniſcher Mittel, der Extrakte der China, des Eiſens, der
eiſenhaltigen Mineralbaͤder noͤthig machen, welche Mittel oͤrt-
lich durch Waſchen der Bruͤſte mit Eau de Cologne, war-

I. Theil. 27
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0437" n="417"/>
                      <div n="9">
                        <head>2) <hi rendition="#g">Unvollkommne Ausbildung der Bru&#x0364;&#x017F;te und vor-<lb/>
zeitiges Welken der&#x017F;elben</hi>.</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 559.</head><lb/>
                          <p>Wenn die Bru&#x0364;&#x017F;te in den Jahren nach Eintritt der Men-<lb/>
&#x017F;truation &#x017F;chlaff und klein bleiben, &#x017F;o i&#x017F;t dies entweder Folge<lb/>
einer im Allgemeinen ge&#x017F;chwa&#x0364;chten Reproduction, oder einer<lb/>
mangelhaften Ausbildung oder anderweitigen Sto&#x0364;rung des Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts&#x017F;y&#x017F;tems; und aus den&#x017F;elben Gru&#x0364;nden kann auch, nach-<lb/>
dem fru&#x0364;her die&#x017F;e Theile geho&#x0364;rig ausgebildet waren, ihr vor-<lb/>
zeitiges Zu&#x017F;ammenfallen und Abwelken verur&#x017F;acht werden.<lb/>
Die Schwa&#x0364;chung der Reproduction &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t aber entweder di-<lb/>
rekt durch Sa&#x0364;fteverlu&#x017F;t, vorausgegangene angreifende allge-<lb/>
meine Krankheiten veranlaßt, oder es &#x017F;ind die a&#x017F;&#x017F;imilirenden<lb/>
Organe und namentlich die Lymphgefa&#x0364;ße in Unordnung; die<lb/>
Unvollkommenheit des Ge&#x017F;chlechts&#x017F;y&#x017F;tems i&#x017F;t entweder Folge<lb/>
ur&#x017F;pru&#x0364;nglicher Mißbildung, oder durch o&#x0364;rtliche Krankheiten<lb/>
und Zer&#x017F;to&#x0364;rungen de&#x017F;&#x017F;elben herbeygefu&#x0364;hrt, wie man denn z. B.<lb/>
nach Ausrottung des Uterus Schlaffwerden und Ein&#x017F;chrum-<lb/>
pfen der Bru&#x0364;&#x017F;te bemerkte.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 560.</head><lb/>
                          <p>Es ergiebt &#x017F;ich hieraus, daß mehrere Fa&#x0364;lle die&#x017F;es krank-<lb/>
haften Zu&#x017F;tandes der Bru&#x0364;&#x017F;te durchaus keiner Hu&#x0364;lfe fa&#x0364;hig &#x017F;ind,<lb/>
welches eintreten wird, wo die Ur&#x017F;achen der allgemein dar-<lb/>
nieder liegenden Reproduction nicht zu be&#x017F;eitigen &#x017F;ind, oder<lb/>
wo das Uebel auf ur&#x017F;pru&#x0364;nglicher Mißbildung des Ge&#x017F;chlechts-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;tems, oder auf unheilbaren Zer&#x017F;to&#x0364;rungen wichtiger innerer<lb/>
Ge&#x017F;chlechtsorgane beruht. In andern Fa&#x0364;llen hingegen i&#x017F;t es<lb/>
oft mo&#x0364;glich, eine vollkommnere Ausbildung der Bru&#x0364;&#x017F;te zu be-<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigen oder wiederherzu&#x017F;tellen, wobey denn die Ur&#x017F;achen<lb/>
beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Reiner Zu&#x017F;tand von Schwa&#x0364;che<lb/>
wird den Genuß reichlich na&#x0364;hrender, leichtverdaulicher Spei-<lb/>
&#x017F;en, den Gebrauch eines kra&#x0364;ftigen Weins, die Anwendung<lb/>
toni&#x017F;cher Mittel, der Extrakte der China, des Ei&#x017F;ens, der<lb/>
ei&#x017F;enhaltigen Mineralba&#x0364;der no&#x0364;thig machen, welche Mittel o&#x0364;rt-<lb/>
lich durch Wa&#x017F;chen der Bru&#x0364;&#x017F;te mit <hi rendition="#aq">Eau de Cologne,</hi> war-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. 27</fw><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0437] 2) Unvollkommne Ausbildung der Bruͤſte und vor- zeitiges Welken derſelben. §. 559. Wenn die Bruͤſte in den Jahren nach Eintritt der Men- ſtruation ſchlaff und klein bleiben, ſo iſt dies entweder Folge einer im Allgemeinen geſchwaͤchten Reproduction, oder einer mangelhaften Ausbildung oder anderweitigen Stoͤrung des Ge- ſchlechtsſyſtems; und aus denſelben Gruͤnden kann auch, nach- dem fruͤher dieſe Theile gehoͤrig ausgebildet waren, ihr vor- zeitiges Zuſammenfallen und Abwelken verurſacht werden. Die Schwaͤchung der Reproduction ſelbſt iſt aber entweder di- rekt durch Saͤfteverluſt, vorausgegangene angreifende allge- meine Krankheiten veranlaßt, oder es ſind die aſſimilirenden Organe und namentlich die Lymphgefaͤße in Unordnung; die Unvollkommenheit des Geſchlechtsſyſtems iſt entweder Folge urſpruͤnglicher Mißbildung, oder durch oͤrtliche Krankheiten und Zerſtoͤrungen deſſelben herbeygefuͤhrt, wie man denn z. B. nach Ausrottung des Uterus Schlaffwerden und Einſchrum- pfen der Bruͤſte bemerkte. §. 560. Es ergiebt ſich hieraus, daß mehrere Faͤlle dieſes krank- haften Zuſtandes der Bruͤſte durchaus keiner Huͤlfe faͤhig ſind, welches eintreten wird, wo die Urſachen der allgemein dar- nieder liegenden Reproduction nicht zu beſeitigen ſind, oder wo das Uebel auf urſpruͤnglicher Mißbildung des Geſchlechts- ſyſtems, oder auf unheilbaren Zerſtoͤrungen wichtiger innerer Geſchlechtsorgane beruht. In andern Faͤllen hingegen iſt es oft moͤglich, eine vollkommnere Ausbildung der Bruͤſte zu be- guͤnſtigen oder wiederherzuſtellen, wobey denn die Urſachen beruͤckſichtigt werden muͤſſen. Reiner Zuſtand von Schwaͤche wird den Genuß reichlich naͤhrender, leichtverdaulicher Spei- ſen, den Gebrauch eines kraͤftigen Weins, die Anwendung toniſcher Mittel, der Extrakte der China, des Eiſens, der eiſenhaltigen Mineralbaͤder noͤthig machen, welche Mittel oͤrt- lich durch Waſchen der Bruͤſte mit Eau de Cologne, war- I. Theil. 27

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/437
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/437>, abgerufen am 19.04.2024.